Als königliche Familie hast du es ja nicht leicht: du hast nichts Vernünftiges gelernt und bist auf den Job deshalb dringend angewiesen, und den Job hast du halt nur, solange du den Leuten einreden kannst, dass du etwas besonderes bist. Deshalb hängst du in Palästen ab, läufst mit Krone und Zepter durch die Gegend und sprichst und schreibst, als ob du sprachlich aus der Zeit gefallen bist und dir dabei ordentlich den Kopf gestoßen hast.
Wenn zum Beispiel eine deiner Prinzessinnen ihr zweites Kind bekommt, dann schreibst du in der Pressemeldung nicht einfach so einen schönen aktiven Satz wie The Duchess of Cambridge has given birth to her second child, in dem du klar zum Ausdruck bringst, wer hier etwas geleistet hat (die Duchess), und was es war (ein Kind gebären). So etwas schreibt vielleicht eine gewöhnliche Zeitung, und so etwas würde jeder normale Mensch (sprich: Untertan) sagen. Aber als Königshaus fabrizierst du stattdessen folgenden Satz:
Her Royal Highness The Duchess of Cambridge was safely delivered of a daughter at 8.34am. [Pressemeldung des Britischen Königshauses, auch per Twitter.
Die Passivkonstruktion was delivered of a daughter klingt gediegen altmodisch und damit very royal – und sie hat den Vorteil, dass ihre ex-bürgerliche königliche Hoheit, die Gräfin von Cambridge, als eher unbeteiligt an der ganzen Sache dargestellt wird. Sie hat kein Kind zur Welt gebracht, sondern sie ist (wörtlich übersetzt) „von einem Kind befreit worden“. Das passt erstens gut dazu, dass die eingeheiratete (und im Fall der Fälle jederzeit entsorgbare) Gräfin ja eigentlich nur als vorübergehendes Gefäß für das waschechte, in der Thronfolge immerhin an vierter Stelle stehende Königskind gedient hat, und zweitens dazu, dass Frauen sich bei Geburten sowieso nicht immer so in den Vordergrund drängen sollen. Weiterlesen