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Anaphern und Bedienungsanleitungen: Unsinn in der Zeit

Von Kristin Kopf

In der Hochschul­spi­elecke von Zeit online find­et sich viel Belan­glos­es — aber der aktuelle Test, mit dem man her­aus­find­en kön­nen soll, ob man eine Ger­man­is­tik-Ein­führungsvor­lesung über­ste­hen würde, zeugt darüber hin­aus von sprach­wis­senschaftlich­er Unken­nt­nis, die sich mit sim­plem Googeln hätte beseit­i­gen lassen.

In drei Fra­gen geht es um lin­guis­tis­che Inhalte, zwei davon sind mit den gegebe­nen Optio­nen nicht beant­wort­bar. Bei der einen kann ich den Fehler noch einiger­maßen zugeste­hen, woher soll man auch wis­sen, dass Lit­er­atur­wis­senschaft­lerIn­nen und Sprach­wis­senschaft­lerIn­nen ein und densel­ben Begriff in zwei ver­schiede­nen Bedeu­tun­gen verwenden?

Unter ein­er Ana­pher ver­ste­hen Sprachwissenschaftler…

o ein Wort, das sich am Anfang mehrerer aufeinan­der­fol­gen­der Sätze wiederholt.

o die Wieder­hol­ung des­sel­ben Kon­so­nan­ten am Anfang mehrerer Wörter in einem Satz.

o die Wieder­hol­ung des­sel­ben Lautes in aufeinan­der fol­gen­den Wörtern.

Sprach­wis­senschaft­lerIn­nen wie ich sie kenne, ver­ste­hen unter ein­er Ana­pher nichts von all­dem, son­dern einen Aus­druck, der auf das­selbe referiert wie ein zuvor schon ver­wen­de­ter Aus­druck, so wie es im fol­gen­den Beispiel:

Bei Zeit online gibt es ein Rät­sel. Es ist nicht lösbar.

Näheres find­et sich z.B. hier. Natür­lich gibt es auch die Ana­pher aus der klas­sis­chen Rhetorik, so wie sie in der ersten Antwort­möglichkeit beschrieben wird — die ist aber eher für Lit­er­atur­wis­senschaft­lerIn­nen interessant.

Bei der anderen Frage habe ich allerd­ings über­haupt kein Verständnis:

Ger­man­is­ten analysieren fast jeden Text – Haupt­sache, er ist in deutsch­er Sprache ver­fasst. Für welche der fol­gen­den Textfor­men inter­essieren sie sich nicht?

o Bedi­enungsan­leitun­gen

o Min­nesang

o SMS

Na? Weit­er­lesen