Ich bin mit meiner monatlichen Würdigung der Aktion Lebendiges Deutsch und dem Wort des Monats diesmal spät dran. Die vier alten Herren haben ihre Aufgabe diesmal besser bewältigt als man es in letzter Zeit von ihnen gewohnt war. Die vorgeschlagenen Alternativen sind nicht völlig daneben und das aktuelle Suchwort ist eins, bei dem einem wenigstens nicht gleich eine offensichtliche deutsche Entsprechung in den Sinn kommt: Weiterlesen
Schlagwort-Archive: Sprachkritik
Von Dongeln und Deppen
Wer dachte, nur die langweiligen alten Männer vom VDS würden sich über neumodische Anglizismen aufregen, hat sich getäuscht: auch die langweiligen alten Männer von der Britischen „Plain English Campaign“ regen sich über Wörter auf, die sie nicht verstehen. Und die langweiligen alten Männer von der BBC schreiben einen verwirrten Artikel darüber: Weiterlesen
Bücher freestyle
Es entsteht vielleicht manchmal der Eindruck, ich würde das Einstreuen englischen Wortguts in deutschsprachigen Zusammenhängen immer und überall gutheißen. Das ist nicht der Fall: Mir geht es bei der Beobachtung dieses Phänomens überhaupt nicht darum, ob ich es „gut“ oder „schlecht“ finde, sondern darum, ob es die deutsche Sprache bedroht (tut es nicht), was für Motive dahinterstehen (sicher keine Scham der deutschen Sprache gegenüber) und was für kommunikative Wirkungen damit erzielt werden. Weiterlesen
X‑Mas (Nachtrag)
Die überflüssigste und nervigste Wahl des Jahres 2008 war sicher die des Wortes X‑Mas zum „überflüssigsten und nervigsten Wort des Jahres 2008“ durch den Verein Deutsche Sprache (der übrigens vom Kabarettisten Georg Ringsgwandl hier gewaltig was auf die Narrenmütze bekommt). Bei zwei Glossisten hat die Wahl auf jeden Fall für Verwirrung gesorgt. Weiterlesen
X‑Mas
Die Auflösung zum Wort des Monats Dezember — gesucht war eine Alternative zum Begriff Champions League — habe ich völlig übersehen. Aber das ist auch egal, denn ich habe im November bereits auf die vier vorhandenen deutschen Bezeichnungen hingewiesen (wobei ich Liga als deutsches Wort behandelt habe): Königsklasse, Meisterliga, Meisterklasse und Königsliga. Und richtig, aus genau diesen Begriffen haben die vier glücklosen Brüder der Aktion Lebendiges Deutsch ihren Sieger gekürt: Weiterlesen
Zeitwahl
Ich hätte es mir natürlich denken können: man lobt Herren von der Aktion Lebendiges Deutsch ein einziges Mal — schon werden sie übermütig. Eine Eindeutschung für das englische Lehnwort Timing war letzten Monat gesucht. Ich hatte vorhergesagt, dass dies schwierig werden würde. Und tatsächlich haben die vier Selbstgerechten voll daneben gegriffen: Weiterlesen
Can You English
Gestern war die Eröffnung der Ausstellung „Can you English“ in der Bremer Stadtbibliothek, und die hat natürlich die örtlichen Bodentruppen des VdS angelockt. Nun habe ich, aufgrund früherer Postings zum VdS und zu englischen Lehnwörtern, bereits eine Reihe von Mitgliedern dieses Vereins per Email kennen gelernt. Ich will deutlich sagen, dass da ein paar sehr vernünftige Menschen dabei sind, die ernsthafte Anliegen haben (wie etwa die Verankerung der deutschen Sprache in Institutionen der Europäischen Union) und denen die „Denglisch“-Mätzchen ihrer Vereinsleitung manchmal sogar ein bisschen peinlich zu sein scheinen.
Aber die beiden, die gestern da waren, gehörten nicht zu dieser Sorte. Weiterlesen
Sprachlicher Schlussverkauf bei Maischberger
Puh, was für eine Diskussionsrunde, und was für eine Diskussion. Wer sie nicht gesehen hat, für den fasst die Berliner Morgenpost die Highlights Höhepunkte zusammen. Schade, dass da mindestens drei völlig unterschiedliche Themen, die jedes für sich sehr interessant gewesen wären, miteinander konkurrieren mussten: die Frage, ob deutsche Literatur, Lyrik und Popmusik einen ausreichend großen Stellenwert im Bildungssystem und in den Medien spielen, die Frage, ob der Status des Deutschen im Grundgesetz verankert werden sollte und was für Konsequenzen das hätte, und die Frage, welche sinnvolle Rolle die englische Sprache in Deutschland spielen könnte. Schade auch, dass der Moderator immer wieder versucht hat, das Thema auf „Anglizismen“ zu bringen, über die zu reden eigentlich niemand so recht Lust hatte. Schade schließlich auch, dass in der Runde kaum Sachkompetenz für das Thema „Sprache“ vorhanden war. Marcel Reich-Ranicki hat das an einer Stelle treffend thematisiert: Weiterlesen
Bedrohte Wörter
Ich wollte eigentlich etwas über Bodo Mrozek schreiben, der auf seiner Webseite und neuerdings auch in zwei Büchern („Lexikon der bedrohten Wörter“ I und II) völlig ironiefrei für den Erhalt von Wörtern wie Duttengretel, Hagestolz und Nasenfahrad agiert.
Doch gerade sehe ich, dass die Freie Presse den Düsseldorfer Sprachwissenschaftler Rudi Keller zu diesem Thema interviewt hat. Dem, was Keller sagt, ist wenig hinzuzufügen und so empfehle ich Ihnen einfach die Lektüre des Interviews. Weiterlesen
Unwort des Jahres 2007
Die Medienpräsenz der Sprachwissenschaft war diese Woche hauptsächlich durch die selbsternannte „Unwort des Jahres“-Jury bestimmt, die in diesem Jahr die freiwillige Ausreise zum Unwort erkoren hat. Als Sprachwissenschaftler kann man dazu eigentlich nicht viel sagen, denn die Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit Unwörtern genausowenig, wie die Zoologie mit Untieren oder die Mathematik mit Unsummen. Die Begründung der Jury hat dann mit Sprache auch nur wenig zu tun:
Freiwillige Ausreise meint in Abgrenzung zum amtlichen Begriff Abschiebung, der Zwangsmaßnahmen beinhaltet, die Konsequenz aus der „intensiven Beratung“ abgelehnter Asylbewerber in den sog. Ausreisezentren, die Bundesrepublik doch lieber von selbst wieder zu verlassen. Die Freiwilligkeit einer solchen Ausreise darf in vielen Fällen bezweifelt werden.
Das macht den Begriff freiwillige Ausreise allerding nicht zu einem Unwort, sondern zu einer Lüge. Und „Lügen haben kurze Beine“, das wusste schon meine Großmutter. Dafür braucht es keine Sprachwissenschaftler.