Als Sahra Wagenknecht letzte Woche vom „Gastrecht“ der Flüchtlinge sprach, und davon das derjenige, der es missbrauche, irgendwann dann auch verwirkt habe, war die Empörungswelle vorprogrammiert.
Erstens, weil sie eben Sahra Wagenknecht und Linke nichts lieber tun als andere Linke allgemein, und Wagenknecht im Besonderen, mit Empörung zu überschütten. Schließlich hatten sowohl die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Julia Klöckner als auch die Bundeskanzlerin Angela „Wir-schaffen-das“ Merkel nur ein paar Tage zuvor fast wortwörtlich dasselbe gesagt, ohne dass das das kleinste bisschen linker Kritik nach sich gezogen hätte („Wer das Gastrecht verwirkt, der wird irgendwann vor die Tür gesetzt“, Julia Klöckner; „Einige Straftäter von Köln haben ihr Gastrecht verwirkt“, Angela Merkel).
Zweitens, weil das Wort Gastrecht einen offenliegenden Nerv der deutschen Flüchtlingsdebatte trifft, für den Wagenknecht, Klöckner und Merkel eigentlich gar nichts können, sondern der etwas mit Sprache, Weltsicht und Wirklichkeit zu tun hat: der Frage, wie wir über Flüchtlinge reden und denken und worauf wir uns damit einlassen. Weiterlesen