Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat einen Job, um den sie nicht zu beneiden ist: sie muss — da sie nun einmal irgendwann damit angefangen hat — jedes Jahr ein Wort des Jahres wählen. Eigentlich eine schöne, spannende Aufgabe, wäre da nicht ein ungeschriebenes aber eisernes Gesetz: das Wort darf keinesfalls tatsächlich in nennenswerter Häufigkeit verwendet worden sein, schon gar nicht im Jahr, für das es gewählt wurde. Aber anders als der Langenscheidt-Verlag es mit dem Jugendwort macht, darf die GfdS das Wort auch nicht völlig frei erfinden oder aus einem YouTube-Video von Moneyboy klauen. Wie gesagt, nicht zu beneiden.
Aber man muss es ihnen lassen, sie machen diesen Job ganz hervorragend:
Das Wort des Jahres 2018 ist Heißzeit. Diese Entscheidung traf am Mittwoch eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden. [Pressemitteilung der GfdS]
Genial. Man nimmt ein Wort aus einer Pressemitteilung des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK, die Anfang August kurz für Aufmerksamkeit gesorgt hat, bevor wir alle den Klimawandel wieder kollektiv verdrängt haben.
Und die Begründung:
Sie thematisiert damit nicht nur einen extremen Sommer, der gefühlt von April bis November dauerte. Ebenfalls angedeutet werden soll eines der gravierendsten globalen Phänomene des frühen 21. Jahrhunderts, der Klimawandel.
Gut, eigentlich hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung damit den Klimawandel thematisiert. In einer (in Worten 1) Pressemitteilung. Aber Schwamm drüber, warum es Wort des verdammten Jahres ist, will ich wissen.
Ah:
Nicht zuletzt ist Heißzeit eine interessante Wortbildung. Mit der lautlichen Analogie zu Eiszeit erhält der Ausdruck über die bloße Bedeutung ›Zeitraum, in dem es heiß ist‹ hinaus eine epochale Dimension und verweist möglicherweise auf eine sich ändernde Klimaperiode.
Ja, genau darauf verweist es. Nicht „möglicherweise“, sondern ganz, ganz deutlich. In einer Pressemitteilung des PIK. Warum es Wort des Jahres ist, will ich wissen.
Ehrenmann, wer mir das erklären kann.