Der VDS setzt sich neben wenig erfolgreichen Versuchen, Deutsch als Amtssprache im Grundgesetz zu verankern, seit Jahren auch für eine Quote ein, die den Anteil an deutschsprachiger Musik im Radio erhöhen soll. Der neuste Vorstoß kommt jetzt mit einem offenen Brief an die Mitglieder des Rundfunkrats, der auf Grundlage einer VDS-Erhebung die Einführung einer solchen Radio-Quote fordert. Weiterlesen
Schlagwort-Archive: Verein Deutsche Sprache
Deutsch für Podcast
Der Verein Deutsche Sprache (VDS) sucht über seinen wöchentlichen Strompostrundbrief auch regelmäßig nach Alternativen für Anglizismen. Damit führen sie auf eine gewisse Art diese peinliche „Aktion le-he-he-he-bendiges Deutsch“ fort. Und warum nicht mal ein paar alte Klassiker aufspüren?
Nun hat also der VDS gestern in seinem Infobrief 19/2014 dazu aufgerufen, ein „deutsches“ Wort für Podcast zu finden. Weil das natürlich längst keine/n Sprachlogleser/in mehr hinterm Ofen vom Hocker haut, blieb mir für einen launigen Kommentar nur Twitter: Weiterlesen
Sprachbrocken: Der Verein Deutsche Sprache gegen sich selbst
Wenn es etwas gibt, das der Verein Deutsche Sprache noch mehr hasst als die (eingebildete) Schwemme englischer Lehnwörter im Deutschen, dann ist das der vermeintliche Grund für diese Schwemme: die geopolitische Vorherrschaft der USA. Von ihrer Amerikafeindlichkeit getrieben haben die Sprachnörgler aus Dortmund den Anti-US-Geheimdienste-Slogan „Yes, we scan“ zur Schlagzeile des Jahres gekürt, und von ihrem Wunsch nach medialer Aufmerksamkeit hingerissen haben sie ihn der BILD zugeschrieben, die ihn am 10. Juni 2013 als Schlagzeile verwendet hatte. Weiterlesen
Sprachpanscher und Sprachpinscher
Warum Menschen, die keine Ahnung von Sprache haben, sich ausgerechnet zu einem Verein zusammenschließen, dem es um Sprache gehen soll, werde ich wohl nie verstehen. Aber wenn ich so einen Verein hätte, würde ich es genau wie der Verein Deutsche Sprache machen, und mich darauf beschränken, anderer Leute Sprachgebrauch zu kritisieren. Denn die sind dann vielleicht so beschäftigt damit, sich gegen die Kritik zu verwahren, dass sie gar nicht nachfragen, worauf diese sich eigentlich gründet.
Ob das bei der DUDEN-Redaktion funktioniert, die vom VDS gerade zum Sprachpanscher des Jahres ernannt wurde, bleibt abzuwarten – die Redaktion des Wörterbuchs ist nicht gerade für eine sehr aktive Öffentlichkeitsarbeit bekannt (der letzte Tweet der Pressestelle stammt vom 4. April 2013, die letzte Pressemeldung von Anfang Juli). Aber wenn sie sich äußert, dann hat der VDS ihr mit der Begründung zur Sprachpanscher-Wahl eine Steilvorlage geliefert, anhand derer sie die Funktionsweise eines modernen Wörterbuchs erklären könnte: Weiterlesen
Deutsch und das Grundgesetz
Gestern war’s soweit: Die Petition gegen die Aufnahme von Deutsch ins Grundgesetz wurde vor dem Petitionsausschusses des Bundestages angehört — also genau genommen die Petition gegen die Petition für die Aufnahme von Deutsch ins Grundgesetz. Ergo: Beide Petenten für und wider durften ihre Anliegen vortragen.
Hier gibt es die Diskussion (ca. 60 Minuten, ab 1:00:30) zum Angucken: Petitionsausschuss, 7. November 2011
Ich war live dabei — eine sehr interessante Erfahrung. Und ich glaube nicht, dass es zu hoch gegriffen ist zu sagen, dass das eine doch recht einseitige Angelegenheit war. Der Bundestag schreibt auf seiner Webseite: “Deutsch ins Grundgesetz”-Petition stößt auf Skepsis.
Aber sehen Sie selbst.
*Nein, ich bin nicht zu sehen. Ich sitze hinter dem Videowürfel auf dem Oberrang. Ich habe nicht gewusst, dass eine Stunde nicht ausreicht, mit der BVG von Moabit nach Tiergarten zu kommen (für Nicht-Berliner: Moabit ist ein Teil von Tiergarten; je nach Definition liegt es einfach nur direkt daneben.)
Warum Deutsch nicht ins Grundgesetz gehört
Es ist schwer, aus dem Wirrwarr der Diskussionen und Streitgespräche über die “(Kein) Deutsch ins Grundgesetz”-Petitionen einigermaßen diskussionfähige Argumente für oder wider herauszulesen. Mir war irgendwie danach, mal meine Highlights an Argumenten der Befürworter zusammenzutragen.
Der Einfachheit halber nenne ich die Befürworter der Aufnahme von Deutsch ins Grundgesetz “Befürworter” und die Gegner “Gegner”. Das klingt auf den ersten Blick paradox. Es ist aber übersichtlicher, als — von einer der beiden Petitionen aus betrachtet — die Menschen, die dafür sind, als “Gegner” (der Petition von Anatol Stefanowitsch) zu nennen und die, die dagegen sind als “Befürworter” zu bezeichnen oder andersrum. Wenn also alle Klarheiten beseitigt sind, kann es losgehen.
Argument 1: “19 Länder in Europa haben ihre Sprache in ihrer Verfassung verankert — und haben damit kein Problem.”
Art. 22, Abs. 3 GG
Art. 22, Abs. 3 GG gibt es nicht.
Der VDS möchte, dass Deutsch besser geschützt und deshalb als Zusatz zu Artikel 22 ins Grundgesetz aufgenommen wird. Dafür hat der Verein Ende des vergangenen Jahres die BILD-Zeitung gewinnen können. Mit der Sache beschäftigten sich im November das BILDblog (hier und hier), sowie Sprachlogger Anatol Stefanowitsch. Im Dezember dann startete der VDS eine E‑Petition, in der der Bundestag aufgefordert wird, Deutsch im Grundgesetz festzuschreiben. Diese Petition ist bei Ablauf in dieser Woche von etwa 5000 Menschen gezeichnet worden.
Stefanowitsch kündigte bereits im November an, eine entsprechende Gegenaktion zu starten. Es ist soweit. Die Petition findet sich hier. Zum Willensbildungsprozess gehört natürlich auch die Information über ein Thema und wer sich die Hintergründe dazu aneignen möchte und wissen möchte, warum, der sei auf die Bekanntmachung (inklusive der Links zu früheren Beiträgen) im Sprachlog hingewiesen. Heute hat auch Stefan Niggemeier auf die Aktion aufmerksam gemacht.
Da frage ich mich natürlich, was die Reichweite meiner Wenigkeit noch ausrichten kann. Aber mir ist im Laufe der Diskussionen klar geworden (ähnlich wie Kristin), dass ich auch als kleines Licht den geistigen Dünnpfiffterror nicht unkommentiert stehen lassen will. Wenn man als Feind der deutschen Sprache diffamiert wird, weil man sich der Petition anschließt oder der Doppelmoral bezichtigt wird, weil man dann trotzdem in Deutschland lebt — dann ist jede erdenkliche Motivation legitim, mit der diese Petition gezeichnet wird. Bisher hielt ich billigen Populismus für den schlechtesten aller Gründe — (zumindest) für heute sehe ich das anders. Ich lebe gerne hier, ich liebe Deutsch — und das trotz der unreflektierten Pöbelei, die uns entgegen weht.
Mein Demokratieverständnis hält das aber aus.
The German Blitz macht endlich Sinn!
Gestört von sprachwissenschaftlicher Prüfungsliteratur waren die Tiefflieger vom VDS in der letzten Zeit irgendwie von meinem Radar verschwunden. Ein weiterer Grund ist möglicherweise auch, dass ein erneuter Viren- und Trojanerangriff auf meinen Rechner meine Lesezeichenleiste mit den unter „Lustiges Fremdschämen für Fortgeschrittene” abgelegten Forenbeiträgen des Vereins unbrauchbar gemacht hat. Den heutigen Besuch beim VDS verdanke ich einem sehr witzigen Beitrag im Sprachblog über „Sprachpanscher”.
Zur Erinnerung und in Kurzform: eigentlich geht es dem VDS nicht um Sprachpflege, sondern um die angebliche Überfrachtung der deutschen Sprache mit „Denglisch”. Hauptaussagen: Niedergang des Deutschen! Peinliche Angeberei! Heiße Luft! Lehnwörter ergeben keinerlei Sinn in ihrer Herkunftssprache! Muttersprachler lachen sich tot über unseren Gebrauch englischer Lehnwörter! Bedeutung der Lehnwörter im Englischen ganz anders! Goethe würde sich im Grab umdrehen!
Denkbar. Weiterlesen
Kritik der Kritik
Ich empfehle — mal für Zwischendurch — das Forum des “Verein Deutsche Sprache e.V.” (Quizfrage: Was am Namen des Vereins widerspricht der normativen Grammatik, vor dessen Altar diese faktenresistenten Sprachnörgler rumrutschen?)
Oh weh; ich fürchte, ich mache hier für mich ein Fass auf, von dem ich gar nicht so viel fressen könnte, wie ich kotzen wollte. Widmen wir uns also einer Einstellung, die leider so ziemlich allem zu Grunde liegt, was die “vier alten Herren” (Zitat Bremer Sprachblog) des VDS so von sich geben.
Gewisse Sprachwissenschaftler hier und anderswo sollten sich über das Thema gutes und schlechtes, richtiges und falsches Deutsch besser enthalten, da es für sie erklärter Maßen diese Kategorien gar nicht gibt. (Nutzer “Wolfgang” im VDS-Forum zur Diskussion: “Bastian Sick Kompetenzen in Fragen der Sprache”)
[Haut mich, aber entweder wurde im Titel des Threads auf Flektierung verzichtet oder gängige Interpunktionskonventionen missachtet. Hm, und ob man sich “über ein Thema enthalten” kann?]
Okay, vermutlich muss ich ein wenig ausholen. Weiterlesen