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[Surftipp] Strange Maps — Sprachkarten

Von Kristin Kopf

Ich bin zurück, mit dem fes­ten Vor­satz, endlich mal so regelmäßig zu schreiben, dass auch jemand regelmäßig vorbeischaut.
Heute soll es um ein Blog gehen, das ich heiß und innig liebe: Strange Maps.
Jed­er Ein­trag dreht sich um eine Land­karte oder einen Stadt­plan irgen­dein­er Art, und darunter sind auch viele sprach­be­zo­gene Karten.

Hier ein klein­er Überblick:

334 — The Atlas of True Names: Ety­molo­gie

Hier geht es um Karten, auf denen alle Namen (Städte, Län­der, Gewäss­er, …) ety­mol­o­gisch auf ihre “Urform” zurück­ge­führt wer­den. Es han­delt sich mehr um ein Spaßpro­jekt als um eine wis­senschaftliche Arbeit, weshalb es auch das Lan­guage Log ziem­lich kri­tisiert hat — aber ich finde die Idee sehr witzig, und was ich bish­er von der Umset­zung gese­hen habe ich auch nicht so übel.
Ich hab mir die Karten bestellt und werde bes­timmt bald was drüber schreiben.

329 — Chaffinch Map of Scot­land
: Dialek­tolo­gie

Ein Gedicht in der Form Schot­t­lands — das Ver­bre­itungs­ge­bi­et des chaffinch ‘Buchfink’ wird mit der jew­eili­gen regionalen Beze­ich­nung markiert.

308 — The Pop Vs Soda Map: Region­al­is­men

Es geht darum, wie alko­hol­freie Erfrischungs­getränke in den USA genan­nt wer­den. Zur “Pop vs. Soda con­tro­ver­sy” gibt es auch eine eigene Inter­net­seite.

2008-12-strangemaps
231 — Praise the Lord and Pass the Dic­tio­nary!: Sprachen Europas & Graphie

Europa Poly­glot­ta, Lin­guarum Genealo­giam exhibens, una cum Literis, Scribendique modis, Omni­um Gen­tium — eine Karte mit dem Beginn des Vaterun­sers in der jew­eili­gen europäis­chen Sprache (und dem entsprechen­den Alpha­bet) im entsprechen­den Land.

230 — Papua New Guinea, the Lin­guis­tic Super­pow­er: Sprachen der Welt

Diese Karte liebe ich ganz beson­ders — sie rückt die Dinge ein­mal in die richtige Per­spek­tive, sprachtech­nisch. Eine Weltkarte, die zeigt, wie groß die Län­der sein müssten, wenn man ihre Größe nach den in ihnen gesproch­enen Sprachen berech­nete. Auf nach Ozeanien!

41 — Amike­jo, the World’s First (and Only) Esperan­to State
: Kun­st­sprache

Die kreativ­en Bemühun­gen ein­er Sprache, ein Land zu finden …

13 — The retreat of Cor­nish: Sprach­tod

Hier sieht man, wie Kor­nisch “ins Meer gedrängt” wurde. Vom bösen Englisch. Es wurde aber zwis­chen­zeitlich wieder­belebt, das sieht man auf der Karte nicht.

Strange Maps lohnt sich aber nicht nur wegen der ab und an lin­guis­tis­chen Karten — auch alles andere ist sehr lesens- und sehenswert. Drin­gend mal vorbeischauen!

Was bedeutet eigentlich … Schplock?

Von Kristin Kopf

Ich habe mich ja naiver­weise für die Wortschöpferin gehal­ten, aaaaaber Urban Dic­tio­nary ist mir zuvorgekommen:

Sch­plock: The noise a £2 coin in a con­dom makes when you hit some­one with it.

Wom­öglich ist das Wort in dieser Bedeu­tung auch noch fre­quenter als in meiner …

Bei­de Wörter, Sch­plock1 (meines) und Sch­plock2 (das andere) klin­gen zwar gle­ich (sind also homophon), sind aber durch ganz unter­schiedliche Prozesse ent­standen.
Sch­plock1 ist eine Abkürzung von Sprach­blog (diese Art der Abkürzung nen­nt man “Kon­t­a­m­i­na­tion” oder “Kof­fer­wort”) mit Ver­schrif­tung der Palatal­isierung von s vor Plo­siv und der Aus­lautver­här­tung, Sch­plock2 hinge­gen ein laut­ma­lerisches (ono­matopo­et­is­ches) Wort.

… to encourage them to engage in specific activities, such as, in the case of horses, running.”

Von Kristin Kopf

Jip­pie, heute gibt es zwei auf einen Stre­ich — zunächst ein­mal ein bißchen Wer­bung für WALS, den World Atlas of Lan­guage Struc­tures, der ja seit einiger Zeit auch online abruf­bar ist:

2008-06-25-wals

Da kann man guck­en, wie bes­timmte sprach­liche Merk­male so auf der Welt verteilt sind.
Und auch … nicht-sprach­liche Merk­male. Die Ent­deck­ung des Tages: David Gils fast schon satirisch anmu­ten­der Artikel über “Para-Lin­guis­tic Usage of Clicks”. Ihr erin­nert Euch hof­fentlich an die Klicks, Xhosa und Miri­am Make­ba. Ich habe ja geschrieben, dass es Klicks nur in Afri­ka gibt — und für die Sprach­wis­senschaft stimmt das auch, denn nur in weni­gen Sprachen in Afri­ka sind Klicks Phoneme, d.h. bedeu­tung­sun­ter­schei­dende Laute. Es gibt also Wörter, in denen allein der Klick dafür sorgt, dass sie etwas anderes bedeuten, als andere Wörter, die bis auf den Klick vol­lkom­men gle­ich klingen.
Den Klick als Geräusch ken­nen die SprecherIn­nen viel­er Sprachen, schon kleine Kinder schnalzen vor sich hin. Dass dieses Geräusch aber an für sich (nicht als Phonem) kul­turell bed­ingte Bedeu­tun­gen haben kann, darüber habe ich bis jet­zt noch nicht so inten­siv nachgedacht. Aber David Gil. Klicks kön­nen als nicht­sprach­liche Bedeu­tung haben:

1. Aus­druck von Affek­tion (also emo­tion­al) — das ist bei uns z.B. so, und bei allen Sprachen, die auf der ver­link­ten Karte rosa Punk­te haben.

  • neg­a­tiv:

The Eng­lish tut tut is a den­tal click, often repeat­ed two or more times, and is most com­mon­ly used to express feel­ings such as irri­ta­tion, impa­tience or disappointment.”

  • pos­i­tiv:

For some but not all speak­ers of Eng­lish, the repeat­ed den­tal click may also be used to express a very dif­fer­ent range of emo­tions includ­ing amaze­ment and appre­ci­a­tion; one con­text in which this occurs is that of men engaged in “girl-watch­ing”. This usage may be char­ac­ter­ized as express­ing pos­i­tive affect.

2. Logis­che Bedeu­tung — i.d.R. zur Nega­tion (Nein-Sagen), sel­tener auch zur Affir­ma­tion (Ja-Sagen)

… the use of a den­tal click to express nega­tion is char­ac­ter­is­tic not just of Hebrew, but of many Ara­bic dialects and oth­er lan­guages. How­ev­er, in the San’ani dialect of Ara­bic, the den­tal click is used not for ’no’, but rather for ‘yes’; it thus express­es affir­ma­tion ( Samia Naim, Mar­tine Van­hove p.c.).

Für das Englis­che führt Gil darüber hin­aus noch weit­ere Funk­tio­nen an, und weil es sooo schön ist, muss ich es ein­fach zitieren:

there is an addi­tion­al usage of a sin­gle den­tal click, typ­i­cal­ly imme­di­ate­ly pre­ced­ed by an open­ing of the lips, which occurs in gen­er­al­ly sub­lim­i­nal fash­ion, with­out imping­ing on the con­scious­ness of speak­ers and hear­ers: this is to mark the begin­ning point of a con­ver­sa­tion­al unit, often in con­junc­tion with the act of turn-tak­ing. This usage can be read­i­ly observed world-wide on tele­vi­sion news broad­casts such as CNN, in which the news­cast­ers and reporters typ­i­cal­ly begin a stretch of speech with one of these clicks. In addi­tion to den­tal clicks, some speak­ers of Eng­lish make use of oth­er clicks, either lat­er­al or palatal, when address­ing babies or domes­ti­cat­ed ani­mals, in order to attract their atten­tion or to encour­age them to engage in spe­cif­ic activ­i­ties, such as, in the case of hors­es, run­ning.

Für die Nicht-Sprach­wis­senschaft­lerIn­nen unter Euch: turn-tak­ing nen­nt man den Sprecher­wech­sel in einem Gespräch. Solche Stellen wer­den gerne markiert, z.B. durch Pausen wenn die andere übernehmen soll, oder eben, wenn man selb­st übern­immt, z.B. durch Klicks. Ich mache das auch manch­mal, habe ich mit Verblüf­fung festgestellt.

Soooo, das für heute.

[Werkzeug] ipa4linguists

Von Kristin Kopf

Eine sehr brauch­bare Seite für Leute, die gerne coole IPA-Zeichen auf ihrem Com­put­er hät­ten, aber nicht wis­sen, wie sie es anstellen sollen — mit aus­führlichen Anleitun­gen zur Auswahl, Instal­la­tion und Arbeit mit den Son­derze­ichen in Browsern, Textver­ar­beitungs- und Mail­pro­gram­men, für Win­dows, Mac und Linux:

http://ipa4linguists.pbwiki.com

2008-06-21-ipa4linguists

Ich arbeite übri­gens mit Titus Cyber­bit Basic und Juni­code — wenn ich mal mit Word arbeite.

Ja ist diesen Autoknackern nicht einmal mehr der Tag heilig?

Von Kristin Kopf

Volk­se­t­y­molo­gie forever:

Krim­i­naldirek­tion Mainz

Mainz, Auto aufge­brochen, Tatverdächtiger festgenommen

Mon­tag, 02.06.2008 12:38 Uhr

Am heilig­sten Tage wurde in Mainz-Weise­nau ein Auto aufge­brochen.
Ein Zeuge meldete: „Soeben wurde in der Friedrich-Ebert-Straße ein sil­bern­er Opel gek­nackt!” Die Polizei leit­ete eine Fah­n­dung ein und suchte nach einem junger Mann, etwa 18 Jahre alt, etwa 175 cm groß, trug eine helle kurze Hose, schwarzes Muskelshirt, helle Turn­schuhe und hat­te einen Ruck­sack bei sich. In der Chris­tianstraße kon­nte die Polizei einen ihr bekan­nten rauschgiftab­hängi­gen Täter fes­t­nehmen. Weit­ere Ermit­tlun­gen laufen.

Quelle

Und das war kein Einzeltäter:

  • Danach geht Angel in das Büro des Pro­duzen­ten, der ein Paar Anwälte bei sich hat und schmeißt ihn am heilig­sten tage aus dem 10. Stock eines Hochhaus­es, das ist unge­sund für einen Vam­pir.Quelle
  • Er lief einen Schritt schneller, näherte sich ras­ant pack­te sich ihre Schul­tern und zog sie am heilig­sten Tage in eine dun­kle Seit­en­gasse.Quelle
  • Also ich erin­ner mich noch als ich unge­fähr 15 war unterm freiem Him­mel am heilig­sten Tage, war ich mit mein­er Fam­i­ly in den Karpat­en in Rumänien unter­wegs,
    dann haben wir in der nähe eines Gletsch­er Pause gemacht, …Quelle

Drücken Sie bitte die Eins!

Von Kristin Kopf

Bei der Zeit gibt es einen lesens- und hörenswerten Artikel: Frauen, auf die wir hören. Es wer­den Frauen vorgestellt, die man täglich bei Tele­fon­hot­lines, in Zügen oder bei Nav­i­ga­tion­ssys­te­men hört. Schade, dass in jedem Inter­view danach gefragt wird, wie ero­tisch die Frauen wirken.
Und schade, dass die Ansagerin vom Mainz­er Haupt­bahn­hof nicht dabei ist … “Auf Gleise Einse: Ihr Tschug fährt jetscht ein.”

2008-04-29-frauenzeit

Transform Puzzle

Von Kristin Kopf

Wer, wie ich, gerne viel Zeit mit Din­gen ver­bringt, die schlicht und ein­fach Zeit fressen, ohne dazu zu führen, dass die Welt gerettet oder die Hausar­beit fer­tig wird, hat bes­timmt seinen Spaß mit Vague­ly Lin­guis­tic Trans­forms:

The rules are quite sim­ple: trans­form one Eng­lish word into anoth­er of the same length, one let­ter at a time, with each inter­me­di­ate form also being a valid Eng­lish word. For exam­ple, dog may be read­i­ly con­vert­ed to cat by these sim­ple steps: dog → cog → cot → cat. 

For this first set of puz­zles, we’re only going to slight­ly extend the basic notion: we’ll allow the word pairs to be of dif­fer­ent lengths. So, in addi­tion to chang­ing a let­ter, adding or delet­ing a let­ter will also be per­mit­ted, when necessary. 

[…]

Your task for this puz­zle contest:

  • trans­form oral into nasal
  • trans­form langue into parole
  • trans­form form into meaning
  • trans­form lin­go into jargon
  • trans­form words into deeds
  • trans­form Ban­tu into Latin
  • trans­form NLP into reality
  • trans­form Spec into Gram”

Mir fehlt noch langue > parole und form > mean­ing. Meine Lösun­gen poste ich nach dem Ein­sende­schluß, vielle­icht führen sie ja doch irgend­wie zur Weltrettung?

Update:

Sooo, Ein­sende­schluss ist vor­bei und meine geheimen Lösun­gen kön­nen gepostet wer­den. So viele neue englis­che Wörter auf ein­mal habe ich noch nie gel­ernt! Bei den vielle­icht etwas exo­tis­cheren habe ich, Leo sei Dank, eine Über­set­zung dazugeschrieben.

  1. oral > moral > modal > mod­el > motel > motet ‘Motette’ > mote ‘Par­tikel, Stäubchen’ > more > core > care > caret ‘Winkelze­ichen, Zirkum­flex’ > car­net > car­pet > carpel ‘Kern­haus, Frucht­blatt’ > carpal ‘Hand­wurzel­knochen’ > car­nal > canal > banal > basal > nasal
  2. langue > gangue ‘Gan­gart’ > gan­gle ‘unbeholfene/schwankende Gan­gart’ > gar­gle ‘gurgeln’> gur­gle ‘gluck­sen, gurgeln’ > bur­gle > bugle ‘Wald­horn’ > bogle ‘Vogelscheuche, Schreck­ge­spenst’ > ogle ‘begaffen, liebäugeln’ > ogee ‘S‑Kurve’ > gee > gel > gal > sal ‘Salz’ > seal > sear ‘ver­bren­nen, aus­trock­nen’ > star > tar ‘Teer’ > bar > barb ‘Spitze, Stachel’ > carb ‘Kohlen­hy­drat’ > carob ‘Johan­nes­brot’ > car­ol > parol > parole
  3. form > farm > fare > fane ‘Tem­pel’ > fan > fun > sun > sin > sing > sting > sit­ing ‘Anle­gen’ > sit­ting > sift­ing > lift­ing > list­ing > last­ing > las­ing > leas­ing > lean­ing > meaning
  4. lin­go ‘Jar­gon, Sprache’ > ling ‘Hei­dekraut’ > long > log > logo > lego > ego > ergo > ergot ‘Mut­terko­rn’ > argot > argon ‘Argon’ > jargon
  5. words > woods > roods ‘Kreuz, Rute (Pl.)’ > rods ‘Stab, Rute (Pl.) > rod > red > wed > weed > weeds > deeds
  6. Ban­tu > Ben­tu ‘Fluss in Rumänien’ > bent > bend > band > land > lard ‘Schmalz’ > sard ‘Kar­ne­ol’ > sari > sarin ‘Sarin’ > satin > Latin
  7. NLP > nap > rap > rape > tape > tale > tall > tal­ly > ral­ly > real­ly > real­ty > reality
  8. Spec > sec > set > seat > eat > ear > gear > rear > ream ‘Schliere’ > cream > cram > Gram

Update II:

Jip­pie! Ich habe gewon­nen! Einen Mag­neten! Er kommt bald mit der Post:

Mal wieder John und Mary

Von Kristin Kopf

Ein Lesetipp: An Intro­duc­tion to Clas­si­cal Gen­er­a­tive Psychology

[…] Chom­sky defines the mind as the “set of well-formed thoughts” (1957z:3984) and then goes on to stip­u­late a com­plex deriva­tion­al sys­tem which allows us to gen­er­ate all the indi­vid­u­als in our cell phone reg­is­ter by a finite-state automa­ton, from a sin­gle under­ly­ing rep­re­sen­ta­tion. His two most famous exam­ples are:

(a) [John loves Mary.]
(b) [John hates Mary.]

Chom­sky claims that the sen­tences (a‑b) are derived from the sin­gle under­ly­ing rep­re­sen­ta­tion /John loves Mary./ by a num­ber of extrin­si­cal­ly ordered mood-trans­for­ma­tion rules. He argues that John has to m‑command Mary in order to cre­ate an emo­tion­al link and then in the case of (a) Mary can move up to John’s pad for a brief merge. […]”