Heute ein kurioser Linktipp – Sehstärke testen mit IPA-Zeichen. Exzellent als Wandschmuck geeignet.
Gefunden auf maha’s blog.
Heute ein kurioser Linktipp – Sehstärke testen mit IPA-Zeichen. Exzellent als Wandschmuck geeignet.
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Kürzlich habe ich die neuste Auflage des Duden 4 (“Die Grammatik”) geschenkt bekommen. Damit habe ich jetzt zwei Grammatikduden. Und keinen Platz im Regal. Da ich sowieso nie hinsitzen und die Unterschiede vergleichen werde, habe ich beschlossen, mich von der letzten Auflage (das ist die 7., also schon nach der Komplettüberarbeitung) zu trennen. Und da auch diese ein Geschenk war – warum nicht weiterverschenken?
Ein Wort der Warnung: Der Grammatikduden ist schwere Kost und eigentlich nicht für Laien geeignet. (Er ist auch im wörtlichen Sinne schwer … *puh*) Ich würde ihn daher gerne in treue Hände abgeben, die die Verantwortung zu schätzen wissen.
Wer grammatiklieb ist und ein staubfreies Regal mit freundlichen Büchern hat, könnte schon bald mit der Vormundschaft für Auflage 7 betraut werden. Besser als bei mir geht es ihm bei Euch sicher:
Interesse einfach in den Kommentaren bekunden!
Für meine Magisterarbeit habe ich Sprachaufnahmen gemacht, die ich jetzt irgendwie in Schriftform bringen muss. Da es sich um badischen Dialekt handelt, kann ich nicht einfach das deutsche Schriftsystem nehmen – gerade bei den Vokalen gibt es da nämlich Laute, die man so im Standarddeutschen nicht kennt.
Hier ein willkürlich ausgewählter Satz (es geht um die Wörter Moderatorinnen oder Ansagerinnen, die der Sprecherin nicht einfallen):
Badisch: … die, wo ram Fernseh so ebbis erkläre nodde rebbis, ebbis …
Hochdeutsch: … die, die im Fernsehn so etwas erklären oder etwas, etwas …
Wer den Dialekt nicht spricht, kann ihn so auch nicht richtig vorlesen. <ie> zum Beispiel ist kein langes i, sondern wirklich ein Diphthong, i‑e. Es gibt aber natürlich auch lange i-Laute. Wenn <ie> für den Diphthong reserviert ist, was macht man mit ihnen? Vielleicht <ih>? Und schon steckt man mittendrin in lauter Behelfskonstruktionen, die das System immer weiter von dem entfernen, was man eigentlich wollte: einer für SprachwissenschaftlerInnen leicht lesbaren Umschrift.
Die offensichtlichste Lösung ist IPA, das phonetische Alphabet. Dagegen sprechen allerdings mehrere Dinge. Zum Ersten, dass das Programm, das ich für meine Datenbank benutze, keine Sonderzeichen zulässt. IPA-Symbole befinden sich aber bei normalen Schriftsätzen unter den Sonderzeichen. (Und bei Tricks, durch die normale Tastaturtasten mit IPA belegt werden können, muss ich dauernd die Tastatur umschalten, weil ich auch Nicht-IPA-Zeichen brauche. Auch schlecht.) Außerdem dauert es ewig, die entsprechenden Zeichen aus der Sonderzeichentabelle herauszusuchen und einzufügen.
Zum Zweiten benutze ich zum Schreiben der Magisterarbeit ein Textsatzprogramm, das diese Sonderzeichen gar nicht lesen könnte: LaTeX. Die erste Alternative, die mir einfiel, lautete dementsprechend auch TIPA, das IPA-Paket für LaTeX. Es kann IPA-Zeichen ziemlich problemlos mit den normalen Zeichen der Tastatur darstellen. Jedes IPA-Zeichen hat seinen eigenen Befehl, und wenn man den eintippt, steht nachher im fertigen Dokument das IPA-Symbol.
Der Befehl wird eingeleitet mit textipa{ – das Backslash signalisiert, dass ein Befehl folgt, textipa teilt mit, dass alle Zeichen jetzt in IPA “übersetzt” werden sollen, und { und das am Ende des IPA-Textes folgende } begrenzen den betroffenen Bereich. Danach kann man wieder ganz normal weiterschreiben.
Innerhalb der textipa-Umgebung wird später jeder getippte Buchstabe in ein bestimmtes IPA-Zeichen umgewandelt. Hier ist der Satzfetzen von oben in TIPA:
[textipa{dI@ vo Kam fEKn.se: so Pe.bIs PEK.klE:.K@.nO.d@.Ke.bIs Pe.bIs}]
Und das kommt am Ende raus:
Ihr seht auch gleich schon den Nachteil: Für viele der Zeichen muss man einen ziemlich willkürlichen Buchstaben lernen (z.B. K für das umgedrehte R, P für den Glottisverschlusslaut). Es reicht also nicht aus, IPA zu können, nein, man muss auch noch die TIPA-Zeichen lernen. Oder jedes Mal nachschlagen, was es auch nicht bringt. Außerdem können so nur Leute, die die TIPA-Zeichen kennen, meine Umschrift in der Datenbank lesen. Uuuund: Es gibt zwei Methoden, IPA-Befehle mit TIPA zu erzeugen. Die zweite ist meiner Erfahrung nach zuverlässiger, weil sie sich weniger mit anderen Paketen beißt. Man muss sie nicht mit textipa einleiten, sondern schreibt die Befehle direkt in den normalen Text. Und in ihr würde es heißen:
dtextscitextschwa{} vo textinvscr{}am ftextepsilontextinvscr{}n.setextlengthmark{} so textglotstop{}e.btextsci{}s textglotstoptextepsilontextinvscr{}.kltextepsilontextlengthmark{}.textinvscrtextschwa{}.ntextopeno{}.dtextschwa{}.textinvscr{}e.btextsci{}s textglotstop{}e.btextsci{}s
Verrückt, was?
Ich habe mich deshalb für eine andere Transkription entschieden, die zwar nicht alle Probleme löst, aber mir liegt sie am besten: X‑SAMPA. Das ist ebenfalls ein Notationssystem, das IPA mit den normalen Schriftzeichen auf der Tastatur darstellt – allerdings meiner Meinung nach etwas natürlicher als TIPA. Im Gegensatz zu TIPA ist es nämlich dazu gedacht, den Text so zu belassen, er wird nicht mehr in die richtigen IPA-Zeichen umgewandelt. Der obige Text würde in X‑SAMPA lauten:
[dI@ vo Ram fERn.se: so ?e.bIs ?ER.klE:.R@.nO.d@.Re.bIs ?e.bIs]
Sehr viele Zeichen werden genauso wie in TIPA verschriftet, z.B. das punktlose i als I, das Schwa als @, … aber gerade die Zeichen, die bei TIPA so willkürlich erscheinen, sind bei X‑SAMPA wesentlich logischer. Falls mal jemand anders mit der Datenbank arbeiten will, kann die Person sich so viel schneller eindenken, falls sie nicht eh schon X‑SAMPA kann.
Wenn ich die Materialien aus der Datenbank in der Magisterarbeit verwende, muss ich sie natürlich in TIPA umwandeln. Aber dazu hat glücklicherweise jemand ein Skript geschrieben, das bei mir bisher auch anstandslos funktioniert.
Und jetzt begebe ich mich zurück zu meinen Tonaufnahmen – heute Vormittag habe ich schon 6:33 Minuten geschafft!
Jippie, heute gibt es zwei auf einen Streich — zunächst einmal ein bißchen Werbung für WALS, den World Atlas of Language Structures, der ja seit einiger Zeit auch online abrufbar ist:
Da kann man gucken, wie bestimmte sprachliche Merkmale so auf der Welt verteilt sind.
Und auch … nicht-sprachliche Merkmale. Die Entdeckung des Tages: David Gils fast schon satirisch anmutender Artikel über “Para-Linguistic Usage of Clicks”. Ihr erinnert Euch hoffentlich an die Klicks, Xhosa und Miriam Makeba. Ich habe ja geschrieben, dass es Klicks nur in Afrika gibt — und für die Sprachwissenschaft stimmt das auch, denn nur in wenigen Sprachen in Afrika sind Klicks Phoneme, d.h. bedeutungsunterscheidende Laute. Es gibt also Wörter, in denen allein der Klick dafür sorgt, dass sie etwas anderes bedeuten, als andere Wörter, die bis auf den Klick vollkommen gleich klingen.
Den Klick als Geräusch kennen die SprecherInnen vieler Sprachen, schon kleine Kinder schnalzen vor sich hin. Dass dieses Geräusch aber an für sich (nicht als Phonem) kulturell bedingte Bedeutungen haben kann, darüber habe ich bis jetzt noch nicht so intensiv nachgedacht. Aber David Gil. Klicks können als nichtsprachliche Bedeutung haben:
1. Ausdruck von Affektion (also emotional) — das ist bei uns z.B. so, und bei allen Sprachen, die auf der verlinkten Karte rosa Punkte haben.
“The English tut tut is a dental click, often repeated two or more times, and is most commonly used to express feelings such as irritation, impatience or disappointment.”
“For some but not all speakers of English, the repeated dental click may also be used to express a very different range of emotions including amazement and appreciation; one context in which this occurs is that of men engaged in “girl-watching”. This usage may be characterized as expressing positive affect.”
2. Logische Bedeutung — i.d.R. zur Negation (Nein-Sagen), seltener auch zur Affirmation (Ja-Sagen)
“… the use of a dental click to express negation is characteristic not just of Hebrew, but of many Arabic dialects and other languages. However, in the San’ani dialect of Arabic, the dental click is used not for ’no’, but rather for ‘yes’; it thus expresses affirmation ( Samia Naim, Martine Vanhove p.c.).”
Für das Englische führt Gil darüber hinaus noch weitere Funktionen an, und weil es sooo schön ist, muss ich es einfach zitieren:
“… there is an additional usage of a single dental click, typically immediately preceded by an opening of the lips, which occurs in generally subliminal fashion, without impinging on the consciousness of speakers and hearers: this is to mark the beginning point of a conversational unit, often in conjunction with the act of turn-taking. This usage can be readily observed world-wide on television news broadcasts such as CNN, in which the newscasters and reporters typically begin a stretch of speech with one of these clicks. In addition to dental clicks, some speakers of English make use of other clicks, either lateral or palatal, when addressing babies or domesticated animals, in order to attract their attention or to encourage them to engage in specific activities, such as, in the case of horses, running.”
Für die Nicht-SprachwissenschaftlerInnen unter Euch: turn-taking nennt man den Sprecherwechsel in einem Gespräch. Solche Stellen werden gerne markiert, z.B. durch Pausen wenn die andere übernehmen soll, oder eben, wenn man selbst übernimmt, z.B. durch Klicks. Ich mache das auch manchmal, habe ich mit Verblüffung festgestellt.
Soooo, das für heute.
Eine sehr brauchbare Seite für Leute, die gerne coole IPA-Zeichen auf ihrem Computer hätten, aber nicht wissen, wie sie es anstellen sollen — mit ausführlichen Anleitungen zur Auswahl, Installation und Arbeit mit den Sonderzeichen in Browsern, Textverarbeitungs- und Mailprogrammen, für Windows, Mac und Linux:
http://ipa4linguists.pbwiki.com
Ich arbeite übrigens mit Titus Cyberbit Basic und Junicode — wenn ich mal mit Word arbeite.
“Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana.”
(Groucho Marx)
Garden-path sentences heißen auf Niederländisch intuinzin [ɪn tœyn zɪn] ‘im Garten Satz’ — ein Ausdruck, der für Deutsche wiederum ein Zungenbrecher (tongbreker) ist. Mein liebstes Niederländischwörterbuch kennt das Wort aber leider nicht. Dennoch sei es empfohlen: www.uitmuntend.de