Der Lateinunterricht verkommt an deutschen Schulen zwar langsam aber sicher zu dem Anachronismus, der er im Herzen schon lange ist, aber er hat eine erstaunlich bissige Lobby. Kaum eine Woche, in der ich bei der Suche nach Sprachbrockbarem nicht auf einen Artikel stoße, der die die Vorzüge der Sprache Cäsars predigt. Ein gutes Argument habe ich dabei nie gesehen — bis Joseph Ratzinger seine Rückzugspläne ankündigte, und die fast unbemerkt geblieben wären. Denn, wie unter anderem die TAZ berichtete, gab Ratzinger seine bevorstehende Pensionierung in einer Rede bekannt, die er auf Latein hielt, und bescherte der einzigen Lateinkundigen unter den anwesenden Journalist/innen, der ANSA-Korrespondentin Giovanna Chirri, den Scoop ihres Lebens. Wenn das kein Grund für einen flächendeckenden Lateinunterricht ist, dann fällt mir auch keiner mehr ein.
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Sprachbrocken 4/2013
Frankreich ist ja, wenn man deutschen Sprachnörglern glauben schenkt, ein sprachpflegerisches Paradies. Reine Sprachflüsse plätschern dort gallisch glitzernd durch romanisch rollende Wörterwiesen, auf denen präziöse Pariser Phrasenstrukturbäume Schatten spenden. Aus der Fremde eindringendes Sprachunkraut wird von von weisen Wortwächtern mit fester Hand ausgemerzt, die an seiner stelle liebevoll latinisierende landessprachliche Leckerbissen züchten. Die Französinnen und Franzosen würden es auch gar nicht anders wollen, und so herrschte feingeistiges frankophones Frohlocken, als die Academie Française verkündete, dass das Wort Hashtag schon an der Grenze gestoppt worden und durch das mot-dièse („Rautenwort“) ersetzt worden sei. Nur die französische Sprachgemeinschaft konnte dem neuen Wort natürlich wieder mal nichts abgewinnen. Aber die besteht eben, wie überall, aus degoutanten Degenerierten, von denen wir uns nicht düpieren lassen sollten. Weiterlesen