Vorschläge für sensible Sprachregelungen treffen selten auf Gegenliebe. Im Gegenteil: Sie ziehen Vorwürfe von „Zensur“, „Denkverboten“ und natürlich „politischer Korrektheit“ an, wie das Licht die Motten. ((Mit „politischer Korrektheit“ meinen diejenigen, die sie anderen vorwerfen, natürlich nichts Gutes und die Metapher vom Licht (der Vernunft) und den Motten (aus der ~kiste der Geschichte) gefällt mir immer besser, je öfter ich sie lese.))
So auch bei dem Vorschlag, Flüchtlinge lieber als Geflüchtete zu bezeichnen. Dieser Vorschlag ist nicht völlig neu, aber er erreicht immer wieder mal eine breitere Öffentlichkeit, z.B. während des No-Border-Camps in Köln im Juni oder während der aktuellen als Refugee Camp bezeichneten Demonstrationen.
Warum diese (oder irgendeine andere) Sprachregelung sinnvoll sein könnte, fragen die Gegner politischer Korrektheit nie: für sie ist klar, dass jede Sprachregelung erstens überflüssig und zweitens ein schwerer Fall von Sprachverhunzung ist. Überflüssig, weil das Wort, um das es jeweils geht, doch völlig unproblematisch sei, und Sprachverhunzung, weil für sie jede ungewohnte Formulierung eine ästhetische Gefahr darstellt. Sehen wir uns deshalb diese zwei Aspekte anhand des Begriffspaars Flüchtlinge/Geflüchtete näher an, denn es lassen sich daran die Überlegungen verdeutlichen, die bei Vorschlägen für Sprachregelungen immer eine Rolle spielen. [Hinweis: Der folgende Text enthält Beispiele rassistischer Sprache]. Weiterlesen