Der Verein Deutsche Sprache (VDS) hat — mal wieder — gefordert, die deutsche Sprache im Grundgesetz zu verankern. Die Forderung stößt schon seit 2007 bei Politik und Gesellschaft auf wenig Gegenliebe. Der weiteste Vorstoß endete 2011 mit einem ernüchternden Erlebnis vor dem Petitionsausschuss des Bundestages.
Nun sind in Dortmund die Wunden offenbar zumindest soweit verheilt, dass man sich mit seinen Lebenszielvereinbarungen erneut an die Öffentlichkeit wagt. Übernommen hat die Meldung über den „Giessener Aufruf“ immerhin der GIESSENERANZEIGER. ((Und quasi als erweiterte Tickermeldung die BERLINERMORGENPOST und DIEWELT.)) Weiterlesen →
Interessanterweise haben wir — die wir uns möglicherweise als Expertinnen für Anglizismen bezeichnen dürfen — selten bis nie über Pseudo- oder Scheinanglizismen unterhalten. Das wollen wir ändern. Als Pseudoanglizismen bezeichnet man Wörter, von denen behauptet wird, dass sie a) im Englischen nicht existieren oder b) dort angeblich völlig andere Bedeutungen haben (Klassiker: Handy). Was meist übersehen wird: Pseudoanglizismen bilden keine homogene Klasse, deren Mitglieder eindeutig von hundsgewöhnlichen Anglizismen abgrenzbar wären (genausowenig, wie „normale“ Anglizismen perfekte Übertragungen wären). Beginnen wir heute mit Wellness. Weiterlesen →
Wir sollten uns viel öfter die Frage stellen, ob wir mit unserer ketzerischen Kritik an den Apokalypseprophezeiungen vom Untergang des Deutschen nicht zu einseitig argumentieren. Wo die anderen doch so überzeugende Argumente haben.
Erleichterung könnte sich breit machen: Es gibt derzeit nicht nur Olympia. Halt, moment…
Die Humorterroristen vom Verein Deutsche Sprache (VDS) melden sich im Fokus zu Wort, weil sie wieder nen Preis erfunden und unters Journalistenvolk gejubelt haben („Dschammeeka-Preis“). Damit kritisieren sie einen ARD-Reporter aufgrund dessen angeblicher und angeblich falscher Aussprache von Jamaika*:
„Ich habe nichts dagegen, wenn Reporter Länder in ihrer jeweiligen Landessprache aussprechen. Dann hieße die Insel aber ‚Dschömeika‘“, belehrte Krämer den Reporter. „Dschammeeka“ würden den Namen vor allem Amerikaner aussprechen.
Seufz. Was Krämer hier mutmaßlich versucht, ist die Aussprache des ersten Vokal als [ɐ] bzw. [ə] zu kritisieren, wo es doch eigentlich [ø:] heißen soll. Und beim zweiten Vokal hauen wir mit [e:] daneben, obwohl es natürlich [aɪ] heißen soll (vermutlich meint er aber [eɪ]). (Um den Zweifelsfall beim Anlautkonsonanten [tʃ], [dʒ] oder [j] geht’s ihm offenbar nicht.) Demnach entspräche [dʒɐme:kɐ] bzw. [dʒəme:kə] nur der amerikanischen Aussprache, nicht der “jeweiligen Landessprache”, die angeblich also [dʒø:meɪkə] heißen soll.
Abgesehen davon, dass der gerundete Vokal [ø:] in jamaikanischen Varietäten des Englischen gar nicht vorkommt und [e] hier keinen Diphthong [eɪ] bildet (Devonish & Harry 2004), fragen wir doch einfach jemanden, der sich mit der Landessprache in Jamaika auskennt:
Wenn ich mich nicht mehrfach verhört habe, ist da weder [ø:] noch [eɪ].
*Der ARD-Reporter zeigt sich überrascht — und will es nicht gewesen sein. Ob Sie’s waren oder nicht, ist aber egal, lieber Herr Hark, natürlich haben Sie den Preis nicht verdient. Aber sagen Sie das nicht zu laut, man könnte Ihnen vorwerfen, Sie würden Humorterroristen ernst nehmen.
Literatur
Devonish, Hubert & Otelemate G. Harry. 2004. Jamaican Creole and Jamaican English: phonology. In: Bernd Kortmann & Edgar W. Schneider [Hrsg]. A Handbook of Varieties of English. Volume 1: Phonology. De Gruyter: 450–480.