Die Überschrift „Sprachreform an der Uni Leipzig: Guten Tag, Herr Professorin“, mit der Spiegel Online die Meldung über das generische Femininum in der Grundordnung der Universität Leipzig versehen hat, hatte ihr Gutes und ihr Schlechtes. Schlecht war, das die deutsche Presse diese Überschrift flächendeckend wörtlich nahm und einer erstaunten Öffentlichkeit mitteilte, dass (männliche) Professoren in Leipzig ab sofort so anzureden seien (das BILDBLOG hat das schön dokumentiert [1], [2]). Gut war, dass die Meldung, und damit auch das Problem sprachlicher Diskriminierung, auf diese Weise ins öffentliche Bewusstsein gelangt ist. Ich sehe die Verantwortung für die Berichterstattung auch gar nicht bei Spiegel Online, sondern bei den Redaktionen, die offenbar gleich nach der Lektüre der Überschrift ihre eigenen Meldungen verfassten, statt weiterzulesen und zu erfahren, worum es wirklich ging.
Keine Verantwortung tragen dagegen die Kolumnist/innen, die dann auf der Grundlage dieser Meldungen hämische und völlig uninformierte Meinungsstücke in ihre Tastaturen hämmerten. Denn anders als etwa Blogger/innen, von denen man eine gewisse Sorgfalt und Fachkenntnis gewohnt ist, muss sich das deutsche Feuilleton ja an eine Selbstverpflichtung halten, die maximale Empörung bei minimaler Zurkenntnisnahme der Realität vorschreibt. Weiterlesen