Es wäre ja zu schön, wenn John F. Kennedy sich in seiner viel zitierten und in der Wahrnehmung (west-)deutscher Medien historisch befremdlich überhöhten „Ich-bin-ein-Berliner“-Rede tatsächlich als mit Marmelade gefülltes Backwerk bezeichnet hätte. Aber obwohl sich entsprechende Gerüchte vor allem in der englischsprachigen Welt hartnäckig halten, hat er das nicht. Das durfte ich anlässlich des 50. Jahrestages seiner Rede nicht nur der AFP erklären, sondern das habe ich schon vor genau fünf Jahren – damals noch im Bremer Sprachblog – ausführlich diskutiert. Und Susanne hat vor zweieinhalb Jahren beschrieben, wie und wo dieser Mythos entstanden ist.
Für diejenigen, die sich nicht durch diese empfehlenswerten, aber alten, Blogbeiträge wühlen wollen: Der Mythos geht ungefähr so. Kennedy hätte eigentlich sagen müssen Ich bin Berliner, da das sogenannte Prädikatsnomen, also das Substantiv, das dem Verb sein folgt, in dieser Art von Herkunftszuschreibung keinen Artikel haben dürfe. Deshalb sei Kennedys Ich bin ein Berliner nicht als Herkunftszuschreibung zu interpretieren, und Berliner könne sich hier nicht auf „Einwohner/in der Stadt Berlin“ beziehen. Die einzige Alternativinterpretation für Berliner sei „mit Marmelade gefülltes rundlich-plattgedrücktes Backwerk“. Weiterlesen