Letzte Woche wurde in PSYCHOLOGICAL SCIENCE eine Studie veröffentlicht, die die These bestätigt sieht, dass sich der Wandel kultureller Werte von „gemeinschaftlich“ zu „individuell/materialistisch“ in der Sprache widerspiegelt (Greenfield 2013). Über die Studie berichtete bisher PsychCentral, einige Wissenschaftsblogs, Nachrichtenseiten wie CBS oder der TELEGRAPH und im deutschsprachigen Raum ORF und WISSENSCHAFT AKTUELL. Das Ergebnis der Studie: die Urbanisierung unserer Gesellschaft korreliert mit der Abnahme von „gemeinschaftlichen“ Wörtern (obliged, give, act, obedience, authority, belong, pray) und der Zunahme von Begriffen, die „Materialismus“ verkörpern (choose, get, feel, individual, self, unique, child) und so spiegelt Sprache direkt den Wandel gesellschaftlicher Werte wider. Weiterlesen
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Tablet [Anglizismus 2012]
Das Tablet ist ein Wiedergänger: Bereits letztes Jahr hat es Anspruch auf den Anglizismusdesjahrestitel erhoben. Wer sich für die ausführliche Besprechung interessiert, sollte sich daher den damaligen Blogbeitrag dazu anschauen – heute untersuche ich, wie sich das Wort seither gemacht hat und ob es 2012 eine Gewinnchance hat.
Rein subjektiv rechne ich mit einer enormen Frequenzzunahme, basierend auf der Beobachtung, dass die Geräte immer häufiger zu sehen und für viele Menschen zu einem Alltagsgegenstand geworden sind.
Ein Blick in die Zeitung bestätigt das:
Erstmals übertraf 2012 das blanke Wort Tablet (grüne Linie) verdeutlichende Zusammensetzungen wie Tablet-PC oder Tablet-Computer (blaue Linie). Das Konzept ist jetzt also fest genug bei der Zeitungsleserschaft verankert, es bedarf sprachlicher Hilfestellung nicht mehr unbedingt. Damit ist eingetreten, was ich letztes Jahr geradezu prophetisch prognostiziert habe – und zwar schneller als gedacht:
Ich wage zu behaupten, dass sich die Form Tablet, falls das Gerät überlebt, auf lange Sicht gegenüber Tablet-Computer durchsetzen wird. Ist kürzer, und wenn man weiß, was gemeint ist, braucht kein Mensch mehr eine deskriptive Benennung.
Diese Zusammensetzungen werden in den kommenden Jahren sicher noch weiter zurückgehen. ((Sag ich jetzt, damit ich bei der AdJ-2013-Nominierung erneut auf meine prophetischen Fähigkeiten verweisen kann.))
Im Gegenzug braucht man mittlerweile mehr Differenzierungsmöglichkeiten, um all die Tablets voneinander unterscheiden zu können: Komposita mit einem Erstglied, das das Tablet näher bestimmt (lila Linie) nehmen weiter zu. In fast allen Fällen wird hier Bezug auf den Hersteller oder Verkäufer (Apple, Aldi, Sony-Tablet, …) oder auf Leistungsfähigkeit und Größe genommen (Highend-, Full-HD-, Sieben-Zoll-, Riesen-Tablet, …).
Zwar war der Anstieg des Wortes Tablet von 2010 nach 2011 viel deutlicher (um 3,8 Prozentpunkte) als der von 2011 nach 2012 (um 2,2 Prozentpunkte) ((Eine Suche über Begriffe im Wandel der ZEIT liefert zwar für Die Zeit einen sprunghaften Anstieg 2012, hier in ich aber skeptisch, was die Datenbasis betrifft. Über den Bugfixing-Modus gelangt man an absolute Zahlen, das sind für 2012 genau 116 Treffer, die sich recht gleichmäßig über das Jahr verteilen (z.B. je 10 im November und Dezember). Hier muss also bei der Normalisierung etwas schiefgegangen sein.)), allerdings würde ich das nicht sofort als AdJ-Aus sehen. Das Tablet hat 2012 an Land gewonnen, besonders gegenüber bemutternden Bildungen, in denen es nur Erstglied ist. Es ist zwar sprachlich nicht besonders aufregend, aber man kann von so einem Anglizismus jetzt auch nicht alles erwarten.
Jetzt vermehrt und verbessert: Der Ngram-Viewer
Das zugrundeliegende Korpus des Ngram-Viewers von Google ist vor kurzem verbessert worden. Damit eröffnen sich faszinierende neue Suchmöglichkeiten, von denen ich drei ganz kurz vorstellen möchte – in der Hoffnung, dass sich meine Studierenden nicht herverirren, die sollen das nämlich alles in einer Weihnachtsferienhausaufgabe selbst rausfinden:
Der Aufstieg des Computers: Sprachübergreifende Vergleiche
Während man in der 2009er-Version nur innerhalb einer Sprache suchen konnte, lassen sich jetzt auch sprachübergreifende Vergleiche anstellen. Hier musste ich also noch drei Grafiken hintereinander erstellen, jetzt kann die Frequenz des Wortes für ‘Computer’ im Englischen, Deutschen und Französischen (und einigen weiteren Sprachen) auf einmal angezeigt werden. Weiterlesen
Remember, remember, the … 11th of September?
Randall Munroe von xkcd hat gestern einen großartigen Calendar of meaningful dates, also einen Kalender bedeutender Daten gepostet:
Hinter seinen Webcomics stecken ja oft kleine wissenschaftliche Projekte und Spielereien – in diesem Fall mit Sprache.
Für diesen Comic hat Munroe im englischsprachigen Korpus von Google ngrams (mehr dazu hier, hier und hier), also einer großen Sammlung digitalisierter Bücher, sämliche Tage eines Jahres abgefragt und deren relative Häufigkeit für den Zeitraum seit 2000 dargestellt. Man sieht unter anderem sehr schön, dass über den Monatsersten besonders häufig geschrieben wird und dass der 29. Februar nicht nur in der Realität sehr selten vorkommt. Beides wenig verwunderlich.
In der Beispielsuchanfrage wird October 17th als Format angegeben. Interessant wäre zu erfahren, ob auch die britische Datumsnennung, 17th of October, abgefragt wurde, sie hat ebenfalls viele Treffer (auch im Subkorpus des amerikanischen Englisch).
September 11th
Im Fall des 11. Septembers aber, der mit Abstand das häufigste Datum ist, geht die Nutzung der beiden Benennungsmöglichkeiten weit auseinder. Während 11th of September mit 17th of October/October 17th in einer Liga spielt, stellt die amerikanische Variante September 11th alles in den Schatten:
In diesem Fall ist September 11th nämlich kein einfaches Datum mehr, sondern ein Eigenname für ein historisches Ereignis – Praxonym nennt man das. Und Namen variieren nun mal nicht sonderlich. (September 11th hat aber noch einen zweiten Namen, 9/11.)
Im xkcd-Kalender steckt noch ein weiteres besonders Datum, nämlich
The 4th of July,
auch als US-amerikanischer Nationalfeiertag bekannt. Hier sind interessanterweise beide Formen fast gleich frequent, zumindest, wenn man sich die heutige Zeit anschaut. Das erscheint erst einmal seltsam, ist die Variante mit der vorangestellten Zahl doch neben Independence Day die reguläre Bezeichnung des Tages.
Erweitert man sowohl den Zeitraum als auch die untersuchten Varianten, wird klarer, woran das wahrscheinlich liegt: Die Zahl wird heute dann, wenn der Nationalfeiertag gemeint ist, in der Regel ausgeschrieben, also Fourth of July. Die Verlaufskurven seit 1776 (dem Jahr der Unabhängigkeitserklärung) sehen so aus:
Hier ist schön zu sehen, dass das normale Datumsformat (July 4th) nie besonders frequent war, wahrscheinlich, weil es in der Regel nicht dazu benutzt wurde, auf den Feiertag zu referieren. Die britische Version ist hingegen die ganze Zeit sehr frequent, wobei zunächst die Schreibweise mit der Zahl dominiert (4th of July), gegen Ende der 1870er übernimmt dann aber die ausgeschrieben Form (Fourth of July). Die Bezeichnung Independence Day ist zwar laut OED seit 1791 belegt, sie hat aber erst seit den 1940ern an Häufigkeit gewonnen – vielleicht vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs patriotisch begründet? (Aber ich spekuliere.)
Warum nicht July 4th?
Bleibt noch die Frage, warum sich bei der Benennung des Tages die britische Variante durchgesetzt hat, es ging doch um die Unabhängigkeit von eben denen? Die naheliegende Antwort: Auch amerikanisches Englisch war einmal britisch, das Datumsformat hat sich also in den USA in den letzten 236 Jahren verändert. So etwas sollte man aber, egal wie plausibel, nicht ungeprüft behaupten, also habe ich eine weitere (recht schnelle, also verbesserbare) Korpusrecherche gemacht – diesmal bei COHA, dem Corpus of Historical American English. ((Die genauen Suchanfragen waren für sechs der ersten sieben Tage jedes Monats, außer Juni (bei dem habe ich mich vertippt und es erst zu spät bemerkt), d.h.:
Für Xth of Month: 1st|2nd|3rd|5th|6th|7th of JANUARY|FEBRUARY|MARCH|APRIL|MAY|JULY| AUGUST|SEPTEMBER|OCTOBER|NOVEMBER|DECEMBER
Für Month Xth: JANUARY|FEBRUARY|MARCH|APRIL|MAY|JULY| AUGUST|SEPTEMBER|OCTOBER|NOVEMBER|DECEMBER 1st|2nd|3rd|5th|6th|7th))
In der folgenden Grafik sind die beiden Datumsformate seit 1810 im Vergleich zueinander zu sehen, wobei rot das britische, blau das amerikanische darstellt:Es ist klar zu erkennen, dass in den COHA-Daten bis Anfang des 20. Jahrhunderts das britische Format dominierte – es ist also nicht ausschließlich britisches Englisch, sondern auch älteres amerikanisches Englisch. Ab ca. 1900 vollzog sich dann der Wechsel zur heutigen Ausdruckweise.
Für den 4th of July war es da aber bereits zu spät: Er hatte sich als fester Ausdruck eingebürgert und wurde von diesem Wandelprozess nicht ergriffen.
Nun wäre es noch spannend zu erfahren, warum es den Wechsel gab. Darüber geben die Korpusdaten leider keine Auskunft und meine (allerdings oberflächlichen) Recherchen haben auch nichts ergeben. Vielleicht wissen ja Anatol oder Suz was? Oder jemand anders? Ich wäre sehr neugierig!
[Buchtipp] Heike Wiese: Kiezdeutsch. Ein neuer Dialekt entsteht
Heute will ich euch Heike Wieses »Kiezdeutsch. Ein neuer Dialekt entsteht« empfehlen. Viele von euch werden in den letzten Wochen in den Medien etwas zum Thema aufgeschnappt haben – im Rahmen der Buchpublikation wurde Frau Wiese oft interviewt und rezensiert. Sie forscht und schreibt nämlich über ein Thema, bei dem die Emotionen hochkochen und manchen beim Geifern der Schaum aus dem Mund schlägt: Über eine sprachliche Varietät, die sie Kiezdeutsch nennt.
Kiezdeutsch ist eine Jugendsprache, die sich in multiethnischen Wohnvierteln besonders in Berlin, also z.B. Kreuzberg und Neukölln, herausgebildet hat. Von anderen Jugendsprachen unterscheidet sie sich dadurch, dass sehr viele der SprecherInnen zwei- oder mehrsprachig aufwachsen – aber nicht alle: Weiterlesen
[Anglizismus des Jahres] Emanzipiert sich das Tablet?
Heute also das Tablet. Ein flacher, tastaturloser Computer von umstrittenem Nutzen und auf jeden Fall ein Wort, das mir für eine Analyse auf den ersten Blick ähnlich unattraktiv erschien wie die letztjährige App: Vor meinem inneren Auge türmten sich Berge von trockener Technikberichterstattung und Werbegefasel, ganz vorne mit dabei die Firma Apple. Aber, coole Sache: So schlimm war’s gar nicht bzw. man konnte sehr schnell drüberscannen. Und meine Recherche liefert sogar richtig schöne Ergebnisse, schaut mal:
Das war eine Korpusrecherche in den vier Zeitungen, die ich auch für -gate genutzt habe.1 Weiterlesen
[Anglizismus des Jahres] Greift ‑gate um sich?
Unter den Vorschlägen für den Anglizismus des Jahres 2011 gab es auch ein Wortteil von nicht so recht bestimmbarem Charakter, nämlich -gate. Das will ich mir heute genauer anschauen – parallel zu suz, die zeitgleich mit mir ihre Beobachtungen zum Thema postet.
Vorgeschlagen wurde es von Patrick Schulz, der letztes Jahr den Gewinner leaken nominiert hat, und zwar mit der folgenden Begründung:
Ich schlage dieses Jahr das Skandalisierungssufffix -gate zum AdJ vor. Es wird dazu benutzt, die semantische Denotation seines Kopfes (Also die Bedeutung dessen, an das es sich ranhängt) zu einem Skandal von nationaler Tragweite zu erklären oder auch zu verklären. Diese mitunter ironisierende Nebenbedeutung hebt es m.E. von bestehenden Äquivalenten ab.
Ganz aktuelle Beispiele sind u.a. padgate, Guttengate oder Jenagate.
Es geht dabei weniger darum, irgendwelche kurzlebigen Wörter, die auf ‑gate enden, für den AdJ2011 vorzuschlagen, sondern dieses gebundene und sie verbindende Morphem, welches an beliebige Kopflexeme angehängt werden darf um eine sozial- und/oder medienkritische Botschaft zu vermitteln. Es ist dabei im höchsten Maße produktiv, wie die eben erwähnten Beispiele zeigen. Noch dazu geht es mit einigen interessanten phonologischen Prozessen einher, so heist es etwa Guttengate, nicht aber *Guttenberggate o.ä..
Ich will in diesem Beitrag überprüfen, ob -gate wirklich so häufig neue Wortbildungen eingeht und falls ja, wozu sie dienen. Patrick vermutet ja einen ironischen Unterton, was ich nicht ganz von der Hand weisen will. Ob der aber nur durch den Äußerungskontext entsteht, oder wirklich schon dem Element anhaftet, bleibt zu klären. Weiterlesen
Was macht eigentlich … leaken?
Die Nominierungsphase für den Anglizismus des Jahres 2011 läuft (noch bis zum 31.12.!) – eine schöne Gelegenheit, mal besinnlich zu werden und nachzuschauen, wie es dem Gewinner von letztem Jahr ergangen ist: leaken. Es gab damals zwei recht ausführliche Analysen von suz und mir, denen aber für 2010 die Daten fehlten: Das Wort trat ja erst im Herbst so richtig ans Licht der breiten Öffentlichkeit, und das DeReKo (eine enorm große Sammlung von Zeitungstexten, zugänglich via Cosmas II) umfasste damals nur die erste Jahreshälfte. Mittlerweile sind die Daten da und ich hab mal reingeschaut, allerdings mit ernüchterndem Ergebnis: Das Verb leaken tritt 2010 grade mal zweimal auf, inklusive einer scherzhaften Verwendung:
- Ulmen schlüpft in die Rolle seiner Kunstfigur Uwe Wöllner und erklärt aktuelle Begriffe wie „Leaking“ („Wenn ich niese, zum Beispiel, leake ich meine Erkältung“). (Mannheimer Morgen, 13.12.2010, S. 28)
- Wiki leakt weiter. Die «Rundschau» reist nach Island zu Mitstreitern von Julian Assange. (St. Galler Tagblatt, 15.12.2010, S. 12)
Im Jahr 2011 (erste Jahreshälfte) dann bisher drei Treffer, einer scherzhaft:
- Leaken, das heisst etwas vor der Veröffentlichung verbreiten, sei «grundsätzlich ein anarchistischer Akt». (St. Galler Tagblatt, 28.01.2011, S. 9)
- Merke: „Ein kleiner Wiki leakt in jedem von uns!“ (Nürnberger Nachrichten, 03.03.2011, S. 8)
- Wohin der Weg eines transparenteren Staates führen könnte, zeigte eine Äußerung des Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar: „Wenn Möglichkeiten zur Freigabe von Daten erleichtert werden, mindert das den Druck, Daten zu leaken.“ (Rhein-Zeitung, 18.04.2011, S. 32)
Für die Vorjahre sieht das immerhin noch schlechter aus, wie ich in meinem letztjährigen Artikel schon erwähnt habe (2005 gibt es drei Verwendungen für Computerspiele/Musik, die aus der Wikipedia stammen, das war’s), aber Tendenzen kann man daraus nun wirklich keine ableiten.
In meiner Datennot habe ich auf GoogleNews zurückgegriffen. Das ist aus mehreren Gründen keine besonders gute Idee, darunter z.B.:
- Man hat keine Ahnung, wieviele Textwörter insgesamt durchsucht werden. Da das von Jahr zu Jahr variieren kann, könnte die relative Vorkommenshäufigkeit eine ganz andere sein, als die absolute nahelegt. Wenn man davon ausgeht, dass die Textzahl jedes Jahr steigt, dann ist auch der Anstieg von leaken nicht mehr so ungewöhnlich.
- Die Datierung ist unzuverlässig. Der Treffer, den ich für 2002 hatte, bezieht sich z.B. anachronistischerweise auf Wikileaks und stammt dann auch in Wirklichkeit von 2010. Wer weiß, wie viel da sonst noch im Argen liegt.
Nichtsdestotrotz habe ich die Suche unternommen, und zwar mit der Suchanfrage
“leaken” OR “leake” OR “leakst” OR “leakt” OR “leakte” OR “leaktest” OR “leaktet” OR “leakten” OR “geleakt” OR “geleakte” OR “geleakten” OR “geleakter” OR “geleaktes” OR “geleaktem”
Die sollte so ziemlich alle erwartbaren verbalen und adjektivischen Vorkommen abdecken. Für die letzten zehn Jahre findet man dann die folgenden Ergebnisse in absoluten Zahlen (von mir bereinigt):
Einen Anstieg kann man daraus, wie bereits bemerkt, nicht ableiten, aber man kann sich das Verhältnis der verschiedenen Anwendungsbereiche zueinander anschauen. Die Einteilung ist recht grob, weil ich bei Filmen, Musik und Technik nicht sauber aussortiert habe, wann es sich um ein geleaktes Produkt handelte und wann um Informationen dazu (sind auch teilweise im roten Balken gelandet, aber nicht so furchtbar systematisch) – wenn jemand Zeit hat … Momentan sieht es so aus, als sei prozentual nur die Film-Musik-Technik-Bedeutung etwas gestiegen (2010 56%, 2011 65%) und die Übertragung auf die Informationsbedeutung ließe noch auf sich warten (falls sie jemals so richtig kommt; 2010 25%, 2011 24%). Vielleicht tut sich aber, wie gesagt, etwas im Überschneidungsbereich “Informationen zu Filmen, Musik, Technik”.
Ich fürchte, wir müssen in einem Jahr wieder nachschauen, wie es dem Leaken so geht.
Witwe vs. Witwerin
Im Sprachlog geht es zur Zeit um die Form Witwerin (statt Witwe) und ihre möglichen Ursachen. (Kurzversion: Es handelt sich um eine Analogiebildung zu all den anderen abgeleiteten Formen auf -in, die an Personenbezeichnungen auf -er angehängt werden.)
In den Kommentaren kam die Frage auf, ob Witwe und Witwerin einmal gleichberechtigt nebeneinander existierten:
Waren damals die Witwerin ein glecihberechtigtes Synonym zur Witwe? Oder war Witwe immer das Grundwort und die Witwerin war immer eine zweifelhafte Nebenform. Wann und warum setzte sich die Witwe durch?
Nun haben wir leider keine perfekten historischen Korpora, aber ich glaube, dass das, was es so gibt, auch ein ganz gutes Bild vermittelt.1 Ich habe mal bei GoogleBooks alle deutschsprachigen Bücher nach Jahrhunderten getrennt durchsucht, beginnend mit dem 16. Jahrhundert. (Vorher sah es ja bekanntlich mau aus mit dem Buchdruck.)
Kaum einer mag die Witwerin
Die Ergebnisse zeigen recht deutlich, dass Witwerin immer nur eine (mit gutem Willen) Nebenform war: Weiterlesen
1/2 7 vs. 7 1/2 Uhr
Achim hat kürzlich in einem Kommentar nach einer speziellen Uhrzeitangabe gefragt:
Mir ist bei den Uhrzeiten eingefallen, dass früher (man findet es z.B. auf alten Theaterzetteln in Programmheften) Uhrzeitangeben wie „7 1/2 Uhr abends“ üblich waren. Ich tippe ja, dass das „19.30“ und nicht „18.30“ bedeutet, aber hat da jemand Handfesteres als meine Vermutung? Ist ja interessant, dass das neben „halb acht“ existiert hat.
Die Schreibweise mit nachgestelltem ½ findet sich tatsächlich häufig in älteren Texten, so zum Beispiel hier:
Dass es sich nicht um eine Variante von ½ 7 (halb sieben) handelt, wird schnell klar, wenn man sich Weiterlesen