Schlagwort-Archive: Internet

Videografieren mit Zielrichtung Führungs- und Einsatzmittel

Von Kristin Kopf

Ich lese seit dem Kirch­garten immer wieder gerne Pressemel­dun­gen auf der rhein­land-pfälzis­chen Polizei­home­page. Dabei stechen gele­gentlich ungewöhn­liche Wörter (und sel­tener auch For­mulierun­gen) her­vor, bei denen ich ver­mute, dass es sich um Polizeis­prache handelt.

Drei Fällen bin ich mal ein bißchen nachgegangen …

videografieren

Wegen des Zün­dens und Wer­fens von pyrotech­nis­chen Gegen­stän­den laufen bere­its weit­ere Ermit­tlun­gen, der Gang durch die Unter­führung wurde videografiert. (Quelle)

Zunächst mal: Was heißt es? Mir scheint, ein­fach nur ‘fil­men’, sei es per Überwachungskam­era oder per mobil­er Videokam­era. Bei der Polizei passiert das natür­lich beson­ders oft auf Demon­stra­tio­nen oder im Straßenverkehr.

Die Google-Suche nach videografiert liefert ca. 15.000 Tre­f­fer auf deutschsprachi­gen Seit­en. (Darin eingeschlossen sind auch die Schreib­vari­ante mit <ph> und der Infini­tiv.) Die Suche nach Täter videografiert führt zu etwas über 4.000 Tre­f­fern, was schon mal sehr auf einen polizeilichen Hin­ter­grund hindeutet.

Ganz so ein­fach war es dann aber doch nicht: Weit­er­lesen

Sexismusverdacht

Von Kristin Kopf

In let­zter Zeit ger­at­en immer wieder Leute her, weil es irgend­wo eine (meist niveaulose) Debat­te zu Sex­is­mus gibt. Im Laufe ebendieser zaubert jemand die “däm­lich kommt von Dame”-Behaup­tung aus dem Hut und prompt schreibt jemand anders: “Nein, däm­lich ist nicht sex­is­tisch, das kommt näm­lich gar nicht von Dame!” Drunter dann ein Link zum ein­schlägi­gen Sch­plock-Beitrag.

Aber ist es so leicht?

Dass däm­lich nicht von Dame kommt, ja klar – aber ist es deshalb auch defin­i­tiv nicht sex­is­tisch? Weit­er­lesen

Der Beitrag, wo von “wo” handelt

Von Kristin Kopf

André hat neulich ange­fragt, wo eigentlich die wo-Rel­a­tivsätze ver­bre­it­et seien. Ihr wisst schon, die wo man mit wo bildet. Mir scheint, ziem­lich weit. Über Grimms Wörter­buch habe ich einen Auf­satz von Weise (1917) gefun­den, der als Hotspot den Süd­west­en angibt, also das Ale­man­nis­che (auch in der Schweiz) inklu­sive Schwäbisch.

Aber auch ander­swo find­et es sich, zum Beispiel im Bairischen, Fränkischen, Ost­fränkischen, Ober­hes­sis­chen, Mosel­fränkischen und Lothringis­chen. Hui! Hier eine sehr unge­fähre grafis­che Darstel­lung. Das orange Gebi­et ist das, wo wo benutzt (wurde):

Allerd­ings sind die wo-Rel­a­tivsätze nicht über­all gle­ich stark ver­bre­it­et, in vie­len Gebi­eten nehmen mache Sätze wo und andere was anderes. Lei­der habe ich dazu keine detailiert­eren, kartier­baren Angaben gefun­den. (Ich habe aber auch nicht beson­ders zeitaufwändig gesucht.) Am kon­se­quentesten bei der wo-Ver­wen­dung ist wohl wirk­lich das Alemannische.

Neben dem “lang­weili­gen” der/die/das (und dem kaum brauch­baren welch­er/welche/welch­es) gibt’s in deutschen Dialek­ten übri­gens auch noch Weit­er­lesen

[Lesetipp] Kleine Auslese

Von Kristin Kopf

In let­zter Zeit habe ich einiges gele­sen, was ich euch nicht unver­linkt lassen will …

Lost in Trans­la­tion von Lera Borodit­sky (die auf dem Foto irgend­wie an Bones erinnert) …

… han­delt davon, ob Sprache die Art und Weise bee­in­flusst, wie wir denken. Die Autorin ist Psy­cholo­gin und hat eine ganze Menge span­nende Exper­i­mente zu solchen Fragestel­lun­gen gemacht, deren Ergeb­nisse in diesen Text ein­fließen. Wirk­lich sehr empfehlenswert. Auch wer sich nicht so für die The­o­rie dahin­ter inter­essiert, wird eine Menge faszinierende Details über Sprachen entdecken.

Do the lan­guages we speak shape the way we think? Do they mere­ly express thoughts, or do the struc­tures in lan­guages (with­out our knowl­edge or con­sent) shape the very thoughts we wish to express?

(Gefun­den bei Lan­guage Log.)

Von Duden-DNA und ein­er Außerirdis­chen­sprache von Stephan Matthiesen …

… ist eine ganz ungewöhn­liche Art von Artikel: ein Bericht über einen wis­senschaftlichen Work­shop (“Lan­guage as an Evo­lu­tion­ary Sys­tem”). Matthiesen gibt einen Überblick über die ver­schiede­nen Stand­punk­te und Forschungsan­sätze und liefert am Ende sog­ar Links und Lit­er­aturhin­weise: Respekt.

Ob und wie sich das Konzept Evo­lu­tion auf Sprache über­tra­gen lässt, ist noch völ­lig offen. Ein Work­shop brachte kür­zlich ver­schiedene Ansätze zusam­men: Was formt unsere Sprachen?

(Via André auf Face­book und Andre per Mail.)

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Graf Zahl bei XKCD

Von Kristin Kopf

Der aktuelle XKCD mit Graf Zahl:

Eins! Ah ah ah … Zwei! Ah ah ah … … viele! Ah ah ah … – Prim­i­tive Kul­turen entwick­eln Sesamstraße.”

Es gibt tat­säch­lich Sprachen, in denen es nur sehr wenige Zahlwörter gibt, die sowas wie 1, 2 und ‘viele’ (alles ab 3) bedeuten. Ich würde das allerd­ings nicht “prim­i­tiv”, son­dern extrem span­nend nen­nen. WALS, der World Atlas of Lan­guage Struc­tures, lis­tet 20 Sprachen mit solchen eingeschränk­ten (“restrict­ed”) Zahlen­sys­te­men auf: Weit­er­lesen

Über ubër

Von Kristin Kopf

Kür­zlich bin ich auf ein­er englis­chen Inter­net­seite auf das Wort ubër gestoßen und habe danach fest­gestellt, dass die Schrei­bung im Inter­net nicht ger­ade sel­ten ist.1 Da gibt es das Ubër high mileage MPV, den ubër ubër cheap stuff, die Ubër Bin­go Oscars, die ubër-cor­po­ra­tion Google und sog­ar Ubër uns in der deutschen Ver­sion ein­er tschechis­chen Seite. (Weit­ere ubërs in deutschen Texten …)

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[Call for Papers] Speculative Grammarian

Von Kristin Kopf

Trey Jones vom Spec­u­la­tive Gram­mar­i­an hat mir eine char­mante, per­son­al­isierte Massen­mail geschickt und mich drum gebeten, ein bißchen für den Spec­u­la­tive Gram­mar­i­an zu wer­ben. Das mache ich natür­lich gerne, ver­danke ich ihm doch einen Mag­neten und indi­rekt auch einen der ersten (sehr min­i­mal­is­tis­chen – in der All­t­ags­be­deu­tung natür­lich!) Schplock-Beiträge.

Der Spec­Gram ist eine erstk­las­sige Zeitschrift für satirische Lin­guis­tik, ein, wie Jones sagt, bedauer­licher­weise sehr ver­nach­läs­sigtes Gebi­et. Das bedeutet aber auch, dass man hier sehr leicht an eine Pub­lika­tion kom­men kann – gesucht wer­den nämlich

… satir­i­cal and humor­ous arti­cles, poems, car­toons, ads, and all sorts of oth­er material—and no field with­in or relat­ed to lin­guis­tics is off limits.

Und hier etwas elaborierter:

Spec­Gram is seek­ing wit­ty, eru­dite papers in satir­i­cal lin­guis­tics that demon­strate a com­pre­hen­sive knowl­edge of the field of lin­guis­tics as a whole, a sub­tle wit, and a refined sense of writ­ten lan­guage. Pref­er­ence is giv­en to mate­r­i­al that rous­es the pas­sions (not that kind, you hussy) and evokes the intel­lec­tu­al delight of the edi­tors and publishers.

How­ev­er, as those kinds of papers are pret­ty hard to come by, Spec­Gram is accept­ing papers that are mod­er­ate­ly clever, can be edit­ed into some pass­able form, and don’t rely too heav­i­ly on bod­i­ly func­tion humor.

[…]

Mate­r­i­al writ­ten in a lan­guage with a pass­ing sim­i­lar­i­ty to Eng­lish is, for prac­ti­cal rea­sons, han­dled more quick­ly, but is in no way preferred.

Vielle­icht hat ja jemand von Euch was in ein­er Schublade liegen? Oder Lust, was zu schreiben?

Hier ein paar mein­er Lieblingsar­tikel aus dem Spec­Gram:

Wenn Ihr auch Spec­Gram-Lieblingsar­tikel habt, postet die Links dazu in den Kom­mentaren und nehmt damit die ein­ma­li­gen Chance wahr, eine auf der Rück­seite hand­sig­nierte Vis­itenkarte des Spec­Gram-Her­aus­ge­bers aus mein­er hochkaräti­gen Samm­lung von Mem­o­ra­bil­ia zu gewin­nen (verklein­erte Darstel­lung rechts, Mag­nete nicht enthalten).

Chomsky-SEO

Von Kristin Kopf

In let­zter Zeit kom­men super­viele Leute zum Sch­plock, nach­dem sie Chom­sky Mainz gesucht haben – fasziniert habe ich fest­gestellt, dass das Sch­plock bei Google­suchen danach zur Zeit an erster Stelle steht.

Das liegt nun aber, ver­mute ich, weniger an der großen Berühmtheit des Sch­plocks, als an meinem kreativ­en Titel: Chom­sky in Mainz.

Wenn man sowas – im Gegen­satz zu mir – absichtlich macht, wird es SEO genan­nt, Search Engine Opti­miza­tion. Das bedeutet, dass eine Inter­net­seite für Such­maschi­nen opti­miert wird, indem man ihr alle rel­e­van­ten Infor­ma­tio­nen schnell und unver­schnörkelt liefert.

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Die Schwilis in Georgien

Von Kristin Kopf

Der Tod eines geor­gis­chen Olympiar­o­dlers hat mich let­zte Woche zum Nach­denken über geor­gis­che Fam­i­li­en­na­men gebracht. Eine ganze Menge von ihnen schienen auf -wili zu enden, und ich fragte mich, warum.

Der kür­zlich Ver­stor­bene heißt Nodar Kumar­i­taschwili, auf Geor­gisch ნოდარ ქუმარიტაშვილი. Ich habe ein bißchen herumge­googlet, und noch eine Menge weit­er­er Wil­is gefun­den: Weit­er­lesen