Don’t mention it – in etwa „nicht der Rede wert“ – ist im Englischen eine der Standardantworten auf Dankesbekundungen. Das Oxford English Dictionary hat dieses Motto so verinnerlicht, dass man sich dort gar nicht erst bedankt. Man stellt zwar ein Online-Formular bereit, über das Nutzer/innen Erstbelege, Wortvorschläge, Fehler und anderes melden können – Crowdsourcing hat beim OED eine lange Tradition, schon die erste Auflage stützte sich stark auf Sprachbelege, die von belesenen Sprachliebhaber/innen eingeschickt und in der Redaktion des Wörterbuchs von Hand sortiert und in Zettelkästen verwahrt wurden (für unsere jüngeren Leser/innen: Das Internet gab es im neunzehnten Jahrhundert noch nicht). Aber eine Reaktion bekommt man auch dann nicht, wenn der gemeldete Vorschlag umgesetzt oder Mangel behoben ist Weiterlesen
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Shitstorm wem Shitstorm gebührt
Das Oxford English Dictionary ist einer langen Tradition sorgfältiger lexikografischer Arbeit auf höchstem wissenschaftlichen Niveau verpflichtet – es ist quasi, wie sein Name schon sagt, das Oxford unter den English Dictionaries.
Dabei spielt vor allem die Suche nach Erstbelegen – also den ersten schriftlich dokumentierten Verwendungen von Wörtern – eine Rolle. Diese werden häufig von lexophilen Laien an die Redaktion des OED geschickt, wo sie dann sorgfältig nach allen Regeln der Wörterbuchmacherei überprüft und gefaktencheckt werden, bevor sie den bisherigen Erstbeleg eines Wortes auf die Müllhalde der Sprachgeschichte befördern dürfen.
Oder sie werden einfach aus Internetquellen mit notorisch unzuverlässiger Datierung übernommen ohne auch nur oberflächlich auf Plausibilität überprüft zu werden. So geschehen im Fall eines alten Bekannten des Sprachlogs, dem shitstorm. Der findet sich im OED als Unterpunkt des Eintrags für shit und wird definiert als „a frenetic or disastrous event; a commotion, a tumult“ (ein hektisches oder katastrophales Ereignis, ein Durcheinander, ein Tumult). Weiterlesen
Sprachbrocken: Der Shitstorm ist Establishment
Da aktualisiert die Duden-Redaktion ihr Wörterbuch mit über 5000 Wörtern, darunter urdeutsche (und hervorragend zueinander passende) Schönheiten wie Schuldenbremse und Vollpfosten, und alles, was die internationale Presse interessiert, ist – der Shitstorm. Nicht ganz unschuldig an dem internationalen Medieninteresse: Die Sprachlogger/innen, unter deren Federführung Shitstorm zum „Anglizismus des Jahres“ 2011 gewählt wurde. Kaum ein Artikel, der diese Wahl nicht als Aufhänger nimmt (unser Jurymitglied Michael Mann hat es über den damaligen Bericht auf The Local sogar in den Bericht der BBC geschafft). Weiterlesen
Sprachbrocken 25/2013
Die sprachliche Nachricht der Woche war fraglos „‚Tweet‘ kommt ins Wörterbuch“. Das Wörterbuch, um das es dabei ging, war das Oxford English Dictionary, das tweet war das englische Verb to tweet. Und tatsächlich findet sich der entsprechende Eintrag bereits in der Online-Version des Wörterbuchs, ebenso, wie der für das Substantiv tweet. Dabei ist nicht das Wort selbst neu, denn das stand bisher natürlich schon mit der Bedeutung „einen kurzen, hohen Ton oder eine Serie solcher Töne machen“ (für das Verb) und „kurzer, hoher Ton wie ihn ein kleiner Vogel macht“ (für das Substantiv) im größten Wörterbuch der englischen Sprache. Nun kommen zwei Verbbedeutungen hinzu. Eine für das Verb ohne Objekt (z.B. John tweets): „einen Beitrag auf dem sozialen Netzwerkdienst Twitter machen. Auch: Twitter regelmäßig oder gewohnheitsmäßig verwenden“. Und eine für das Verb mit Objekt (z.B. John tweeted a picture of a cat): „eine Nachricht, eine Information auf Twitter veröffentlichen“. Als Erstbeleg für Verb und Substantiv gibt das OED derzeit einen Blogbeitrag auf dem Blog NevOn vom 15. März 2007 an – für Sprachfans eine klare Herausforderung, einen früheren Beleg zu finden. Weiterlesen