Normalerweise entlehnt eine Sprachgemeinschaft ein Wort, um eine sogenannte lexikalische Lücke zu füllen – also eine Leerstelle im Wortschatz. Solche Leerstellen entstehen typischerweise, wenn etwas Neues bezeichnet werden muss (z.B. eine neue Technologie, eine neue sportliche Aktivität, eine neue Idee).
Das Wort, das ich heute diskutiere, füllt eine lexikalische Lücke anderer Art: Eine Lücke, die entsteht, weil etwas, das schon immer da war, aber nie beachtet und deshalb auch nie benannt wurde, plötzlich in das Spotlight der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit gerät und eine Bezeichnung braucht. Bzw. eigentlich nicht „etwas, das schon immer da war“, sondern ein Nichts, das schon immer da hätte sein können – nämlich eine Lücke zwischen (weiblichen) Oberschenkeln, die auch dann noch sichtbar sein muss, wenn die Beine gerade und die Füße aneinander gestellt sind (so die geläufigste Definition) oder sogar dann, wenn die Knie sich berühren (so die strengere Definition der englischen Wikipedia): die Thigh Gap.
[Inhaltswarnung: Objektifizierende Beschreibungen des weiblichen Körpers, Fat Shaming, Magersucht.] Weiterlesen