In der Hochschulspielecke von Zeit online findet sich viel Belangloses — aber der aktuelle Test, mit dem man herausfinden können soll, ob man eine Germanistik-Einführungsvorlesung überstehen würde, zeugt darüber hinaus von sprachwissenschaftlicher Unkenntnis, die sich mit simplem Googeln hätte beseitigen lassen.
In drei Fragen geht es um linguistische Inhalte, zwei davon sind mit den gegebenen Optionen nicht beantwortbar. Bei der einen kann ich den Fehler noch einigermaßen zugestehen, woher soll man auch wissen, dass LiteraturwissenschaftlerInnen und SprachwissenschaftlerInnen ein und denselben Begriff in zwei verschiedenen Bedeutungen verwenden?
Unter einer Anapher verstehen Sprachwissenschaftler…
o ein Wort, das sich am Anfang mehrerer aufeinanderfolgender Sätze wiederholt.
o die Wiederholung desselben Konsonanten am Anfang mehrerer Wörter in einem Satz.
o die Wiederholung desselben Lautes in aufeinander folgenden Wörtern.
SprachwissenschaftlerInnen wie ich sie kenne, verstehen unter einer Anapher nichts von alldem, sondern einen Ausdruck, der auf dasselbe referiert wie ein zuvor schon verwendeter Ausdruck, so wie es im folgenden Beispiel:
Bei Zeit online gibt es ein Rätsel. Es ist nicht lösbar.
Näheres findet sich z.B. hier. Natürlich gibt es auch die Anapher aus der klassischen Rhetorik, so wie sie in der ersten Antwortmöglichkeit beschrieben wird — die ist aber eher für LiteraturwissenschaftlerInnen interessant.
Bei der anderen Frage habe ich allerdings überhaupt kein Verständnis:
Germanisten analysieren fast jeden Text – Hauptsache, er ist in deutscher Sprache verfasst. Für welche der folgenden Textformen interessieren sie sich nicht?
o Bedienungsanleitungen
o Minnesang
o SMS
Na? Weiterlesen