Die französische Sprache steht kurz vor dem Aussterben: zu einer „banalen“, ja „toten Sprache“ werde es, befürchtet der Sprachschützer Bernard Pivot, wenn die französische Bildungsministerin sich mit ihrem Plan durchsetze, an französischen Universitäten auch das Englische als Unterrichtssprache zuzulassen. Denn Sprache, so Pivot, sei das, was eine Nation ausmache und schon seit jeher sei es so gewesen, dass Siegermächte den Besiegten ihre Sprache aufgezwungen hätten. Als Franzose kennt er sich da aus, denn die Kolonialmacht Frankreich hat das bestens vorgemacht, was es Pivot ermöglicht, in einem Nebensatz von „unseren“ – also französischen – „großen Schriftstellern aus Afrika und von den Antillen“ zu schwärmen. Aber wenn es das Französische ist, das verdrängt wird, und sei es nur aus ein paar Seminaren, dann steht die französische Nation vor dem Aus. Auch die Ironie, dass mit dem Englischen eine Sprache nach Frankreich zurückkehrt, die sich durch eine jahrhundertelange französische Besatzung bis zur Unkenntlichkeit verändert hat, entgeht ihm offensichtlich. Weiterlesen
Schlagwort-Archive: Latein
Sprachbrocken 6–10/2013
Der Lateinunterricht verkommt an deutschen Schulen zwar langsam aber sicher zu dem Anachronismus, der er im Herzen schon lange ist, aber er hat eine erstaunlich bissige Lobby. Kaum eine Woche, in der ich bei der Suche nach Sprachbrockbarem nicht auf einen Artikel stoße, der die die Vorzüge der Sprache Cäsars predigt. Ein gutes Argument habe ich dabei nie gesehen — bis Joseph Ratzinger seine Rückzugspläne ankündigte, und die fast unbemerkt geblieben wären. Denn, wie unter anderem die TAZ berichtete, gab Ratzinger seine bevorstehende Pensionierung in einer Rede bekannt, die er auf Latein hielt, und bescherte der einzigen Lateinkundigen unter den anwesenden Journalist/innen, der ANSA-Korrespondentin Giovanna Chirri, den Scoop ihres Lebens. Wenn das kein Grund für einen flächendeckenden Lateinunterricht ist, dann fällt mir auch keiner mehr ein.
Weiterlesen