Fast jedes Mal, wenn ich mit dem Zug unterwegs bin, fällt mir eine kleine Eigenheit im Bahnenglisch auf:
“Ladies and Gentlemen, we arrive Berlin-Spandau …”
Fast jedes Mal, wenn ich mit dem Zug unterwegs bin, fällt mir eine kleine Eigenheit im Bahnenglisch auf:
“Ladies and Gentlemen, we arrive Berlin-Spandau …”
Wenn sich Wörter im Deutschen und im Englischen formal sehr ähneln, führt das gelegentlich dazu, dass man sie auch inhaltlich gleichsetzt. Das ist mir bei Spiegel Online in den letzten Tagen ein paarmal aufgefallen:
Evelyn Border, 56 Jahre alt, eine kleine runde Frau mit einem freundlichen runden Gesicht, hatte sich, so sagt sie es, stets bemüht, anständig durchs Leben zu gehen. Nicht mal ein Parkticket habe sie bekommen, in 56 Jahren. (Quelle)
Heute nur mal ein Schnipsel aus dem Onlinespiegel und ein paar ungefilterte Gedanken dazu:
“Keine Eltern wollen einen Anruf bekommen, dass ihr Kind nicht mehr zwei gut sehende Augen hat, weil es eine Rauferei gab und jemand ein Messer gezückt hat”, sagte George Evants [sic!], Präsident der Schulbehörde, der “New York Times”. (Spiegel online)
Ich habe nach dem Original gesucht, mit dem Verdacht, dass es ursprünglich “no parent” (in der Einzahl) hieß, und wurde fündig:
Ich habe einen tollen Onlinekurs in Etymologie entdeckt – wer sich für die Herkunft von Wörtern interessiert, sollte ganz schnell hingehen:
Alle Informationen sind in kleine, leicht verständliche Einheiten gegliedert. Es geht nicht nur um Einzelwortgeschichte, sondern um übergreifende Konzepte wie Bedeutungswandel und auch um den Einfluss von Lautwandel. Wenn man Lust hat, kann man das Gelernte am Ende in einem kleinen Quiz testen. Super gemacht und präsentiert!
Im Bundestagswahlkampf fällt ja auf, dass alle Spitzenkandidaten versuchen, das Web 2.0 für sich zu nutzen. Vermutlich ziehen sie ihre Inspiration dafür aus dem US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf, vergessen dabei aber, dass Barack Obama das Web deshalb so erfolgreich nutzen konnte, weil er tatsächlich weiß, wie man es bedient. Bei unseren Politikern dagegen durchschaut man schnell, dass sie nur bloggen lassen, dass Pressesprecher in ihrem Auftrag twittern und dass ihre Facebook-Seiten von PR-Agenturen betrieben werden.
Und damit sind wir schon fast beim Thema: Angela Merkels Facebook-Seite. Weiterlesen
Habt Ihr schon mal drüber nachgedacht, dass viele Tiere nach Tieren benannt sind? Obwohl sie gar nicht miteinander verwandt sind? Also z.B. eine Meerkatze keine Katze ist?
Meistens ist der Tierbestandteil ein Wort für ein schon lange domestiziertes Tier – ist ja logisch, dass man von Bekanntem ausgeht, um Unbekanntes zu benennen. In meiner Sammlung besonders prominent1:
Das Schwein
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Das Pferd
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Der Hund
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Die Katze
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Der Bär
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Der Igel
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Die Gründe für solche Benennungen sind wahrscheinlich sehr vielfältig, jedes Wort hat seine eigene Etymologie.
Bei vielen Bezeichnungen ist ganz klar, dass man niemals dachte, das Tier gehöre zu der Gattung, nach der es benannt ist (Heupferd, Meerschweinchen, Seehase). Warum dann die Benennung? Der kognitive Prozess, der hier häufig mitspielt, nennt sich “Metapher”. Ja, genau, das gibt es nicht nur in Gedichten. Ein Heupferd könnte zum Beispiel nach dem Pferd benannt sein, weil es ebenfalls springt. Ein Wasserfloh könnte so heißen, weil er ähnlich klein wie ein Floh ist. Eine Eichkatze kann so gut klettern wie eine Katze. Ein Seepferdchen sieht einem Pferdekopf ähnlich.
Überhaupt ist die Gruppe der See-Irgendwasse ziemlich groß – vielleicht weil man versuchte, das Seetierreich ähnlich dem Landtierreich zu strukturieren? (Natürlich nicht bewusst. Und natürlich ist das nur eine wilde Vermutung.)
Es gibt aber auch eine Gruppe von Wörtern, bei denen man das Tier YX wirklich als eine Art von X betrachtete. Dazu gehören z.B. die Walfische, die man lange für eine Fischart hielt. (Natürlich entstanden die meisten Wörter, bevor unsere heutige Taxonomie entstand, sie waren also nicht wirklich “Fehlbenennungen”.)
Und schließlich gibt es auch noch die beliebten Volksetymologien: Das Tier hieß ursprünglich ganz anders, das Wort ähnelte aber einem bekannten Tier und wurde so daran angeschlossen. So nimmt man an, dass Meerkatze auf altindisch markáta- ‘Affe’ zurückzuführen ist. Schon im Althochdeutschen wurde es aber als mer(i)kazza bezeichnet.
Auch noch wichtig ist, dass viele dieser Wörter keine deutschen Bildungen sind, sondern Übersetzungen aus einer anderen Sprache. So stammt der Seehund aus dem Niederländischen oder Niederdeutschen und das Flusspferd aus dem Griechischen.
Falls Ihr noch weitere Tiere kennt, die nach Tieren benannt sind … ich freue mich über Kommentare! Auch über Beispiele aus anderen Sprachen oder Hinweise zur Herkunft der schon genannten Wörter.
Wenn die Bewohner einer Südseeinsel in einem Kinderbuch aus den vierziger Jahren mit einem krassen rassistischen Ausdruck bezeichnet werden, muss man das dann hinnehmen oder darf man bei einer Neuauflage sprachlich eingreifen? Wäre es eine zeitgemäße Modernisierung, solche Wörter durch neutrale Begriffe zu ersetzen, oder wäre das übertriebene „Political Correctness“, Zensur, ein Eingriff in ein unantastbares Kunstwerk?
[Hinweis: Der folgende Text und die Kommentare enthalten Beispiele rassistischer Sprache]
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… fürs Schplock. Ich mache momentan ein Praktikum und bin kaum noch zuhause, geschweige denn in der Bibliothek, was alle laufenden Schplock-Projekte etwas verzögert.
Heute nur ein Wort, das ich bei der Arbeit aufgeschnappt habe: Brotkrumenpfad, eine direkte Übersetzung von breadcrumb trail. Was wiederum inspiriert vom deutschen Vorbild ist, auch wenn der Ausdruck im Märchen nicht auftaucht (“Wart nur, Gretel, bis der Mond aufgeht, dann werden wir die Brotbröcklein sehen, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus”).
Wenn man den Kontext berücksichtigt − es ging um eine Internetseite − erschließt sich ziemlich leicht, was gemeint ist:
Seltsam nur, dass die Brotkrumenpfade als sinnvolle Navigation gesehen werden, im Märchen ging das ja voll daneben.
Die englische Wikipedia weiß übrigens, dass die Grimmschen Märchen auch im englischen Sprachraum nicht mehr so oft gelesen zu werden scheinen:
“Some commentators and programmers alternatively use the term “cookie crumb” (or some variant) as a synonym to describe the previously mentioned navigation technique, but this usage is considered incorrect and most likely represents a linguistic corruption of the original ‘breadcrumb’ metaphor.”
Hätten die Eltern von Hänsel und Gretel Geld für Kekse gehabt, wäre das ja alles eh nie passiert …
Das nächste Mal geht es um einen weiteren Begriff aus der Computerwelt. Aber vorher muss ich meine Kenntnisse in deutscher Wortbildung noch etwas auffrischen.
Sprachblogleser/innen der ersten Stunde erinnern sich vielleicht, dass ich der „Aktion Lebendiges Deutsch“ gegenüber anfänglich eigentlich positiv eingestellt war. Es ist nichts dagegen einzuwenden, sich Lehnwörter daraufhin anzusehen, ob es im Deutschen nicht bereits eine konventionelle Alternative gibt oder ob man nicht mit Hilfe produktiver Wortbildungsmechanismen eine Alternative aus dem bestehenden Wortschatz zusammenbauen könnte. Ob die sich dann durchsetzt oder ob die Sprachgemeinschaft aus welchen Gründen auch immer — und es gibt oft gute Gründe — beim Lehnwort bleibt, kann man dann getrost dem evolutionären Prozess überlassen, durch den eine Sprache sich ständig verändert und neuen Gegebenheiten anpasst. Weiterlesen
Ein sehr merkwürdiges Wort geistert durch meine Bitte um eine deutsche Alternative zum Call for Papers: das Wort Beitragsersuch. Es stammt aus der Wikipedia, wo es im Eintrag zu Call for Papers als deutsche Übersetzung angegeben wird.
Anders als viele meiner Kollegen bin ich der Meinung, dass die deutschsprachige Wikipedia grundsätzlich eine zuverlässige Quelle darstellt. Fehler werden schnell korrigiert und wenn mal ein Artikel überlebt, der inhaltlich nichts taugt, erkennt man den normalerweise auf den ersten Blick an formalen Mängeln.
Aber in diesem Fall hat jemand die Wikipedia manipuliert: Weiterlesen