Die Grünen haben am Wochenende auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz unter anderem beschlossen, in Parteitagsbeschlüssen in Zukunft verbindlich den Gender-Stern (Student*innen, Kindergärtner*innen, Terrorist*innen) zu verwenden. Angesichts der Empfindlichkeit, mit der die deutsche Öffentlichkeit auf geschlechtergerechte Sprache reagiert, wurde diese Satzungsänderung natürlich vor, während und nach dem Parteitag in den Medien diskutiert. Die Fronten waren dabei vorhersehbar verteilt: „Gender-Gaga“ war der Beschluss z.B. für die Bild (der es dabei nicht nur um die Sprache ging: sie störte sich auch an der Idee von „Extra-Zelten für transsexuelle Flüchtlinge“). Der Cicero sah in dem Beschluss ein Zeichen für die „Rückverwandlung einer Partei in eine Krabbelgruppe“. Und die Ostthüringer Zeitung konnte es sich nicht verkneifen, in ihrer Schlagzeile von „Grün*innen“ zu sprechen. Die taz dagegen verteidigt den Beschluss sehr fachkundig, und die Süddeutsche Zeitung sagt zum Gender-Stern „Schön ist das nicht — aber richtig“.
Wer ab und zu das Sprachlog liest, wird vermuten, dass ich mich hier dem zweiten Lager anschließen und die Grünen für ihren Beschluss loben werde. Diese Vermutung muss ich aber enttäuschen – anders als die Süddeutsche finde ich den Gender-Stern schön, aber falsch. Natürlich stimme ich auch dem ersten Lager nicht zu. Das Problem ist nicht, dass der Beschluss der Grünen „Gender-Gaga“ ist, sondern, dass er nicht gender-gaga genug ist. Die Grünen entwickeln sich nicht zu einer Krabbelgruppe, sie verabschieden sich von der weltverändernden Anarchie, die jeder Krabbelgruppe innewohnt. Weiterlesen