Wir wenigen verbliebenen gebürtigen Berliner/innen leben ja seit Jahren mit der Schmach der schwäbischen Invasion. Nein, ich rede nicht von den Immobilieninvestoren der ersten Nachwendegeneration oder den Betreiberinnen von Waldorfkindergärten und Szenerestaurants – ich meine Schwäbisch, die Sprache. Ich meine die Invasion der Berliner Bäckereien durch Wörter wie Wecke und Pflaumendatschi, gegen die unser revolutionserprobtes Berliner Urgestein Wolfgang Thierse Anfang des Jahres einen Aufstand anführte. Der blieb damals scheinbar erfolglos – ihm fehlte ein knackiger Slogan wie „Wir sind das Brot“. Unvergessen der zynische Ausspruch der siegreichen schwäbischen Zwetschgenkönigin Antonia Marie, „Wenn sie keine Wecken wollen, sollen sie doch Mutscheln essen.“ Weiterlesen
Schlagwort-Archive: Bairisch
Sprachbrocken 6–10/2013
Der Lateinunterricht verkommt an deutschen Schulen zwar langsam aber sicher zu dem Anachronismus, der er im Herzen schon lange ist, aber er hat eine erstaunlich bissige Lobby. Kaum eine Woche, in der ich bei der Suche nach Sprachbrockbarem nicht auf einen Artikel stoße, der die die Vorzüge der Sprache Cäsars predigt. Ein gutes Argument habe ich dabei nie gesehen — bis Joseph Ratzinger seine Rückzugspläne ankündigte, und die fast unbemerkt geblieben wären. Denn, wie unter anderem die TAZ berichtete, gab Ratzinger seine bevorstehende Pensionierung in einer Rede bekannt, die er auf Latein hielt, und bescherte der einzigen Lateinkundigen unter den anwesenden Journalist/innen, der ANSA-Korrespondentin Giovanna Chirri, den Scoop ihres Lebens. Wenn das kein Grund für einen flächendeckenden Lateinunterricht ist, dann fällt mir auch keiner mehr ein.
Weiterlesen
[Schplock trifft Lehre] Keiner mag Sächsisch
Vielleicht erinnert ihr euch noch an den Beitrag zur ersten Sitzung im Rheinfränkischseminar. Zum Einstieg habe ich die Studierenden da einen kurzen Fragebogen ausfüllen lassen, in dem ich unter anderem danach gefragt habe, welcher deutsche Dialekt ihnen am besten und welcher am wenigsten gefalle. Solche Umfragen gibt es ja immer wieder, zuletzt 2009 vom IdS in Mannheim im Rahmen einer größeren Studie zu Spracheinstellungen. Eine schnelle Übersicht über die Ergebnisse zur Beliebtheit der Dialekte ist z.B. hier zu finden (gefragt war danach, welchen deutschen Dialekt man am sympathischsten finde).
Ich habe nun die Ergebnisse aus meinen beiden Kursen (zusammen ca. 70 Leute) ausgewertet und denen des IdS gegenübergestellt. Es gibt ein paar Abweichungen, aber auch eine ganze Menge Parallelen1:
Mhm, meine Studierenden mögen Sächsisch nicht.
So gar nicht. Damit sind sie aber nicht alleine: Weiterlesen
Diverses von der 48. StuTS
Die StuTS in Potsdam ist vorbei, die in Leipzig steht bevor … fun facts am Rande:
- Adygeisch (eine Kaukasussprache) hat dorsopostalveolare Frikative (bei denen man die Zungenspitze unten hinter die Zähne legen muss), aber nur drei Vokale. (Ludger Paschen)
- Prof. Wiese untersucht Kiezdeutsch und bekommt dazu “sehr viele Zuschriften aus der … sogenannten Öffentlichkeit”. Wir durften zwei lesen – sehr krass, wie sich manche Leute bedroht fühlen, wenn man an ihrem Weltbild kratzt – und zu welcher Sprache sie dabei greifen. Was macht sie mit den Mails? “Für mich sind das auch erst mal Daten.” Spontaner Applaus.
- Im Lasischen (auch einer Kaukasussprache) gibt’s wilde Morphologie, aber am schönsten ist, dass man aus ‘Ich bin glücklich’ die wörtliche Form ‘Ich bin glücklich um dich herum’ (d.h. ‘mit dir als Zentrum’) bilden kann – sie aber mittlerweile ‘Ich küsse dich’ bedeutet. (Hagen Blix) Weiterlesen
Der Beitrag, wo von “wo” handelt
André hat neulich angefragt, wo eigentlich die wo-Relativsätze verbreitet seien. Ihr wisst schon, die wo man mit wo bildet. Mir scheint, ziemlich weit. Über Grimms Wörterbuch habe ich einen Aufsatz von Weise (1917) gefunden, der als Hotspot den Südwesten angibt, also das Alemannische (auch in der Schweiz) inklusive Schwäbisch.
Aber auch anderswo findet es sich, zum Beispiel im Bairischen, Fränkischen, Ostfränkischen, Oberhessischen, Moselfränkischen und Lothringischen. Hui! Hier eine sehr ungefähre grafische Darstellung. Das orange Gebiet ist das, wo wo benutzt (wurde):
Allerdings sind die wo-Relativsätze nicht überall gleich stark verbreitet, in vielen Gebieten nehmen mache Sätze wo und andere was anderes. Leider habe ich dazu keine detailierteren, kartierbaren Angaben gefunden. (Ich habe aber auch nicht besonders zeitaufwändig gesucht.) Am konsequentesten bei der wo-Verwendung ist wohl wirklich das Alemannische.
Neben dem “langweiligen” der/die/das (und dem kaum brauchbaren welcher/welche/welches) gibt’s in deutschen Dialekten übrigens auch noch Weiterlesen
Über die Vokauisierung
Ich war ja kürzlich in der Schweiz und habe mir ganz fasziniert zahlreiche schweizerdeutsche Dialekte angehört. Ganz besonders auffällig in der Phonologie fand ich vier1 Dinge und von diesen vieren kannte ich eines noch nicht: das vokalisierte l. Lest einfach mal …
[…] D’r Himu vou Wouche
U äs rägnet, was es abe mah,
Nume im Schoufänschter vom
Reisebüro
Schiint d’Sunne no.Hätti Flügu zum Flüge
Flug i mit de Vögu furt
U chiem nie meh hei.
I’nes Land ohni Näbu, ohni Räge,
I’nes Land wo si Sunne hei…
I gieng hüt no …. uf u dervo,
Eifach uf u dervo. […] Weiterlesen
Über flauschige Bibbili
Ich bin gerade dabei, die Dialektaufnahmen, die ich für meine Magisterarbeit gemacht habe, zu analysieren. Dabei suche ich zu jedem Wort die althochdeutsche Form – auch zu Wörtern, von denen ich gar nicht weiß, ob es sie im Althochdeutschen schon gab.
Momentan halte ich mich gerade ein bißchen beim Wort Bibbili auf, dem badischen Wort für ‘Küken’.
Weil die Bezeichnung so offensichtlich anders ist als die hochdeutsche Form, versuchen die DialektsprecherInnen oft eine etymologische Erklärung dafür zu finden. Dabei wird meistens der Bibbiliskäs angeführt (laut Duden Bibeleskäs(e)), ein quarkähnlicher Rohmilchkäse – er taugt zur Erklärung des Wortes allerdings nicht, da er nach den Tieren benannt ist: Mit ihm wurden die Küken früher gefüttert.
Friedel Scheer-Nahor von der Uni Freiburg hat sich dem Bibbili 2001 in einem Artikel für die Badische Zeitung gewidmet. Sie führt das Wort auf eine Lautmalerei zurück:
Wer einmal gesehen und gehört hat, wie eine Kükenschar hinter der Glucke herläuft, wird sich denken können, dass sowohl Bibbili als auch Zibbili treffende lautmalerische Bildungen sind.
Auf ihrer Seite gibt es auch eine schöne Karte zum Thema, auf der man die Verbreitung des Wortes in Baden sehen kann:
Neben Bibbili gibt es also noch zahlreiche weitere Wörter für Küken im Badischen. Was auffällt ist, dass sie alle auf -li oder -le enden. Das ist die badische Endung, die dem hochdeutschen -lein entspricht, eine Verkleinerungsform (“Diminutiv”). Die Endung -chen gibt es übrigend im alemannischen Sprachgebiet nicht – selbst das Mädchen heißt Maidli. Ich nehme an, dass -l(i|e) auch bei Bibbili die Verkleinerungsendung darstellt, also nur bibbi (bzw. zibbi) lautmalerisch ist. (Im Hochdeutschen haben wir ja auch pieppiep als Vogelgeräusch.)1
Bibbili ist aber bei Weitem nicht aufs Badische beschränkt. Auf einer Seite mit Schulaufsätzen von Schweizer Kindern finden sich z.B. eine Menge Treffer:
- Im nächsten Raum entwickelten sich die Bibili im Ei.
- Sie haben sehr viel Bibili und Eier. Wir durften ein Freilandbibili und zwei gezüchtete Bibili mitnehmen.
- Die Bibili sind gelb. Die Bibili sind gewachsen. Die Bibili haben schon Schwanzfedern. Die Bibili piepsen viel.
Und auch sonst scheint es in der Schweiz ein respektables Wort zu sein:
- Banker helfen Bibeli auf die Beine (blick.ch)
- Brahma Hühner-Bibeli zu verkaufen (tier-inserate.ch)
- Was macht ihr mit den Bibeli, wenn sie gross sind? Gehen sie zurück auf einen Bauernhof? (fichten.ch)
Weiter nördlich und westlich findet sich das Wort ebenfalls noch:
- Pfälzisch (Pfälzisches Wörterbuch):
- Bib, Bibi n.: 1. ‘Huhn’, Sprache des Kleinkindes, Bib (bīb), meist in der Wiederholung Bibib (bibīb) […]
- Bibilchens-käse m.: ‘weißer Käse’, eigentl. ‘Käse, mit dem man die Bibichen (Hühnchen) füttert’ […]
- Bib, Bibi n.: 1. ‘Huhn’, Sprache des Kleinkindes, Bib (bīb), meist in der Wiederholung Bibib (bibīb) […]
- Moselfränkisch & Ripuarisch (Rheinisches Wörterbuch):
- Bibb […]: 1. Lockruf für Hühner […], 2. Bibb, meist ‑che (-ī-) Huhn, Kosen., bes. in der Kinderspr[ache …]
- Elsässisch (Elsässisches Wörterbuch):
- Bibbelefleisch n. eig. Fl. von einem Hühnchen.
- Lothringisch (Lothringisches Wörterbuch):
- Bible […] pl. 1. Küchlein. […] – 2. Huhn in der Kindersprache […]
Für östlichere Gebiete habe ich leider keinen Onlinezugriff auf wissenschaftliche Wörterbücher. (Bairisch? Thüringisch? Sächsisch? Österreichisch?) Ein Österreichisch-Onlineprojekt führt aber Pippale auf, auch sehr ähnlich.
Wie alt das Wort ist, konnte ich leider nicht herausfinden – Grimms Wörterbuch hat keinen Eintrag dafür, Adelung auch nicht. In den mittelhochdeutschen Wörterbüchern findet sich erst recht nichts, genausowenig im althochdeutschen (dort ist ein Küken ein huoniklîn, also ein kleines Huhn). Über mögliche Gründe kann ich nur spekulieren:
Es sieht so aus, als habe es zunächst einen Lockruf gegeben, mit dem man Hühner rief, und zwar Bib(i) – ganz ähnlich wie Miez für Katzen. Daraufhin wurde der Lockruf oder das nachgemachte Piepsen als Bezeichnung für das Tier verwendet, und zwar zuerst nur in der Kindersprache – also wie Wauwau. Irgendwann begann man, die jungen Hühner mit einer Verkleinerungsform davon zu bezeichnen. Diese Verkleinerung wurde wesentlich bereitwilliger in die Erwachsenensprache aufgenommen als Bib(i) selbst. So findet sich im Pfälzischen Bib(i) als kindersprachlich, aber man bildet Formen wie Bibilchenskäse, eine Zusammensetzung mit offensichtlich existentem Bibilchen ‘Küken’. Für etwas kleines, flauschig-niedliches nahm man ein niedliches, kindliches Wort wahrscheinlich eher an als für ein ausgewachsenes Nutztier.
Ob es das Wort schon “immer” gab, oder ob es in verschiedenen Dialekten unabhängig voneinander entstanden ist, lässt sich wohl nicht feststellen. Es scheint zwar keine alten Quellen in meiner momentanen Reichweite zu geben, aber wenn das Wort kindersprachlichen Ursprungs ist, verwundert das auch nicht weiter. Wahrscheinlich hat es die alten Bezeichnungen für ‘Küken’ irgendwann verdrängt, die alten Bezeichnungen für ‘Huhn’ und ‘Hahn’ blieben aber erhalten.
So, jetzt aber Ende der Spekulation. Lokale Bezeichnungen für Küken sind in den Kommentaren hochwillkommen!
Geliebtes Deutsch
Das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim hat letztes Jahr eine Studie zu Spracheinstellungen zum Deutschen gemacht. Die Studie (bzw. Teile von ihr) gibt’s zum Mitmachen auch noch online.
Ein paar interessante Ergebnisse:
47% der Befragten (darunter auch Nicht-Muttersprachler) empfinden der deutschen Sprache gegenüber Liebe, 56% Stolz.
60% der Befragten gaben an, einen Dialekt zu sprechen. Da habe ich aber so meine Zweifel und frage mich, ob das nicht vielleicht eher regional gefärbte Umgangssprachen sind. Die Bezeichnung “Dialekt” wird ja im Allgemeinen recht breit aufgefasst. Besonders bei “Am sympathischsten wird der norddeutsche Dialekt empfunden (24%), gefolgt von Bairisch (20%) und Alemannisch (13%)” frage ich mich, was genau hier unter Norddeutsch verstanden wurde – Niederdeutsch, oder Hochdeutsch mit norddeutschem Einschlag wie das S‑tolpern über den beliebten s‑pitzen S‑tein? Und ist das gute Abschneiden von Bairisch und Alemannisch nicht vor allem darauf zurückzuführen, dass die meisten Dialektsprecher der Studie aus Süddeutschland kamen?
“großes Interesse an der Pflege der deutschen Sprache” hatten 1997/98 13% der Befragten, heute sind es 35% – das Bastian-Sick-Phänomen, würde ich mal sagen. Eher froh macht mich allerdings folgendes Ergebnis:
“Die Mehrheit der Befragten betrachtet die Entwicklung der deutschen Sprache mit gemischten Gefühlen oder sogar mit Sorge. Auf die Frage, ob die Veränderung der deutschen Sprache positiv oder negativ zu bewerten sei, antwortet mehr als die Hälfte der Befragten (53%) unentschieden. 30% sind der Ansicht, die Entwicklung sei „eher besorgniserregend“ oder „sehr besorgniserregend“. 16% der in Deutschland lebenden Bevölkerung findet die Veränderungen „eher erfreulich“ bzw. „sehr erfreulich“. Einwanderer bewerten die Entwicklung der deutschen Sprache deutlich positiver als Muttersprachler.”
30% ewige Nörgler vs. 16% Optimisten kommt mir gar nicht so krass vor, gefühlt sind es viel mehr Schwarzmaler.
Bibliothekskatalog auf Bairisch
Regionale Dialekte sind mal mehr, mal weniger beliebt, aber selbst bei den beliebten Dialekten lässt sich über viele Sprachen hinweg beobachten, dass Sprecher klare Stereotype mit Hochsprache und Dialekt verbinden: Dialektsprecher sind sympathisch, freundlich, loyal, vertrauenswürdig aber ein bisschen einfach gestrickt, während Sprecher der Standardvarietät intelligent, gebildet, erfolgreich, dafür aber ein bisschen arrogant und unfreundlich wahrgenommen werden. Sprachgemeinschaften mit einer dominanten Standardvariante sind sich häufig einig, dass der Dialekt ins Privatleben gehört, während das öffentliche Leben in der Hochsprache abgewickelt werden sollte. Weiterlesen
Fragen an das Internet beantwortet
WordPress verfügt über eine elende Statistikfunktion, die man stundenlang sinnlos anstarren kann. Um die vergeudete Zeit etwas zu rechtfertigen, will ich ein paar “Fragen” beantworten, die über Suchanfragen zum Schplock geleitet wurden, wo dann zwar die Suchwörter, nicht aber die Antworten vorhanden waren.
schmettern ethymologisch (12.3.2009)
Wahrscheinlich ist es ein lautmalerisches Wort, das irgendwie mit mittelhochdeutschem smîzen ‘streichen, schmieren’ (das ist die Vorform von schmeißen) und niederdeutschem schmaddern ‘schmieren’ verwandt ist.
Im Mittelhochdeutschen hieß es smetern und hatte die Bedeutung ‘klappern, schwatzen’. Das Wort hat ab dem 16. Jahrhundert die Bedeutung ‘mit Geräusch hinschleudern’, man musste also immer etwas schmettern. Später dann brauchte das Verb kein Objekt mehr, es bezeichnet seither eher die Tatsache, dass etwas einen ‘krachenden Schall’ verursacht. Wenn man ein Objekt verwenden will, benutzt man hinschmettern.
Danke übrigens für die Inspiration mit ethymologisch!
eichhörnchen etymologisch (22.3.2009)
Volltreffer – eine Volksetymologie! Klassischer Fall für Olschansky: Schon im Althochdeutschen hat man das Wort als Zusammensetzung aus Eiche und Horn analysiert (eihhorno), dabei geht es eigentlich auf das germanische Wort *aikurna- zurück, was die indogermanische Wurzel *aig- beinhaltet, ‘sich heftig bewegen, schwingen’.
Obwohl also etymologisch von einem Horn nicht die Rede sein kann, wurde das Wort Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer generellen Bezeichnung für alle verwandten Nagetiere der Famile Sciuridae wie z.B. Baumhörnchen, Erdhörnchen, Flughörnchen.
paumen hochdeutsch (19.3.2009)
Wahrscheinlich geht es hier um eine alte dialektale Form des Wortes Bäume. Zu Beginn der althochdeutschen Zeit gab es die sogenannte “Zweite Lautverschiebung”, und ein Teil davon, die “Medienverschiebung”, veränderte die westgermanischen Laute b, d und g.
- [d] wurde zu [t], das sieht man z.B. an Wörtern wie Tag, auf Englisch day, weil das Englische keine Zweite Lautverschiebung hatte. Es gibt noch massenhaft weitere Beispiele (Tochter – daughter, Tor – door, Tier – deer, …).
- [b] und [g] blieben im Hochdeutschen weiterhin [b] und [g] – verglichen mit dem Englischen ist also kein Unterschied festzustellen: Buch – book, Bier – beer, gut – good, grau – grey, …
Im Altoberdeutschen aber, vor allem im Altbairischen, wurde teilweise [b] > [p] und [g] > [k]. (Es ist aber zumindest in der Schreibung nicht konsequent durchgeführt, oft stehen auch <b> und <g>.) Wir finden in altbairischen Texten also Wörter wie perg ‘Berg’, kot ‘Gott’ und paum, ‘Baum’. Hier ist z.B. ein Ausschnitt aus dem Wessobrunner Gebet, dessen Entstehung auf ca. 790 geschätzt wird:
Dat gafregin ih mit firahim firiuuizzo meista,
dat ero ni uuas noh ûfhimil,
noh paum nihheinîg noh pereg ni uuas,
ni suigli sterro nohheinîg noh sunna ni scein,
noh mâno ni liuhta noh der mâręo sêo.
Dô dâr niuuiht ni uuas enteo ni uuenteo
enti dô uuas der eino almahtîco cot, …
(Text nach TITUS)
“Das habe ich bei den Menschen als größtes Wunder erfahren: dass es die Erde nicht gab und nicht den Himmel, es gab nicht den Baum und auch nicht den Berg, es schien nicht ein einziger Stern, nicht die Sonne, es leuchtete weder der Mond noch die glänzende See. Als es da also nichts gab, was man als Anfang oder Ende hätte verstehen können, gab es schon lange den einen, allmächtigen Gott, …” (Übersetzung aus Nübling 2006:23)
Und im Grimmschen Wörterbuch gibt es einige Beispiele für paumen:
- FRUCHTTRÄGERLEIN, n. fruchtknospe, bei MEGENBERG 93, 15: (vor dem blitz) verhüllet diu nâtûr diu fruhttragerlein, daჳ sint die frühtigen knödel (knötchen) auf den paumen, mit pletern, sam dâ ain amme ir kint verhüllet mit windeln.
- FÜRBASZ , adv. weiter, weiter fort. […] STEINHÖWEL (1487) 64; doch nach langem seinen bedunken in gůt dauchte, seytmal er der finster nacht halben nitt fürpasz mochte, auf einen paumen ze steigen.
- NACHSPÜREN, verb.1) intransitiv, spürend folgen, aufzuspüren (zu erforschen, zu ergründen) suchen […] die aichhörnlein loffen / auf den paumen, der ich keim kund / nach-spüren, weil ich het kein hund. H. SACHS 4, 286, 8 K.
So. Auf die nächsten Suchanfragen ist das Schplock vorbereitet!