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StuTS-Status & Top-100-Language-Blogs-Wahl
Es ist tatsächlich StuTS. Irgendwie nach einem Jahr Vorbereitung sehr unreal, dass es jetzt wirklich so weit ist.
Ich habe heute eine Menge Vorträge gehört und sie waren alle wirklich gut:
- Robert Fuchs über also im Indischen Englisch – es kann an Stellen stehen, die das Britische Englisch nicht erlaubt, wahrscheinlich durch den Einfluss eines ähnlichen Wortes in verschiedenen indischen Sprachen,
- Michael Sappir über Portemanteaumorpheme im Karuk – sie sind sehr widerspenstig und wollen sich nicht so recht beschreiben lassen, sodass man zur Vereinfachung komplizierte Regeln annehmen muss ;),
- Ludger Paschen über ein Audiokorpus zu Varietäten des Russischen – eine total spannende Sisyphosarbeit, 1000 Stunden Tonaufnahmen sollen extrem detailliert annotiert werden,
- Sophie ter Schure über Experimente zum Spracherwerb und zur Wortartenklassifikation – besonders schön kam hier raus, dass man nicht immer sofort das perfekte Experimentdesign findet und wie man schließlich doch zu aussagekräftigen Daten gelangen kann – und
- Tanja Ackermann zu “geschlechtsspezifischen” Deonamen – lustigerweise verhalten sich die Deonamen sehr ähnlich wie die Rufnamen z.B. bezüglich der Wortlänge, der Betonungsstruktur und des Auslauts. Strategien, die man benutzt, um Frauen- und Männernamen zu differenzieren, benutzt man auch, um für sie gedachte Produkte zu benennen.
Außerdem gab es natürlich den Gastvortrag von Marion Grein zu Komplimenten in verschiedenen Sprachen – muss man gehört haben, kann man nicht beschreiben. Enormer Unterhaltungswert plus fachlich hochinteressant.
Schließlich gab es noch eine Stadtführung, die eigentlich im Mainzer Dialekt sein sollte – der Stadtführer hat sich aber nicht so recht getraut. Gelernt habe ich trotzdem was, z.B. dass der Schambes mal Jean Baptiste hieß.
Top 100 Language Blogs 2010
Und weil ich dafür keinen Extrabeitrag aufmachen will, noch schnell hier: Das Schplock wurde für eine Wahl nominiert, und zwar die Top 100 Language Blogs 2010, in der Kategorie Language Professionals. Ich bin mir noch nicht so sicher, wie ich mich dabei fühle, denn einerseits ist sind so tolle Seiten wie John Wells phonetisches Blog nominiert, andererseits aber auch der Zwiebelfisch.
Eine knapp kommentierte Liste aller Kandidaten findet ihr hier (und hier kann man bis 24. Mai abstimmen – für was auch immer man will, ich habe hier extra keinen dieser schamlosen Vote-for-this-Blog-Buttons hingesetzt).
Ich hab leider gar keine Zeit, mich durch die Kandidaten durchzuklicken, aber wenn ihr irgendwelche Perlen in der Liste findet, freue ich mich riesig auf Hinweise in den Kommentaren. Genug Sprach(wissenschafts)bookmarks kann man nie haben 🙂
[Veranstaltungstipp] StuTS-Werbung die 2.
Das Schplock muss momentan etwas Hunger leiden, denn erstens schreibe ich nächste Woche Donnerstag meine Magisterklausur und zweitens planen wir wie verrückt die 47. StuTS, die in der Woche darauf stattfindet (12.–16. Mai). Dafür möchte ich hier auch noch einmal werben. Die StuTS, oder lang “Studentische Tagung Sprachwissenschaft”, findet jedes Semester an einer anderen Uni statt und bietet Studierenden einen Einblick in das, was andere Linguistikinteressierte so machen – und neben Vorträgen und Workshops gibt es natürlich auch jede Menge Freizeitspaß wie z.B. Stadtführungen, eine Kneipentour, einen Grillabend und eine Party.
Wir haben diesmal enorm viele Vorträge und Workshops. So kann man auf der StuTS unter anderem ein bißchen in die Deutsche Gebärdensprache hineinschnuppern, ägyptische Hieroglyphen lernen, erfahren, ob Tolkiens Kunstsprache Quenya typologisch dem europäischen “Durchschnitt” entspricht, hören, wie man Feldforschung in Russland macht und die Aufnahmen in einem Audiokorpus erfasst, herausfinden, ob Deos für Männer anders heißen als für Frauen und man kann drüber diskutieren, ob die EU eine romanisch basierte Kunstsprache als Verständigungssprache braucht (ich würd ja sagen: nee).
Außerdem werden Miniführungen durch das neurolinguistische Labor und das DFG-Projekt Deutscher Familiennamenatlas angeboten und die Mainzer Linguistik stellt sich vor. Und nicht zu vergessen: Im Gastvortrag spricht Dr. habil. Marion Grein über Komplimente in verschiedenen Sprachen und Kulturen, z.B. “Du bist aber dick geworden!”
Noch kann man sich für die StuTS anmelden, 15 Euro Teilnahmegebühr für MainzerInnen, 20 für Auswärtige (enthalten sind Unterkunft (auf Schlafsack & Isomatte), Frühstück, Kaffee, Busticket (nur noch bis Montag), Stadtführung und einige Freigetränke auf der Party).
Ich würde mich riesig freuen, neben suz noch weitere Schplock-LeserInnen auf der StuTS zu sehen! Das wird ein Spaß!
[Call for Papers] Speculative Grammarian
Trey Jones vom Speculative Grammarian hat mir eine charmante, personalisierte Massenmail geschickt und mich drum gebeten, ein bißchen für den Speculative Grammarian zu werben. Das mache ich natürlich gerne, verdanke ich ihm doch einen Magneten und indirekt auch einen der ersten (sehr minimalistischen – in der Alltagsbedeutung natürlich!) Schplock-Beiträge.
Der SpecGram ist eine erstklassige Zeitschrift für satirische Linguistik, ein, wie Jones sagt, bedauerlicherweise sehr vernachlässigtes Gebiet. Das bedeutet aber auch, dass man hier sehr leicht an eine Publikation kommen kann – gesucht werden nämlich
… satirical and humorous articles, poems, cartoons, ads, and all sorts of other material—and no field within or related to linguistics is off limits.
Und hier etwas elaborierter:
SpecGram is seeking witty, erudite papers in satirical linguistics that demonstrate a comprehensive knowledge of the field of linguistics as a whole, a subtle wit, and a refined sense of written language. Preference is given to material that rouses the passions (not that kind, you hussy) and evokes the intellectual delight of the editors and publishers.
However, as those kinds of papers are pretty hard to come by, SpecGram is accepting papers that are moderately clever, can be edited into some passable form, and don’t rely too heavily on bodily function humor.
[…]
Material written in a language with a passing similarity to English is, for practical reasons, handled more quickly, but is in no way preferred.
Vielleicht hat ja jemand von Euch was in einer Schublade liegen? Oder Lust, was zu schreiben?
Hier ein paar meiner Lieblingsartikel aus dem SpecGram:
- An Introduction to Classical Generative Psychology (Schonmal verlinkt.)
- The Life And Death Of An Anonymous Verb
- X‑bar Diagram Acquisition
Wenn Ihr auch SpecGram-Lieblingsartikel habt, postet die Links dazu in den Kommentaren und nehmt damit die einmaligen Chance wahr, eine auf der Rückseite handsignierte Visitenkarte des SpecGram-Herausgebers aus meiner hochkarätigen Sammlung von Memorabilia zu gewinnen (verkleinerte Darstellung rechts, Magnete nicht enthalten).
[Veranstaltungstipp] 47. StuTS
Ich habe heute schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage von der Mainzer StuTS geträumt. Albgeträumt, um genau zu sein. In Traum 1 war es Mittwoch, der 12. Mai, und es gab genau eine Anmeldung. In Traum 2 hatten wir, immerhin, 35 Anmeldungen, aber keine Vorträge und keine richtige Unterkunft. Wir mussten eine portable Dusche auf einem Grünstreifen aufstellen und alle 35 Teilnehmer wurden bei Armin zuhause (er wohnte in einem Hochhaus in Wiesbaden) einquartiert. Die Leute aus dem Orgateam werden unsere momentanen logistischen Probleme schnell erkennen …
So, was aber ist die StuTS? In ihrer Langform heißt sie “Studentische Tagung Sprachwissenschaft”, und das sagt schon das meiste: Studierende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum (und manchmal auch darüber hinaus) treffen sich jedes Semester für vier Tage an einer anderen Uni und tauschen sich über das aus, was sie so beschäftigt. Es ist eine Mischung aus Wissenschaft und Klassenfahrt, will sagen: großartig. Und im Sommersemester 2010 findet die StuTS in Mainz statt: vom 12. bis 16. Mai.
Wir sind seit letztem Sommer wie wild am Organisieren – das Geld läppert sich so zusammen, die Unterkunft sträubt sich noch ein wenig, das kulturelle Programm sieht vielversprechend aus und einen spannenden Gastvortrag haben wir auch schon. Und seit kurzem kann man sich tatsächlich anmelden: Hier. Wir freuen uns auf viele alte und neue Gesichter, und natürlich muss man nicht unbedingt Linguistik studieren, auch mit Interesse an Sprachwissenschaft im Rahmen anderer Fächer (z.B. Anglistik, Germanistik, …) wird man auf der StuTS eine Menge Spaß haben.
Wer vorher mehr Infos will, schaut am besten auf unserer Homepage vorbei, oder auf der allgemeinen StuTS-Seite, oder befreundet sich mit der 47. StuTS bei Facebook (auch als Veranstaltung) und im StudiVZ (da gibt’s auch eine Gruppe).
So, ich hoffe ich kann jetzt wieder ruhig schlafen.
[Surftipp] Sprachlog
Den Umzug und die damit einhergehende Umbenennung des Bremer Sprachlogs will ich zum Anlass für einen schnellen Linktipp nehmen – wer das Bremer Sprachblog nicht kannte, der sollte jetzt auf jeden Fall das Sprachlog kennenlernen.
Anatol Stefanowitsch, Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Uni Bremen, liefert seit ziemlich genau drei Jahren Hintergrundinformationen und Meinungen zu sprach(wissenschaft)lichen Themen. Die Auswahl ist mir manchmal etwas zu VDSlastig – skurrile Pressemitteilungen über die Zerstörung der deutschen Sprache durch Anglizismen zu sezieren hat sicher seine Berechtigung, aber mir persönlich gefallen die weniger kämpferischen Beiträge besser. Glücklicherweise sind davon auch eine ganze Menge vorhanden.
Was das Sprachlog zudem spannend macht, sind die Diskussionen in den Kommentaren – da gibt es einen richtigen Meinungsaustausch, der oft wirklich interessant zu lesen ist. (Jetzt mal davon abgesehen, dass viele Kommentatoren mittlerweile darauf konditioniert zu sein scheinen, bei jeder Gelegenheit Häme über den VDS auszuschütten.)
Wer noch nie im (Bremer) Sprach(b)log gelesen hat, dem möchte ich hier ein paar meiner Favoriten nahelegen:
- Wortarten Teil 1 | Teil 2 – warum es nicht sinnvoll ist, Wortarten nach ihrer Semantik zu benennen (was Terminolog- und Pädagogisches)
- Schneeschuhknüpfer und Alemannen – woher Volksbezeichnungen stammen können und wie Deutschland in anderen Sprachen heißt (was Etymologisches)
- Schweizer und Deutsche machen Sinn – wie “Sinn haben” und “Sinn machen” in Deutschland und der Schweiz verteilt sind (was Korpuslinguist- und Statistisches)
[Filmtipp] Verner’s Law
Memo hat mich auf eine kleine Filmreihe bei YouTube aufmerksam gemacht, in der es um das Indogermanische, die Erste Lautverschiebung und das Vernersche Gesetz geht. Was für eine fantastische Idee! Lasst Euch nicht von der schlechten Tonqualität am Anfang abschrecken, das wird schnell besser. Ich hab mich enorm amüsiert! Die Illustrationen … hihihihi …
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=aal9VSPkf5s]
Zu Teil 2 und 3 …
StuTS in Bochum
Ich war diese Woche auf der 46. StuTS in Bochum und hatte eine Menge Spaß mit einer Menge großartiger Menschen. Es gab superviele spannende Vorträge – hier zwei Randnotizen für Euch:
- Regenschirm heißt auf Luxemburgisch Präbbeli. Das kommt vom gleichbedeutenden französischen parapluie. (Fränz)
- Das griechische Alpha (Α, α) kommt vom phönizischen Alef. Im Griechischen steht es für den a-Laut, das war aber ursprünglich im Phönizischen nicht so – dort stand es für den Konsonanten, den wir im Deutschen am Wortanfang vor Vokalen aussprechen: den Glottisverschlusslaut [ʔ] (hier zu hören, immer vor dem a). Den hatte das Altgriechische wahrscheinlich nicht, der erste Laut, den die Griechen also hörten, war [a]. So wurde das Zeichen uminterpretiert. (Julia & Stefan)