Schlagwort-Archive: Sprachkritik

Kreuzchentests

Von Anatol Stefanowitsch

Ich bin mit mein­er monatlichen Würdi­gung der Aktion Lebendi­ges Deutsch und dem Wort des Monats dies­mal spät dran. Die vier alten Her­ren haben ihre Auf­gabe dies­mal bess­er bewältigt als man es in let­zter Zeit von ihnen gewohnt war. Die vorgeschla­ge­nen Alter­na­tiv­en sind nicht völ­lig daneben und das aktuelle Such­wort ist eins, bei dem einem wenig­stens nicht gle­ich eine offen­sichtliche deutsche Entsprechung in den Sinn kommt: Weit­er­lesen

Von Dongeln und Deppen

Von Anatol Stefanowitsch

Wer dachte, nur die lang­weili­gen alten Män­ner vom VDS wür­den sich über neu­modis­che Anglizis­men aufre­gen, hat sich getäuscht: auch die lang­weili­gen alten Män­ner von der Britis­chen „Plain Eng­lish Cam­paign“ regen sich über Wörter auf, die sie nicht ver­ste­hen. Und die lang­weili­gen alten Män­ner von der BBC schreiben einen ver­wirrten Artikel darüber: Weit­er­lesen

Bücher freestyle

Von Anatol Stefanowitsch

Es entste­ht vielle­icht manch­mal der Ein­druck, ich würde das Ein­streuen englis­chen Wortguts in deutschsprachi­gen Zusam­men­hän­gen immer und über­all gutheißen. Das ist nicht der Fall: Mir geht es bei der Beobach­tung dieses Phänomens über­haupt nicht darum, ob ich es „gut“ oder „schlecht“ finde, son­dern darum, ob es die deutsche Sprache bedro­ht (tut es nicht), was für Motive dahin­ter­ste­hen (sich­er keine Scham der deutschen Sprache gegenüber) und was für kom­mu­nika­tive Wirkun­gen damit erzielt wer­den. Weit­er­lesen

X‑Mas (Nachtrag)

Von Anatol Stefanowitsch

Die über­flüs­sig­ste und nervig­ste Wahl des Jahres 2008 war sich­er die des Wortes X‑Mas zum „über­flüs­sig­sten und nervig­sten Wort des Jahres 2008“ durch den Vere­in Deutsche Sprache (der übri­gens vom Kabaret­tis­ten Georg Rings­g­wan­dl hier gewaltig was auf die Nar­ren­mütze bekommt). Bei zwei Glos­sis­ten hat die Wahl auf jeden Fall für Ver­wirrung gesorgt. Weit­er­lesen

X‑Mas

Von Anatol Stefanowitsch

Die Auflö­sung zum Wort des Monats Dezem­ber — gesucht war eine Alter­na­tive zum Begriff Cham­pi­ons League — habe ich völ­lig überse­hen. Aber das ist auch egal, denn ich habe im Novem­ber bere­its auf die vier vorhan­de­nen deutschen Beze­ich­nun­gen hingewiesen (wobei ich Liga als deutsches Wort behan­delt habe): Königsklasse, Meis­terli­ga, Meis­terk­lasse und Königsli­ga. Und richtig, aus genau diesen Begrif­f­en haben die vier glück­losen Brüder der Aktion Lebendi­ges Deutsch ihren Sieger gekürt: Weit­er­lesen

Zeitwahl

Von Anatol Stefanowitsch

Ich hätte es mir natür­lich denken kön­nen: man lobt Her­ren von der Aktion Lebendi­ges Deutsch ein einziges Mal — schon wer­den sie über­mütig. Eine Ein­deutschung für das englis­che Lehn­wort Tim­ing war let­zten Monat gesucht. Ich hat­te vorherge­sagt, dass dies schwierig wer­den würde. Und tat­säch­lich haben die vier Selb­st­gerecht­en voll daneben gegrif­f­en: Weit­er­lesen

Can You English

Von Anatol Stefanowitsch

Gestern war die Eröff­nung der Ausstel­lung „Can you Eng­lish“ in der Bre­mer Stadt­bib­lio­thek, und die hat natür­lich die örtlichen Boden­trup­pen des VdS ange­lockt. Nun habe ich, auf­grund früher­er Post­ings zum VdS und zu englis­chen Lehn­wörtern, bere­its eine Rei­he von Mit­gliedern dieses Vere­ins per Email ken­nen gel­ernt. Ich will deut­lich sagen, dass da ein paar sehr vernün­ftige Men­schen dabei sind, die ern­sthafte Anliegen haben (wie etwa die Ver­ankerung der deutschen Sprache in Insti­tu­tio­nen der Europäis­chen Union) und denen die „Denglisch“-Mätzchen ihrer Vere­insleitung manch­mal sog­ar ein biss­chen pein­lich zu sein scheinen.

Aber die bei­den, die gestern da waren, gehörten nicht zu dieser Sorte. Weit­er­lesen

Sprachlicher Schlussverkauf bei Maischberger

Von Anatol Stefanowitsch

Puh, was für eine Diskus­sion­srunde, und was für eine Diskus­sion. Wer sie nicht gese­hen hat, für den fasst die Berlin­er Mor­gen­post die High­lights Höhep­unk­te zusam­men. Schade, dass da min­destens drei völ­lig unter­schiedliche The­men, die jedes für sich sehr inter­es­sant gewe­sen wären, miteinan­der konkur­ri­eren mussten: die Frage, ob deutsche Lit­er­atur, Lyrik und Pop­musik einen aus­re­ichend großen Stel­len­wert im Bil­dungssys­tem und in den Medi­en spie­len, die Frage, ob der Sta­tus des Deutschen im Grundge­setz ver­ankert wer­den sollte und was für Kon­se­quen­zen das hätte, und die Frage, welche sin­nvolle Rolle die englis­che Sprache in Deutsch­land spie­len kön­nte. Schade auch, dass der Mod­er­a­tor immer wieder ver­sucht hat, das The­ma auf „Anglizis­men“ zu brin­gen, über die zu reden eigentlich nie­mand so recht Lust hat­te. Schade schließlich auch, dass in der Runde kaum Sachkom­pe­tenz für das The­ma „Sprache“ vorhan­den war. Mar­cel Reich-Ran­ic­ki hat das an ein­er Stelle tre­f­fend the­ma­tisiert: Weit­er­lesen

Bedrohte Wörter

Von Anatol Stefanowitsch

Ich wollte eigentlich etwas über Bodo Mrozek schreiben, der auf sein­er Web­seite und neuerd­ings auch in zwei Büch­ern („Lexikon der bedro­ht­en Wörter“ I und II) völ­lig ironiefrei für den Erhalt von Wörtern wie Dut­ten­gre­tel, Hagestolz und Nasen­fahrad agiert.

Doch ger­ade sehe ich, dass die Freie Presse den Düs­sel­dor­fer Sprach­wis­senschaftler Rudi Keller zu diesem The­ma inter­viewt hat. Dem, was Keller sagt, ist wenig hinzuzufü­gen und so empfehle ich Ihnen ein­fach die Lek­türe des Inter­views. Weit­er­lesen

Unwort des Jahres 2007

Von Anatol Stefanowitsch

Die Medi­en­präsenz der Sprach­wis­senschaft war diese Woche haupt­säch­lich durch die selb­ster­nan­nte „Unwort des Jahres“-Jury bes­timmt, die in diesem Jahr die frei­willige Aus­reise zum Unwort erko­ren hat. Als Sprach­wis­senschaftler kann man dazu eigentlich nicht viel sagen, denn die Sprach­wis­senschaft beschäftigt sich mit Unwörtern genau­sowenig, wie die Zoolo­gie mit Untieren oder die Math­e­matik mit Unsum­men. Die Begrün­dung der Jury hat dann mit Sprache auch nur wenig zu tun:

Frei­willige Aus­reise meint in Abgren­zung zum amtlichen Begriff Abschiebung, der Zwangs­maß­nah­men bein­hal­tet, die Kon­se­quenz aus der „inten­siv­en Beratung“ abgelehn­ter Asyl­be­wer­ber in den sog. Aus­reisezen­tren, die Bun­desre­pub­lik doch lieber von selb­st wieder zu ver­lassen. Die Frei­willigkeit ein­er solchen Aus­reise darf in vie­len Fällen bezweifelt werden.

Das macht den Begriff frei­willige Aus­reise allerd­ing nicht zu einem Unwort, son­dern zu ein­er Lüge. Und „Lügen haben kurze Beine“, das wusste schon meine Groß­mut­ter. Dafür braucht es keine Sprachwissenschaftler.