Schlagwort-Archive: Deutsch

Sprachliche Empfindlichkeiten

Von Anatol Stefanowitsch

Let­zte Woche wies mich Sprach­blogleser „Jim“ per E‑Mail auf einen Beitrag im Blog der Berlin­er Recht­san­walt­skan­zlei Hoenig hin, in dem sich der Autor über die Logik des Wortes empfind­lich Gedanken macht. Ich zitiere den Beitrag hier in ganz­er Länge (da der Autor des Zitats Recht­san­walt ist, weise ich vor­sor­glich darauf hin, dass ich mich zur Recht­fer­ti­gung dieses Vol­lz­i­tates auf §51 des Urhe­berge­set­zes, ins­beson­dere auf Satz 2, Nr. 1 berufe):

Aus einem Haftbefehl:

Der Beschuldigte hat im Falle sein­er Verurteilung mit ein­er empfind­lichen Frei­heitsstrafe zu rech­nen, die nicht mehr zur Bewährung aus­ge­set­zt wer­den kann.

Das ist Quatsch. Sprach­lich jeden­falls. Denn nicht die Frei­heitsstrafe ist empfind­lich, son­dern allen­falls der Beschuldigte.

Jim stellt dazu fol­gende Über­legun­gen an: Weit­er­lesen

[Lesetipp] Fehler machen Worte

Von Kristin Kopf

Beim Blät­tern im Archiv der Zeit habe ich einen recht schö­nen Artikel namens “Fehler machen Worte” gefun­den. Wer den Süd­deutsche-Artikel über Rudi Keller gele­sen hat, wird viel Bekan­ntes wiederfind­en, aber es sind dur­chaus auch einige neue Aspek­te dabei.

Schön fand ich den Absatz über die Duden-Sprach­ber­atung, aus dem her­vorge­ht, dass der Duden  und seine Mitar­beit­er eben nicht stur bes­tim­men, wie es richtig ist, son­dern, im Gegen­teil, sehr deskrip­tiv vorge­hen – es sind vielmehr die Duden-Nutzer, die ver­lan­gen, dass alles bis ins kle­in­ste geregelt sein soll:

Eines, stellt Her­weg fest, haben die meis­ten gemein­sam: Sie erwarten ein­deutige Antworten. »Die Leute fra­gen auch dort nach Regeln, wo es keine gibt.« Oft muss sie diese Erwartung ent­täuschen, »das ist nicht ein­deutig geregelt«, sagt sie dann am Tele­fon, was aber kein­er hören will. Es scheint ein Bedürf­nis nach Ord­nung und Sta­bil­ität zu beste­hen.”

Der Absatz über die Zahl der deutschen und englis­chen Wörter ist allerd­ings etwas pein­lich. Da wird behauptet:

Seit fünf Jahren ver­fol­gt das US-Unternehmen Glob­al Lan­guage Mon­i­tor im Rah­men des Pro­jek­ts »Mil­lion Words March« die englis­che Sprache und reg­istri­ert alle neu ent­stande­nen Wörter, Anfang Juni soll die Mil­lio­nen­marke erre­icht wer­den.

Wer das Lan­guage Log liest, ken­nt das Märchen schon, und auch die aus­führlichen Begrün­dun­gen dafür, warum es völ­liger Quatsch ist. (Unter anderem hier, hier, hier, hier, hier und erst kür­zlich hier.)

Auch die deutsche Sprache wächst, etwas langsamer zwar, aber es entste­hen weit mehr Wörter, als ausster­ben: Trotz der stren­gen Auf­nah­mekri­te­rien kom­men im Duden mit jed­er Auflage Tausende hinzu, heute enthält Die deutsche Rechtschrei­bung schon mehr als 130000 Wörter.”

Dass der Duden wächst und mit jed­er Auflage mehr Ein­träge enthält, glaube ich gerne. Dass der Duden aber mit dem deutschen Wortschatz gle­ichzuset­zen ist … ähem. Damit wäre dann 1872 seine Geburt anzuset­zen, hm? Vorher nur Deutsch ohne Wörter? Und dann von 27.000 (1880) zu 130.000 in knapp 130 Jahren? Wow.

Skur­rile Idee, dass ein Nach­schlagew­erk zur Rechtschrei­bung den kom­plet­ten Wortschatz ein­er Sprache enthal­ten kön­nte oder aber dass die Ein­träge jed­er Auflage dieses Nach­schlagew­erks immer im gle­ichen Ver­hält­nis zum Gesamt­wortschatz ste­hen kön­nten (etwa “Der Duden enthält immer 30% aller deutschen Wörter”). Und noch skur­ril­er der Gedanke, dass Wörter wirk­lich fest definiert und somit zählbar sein kön­nten. (Was ist mit zusam­menge­set­zten Wörtern? Was ist mit Phrasenkom­posi­ta wie Immer-nur-dumm-Rum­ste­her, was ist mit Sub­stan­tivierun­gen zu Ver­ben wie das Chillen, das Rap­pen? …)

Scheißmeister

Von Anatol Stefanowitsch

Ich habe mich bei mein­er Suche nach Beispie­len für das Wort Scheißmeis­ter im vor­ange­hen­den Beitrag in die Irre leit­en lassen. Die Hör­funkko­r­re­spon­dentin der ARD in New York hat­te in einem Beitrag über deutsche Lehn­wörter im amerikanis­chen Englisch über dieses Wort, gestützt auf das Urban Dic­tio­nary, Fol­gen­des geschrieben:

Andere [deutsche Wörter im Englis­chen] sind aber reine Erfind­ung, pseu­do­deutsche Kunst­worte: “Scheißmeis­ter” — zum Beispiel — soll in etwa “fün­ftes Rad am Wagen” heißen.

Ich hat­te solche Ver­wen­dun­gen gesucht und nicht gefun­den und deshalb ver­mutet, dass es sich bei dem Wort um die ins Urban Dic­tio­nary eingeschleuste Erfind­ung eines Spaßvo­gels han­deln kön­nte. Aber bei näherem Hin­se­hen stellt sich her­aus, dass nur die Bedeu­tung erfun­den ist — das Wort an sich gibt es, und ein pseu­do­deutsches Kunst­wort ist es nicht. Weit­er­lesen

Who scheissmeistered the Schmerzlkender?

Von Anatol Stefanowitsch

In den Kom­mentaren zu meinem gestri­gen Beitrag weist Sprachblogleser/in „D“ auf einen Hör­funkbeitrag vom 4. Juni mit einem ähn­lichen The­ma hin. Unter der stilis­tisch gren­zw­er­ti­gen Über­schrift „New York liebt ein biss­chen Deutsch — Can you schlepp a Gesamtkunst­werk?“ liefert Lena Bodewein, Hör­funkko­r­re­spon­dentin der ARD, einen Beitrag über deutsches Lehngut in New York.

Ich muss hier vor­sichtig sein: Bodewein hat ihr lin­guis­tis­ches Handw­erk­szeug vor vie­len Jahren an der Uni­ver­sität Ham­burg erwor­ben, genau zu der Zeit, als ich dort meine akademis­che Lauf­bahn begann. Unter anderem saß sie, wenn ich mich richtig erin­nere, in einem mein­er Sem­i­nare zum The­ma „Englisch als Welt­sprache“ und hat dort ein sehr vergnüglich­es Refer­at über Scheinan­glizis­men gehal­ten. Ich habe sie also mit aus­ge­bildet, und jed­er Fehler, den sie macht, fällt deshalb ein Stück weit auf mich zurück. Weit­er­lesen

[Surftipp] Städtenamen im Dialekt

Von Kristin Kopf

Noch was Schönes zum Anguck­en fürs Woch­enende: Städte­na­men im Dialekt. Die “Zeit” veröf­fentlicht immer mal wieder lustige Deutsch­land­karten (z.B. zu Friseur­sa­lon­na­men). Im April gab es eine, die zeigt, wie Städte in der lokalen Mundart heißen:

2009-06-19-Städte

Man beachte Pader­boan und Doatmund.

Sprachimperialistische Illusionen

Von Anatol Stefanowitsch

Aus den Zeitun­gen erfahren wir dieser Tage Erstaunlich­es: „Deutsch erobert die USA, melden z.B. die Nürn­berg­er Nachricht­en. „In Ameri­ka Ger­man­is­men auf dem Vor­marsch — Deutsch­er als Lehrmeis­ter im Internet“.

Da bin ich mal gespannt.

Gesund­heit“, wün­scht mir mein Bekan­nter Eddie, als sich ein­mal mehr das Kribbeln in mein­er Nase in ein­er mit­tel­starken Explo­sion entlädt. Eddie ist waschechter Amerikan­er: Tagsüber arbeit­et er in ein­er Pfan­dlei­he, wo rezes­sion­s­ge­plagte Bürg­er derzeit ihre Uhren und Eheringe in Bares ein­tauschen. Abends grillt er im Garten, wäscht seinen sprit­saufend­en SUV oder spielt mit sein­er Schusswaffen-Sammlung.

Das ist doch schon mal sehr ermuti­gend: Der Autor, Friede­mann Diederichs, verzichtet auf plat­te Stereo­typ­isierun­gen der amerikanis­chen Kul­tur. Das deutet auf einen feinsin­ni­gen Beobachter der men­schlichen Natur hin. Weit­er­lesen

Geliebtes Deutsch

Von Kristin Kopf

Das Insti­tut für Deutsche Sprache in Mannheim hat let­ztes Jahr eine Studie zu Sprache­in­stel­lun­gen zum Deutschen gemacht. Die Studie (bzw. Teile von ihr) gibt’s zum Mit­machen auch noch online.

Ein paar inter­es­sante Ergebnisse:

47% der Befragten (darunter auch Nicht-Mut­ter­sprach­ler) empfind­en der deutschen Sprache gegenüber Liebe, 56% Stolz.

60% der Befragten gaben an, einen Dialekt zu sprechen. Da habe ich aber so meine Zweifel und frage mich, ob das nicht vielle­icht eher region­al gefärbte Umgangssprachen sind. Die Beze­ich­nung “Dialekt” wird ja im All­ge­meinen recht bre­it aufge­fasst. Beson­ders bei “Am sym­pa­this­chsten wird der nord­deutsche Dialekt emp­fun­den (24%), gefol­gt von Bairisch (20%) und Ale­man­nisch (13%)” frage ich mich, was genau hier unter Nord­deutsch ver­standen wurde – Niederdeutsch, oder Hochdeutsch mit nord­deutschem Ein­schlag wie das S‑tolpern über den beliebten s‑pitzen S‑tein? Und ist das gute Abschnei­den von Bairisch und Ale­man­nisch nicht vor allem darauf zurück­zuführen, dass die meis­ten Dialek­t­sprech­er der Studie aus Süd­deutsch­land kamen?

großes Inter­esse an der Pflege der deutschen Sprache” hat­ten 1997/98 13% der Befragten, heute sind es 35% – das Bas­t­ian-Sick-Phänomen, würde ich mal sagen. Eher froh macht mich allerd­ings fol­gen­des Ergebnis:

Die Mehrheit der Befragten betra­chtet die Entwick­lung der deutschen Sprache mit gemis­cht­en Gefühlen oder sog­ar mit Sorge. Auf die Frage, ob die Verän­derung der deutschen Sprache pos­i­tiv oder neg­a­tiv zu bew­erten sei, antwortet mehr als die Hälfte der Befragten (53%) unentsch­ieden. 30% sind der Ansicht, die Entwick­lung sei „eher besorgnis­er­re­gend“ oder „sehr besorgnis­er­re­gend“. 16% der in Deutsch­land leben­den Bevölkerung find­et die Verän­derun­gen „eher erfreulich“ bzw. „sehr erfreulich“. Ein­wan­der­er bew­erten die Entwick­lung der deutschen Sprache deut­lich pos­i­tiv­er als Mut­ter­sprach­ler.

30% ewige Nör­gler vs. 16% Opti­mis­ten kommt mir gar nicht so krass vor, gefühlt sind es viel mehr Schwarzmaler.

Unter einem Teppich stecken …

Von Kristin Kopf

Kür­zlich habe ich mit meinen Eltern tele­foniert und wollte dabei eine Wort­form im badis­chen Dialekt wis­sen. Es ging mir um das Wort Decke, das ja zwei Bedeu­tun­gen hat: Ein­mal die ‘Zim­merdecke’ und ein­mal die ‘Decke zum Zudeck­en’. Die Zim­merdecke heißt Deg­gi und in der Mehrzahl Deg­gine. Das ist eine spez­i­fisch ale­man­nis­che Plu­ral­form, über die ich bes­timmt dem­nächst mehr schreiben werde.

Woran ich jet­zt zweifelte war, dass das Wort in der Bedeu­tung ‘Decke zum Zudeck­en’ auch den ne-Plur­al bildet. (Meine Hypothese war, dass es in der Ein­zahl Deck und in der Mehrzahl Decke hieße.) Also fragte ich meine Mut­ter ganz direkt. Das ist eine schlechte Meth­ode, weil sie so eine Chance hat­te, nachzu­denken. Da wir aber eh schon über Plu­rale sprachen und sie somit bere­its über For­men­bil­dung nach­dachte, war eh nichts mehr zu ret­ten. Wie erwartet zögerte sie und wusste nicht so richtig, was die Mehrzahl war. Also wurde sie inves­tiga­tiv tätig …

Meine Mut­ter zu meinem Vater: Du, was isch sell wu ma sich noochds mit zuedeckt?
Mein Vater: Ha e Deckbett.
Meine Mut­ter: Un häm­mir nur eins defu?
Mein Vater: Nai, mir hän mäh Deckbedder.
Meine Mut­ter zu mir: Deckbed­der!
Ich: Ja Mama, aber das ist ja die Mehrzahl von Bett, nicht von Decke.
Meine Mut­ter: Aaah, ja, stimmt. Wardemol.
Meine Mut­ter zu meinem Vater: Un im Winder, wenn’s kalt isch, was nimm­sch donn noch dezue?
Mein Vater: E Dep­pich.
(Über­set­zung)

So endete die tele­fonis­che Feld­forschung mit ein­er uner­warteten Fest­stel­lung: Das, was im Hochdeutschen als Decke beze­ich­net wird (Bettdecke, Zudecke, Pick­nick­decke, …), wird im Badis­chen durch andere Wörter abgedeckt. Die Bettdecke durch Deck­bett (gibt’s im Hochdeutschen ja auch) und jede andere Form ein­er tex­tilen Decke als Tep­pich.

Weil ich mir aber soooo sich­er war, dass es auch Decke irgend­wie geben muss, habe ich mich auf der ale­man­nis­chen Wikipedia umge­se­hen, und siehe da: die Tis­chdecke ist kein Tischteppich!

Ing­var Kam­prad het mit sinere Fir­ma am Afang aller­lei ver­schi­deni Ware, dorun­der Chugelschriber, Brief­dasche, Bilder­rämme, Dis­chdeck­ene, Uhre, Zünd­höl­zli, Schmuck un Nylon­strümpf ver­chauft. (Quelle)

[Ing­var Kam­prad hat mit sein­er Fir­ma am Anfang aller­lei ver­schiedene Waren, darunter Kugelschreiber, Brief­taschen, Bilder­rah­men, Tis­chdeck­en, Uhren, Stre­ich­hölz­er, Schmuck und Nylon­strümpfe verkauft.]

Jet­zt mal schauen, wie meine Mut­ter die badis­che Form dazu aus meinem Vater herauslockt …

Weit­er­lesen

Mehrheitsmeinungen zu Hohnlöhnen

Von Anatol Stefanowitsch

Jet­zt habe ich schon wieder überse­hen, dass die Aktion Lebendi­ges Deutsch ihre all­monatlichen Wortschöp­fun­gen bekan­nt gegeben hat:

Kampf dem Hohn­lohn! Den „Dump­ing-Preis“ kön­nten wir „Kampf­preis“ nen­nen — den „Dump­ing-Lohn“ aber (frech, doch tre­f­fend) „Hohn­lohn“ : Dies schlägt die Aktion „Lebendi­ges Deutsch“ vor, die seit mehr als drei Jahren Vorschläge für deutsche Wörter sam­melt, mit denen die töricht­en und schw­erver­ständlichen unter den Anglizis­men sich erset­zen ließen.

Ja, was sind sie frech und tre­f­fend, die vier alten Her­ren von der Aktion Lebendi­ges Deutsch. Schade nur, dass sie dabei wieder ein­mal das überse­hen, was ein Wort aus­macht: seine Bedeu­tungss­chat­tierun­gen, seine Ver­wen­dungszusam­men­hänge, seine Beziehun­gen zu anderen Wörtern in der Sprache (und in anderen Sprachen) und seine laut­liche Form. Weit­er­lesen

Fronleichnam frönt den Leichen

Von Kristin Kopf

Fron­le­ich­nam als (katholis­chen) Feiertag gibt es seit 1246 immer am zweit­en Don­ner­stag nach Pfin­g­sten. Das Fest ist auf keinen konkreten bib­lis­chen Anlass zurück­zuführen – gefeiert wird die kör­per­liche Gegen­wart Jesu in Hostie und Mess­wein bei der Wand­lung. (Stich­wort Transsub­stan­ti­a­tion)

Es han­delt sich mal wieder um einen Feiertag, dessen Ety­molo­gie im Reli­gion­sun­ter­richt alljährlich durchgekaut wurde – aber den fern vom katholis­chen Glauben Aufgewach­se­nen unter Euch kann ich vielle­icht noch was Neues erzählen. Dazu werde ich das Wort Fron­le­ich­nam ein­mal auseinandernehmen …

2009-06-11-fronleichnam2

Das ware noch Zeit­en, als zu Fron­le­ich­nam die Sonne schien …

Fronleichnam und Frondienst

Das Erst­glied Fron gibt es als eigen­ständi­ges Wort kaum noch. Wie das gle­ichbe­deu­tende Fron­di­enstzwangsweise Dien­stleis­tun­gen in Form von kör­per­lichen Arbeit­en für unter­schiedliche Herrschaft­strägerste­ht es zwar im Wörter­buch, wird aber viel sel­tener benutzt als let­zteres. Bei Google habe ich für Fron qua­si keine mod­er­nen Ver­wen­dun­gen gefun­den. Für Fron­di­enst schon:

Der Sam­stag sollte im Bedarfs­fall wieder Werk­tag ohne Zuschläge sein. Die Leute gehen doch eigentlich gern zur Arbeit, das ist doch kein Fron­di­enst”, sagte von Pier­er der “Bild”-Zeitung. (Man­ag­er Mag­a­zin)

Pri­vate Altersvor­sorge im Fron­di­enst für die öffentliche Hand (Yahoo Nachricht­en)

In der Schweiz wird Fron­di­enst ganz neu­tral benutzt, für ‘frei­williger Arbeitseinsatz’:

Jed­er geleis­tete Fron­di­enst-Halb­tag wird auf unserem Fron­di­enst-Ausweis ver­merkt. Für zehn Fron­di­enst-Halb­tage gibt es eine Gratis-Über­nach­tung in ein­er unser­er Club­hüt­ten für zwei Per­so­n­en. (Schweiz­erisch­er Alpin­club Sek­tion Blüm­lisalp)

Fron­di­enst durch Vere­ins­mit­glieder und weit­ere Inter­essierte ist ein­er der Stützpfeil­er des Typo­ra­mas. (Typo­ra­ma)

Was war aber die ursprüngliche, wörtliche Bedeutung?

Die Basis bildet das althochdeutsche frō ‘Herr’1, beziehungsweise dessen Gen­i­tiv Plur­al, frōno ‘der Herren/der Göt­ter’. Diese Gen­i­tiv­form kon­nte auch als Adjek­tiv gebraucht wer­den und hieß dann ‘rechtlich, gerichtlich, öffentlich’ (bezo­gen auf den weltlichen Her­ren und seinen Macht­bere­ich) oder ‘göt­tlich’.

Die weltliche Bedeu­tung führte zu Wörtern wie Fron­bote ‘Gerichts­bote’ und Fron­di­enst ‘Her­ren­di­enst’ (daraus verkürzt dann Fron). Auch das deutsche Wort frö­nen ist mit Fron eng ver­wandt (es hieß ursprünglich ‘dienen, unter­wor­fen sein’).

Die religiöse Bedeu­tung bescherte uns Fron­le­ich­nam.

2009-06-11-fronleichnam

Herzlichen Fronleichnam!

Also heißt Fron­le­ich­nam ‘göt­tlich­er Leichnam/Leichnam des Her­ren’? Nein, das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Das Zweit­glied hat­te früher ein­mal eine andere Bedeu­tung: Im Alt- und Mit­tel­hochdeutschen gab es das Wort līch ‘Kör­p­er, Fleisch, Leiche’, und von ihm abgeleit­et die Form līch-hinamo ‘Kör­p­er’. Das hinamo kommt vom west­ger­man­is­chen hamōn ‘Hülle, Klei­dung, Leib’. Die Verbindung der bei­den Wörter war wahrschein­lich ursprünglich poet­isch und hieß so etwas wie ‘Hülle des Fleis­ches’ oder ‘Gefäß des Lebens’ und somit let­ztlich ‘Kör­p­er’.

Das Wort Kör­p­er gibt es erst seit dem Mit­tel­hochdeutschen (denn es hat ja ein p!). Es war eine Entlehnung des lateinis­chen cor­pus und ver­drängte das bis dahin übliche līch. Erhal­ten hat es sich dann nur in der früheren Nebenbe­deu­tung ‘tot­er Kör­p­er, Leiche’.

Fron­le­ich­nam heißt somit ‘Körper/Leib des Her­ren’ und ist eine Teilüber­set­zung der lateinis­chen Fes­t­beze­ich­nung cor­pus christi ‘Körper/Leib Christi’. Der Bezug zum Gefeierten wird sofort klar: Es geht ja um die kör­per­liche Präsenz in der Eucharistie.

Ende gut, alles gut? Ja, aber eines muss ich doch noch schnell loswer­den: Das alte Wort līch ‘Kör­p­er, Fleisch, Leiche’ hat noch eine andere Entwick­lung mit­gemacht. Es kon­nte an ein anderes Wort (x) ange­hängt wer­den, das dann die Bedeu­tung ‘ein­er, dessen Körper/Gestalt x ist’ bekam. Nach und nach wurde -līch dann zu ein­er reinen Adjek­tiven­dung, ‘etwas, das in der Art von x ist’: fröh-lich, fre­und-lich, herz-lich, … Dabei ver­lor es auch sein langes ī und ist heute nur noch ein kurzes -lich. Durch das i in der Endung gab es, wo möglich, Umlaut: gründ-lich, höf-lich, schwärz-lich.

Weit­er­lesen