Schlagwort-Archive: Semantik

Von Gräten und Grenzen

Von Kristin Kopf

Let­zte Woche ging’s ja schon los mit der Auflö­sung des Ety­molo­gierät­sels — die näch­sten bei­den Wort­paare ver­rat­en Span­nen­des über Sied­lungs­geschichte und Kriegsführung:

Gräte und Grenze

Die Gräte ist ein alter Plur­al von Grat. So wie BartBärte ging im Mit­tel­hochdeutschen (1050–1350) auch GratGräte. Das Wort hat­te einen recht bre­it­en Bedeu­tung­sum­fang, darunter ‘Rück­grat, Bergrück­en, Spitze, Stachel, Fis­chgräte’. Wenn man über let­ztere sprach, benutzte man das Wort aber wohl meist in der Mehrzahl. Logisch, die Dinger steck­en ja massen­weise in so einem Fisch drin. Irgend­wann wurde diese Form dann als Ein­zahl uminter­pretiert, die Gräte war geboren. (Der Grat bekam später einen neuen Plur­al, Grate, so wie Jahre.)

Die Gren­ze ist dage­gen ein slaw­is­ch­er Import, wahrschein­lich von alt­pol­nisch grani­ca, grań­ca. Nun teilen sich slaw­is­che Sprachen ja einen Vor­fahren mit dem Deutschen, und tat­säch­lich, Weit­er­lesen

Akrobatischer Advent

Von Kristin Kopf

Unser let­ztes Don­ner­stagsrät­sel wartet noch auf Auflö­sung. Gefordert war die paar­weise ety­mol­o­gis­che Verbindung aus dem fol­gen­den Worthaufen:

2016-08-Rätsel_SprachlogIn den Kom­mentaren wurde fleißig und zumeist auch richtig ger­at­en. Für alle, die dazu keine Lust hat­ten, vol­lziehe ich die Win­dun­gen aber heute und in den näch­sten Tagen noch ein­mal kurz nach, bevor ich zur Siegerehrung schre­ite. Los geht’s mit den Wörtern auf A:

2016-10-07-180px-hydria_acrobat_bm_vasef232

Jas­trow (2007) (CC BY 2.5)

Advent und Akrobat

Der Advent gehört zu lat. advenīre ‘ankom­men’ (ad ‘zu’, venīre ‘kom­men’) weil es die Zeit ist, die vor der “Ankun­ft” Jesu liegt. Im Akro­bat steckt zunächst griech. ákros ‘höchst, äußerst, an der Spitze’ — man ken­nt es von der Akropo­lis, die wörtlich ein­fach die ‘Ober­stadt’ ist. Der zweite Teil des Akro­bat­en geht auf griech. bá͞inein ‘gehen, schre­it­en’ zurück. Die Aus­gangs­be­deu­tung des Wortes war damit ‘auf (Fuß-)Spitzen gehend’.

Schon im alten Griechen­land war akro­batis­che Betä­ti­gung aber nicht auf die Zehen beschränkt: Weit­er­lesen

Das Erbe des Arbeitsroboters

Von Kristin Kopf

Dieser Tage bin ich im früh­neuhochdeutschen Wörter­buch auf den Ein­trag ack­er­ro­bot ‘Fron­di­enst der Bauern’ gestoßen. Das hat mich etwas aus dem Konzept gebracht: Es geht um Arbeit und das zweite Wort sieht qua­si aus wie Robot­er, Zufall wird das kaum sein. Nun kam der Robot­er im 20. Jh. ins Deutsche, Früh­neuhochdeutsch sprach man aber zwis­chen 1350 und 1650 — das eine kann also nicht direkt vom anderen abstam­men. Also habe ich etwas in der Ver­gan­gen­heit herumge­graben, wo ich auf viel Plack­erei und arme Waisenkinder gestoßen bin: Weit­er­lesen

Reklame: Hell und klar

Von Kristin Kopf

Beim Herum­blät­tern in den Suchan­fra­gen, mit denen das Sprachlog so gefun­den wird, find­et man neben den immer­gle­ichen (»läng­stes wort deutsche sprache«, »läng­stes wort deutsch­land«, »läng­stes deutsches wort der welt« …) auch Fra­gen, die hier noch nicht beant­wortet wur­den. Zum Beispiel:

aus welcher sprache ist das wort reklame

Aus dem Franzö­sis­chen. Fer­tig. Aber hm, wenn wir ein wenig in sein­er Ver­gan­gen­heit herum­graben, wird es erst richtig span­nend — da taucht näm­lich jede Menge erwart­bare, aber auch uner­wartete Ver­wandtschaft auf!

Von der Reklame zur Reklamation

réclame wurde im Franzö­sis­chen vom Verb réclamer abgeleit­et, das neben ‘zurück­rufen’ auch ‘lock­en’ bedeuten kon­nte. Das Wort gelangte im 19. Jahrhun­dert ins Deutsche und gemeint war damit anfangs nur Wer­bung in Zeitun­gen. Bald fand es sich aber auch in weit­eren Anwen­dungs­bere­ichen — zum Beispiel im fol­gen­den Rant gegen schlechte Orch­ester­musik in Kurorten: Weit­er­lesen

Kaiser, König, Edelmann …

Von Kristin Kopf

Hier im Sprachlog gab es ja mal so eine sprachgeschichtliche Kom­po­nente, nicht? Die kommt jet­zt mit voller Kraft zurück! In den let­zten Monat­en war ich hier sehr zurück­hal­tend, weil all meine Lust daran (und vor allem Zeit dafür), Sprach­wis­senschaftlich­es all­ge­mein­ver­ständlich zu erk­lären, in ein Buch­pro­jekt geflossen ist. Mit­tler­weile ist das beina­he abgeschlossen und im Sep­tem­ber kommt es raus – hier die Ver­lagsankündi­gung. Der Beschrei­bung­s­text ist etwas kryp­tisch, aber let­ztlich mache ich darin Sprachgeschichte an der Geschichte aus­gewählter Wörter sicht­bar. Die Ety­molo­gien sind also der Aufhänger, dahin­ter ver­birgt sich ein zwar assozia­tiv­er, aber sys­tem­a­tis­cher­er Blick auf (vor allem) Laut- und Bedeu­tungswan­del und den Wortschatz.

Auf dem (sehr steini­gen!) Weg zum fer­ti­gen Pro­dukt mussten immer wieder einzelne Kapi­tel dran glauben, und da ich so schnell sich­er kein zweites Ety­molo­giebuch schreiben werde, werde ich die in den näch­sten Monat­en nach und nach verbloggen – natür­lich neu angepasst ans Medi­um. Los geht es mit der Geschichte von Kaiser und Zar, die nicht nur ähn­lich mächtig sind, son­dern auch noch bei­de ein­er gemein­samen sprach­lichen Quelle entsprin­gen, und mit dem König, hin­ter dem Zeu­gung, Geburt und Geschlecht stehen.

Ein Name wird Programm

Den Kaiser als Herrsch­er haben wir uns in Rom abgeschaut. Dort gab es einst einen gewis­sen Gaius Julius Cae­sar, seines Zeichens enorm ein­flussre­ich­er Chef des römis­chen Reichs – so ein­flussre­ich, dass sein Name Pro­gramm wurde. Bei der römis­chen Bevölkerung set­zte sich Cae­sar als generelle Beze­ich­nung für ihren Herrsch­er durch − selb­st als der schon wieder ganz andere Namen trug. Das ver­lief also ähn­lich wie bei den Pro­duk­t­na­men Tem­po oder Tesa, die heute an jed­er Art von Papier­taschen­tuch oder Klebe­streifen haften kön­nen: Ein her­aus­ra­gen­der Vertreter wird zur Beze­ich­nung ein­er ganzen Gruppe gle­ichar­tiger Men­schen oder Gegenstände.

Dann kamen die ger­man­is­chen Völk­er an und Weit­er­lesen

Kandidaten für den Anglizismus 2013: Hashtag

Von Kristin Kopf

Auch der oder das Hash­tag ist ein Wiedergänger von 2012, ich kann also zunächst ein­mal auf Susannes let­ztjähri­gen Artikel ver­weisen. ((Außer­dem wird das Wort hier noch knapp gestreift.)) Über die Funk­tion von Hash­tags schrieb sie damals:

Mit #Hash­tags wer­den typ­is­cher­weise Tweets, Posts oder Bilder in sozialen Net­zw­erken ver­schlag­wortet, um sie einem bes­timmten The­ma zuzuord­nen. […] Auf ein­er zweit­en Ebene wer­den mit Hash­tags aber auch Emo­tio­nen, Zustände, Wun­schdenken, Kom­mentare, Zuge­hörigkeit, Empathie und Ironie markiert (#kaf­fee, #WirSindL­la­ma oder #fail) oder Meme ges­tartet (#würstchen­filme). Diese wer­den als Meta-Schlag­worte gesetzt.

Heute will ich den Über­legun­gen von let­ztem Jahr zwei Aspek­te hinzufü­gen: Zum einen eine kleine Kor­pus­recherche in Zeitun­gen, um die Häu­figkeit­szu­nahme des Wortes zu über­prüfen, und zum anderen eine bish­er noch nicht besproch­ene Verwendungsweise.

#Frequenz

In den Zeitungsko­r­po­ra des IdS kommt das Wort zwar sel­ten vor, nimmt aber tat­säch­lich im Gebrauch zu.

2014-01-Hashtag

Treffer/Mio Wörter im DeReKo, W‑Archiv ohne WDD und WPD (n=113)

Schaut man sich an, wie es ver­wen­det wird, so erken­nt man schnell ein üblich­es Muster für neue Wörter: Weit­er­lesen

Donnerstagsrätsel (1)

Von Kristin Kopf

Don­ner­stag ist Rät­selt­ag! Ab sofort gibt es hier im Sprachlog immer am drit­ten Don­ner­stag im Monat ein kleines Sprachrät­sel. Los geht’s mit einem ety­mol­o­gis­chen Domino:

Die Domi­nos­teine sind Kom­posi­ta, die aus zwei Sub­stan­tiv­en beste­hen, z.B. Log+Buch, Abschlags+Zahlung, Teil+Stück, Bau+Klotz, …

Nun gibt es in diesem Rät­sel immer ein Kom­posi­tum, bei dem der zweite Teil mit dem ersten Teil eines anderen Kom­posi­tums zusam­men­hängt: Das eine ist (oder war ein­mal) eine (Teil-)Bedeutung des anderen.

So gehört z.B. Bauklotz zu Logbuch, weil Log die Ursprungs­be­deu­tung ‘Holzklotz’ hat­te. Das Wort wurde aus dem Englis­chen entlehnt, Weit­er­lesen

Lebendige bedrohte Wörter

Von Susanne Flach

Gestern war mal wieder “Tag der deutschen Sprache”. So genau war mir nie richtig klar, was die Ini­tia­toren damit wirk­lich bezweck­en wollen. Naja, nutzen Sie halt mal die deutsche Sprache! Brüllen Sie schnell zehn Mal “deutsch” in Großbuch­staben! Stop­pen Sie den sint­flu­tar­ti­gen Sprach­wan­del mit bloßen Hän­den und passen Sie auf, dass Ihnen kein Anglizis­mus durch die Fin­ger glitscht! Und ver­mei­den Sie bloß sone neu­modis­chen Indefinitdemonstrativartikel!

Die Badis­che Zeitung, die zu diesem Anlass bere­its im let­zten Jahr mit einem “Floskel-Alpha­bet” was Volon­tieren­des beschäftigt hat, macht dieses Jahr mit einem ABC der “Bedro­ht­en Wörter” auf. These Ergeb­nis: “Immer mehr Begriffe, die wir lieben, ger­at­en in Vergessen­heit.” Dieser Spruch set­zt sich zwar sofort dem Ver­dacht eines Oxy­morons aus, weil ein Wort ja per Def­i­n­i­tion nur dann ausster­ben kann, wenn es nicht mehr genutzt wird. Dieser Ein­wand wäre jet­zt aber nur unnötig verkürzend: mir kann ja ein Wort gefall­en und ich kann es nutzen — aber wenn es son­st kein­er tut, werde ich mein Lieblingswort mit ins Grab nehmen. Umgekehrt gilt natür­lich, dass nicht jedes Wort, was ich als sel­ten anse­he oder empfinde, auch sel­ten ist.

In der Hoff­nung, dass alle mit der fol­gen­den Def­i­n­i­tion leben kön­nen, verknüpfen wir an ‘bedro­ht’ die Erfül­lung fol­gen­der Bedingungen*:

  1. Es ist in der Ver­gange­heit über­haupt genutzt worden.
  2. Es ist in der Ver­gan­gen­heit (dauer­haft) deut­lich häu­figer genutzt wor­den, als heute.

AutorIn “bwa” von der Badis­chen Zeitung set­zt fol­gende Begriffe auf die Liste der bedro­ht­en Wörter:

aber­mals, blümer­ant, Chose, dort**, ete­petete, frohlock­en, garstig, hanebüchen, Ingrimm, Jubelpers­er, knorke, Lab­sal, Meschugge, Nuck­elpinne, Ohren­schmaus, poussieren, Quas­sel­strippe, Ratze­fum­mel, Som­mer­frische, Schurigeln, töricht, unhold, Vet­ter, Wen­de­hals, Xan­thippe, Yup­pie, Zierrat

Auf welch­er sub­jek­tiv­en Grund­lage die Liste erstellt wurde, bleibt das Geheim­nis von “bwa”. Sie basiert aber sich­er nicht auf wirk­lichem Sprachge­brauch. Dabei wär das sog­ar recht ein­fach gewe­sen: Der fol­gen­den Ein­grup­pierung liegt eine kurze Suche über GoogleN­grams zugrunde (kon­ser­v­a­tiv bew­ertet, Zeitraum 1800–2000, smoothing=3):

Die absoluten Stars der Liste, da ihre Fre­quenz zumin­d­est bis 2000 kon­tinuier­lich ansteigt — mal mehr, mal weniger -, sind blümer­ant, Chose, ete­petete, hanebüchen, Jubelpers­er, knorke, Meschugge, Quas­sel­strippe und Yup­pie. Bei eini­gen dieser Wörter ist gegen Ende eventuell ein klein­er Abfall rein­in­ter­pretier­bar — aber es dürfte a) fraglich sein, ob dies ein ein­deutiger Trend ist und b) trotz der Tat­sache, dass Google­Books bei 2000 aufhört, eher unwahrschein­lich sein, dass sie deshalb als ‘bedro­ht’ emp­fun­den wer­den müssen.

Damit kein­er ohne bunte Bild­chen nach Hause gehen muss, eine kleine Auswahl aus der Kat­e­gorie “hat Kar­riere vor sich”:

Größ­ten­teils unverän­dert (lies: sta­bil) bzw. unter Umstän­den sehr stark schwank­end, aber keineswegs im Unter­gang begrif­f­en sind garstig, Ohren­schmaus, Som­mer­frische, schurigeln, Unhold, Vet­ter, Wen­de­hals (den steilen Anstieg ab den 80ern ignoriere ich geflissentlich) und Xan­thippe. Keine Aus­sagen erlaubt NGram zu Nuck­elpinne und Ratze­fum­mel. Und zumin­d­est bei Nuck­elpinne ist in mein­er sub­jek­tiv­en Ein­schätzung wed­er (1) noch (2) erfüllt — es gren­zt irgend­wie schon fast an einen Okkasionalismus.

Ratze­fum­mel klingt für mich nach Kinder­sprache. Eine nicht-repräsen­ta­tive Umfrage unter meinem einzi­gen Face­book-Kon­takt, der in der 10. Klasse derzeit noch die Schul­bank drückt, hat das bestätigt: ‘Nein, in der Grund­schule [vielle­icht,] aber jet­zt nicht mehr’ — immer­hin kan­nte er es. Um die Über­leben­schan­cen von Ratze­fum­mel muss man sich aber keine Sor­gen machen: die hand­voll Belege aus dem Wortschatz­por­tal der Uni Leipzig beze­ich­nen mit Ratze­fum­mel sin­niger­weise eine Art Papstgewand.

[ke hat meine Quelle kon­trol­liert und mich darauf aufmerk­sam gemacht, dass mit Ratze­fum­mel in diesen Bele­gen immer noch ein Radier­gum­mi gemeint ist, dies­mal mit dem Kon­ter­fei des Pap­stes. Jet­zt weiß ich gar nicht, ob ich mich für ne Schlu­drigkeit entschuldigen muss oder mich für die Erfind­ung der Bedeu­tungser­weiterung ‘Pap­st­ge­wand’ loben darf.]

Kri­te­rien (1) und (2) erfüllen lediglich aber­mals, frohlock­en, Ingrimm, Lab­sal, poussieren und töricht. Aber bevor wir bekla­gen, dass zum Beispiel aber­mals vom Ausster­ben bedro­ht ist: das Wort ist ein­fach noch viel zu häu­fig, um von nie­man­dem mehr ver­wen­det oder gar ver­standen zu werden.

Natür­lich sind die vorgeschla­ge­nen Wörter alle sehr unter­schiedlich fre­quent und damit schon poten­tiell unter­schiedlich ‘bedro­ht’. Und natür­lich bewe­gen wir uns bere­its weit unterm Promille­bere­ich, wo niedrigfre­quente Lex­eme auch mal schnell weg vom Fen­ster sind (wom­it aber die Wahrschein­lichkeit steigt, dass wir sie gar nicht ver­mis­sen wer­den). Im Großen und Ganzen: ganz so düster ist es halt nicht mit diesen Kan­di­dat­en — im Gegen­teil: der über­wiegende Anteil dieser Liste bedro­hter Wörter erfreut sich inner­halb seines Fre­quenzbere­ichs bester Gesundheit.

Und falls doch nicht: Ohne Ingrimm lässt es sich leichter leben.

 

PS: Die BILD-Zeitung lis­tet “die zehn läng­sten deutschen Wörter” (Link kön­nen Sie derzeit ver­mut­lich noch googeln):

  1. Grund­stücksverkehrs­genehmi­gungszuständigkeit­süber­tra­gungsverord­nung
  2. Rind­fleis­chetiket­tierungsüberwachungsauf­gabenüber­tra­gungs­ge­setz
  3. Verkehrsin­fra­struk­tur­fi­nanzierungs­ge­sellschaft
  4. Gle­ichgewichts­dichte­gra­di­en­ten­zen­trifu­ga­tion
  5. Elek­triz­itätswirtschaft­sor­gan­i­sa­tion­s­ge­setz
  6. Verkehr­swege­pla­nungs­beschle­u­ni­gungs­ge­setz
  7. Hochleis­tungs­flüs­sigkeitschro­matogra­phie
  8. Restrik­tions­frag­mentlän­gen­poly­mor­phis­mus
  9. Telekom­mu­nika­tion­süberwachungsverord­nung
  10. Unternehmenss­teuer­for­ten­twick­lungs­ge­setz

Diese sollen “in min­destens vier Tex­ten belegt” sein. Ja, die meis­ten ver­mut­lich hier, hier, hier und hier.

*Danke an Dierk Haa­sis für die Lösung eines logis­chen Fehlers in der Bedinungsbedingung.

**Was das hochfre­quente dort dort (oder hier?) zu suchen hat, entzieht sich meinem Inter­pre­ta­tion­shor­i­zont. Begrün­det wird es der­weil mit ein­er Art Deixis-Problem:

Vor­sicht auf der A5 zwis­chen Freiburg-Süd und Freiburg-Mitte. Hier kommt Ihnen einen Falschfahrer ent­ge­gen”. “Hier?” Sätze wie diesen sagt der Mann im Radio fast jeden Tag. Richtig sind sie den­noch nicht. Die Sache mit dem Falschfahrer mag stim­men, die Sache mit dem “Hier” aber nicht. Dass auch dur­chaus beg­nadete Reporta­gen­schreiber das Wörtchen “hier” zunehmend falsch ein­set­zen, macht es nicht bess­er. “Hier” ist stets da, wo sich Hör­er oder Leser ger­ade aufhal­ten. Am Früh­stück­stisch, im Bett oder son­st wo. Aber nicht zwin­gend auf der A5 zwis­chen Freiburg-Mitte und Freiburg-Süd.

Ja, aber die HörerIn­nen, die vom Geis­ter­fahrer poten­tiell betrof­fen sind, gehören eben auch zu den HörerIn­nen. So ein­fach ist das. Und möglicher­weise gibt es einen psy­chol­o­gis­chen Vorteil, so eine Art Sig­nal­wirkung, dass hier gegenüber einem dort bess­er vor der Gefahr warnt, weil man mit hier seine unmit­tel­bare Umge­bung assozi­iert. Wer weiß.

Ambiguitätenolympiade

Von Susanne Flach

Der Beitrag hätte natür­lich vor dem Olympia-Overkill vor drei Wochen erscheinen sollen oder zumin­d­est in den 16 Tagen danach, aber man will son Fest ja guck­en und nicht drüber schreiben. Also: Was bedeutet Olympiade und was ist ange­blich so falsch daran, es zu nutzen, wenn man das Sport­fest selb­st meint?

Foren sind ja voll davon. Und meist endet die Diskus­sion damit: “Das heißt Olymp­is­che Spiele. Olympiade ist nur die Zeit zwis­chen den Spielen.”

Heute haue ich nicht in die “wenn es aber von ein­er aus­re­ichend großen Zahl von Sprechern…”-Kerbe. Und Kor­po­ra habe ich für diesen Beitrag auch nicht gewälzt. Was bleibt ist die sub­jek­tive Ein­schätzung, dass eine nicht geringe Menge an Repor­terIn­nen, Trainer­In­nen und Sport­lerIn­nen selb­st Olympiade benutzten, um auf das aktuelle Ereig­nis zu referenzieren.

Weit­er­lesen

[Anglizismus des Jahres] Emanzipiert sich das Tablet?

Von Kristin Kopf

Heute also das Tablet. Ein flach­er, tas­tatur­los­er Com­put­er von umstrit­ten­em Nutzen und auf jeden Fall ein Wort, das mir für eine Analyse auf den ersten Blick ähn­lich unat­trak­tiv erschien wie die let­ztjährige App: Vor meinem inneren Auge türmten sich Berge von trock­en­er Tech­nikberichter­stat­tung und Wer­bege­fasel, ganz vorne mit dabei die Fir­ma Apple. Aber, coole Sache: So schlimm war’s gar nicht bzw. man kon­nte sehr schnell drüber­scan­nen. Und meine Recherche liefert sog­ar richtig schöne Ergeb­nisse, schaut mal:

(Suche in Nürn­berg­er Nachricht­en, Mannheimer Mor­gen, Ham­burg­er Mor­gen­post, Braun­schweiger Zeitung, per Cos­mas II web; absolute Zahlen)

Das war eine Kor­pus­recherche in den vier Zeitun­gen, die ich auch für -gate genutzt habe.1 Weit­er­lesen