Schlagwort-Archive: Deutsch

Sprachbrocken 4/2013

Von Anatol Stefanowitsch

Frankre­ich ist ja, wenn man deutschen Sprach­nör­glern glauben schenkt, ein sprach­pflegerisches Paradies. Reine Sprach­flüsse plätsch­ern dort gal­lisch glitzernd durch roman­isch rol­lende Wörter­wiesen, auf denen präz­iöse Paris­er Phrasen­struk­tur­bäume Schat­ten spenden. Aus der Fremde ein­drin­gen­des Spra­chunkraut wird von von weisen Wortwächtern mit fes­ter Hand aus­ge­merzt, die an sein­er stelle liebevoll latin­isierende lan­dessprach­liche Lecker­bis­sen zücht­en. Die Französin­nen und Fran­zosen wür­den es auch gar nicht anders wollen, und so herrschte feingeistiges franko­phones Frohlock­en, als die Acad­e­mie Française verkün­dete, dass das Wort Hash­tag schon an der Gren­ze gestoppt wor­den und durch das mot-dièse („Raut­en­wort“) erset­zt wor­den sei. Nur die franzö­sis­che Sprachge­mein­schaft kon­nte dem neuen Wort natür­lich wieder mal nichts abgewin­nen. Aber die beste­ht eben, wie über­all, aus degoutan­ten Degener­ierten, von denen wir uns nicht düpieren lassen soll­ten. Weit­er­lesen

Fracking/fracken [Anglizismus 2012]

Von Anatol Stefanowitsch

In den näch­sten Wochen disku­tiert die Anglizis­mus-des-Jahres-Jury die Wortkan­di­dat­en, die es in die Endrunde geschafft haben. Heute das Sub­stan­tiv Frack­ing und das dazuge­hörige Verb frack­en.

Das Wort Frack­ing (mach­mal auch: Frac­ing) ist eine Kurz­form des englis­chen Hydraulic Frac­tur­ing, der Beze­ich­nung für eine Tech­nik zur Förderung von Rohstof­fen wie Erdöl und Erdgas. Dabei wird in die Gesteinss­chicht­en, die die Rohstoffe umschließen, unter hohem Druck ein Gemisch aus Wass­er und ver­schiede­nen Chemikalien hineingepumpt, um auf diese Weise Risse zu erzeu­gen, durch die die Rohstoffe zur Bohrungsstelle fließen können.

Wer mehr über die Tech­nik selb­st erfahren will, dem sei dieser aktuelle Beitrag im Fis­chblog emp­fohlen; aus lexiko­grafis­ch­er Per­spek­tive sind zwei Dinge wichtig: In Deutsch­land lagert sehr viel Erdgas in Gesteinss­chicht­en, an die ohne diese Tech­nik derzeit kein Her­ankom­men ist (weshalb die Energiekonz­erne die Tech­nik gerne in großem Maßstab anwen­den möcht­en), und die Tech­nik hat schw­er­wiegende Kon­se­quen­zen für die Umwelt (weshalb vor allem die Men­schen in den poten­ziellen Frack­ing-Gebi­eten das unbe­d­ingt ver­hin­dern wollen). Das führt zu ein­er anhal­tenden Debat­te, die das Wort im let­zten Jahr in den all­ge­meineren Sprachge­brauch gespült hat: Im Deutschen Ref­eren­zko­r­pus taucht es 2010 in nur zwei Tex­ten auf, 2011 find­et es sich bere­its 70 Mal in 25 ver­schiede­nen Tex­ten, und bis Juli 2012 (weit­er geht das Kor­pus derzeit noch nicht) waren es dann schon über 400 Tre­f­fer in mehr als 160 Tex­ten. Weit­er­lesen

Log in for Sprachschutz

Von Susanne Flach

Alle Wege führen zum Sprachlog! Deshalb begrüßen wir die ZDFin­fo-Zuschauer/in­nen, die über Ana­tols Besuch in der Sendung login hier­her gespült wur­den. Und für den Fall, dass Sie diese Unter­richtsstunde zum Klas­sik­er der Apoka­lypsethe­men ver­passt haben, kön­nen Sie seit heute mor­gen in der Mediathek Ihre Hausauf­gaben nach­holen (und das Chat­pro­tokoll von nach der Sendung). Möglicher­weise stellen Sie sich danach aber die Frage, wer eigentlich „gewon­nen“ hat, wenn man so will. Zwar „kippte“ die Stim­mung unter den Zuschauer/innen während der Sendung zugun­sten der sach­lichen Diskus­sions­führung. Erstaunlich ist aber, dass die Gegen­seite gewohnt argu­ment­frei, uner­wartet schlecht vor­bere­it­et und mit einem vorher­sag­baren Plat­titü­den­bin­go immer noch 43% der Pub­likums­gun­st auf sich ziehen konnte. 

Aber der Rei­he nach.

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Wissenschafts(unterrichts)sprache Deutsch

Von Susanne Flach

Anfang Dezem­ber machte wieder mal die Panikmache vor dem Aus des Deutschen als Wis­senschaftssprache die Runde (z.B. hier in einem Beitrag auf DRa­dio). Darin wird in einem Neben­satz des Argu­ments „fehlen­der Mehrsprachigkeit“ mal wieder gemault, dass beim Ausster­ben des Deutschen in der Wis­senschaft gle­ich auch die Hochschu­lun­ter­richtssprache Deutsch bedro­ht ist.

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Saure Pflaumen

Von Anatol Stefanowitsch

Wolf­gang Thierse hat sich ja in den let­zten Tagen etwas unbe­liebt gemacht. Auf die Nach­frage eines Inter­view­ers der Berlin­er Mor­gen­post, ob er dem „Nach­barschaftsmix mit den vie­len Schwaben und Lat­te-Mac­chi­a­to-Mut­tis“ etwas abgewin­nen könne, vertei­digte er zunächst net­ter­weise die Mut­tis (bzw. die Eltern all­ge­mein), was aber in der Folge nie­man­den inter­essierte, und „kri­tisierte“ dann die Schwaben dafür, dass sie erst nach Berlin zögen, „weil alles so bunt und so aben­teuer­lich und so quirlig“ sei, dann aber nach ein­er gewis­sen Zeit ver­suchen wür­den, Berlin in die „Kle­in­stadt mit Kehrwoche“ zu ver­wan­deln, aus der sie eigentlich ent­fliehen wollten.

Schwaben-Bash­ing wirft man ihm dafür vor und stellt seine Bemerkung auf eine Ebene mit Aus­län­der­feindlichkeit. Den Kon­text ignori­ert man dabei eben­so, wie die Tat­sache, dass die „Schwaben“ nicht lange zögerten, Thiers­es Worte nachträglich zu recht­fer­ti­gen, in dem sie für sich in Anspruch nah­men, den Berliner/innen über den Län­der­fi­nan­zaus­gle­ich über­haupt erst eine men­schen­würdi­ge Leben­squal­ität zu ermöglichen (Oet­tinger), und „Dankbarkeit“ einzu­fordern (Özdemir). Weit­er­lesen

Sprachbrocken 52/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Die CDU ist ohne Frage die deutschtümel­nd­ste Partei im deutschen Bun­destag, wie sich unter anderem am Wun­sch erken­nen lässt, Deutsch not­falls auch gegen die eigene Kan­z­lerin im Grundge­setz zu ver­ankern (das Sprachlog berichtete). Aber ab und zu wagt sich jemand aus ihren Rei­hen her­vor, um eine Lanze für die englis­che Sprache zu brechen, und dann kann man abso­lut sich­er sein, dass das aus den falschen Grün­den geschieht. Vor eini­gen Jahren wollte Gün­ther Oet­tinger Englisch zur Sprache des Beruf­slebens machen und das Deutsche in die Sphäre des traut­en Heims ver­ban­nen, und jet­zt hat Wolf­gang Schäu­ble ein Plä­doy­er für das Englis­che gehal­ten: Die „Sprache der europäis­chen Eini­gung“ sei es. Und warum? Wie vor ihm Oet­tinger beruft er sich auf die Bedarfe der Wirtschaft — „in glob­al agieren­den Unternehmen“ werde eben „nur noch Englisch gesprochen“. Sein eigenes Englisch schätzt er übri­gens real­is­tisch ein: Er bedauert diejeni­gen, die es ertra­gen müssen (und zwar zu recht). Weit­er­lesen

Sprachbrocken 51/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Alle Jahre wieder wen­det sich Hans Zehet­mair, Vor­sitzen­der des Rats für deutsche Rechtschrei­bung, an die Presse um den Ver­fall der deutschen Sprache zu bekla­gen. Dieses Jahr beschw­ert er sich über „Recy­cling-Sprache“, den SMS-bed­ingten Man­gel an „Gefühl und Her­zlichkeit“ und über englis­che Wörter, „die man eben­so auch auf Deutsch for­mulieren kön­nte“. Und natür­lich benen­nt er scho­nungs­los die Ver­ant­wortlichen für den Sprachver­fall: die Jugend von heute und ihre iPads, auf denen sie die Sprache Schillers und Goethes regel­recht kaputt twit­tern. Weit­er­lesen

Für Gott und Pippi Langstrumpf

Von Anatol Stefanowitsch

Man kann — und muss — Kristi­na Schröder für vieles kri­tisieren — ihren schiefen Extrem­is­mus­be­griff und die Fol­gen, die der für die Förderung von Ini­ti­atven gegen Recht­sex­trem­is­mus hat­te, ihren leicht­fer­ti­gen Umgang mit recht­spop­ulis­tis­chen Schlag­worten wie dem von der „deutschen­feindlichen Gewalt“ und maskulis­tis­chen wie dem von der „jun­gen­feindlichen Päd­a­gogik“, und ganz all­ge­mein natür­lich ihre oft antifem­i­nis­tis­che und antie­manzi­pa­torische Welt­sicht, wie sie z.B. in ihrem Buch „Danke, emanzip­iert sind wir sel­ber: Abschied vom Dik­tat der Rol­len­bilder“ zum Aus­druck kommt.

Darüber ver­gisst man dann leicht, dass ihre konkreten fam­i­lien­poli­tis­chen Posi­tio­nen deut­lich pro­gres­siv­er sind als die der Mehrheit ihrer Partei (was ja auch der Grund ist, warum sie sich mit diesen Posi­tio­nen nie durch­set­zen kann).

[Hin­weis: Im fol­gen­den Text wer­den Beispiele ras­sis­tis­ch­er Sprache zitiert.] Weit­er­lesen

Es ist nicht alles Gold, was Bär

Von Anatol Stefanowitsch

Das Marken­recht macht mich als Sprach­wis­senschaftler schon an ganz nor­malen Tagen trau­rig. Ich bin kein Recht­san­walt (deshalb ja auch „mich als Sprach­wis­senschaftler“), aber so weit ich das beurteilen kann, ermöglicht es Han­del­treiben­den, so gut wie jedes sprach­liche Ele­ment als Beze­ich­nung ihres Pro­duk­ts zu reservieren, solange sie die ersten sind, die es für sich beanspruchen.

So wer­den nicht nur Wörter, Wortkom­bi­na­tio­nen und Satzteile oder ganze Sätze dem all­ge­meinen Sprachge­brauch ent­zo­gen, son­dern auch pro­duk­tive Wort­bil­dung­sprozesse – Volk­swa­gen und Springer haben sich vor eini­gen Jahren darum gestrit­ten, wem Wörter gehören, die mit Volks- begin­nen (auch solche, die noch gar nicht existieren) – oder einzelne Buch­staben (BMW hat ger­ade vom Patent­gericht bescheinigt bekom­men, dass der Buch­stabe M als Beze­ich­nung für ein Auto schutzfähig ist).

Eine Entschei­dung des Landgerichts Köln geht nun einen Schritt weit­er und ver­bi­etet sog­ar Dinge, die uns an Wörter erin­nern kön­nten, die dem all­ge­meinen Sprachge­brauch ent­zo­gen sind. Weit­er­lesen

Nicht zu retten: das Wort des Jahres

Von Anatol Stefanowitsch

Die Gesellschaft für Deutsche Sprache hat eine sehr gemis­chte Nachvol­lziehbarkeits­bi­lanz, wenn es um das Wort des Jahres geht. Die Kri­te­rien, die ein Wort zu einem Anwärter um diesen Titel machen, beschreibt die Gesellschaft so:

Aus­gewählt wer­den Wörter und Aus­drücke, die die öffentliche Diskus­sion des betr­e­f­fend­en Jahres beson­ders bes­timmt haben, die für wichtige The­men ste­hen oder son­st als charak­ter­is­tisch erscheinen („ver­bale Leit­fos­silien“ eines Jahres). Es geht nicht um Worthäu­figkeit­en. Auch ist mit der Auswahl keine Wer­tung bzw. Empfehlung ver­bun­den. [Web­seite der GfdS]

Um Wort des Jahres zu wer­den, soll ein Wort also ein­er­seits im laufend­en Jahr „wichtig“ und „charak­ter­is­tisch“ gewe­sen sein, gar die „öffentliche Diskus­sion … beson­ders bes­timmt haben“, auf der anderen Seite muss es aber nicht beson­ders häu­fig gewe­sen sein.

Ein ana­lytisch denk­ender Men­sch kön­nte da einen gewis­sen Wider­spruch erken­nen, und dieser Wider­spruch würde auch erk­lären, warum die Wörter des Jahres von milde inter­es­sant (Teu­ro [2002], Stresstest [2011], Hartz IV [2004]) über milde triv­ial (Finanzkrise [2008], Kli­makatas­tro­phe [2007]) bis mildes Kopf­schüt­teln aus­lösend (Wut­bürg­er [2010], Das alte Europa [2003]) reichen.

Aber, und ich will da gar nicht lange um den heißen Brei herum­re­den, selb­st bei ein­er an dieses Wörter­wirrwar angepassten Erwartung­shal­tung kann ich das Gefühl, das mich beim diesjähri­gen Siegerwort erfasst, nur als „nicht ein­mal fas­sungs­los“ beze­ich­nen. Die Jury selb­st scheint zu ahnen, dass sie da eine merk­würdi­ge Wahl getrof­fen hat, denn auch in der Pressemit­teilung wieder­holt sie noch ein­mal, dass „[n]icht die Häu­figkeit eines Aus­drucks“ entschei­dend sei, son­dern „seine Sig­nifikanz bzw. Popularität“.

So, wie beim Wort Ret­tungsrou­tine, halt:

Dieses Wort spiegelt nicht nur das schon seit eini­gen Jahren dauer­haft aktuelle The­ma der insta­bilen europäis­chen Wirtschaft­slage wider, son­dern beschreibt zudem die zahlre­ichen und wiederkehren­den Maß­nah­men, die bish­er zur Sta­bil­isierung unter­nom­men wur­den. Sprach­lich inter­es­sant ist die wider­sprüch­liche Bedeu­tung der bei­den Wortbe­standteile: Während eine Ret­tung im eigentlichen Sinn eine akute, ini­tia­tive, aber abgeschlossene Hand­lung darstellt, bein­hal­tet Rou­tine – als Lehn­wort aus dem Franzö­sis­chen – eine wiederkehrende, wenn nicht gar auf Dauer angelegte und auf Erfahrun­gen basierende Entwicklung.

Ich meine, es ist ja das gute Recht der Jury, sich nicht an Vorkom­men­shäu­figkeit­en zu binden, aber.

Aber.

Ein Wort, das im Deutschen Ref­eren­zko­r­pus des Insti­tuts für Deutsche Sprache genau einen Tre­f­fer hat? Und das in der Schweiz­er Tageszeitung St. Galler Tag­blatt? Aus dem Jahr 2001? In einem Zusam­men­hang, der so gar nichts mit der Bedeu­tung zu tun hat, mit der die Gesellschaft das Wort ver­sieht? Nämlich:

Ist der Zusam­men­stoss unver­mei­dlich, kön­nte eine Früherken­nung zumin­d­est das Ver­let­zungsrisiko der Pas­sagiere min­dern. Denn heute starten Sicher­heitssys­teme wie Airbag oder Gurt­straf­fer ihre Ret­tungsrou­tine erst, wenn sich die Kon­tra­hen­ten tat­säch­lich berühren und die Sen­sorik eine bedrohliche Sit­u­a­tion erkan­nt hat. [St. Galler Tag­blatt, Das sehende Auto, 9.11.2001]

Ein Wort, das selb­st der Spiegel im gemein­samen Archiv von Print und Online nur ein einziges Mal find­et? Und zwar eben­falls in einem Zusam­men­hang, der keinen Bezug zu Wirtschaft und Sta­bil­isierung hat? Nämlich:

1614 Ein­sätze fuhren die Nothelfer let­ztes Jahr, ret­teten dabei 1933 Men­schen, holten ver­let­zte Mas­chin­is­ten von Frachtern und klaubten im Sturm Män­ner von Bohrin­seln. … Häu­fig find­et die Ret­tungsrou­tine im tück­ischen Bran­dungs­bere­ich statt, bei hohen Grund­seen und mit nur weni­gen Metern Wass­er unter dem Kiel. [Der Spiegel, Sie rauschen weit­er, bis es böse knallt, 15.9.1975]

Ein Wort, für das sich nur mit Mühe über­haupt rel­e­vante Tre­f­fer find­en lassen, die nicht mit der Wörter­wahl selb­st zusam­men­hän­gen? Ein Wort, das haupt­säch­lich in einem ein­samen Zitat des CDU-Poli­tik­ers Wolf­gang Bos­bach über­liefert ist? Nämlich:

Bos­bach hat schon mehrfach gegen Ret­tungs­maß­nah­men ges­timmt. Den­noch rech­net er mit ein­er klaren eige­nen Mehrheit der Koali­tion im Par­la­ment: „Alleine der Umstand, dass die EFSF noch einige Jahre par­al­lel läuft zum ESM, wird nicht dazu führen, dass die Regierung keine eigene Mehrheit bekommt“, sagte er. Bos­bach beklagte „eine Art Ret­tungsrou­tine“, die sich bei den Euro-Hil­fen eingestellt habe. [dpa, zit. laut. Wirtschaftswoche, 28.3.2012]

Einem Zitat, das, wie die dpa in ihrer Mel­dung fest­stellt, die einzige Fund­stelle ist, die sie für das Wort in den „470 000 Artikeln, die alle deutschsprachi­gen Dien­ste der Nachricht­e­na­gen­tur dpa dieses Jahr bis zum Don­ner­stag ver­bre­it­eten“ find­en kann?

Wenn dieses Wort „pop­ulär“ und „sig­nifikant“ ist, dann mehr so im Stillen und gut ver­steckt vor der deutschen Sprachge­mein­schaft. Wenn es „öffentliche Diskus­sion des betr­e­f­fend­en Jahres beson­ders bes­timmt“ hat, dann muss das unter Auss­chluss der Öffentlichkeit geschehen sein. Wenn es „charak­ter­is­tisch“ ist, dann in dem Sinne, in dem Del­phine charak­ter­is­tisch für die Sahara sind.

Das ist kein „ver­bales Leit­fos­sil“, das ist eine ver­bale Zufallsmu­ta­tion, die es kaum aus der Mund­höh­le her­aus geschafft hat, in der sie geschlüpft ist. Wenn es den Wet­tbe­werb „Das bedro­hte Wort“ noch gäbe, man würde aufgeregt her­beieilen, denn ein der­art seltenes Wort hat man selb­st dort mit viel Mühe nie find­en können.

Um ein Wort zu find­en, das es noch weniger ver­di­ent, Wort des Jahres zu wer­den, wird die Gesellschaft für deutsche Sprache den Sieger im näch­sten Jahr gle­ich selb­st erfind­en müssen. Vielle­icht Wörter­wahlfälschung. Oder Sig­nifikanzver­bot. Oder Pop­ulärm (wie in Viel Pop­ulärm um Nichts).