Schlagwort-Archive: Englisch

Halbzeit bei den Nominierungen zum Anglizismus 2013

Von Anatol Stefanowitsch

Bei unserem Vot­ing zum Anglzis­mus des Jahres 2013 haben wir einen Mile­stone erre­icht: Hal­bzeit bei der Nominierungsphase. Zeit, also, für eine Exec­u­tive Sum­ma­ry auch hier im Sprachlog. Bis gestern kon­nten wir auf unser­er Nominierungs­seite 41 Vorschläge unser­er Tar­get Group posten, und heute kamen noch ein­mal elf Wortkan­di­dat­en dazu, die die Jury in ein­er ersten eige­nen Recherche iden­ti­fiziert hat. Damit ste­hen wir in unser­er Com­pe­ti­tion aktuell bei 52 Wörtern, die um den Sieg in unser­er Win­ner-takes-all-Wörter­wahl kämpfen müssen. Weit­er­lesen

Anglizismus 2013: Es geht los

Von Anatol Stefanowitsch

Am Fre­itag haben wir darauf hingewiesen: Es ist die Jahreszeit der Wörter­wahlen, und damit auch Zeit für den „Anglizis­mus des Jahres 2013“: Wie schon in den let­zten drei Jahren wer­den wir mit Ihrer Hil­fe in den näch­sten Monat­en wieder das englis­che Lehn­wort wählen, das die deutsche Sprache im laufend­en Jahr am stärk­sten bere­ichert hat. Wir erin­nern uns: 2010 kam das Wort leak­en auf Platz 1 (und zwar ohne dass Mit­glieder der Jury das vor der Bekan­nt­gabe enthüllt hätte); im Jahr 2011 wurde der Shit­storm zum Sieger gekürt (eine Entschei­dung, die einen inter­na­tionalen Medi­en­sturm, aber keine Empörungswelle aus­löste; im let­zten Jahr gewann dann Crowd­fund­ing knapp vor Hip­ster und Frack­ing (die Kosten der Wörter­wahl trug die Jury ganz ohne finanzielle Hil­fe aus dem Netz). Weit­er­lesen

Pronomen für alle

Von Anatol Stefanowitsch

Auch englis­chsprachige Sprachge­mein­schaften führen mal mehr, mal weniger erhitzte Diskus­sio­nen um geschlechterg­erechte Sprache. Dabei haben sie es sehr leicht: Da die meis­ten Sub­stan­tive im Englis­chen kein gram­ma­tis­ches oder natür­lich­es Geschlecht haben, sind es eigentlich nur die Per­son­al­pronomen für die dritte Per­son Ein­zahl und eine Hand­voll von Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen wie chair­man, wait­ress oder clean­ing woman, die Prob­leme bere­it­en. Für let­ztere gibt es längst Alter­na­tiv­en (chair per­son, serv­er, clean­er), sodass genau genom­men nur die Per­son­al­pronomen übrig bleiben.

Bei englis­chen Pronomen wird (genau wie im Deutschen und vie­len anderen Sprachen) in der der drit­ten Per­son Ein­zahl – und nur dort – nach Geschlecht unter­schieden: männlich wahrgenommene Per­so­n­en wer­den mit he, weib­lich wahrgenommene mit she beze­ich­net. ((Ich kön­nte hier ein­fach „Män­ner“ und „Frauen“ schreiben, aber inter­es­san­ter­weise ver­wen­den wir Pronomen nicht nach dem tat­säch­lichen Geschlecht, für das wir ja bei den meis­ten Men­schen nur indi­rek­te Evi­denz haben, son­dern nach dem ver­muteten.)) Das ist in zweifach­er Hin­sicht problematisch.
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Crowdsourcing, Oxford-style

Von Anatol Stefanowitsch

Don’t men­tion it – in etwa „nicht der Rede wert“ – ist im Englis­chen eine der Stan­dar­d­ant­worten auf Dankes­bekun­dun­gen. Das Oxford Eng­lish Dic­tio­nary hat dieses Mot­to so verin­ner­licht, dass man sich dort gar nicht erst bedankt. Man stellt zwar ein Online-For­mu­lar bere­it, über das Nutzer/innen Erst­belege, Wortvorschläge, Fehler und anderes melden kön­nen – Crowd­sourc­ing hat beim OED eine lange Tra­di­tion, schon die erste Auflage stützte sich stark auf Sprach­belege, die von bele­se­nen Sprachliebhaber/innen eingeschickt und in der Redak­tion des Wörter­buchs von Hand sortiert und in Zettelkästen ver­wahrt wur­den (für unsere jün­geren Leser/innen: Das Inter­net gab es im neun­zehn­ten Jahrhun­dert noch nicht). Aber eine Reak­tion bekommt man auch dann nicht, wenn der gemeldete Vorschlag umge­set­zt oder Man­gel behoben ist Weit­er­lesen

Krautspeak Day

Von Anatol Stefanowitsch

To most Ger­mans, today is just an ordi­nary Sam­stag (or Sonnabend, depend­ing on where they live). But to Ger­man lan­guage pre­scrip­tivists, it is a qua­si-nation­al hol­i­day, a lin­guis­tic Fourth of July and Fifth of Novem­ber rolled into one: the Tag der Deutschen Sprache (“Day of the Ger­man Lan­guage”), a sort of pre­scient com­mem­o­ra­tion day for the Ger­man lan­guage as it will have been when it no longer is.

In the Eng­lish-speak­ing world, pre­scrip­tivists are con­cerned main­ly with a small set of words and gram­mat­i­cal struc­tures that they call “bad gram­mar” – phe­nom­e­na like the “split” infini­tive or the pas­sive (struc­tures which they would like to remove from the lan­guage com­plete­ly), the rel­a­tive mark­ers that and which (which they would like to see used for restric­tive and non-restric­tive rel­a­tive claus­es respec­tive­ly), and cer­tain sen­ten­tial adverbs like hope­ful­ly (which they seem to think should nev­er be used to express the speaker’s atti­tude towards the con­tents of a sen­tence). They typ­i­cal­ly jus­ti­fy their pro­scrip­tions and pre­scrip­tions by appeals to log­ic (although they nev­er spell out what that log­ic actu­al­ly is). Weit­er­lesen

Sprachpanscher und Sprachpinscher

Von Anatol Stefanowitsch

Warum Men­schen, die keine Ahnung von Sprache haben, sich aus­gerech­net zu einem Vere­in zusam­men­schließen, dem es um Sprache gehen soll, werde ich wohl nie ver­ste­hen. Aber wenn ich so einen Vere­in hätte, würde ich es genau wie der Vere­in Deutsche Sprache machen, und mich darauf beschränken, ander­er Leute Sprachge­brauch zu kri­tisieren. Denn die sind dann vielle­icht so beschäftigt damit, sich gegen die Kri­tik zu ver­wahren, dass sie gar nicht nach­fra­gen, worauf diese sich eigentlich gründet.

Ob das bei der DUDEN-Redak­tion funk­tion­iert, die vom VDS ger­ade zum Sprach­pan­sch­er des Jahres ernan­nt wurde, bleibt abzuwarten – die Redak­tion des Wörter­buchs ist nicht ger­ade für eine sehr aktive Öffentlichkeit­sar­beit bekan­nt (der let­zte Tweet der Press­es­telle stammt vom 4. April 2013, die let­zte Pressemel­dung von Anfang Juli). Aber wenn sie sich äußert, dann hat der VDS ihr mit der Begrün­dung zur Sprach­pan­sch­er-Wahl eine Steil­vor­lage geliefert, anhand der­er sie die Funk­tion­sweise eines mod­er­nen Wörter­buchs erk­lären kön­nte: Weit­er­lesen

Shitstorm wem Shitstorm gebührt

Von Anatol Stefanowitsch

Das Oxford Eng­lish Dic­tio­nary ist ein­er lan­gen Tra­di­tion sorgfältiger lexiko­grafis­ch­er Arbeit auf höch­stem wis­senschaftlichen Niveau verpflichtet – es ist qua­si, wie sein Name schon sagt, das Oxford unter den Eng­lish Dictionaries.

Dabei spielt vor allem die Suche nach Erst­bele­gen – also den ersten schriftlich doku­men­tierten Ver­wen­dun­gen von Wörtern – eine Rolle. Diese wer­den häu­fig von lex­ophilen Laien an die Redak­tion des OED geschickt, wo sie dann sorgfältig nach allen Regeln der Wörter­buch­macherei über­prüft und gefak­tencheckt wer­den, bevor sie den bish­eri­gen Erst­be­leg eines Wortes auf die Müll­halde der Sprachgeschichte befördern dürfen.

Oder sie wer­den ein­fach aus Inter­netquellen mit notorisch unzu­ver­läs­siger Datierung über­nom­men ohne auch nur ober­fläch­lich auf Plau­si­bil­ität über­prüft zu wer­den. So geschehen im Fall eines alten Bekan­nten des Sprachlogs, dem shit­storm. Der find­et sich im OED als Unter­punkt des Ein­trags für shit und wird definiert als „a fre­net­ic or dis­as­trous event; a com­mo­tion, a tumult“ (ein hek­tis­ches oder katas­trophales Ereig­nis, ein Durcheinan­der, ein Tumult). Weit­er­lesen

Sprachbrocken: Der Shitstorm ist Establishment

Von Anatol Stefanowitsch

Da aktu­al­isiert die Duden-Redak­tion ihr Wörter­buch mit über 5000 Wörtern, darunter urdeutsche (und her­vor­ra­gend zueinan­der passende) Schön­heit­en wie Schulden­bremse und Vollp­fos­ten, und alles, was die inter­na­tionale Presse inter­essiert, ist – der Shit­storm. Nicht ganz unschuldig an dem inter­na­tionalen Medi­en­in­ter­esse: Die Sprachlogger/innen, unter deren Fed­er­führung Shit­storm zum „Anglizis­mus des Jahres“ 2011 gewählt wurde. Kaum ein Artikel, der diese Wahl nicht als Aufhänger nimmt (unser Jurymit­glied Michael Mann hat es über den dama­li­gen Bericht auf The Local sog­ar in den Bericht der BBC geschafft). Weit­er­lesen

Deutsche, deutschere, deutscheste Bahn

Von Anatol Stefanowitsch

Dass deutsche Unternehmen die englis­che Sprache gerne ver­wen­den, um sich ein inter­na­tionales Image zu geben, ist nicht nur ein Triv­ialplatz, es ist sog­ar Gegen­stand sprach­wis­senschaftlich­er Forschung. ((Z.B. Ingrid Piller (2001) Iden­ti­ty con­struc­tion in mul­ti­lin­gual adver­tis­ing. Lan­guage in Soci­ety 30, 153–186.)) Beson­ders die Deutsche Bahn hat das in der Ver­gan­gen­heit so aus­giebig getan, dass sie sog­ar von Lehn­wortlib­eralen wir mir dafür schon (wenn auch sehr milde) kri­tisiert wor­den ist – wir haben sie im Sprachlog aber auch schon für ihre kreative Lehn­wor­tikono­grafie und für ihr nur schein­bar defizientes, tat­säch­lich aber his­torisch akku­rates Englisch gelobt. Weit­er­lesen

Sprachbrocken 25/2013

Von Anatol Stefanowitsch

Die sprach­liche Nachricht der Woche war fra­g­los „‚Tweet‘ kommt ins Wörter­buch“. Das Wörter­buch, um das es dabei ging, war das Oxford Eng­lish Dic­tio­nary, das tweet war das englis­che Verb to tweet. Und tat­säch­lich find­et sich der entsprechende Ein­trag bere­its in der Online-Ver­sion des Wörter­buchs, eben­so, wie der für das Sub­stan­tiv tweet. Dabei ist nicht das Wort selb­st neu, denn das stand bish­er natür­lich schon mit der Bedeu­tung „einen kurzen, hohen Ton oder eine Serie solch­er Töne machen“ (für das Verb) und „kurz­er, hoher Ton wie ihn ein klein­er Vogel macht“ (für das Sub­stan­tiv) im größten Wörter­buch der englis­chen Sprache. Nun kom­men zwei Verbbe­deu­tun­gen hinzu. Eine für das Verb ohne Objekt (z.B. John tweets): „einen Beitrag auf dem sozialen Net­zw­erk­di­enst Twit­ter machen. Auch: Twit­ter regelmäßig oder gewohn­heitsmäßig ver­wen­den“. Und eine für das Verb mit Objekt (z.B. John tweet­ed a pic­ture of a cat): „eine Nachricht, eine Infor­ma­tion auf Twit­ter veröf­fentlichen“. Als Erst­be­leg für Verb und Sub­stan­tiv gibt das OED derzeit einen Blog­beitrag auf dem Blog NevOn vom 15. März 2007 an – für Sprach­fans eine klare Her­aus­forderung, einen früheren Beleg zu find­en. Weit­er­lesen