Schon im letzten Jahr war mit -gate neben einer Reihe von Wörtern auch ein Affix für den Anglizismus des Jahres nominiert, also ein Wortbildungselement, das nicht (oder nicht vorrangig) alleine steht, sondern an ein existierendes Wort angefügt wird, um ein neues abzuleiten. In diesem Jahr sind gleich drei Affixe auf der Shortlist: das Suffix -gate als Wiedergänger, und erstmals nominiert die Präfixe Fake– (von Susanne hier diskutiert und Cyber–. Um letzteres geht es in diesem Beitrag.
Als eigenständiger Wortkandidat ist Cyber- zwar neu nominiert, aber das Präfix war schon 2011 quasi als Beifahrer der Wörter Cyberwar/Cyberkrieg mit im Rennen. Damals konnte ich zeigen, dass diese Wörter, obwohl sie manchen vielleicht zu alt erschienen, erst in den Jahren 2010–2011 einen Häufigkeitsanstieg erfuhren, der auf eine Verwendung außerhalb kleiner spezialisierter Gruppen hinwies. Die Wörter waren also ernsthafte Anwärter auf den Titel, schafften es am Ende aber weder in der Publikumsabstimmung noch in der Entscheidung der Jury unter die Top 3.
Die Frage, ob das Präfix Cyber- neu genug ist, um im laufenden Jahr eine Chance auf den Titel zu haben, lässt sich deutlich schwerer beantworten, denn im Falle eines Affixes zählt ja für die Frage der Verbreitung nicht so sehr das erste Auftreten eines Wortes oder die Gesamthäufigkeit aller Wörter, in dem bzw. in denen es enthalten ist. Vielmehr ist entscheidend, wie produktiv das Affix zur Bildung von Wörtern eingesetzt wird und wie sich diese Produktivität entwickelt hat. Auf diese Frage werde ich mich konzentrieren, aber natürlich erst, nachdem ich die Vorgeschichte des Präfixes Cyber- im Englischen geklärt habe (wer an der nicht interessiert ist, kann den folgenden Abschnitt überspringen). Weiterlesen →