Schlagwort-Archive: Abkürzungen

Von EHEC zu Ehec

Von Kristin Kopf

Mir ist heute aufge­fall­en, dass sich <EHEC> in <Ehec> ver­wan­delt hat – und zwar enorm schnell. Man ken­nt das ja von anderen Akro­ny­men wie <AIDS>/<Aids> oder aktueller <SARS>/<Sars>, aber da hat es, bilde ich mir ein, doch ein Stückchen länger gedauert und bei­de Schreib­weisen sind üblich (bei AIDS) oder gar duden­sank­tion­iert (bei SARS).

Bei der Suche nach Ehec im faz.net-Archiv zeigt sich, dass es mit der Anpas­sung sog­ar noch schneller ging, als ich dachte:

Absolute Zahlen <EHEC> vs. <Ehec> bei faz.net.

Schon am vierten Tag der Berichter­stat­tung dominierte <Ehec>. Eine kluge Wahl, wis­sen damit dann doch auch die Fernsehlosen, dass man das Ding nicht E‑ha-e-ze ausspricht. (Nein, ich war nicht die einzige in meinem Umfeld!) Andere Medi­en hal­ten an EHEC fest, so z.B. die ARD mit der Tagess­chau.

SARS hinge­gen Weit­er­lesen

[Anglizismus des Jahres] Die App?

Von Kristin Kopf

Ich will euch ein wenig an meinen Über­legun­gen zum Anglizis­mus des Jahres teil­haben lassen. Dazu picke ich ein paar Kan­di­dat­en her­aus und schaue, was sie so unter­nom­men haben, um sich im Deutschen zu ver­bre­it­en. Begin­nen will ich mit der App. Das Wort beze­ich­net ein kleines, i.d.R. kostenpflichtiges (aber gün­stiges) Pro­gramm, meist für ein Handy, aber auch für den Com­put­er. Dis­claimer: Ich habe noch nie wissentlich eine App genutzt.

Die Bedeutung

app ent­stand als Kurz­form für appli­ca­tion ‘Anwen­dung’. Die englis­che Wikipedia leit­et entsprechend auch von App auf Appli­ca­tion soft­ware weit­er, es gibt keine Dif­feren­zierung wie in der deutschen.  Entsprechend der all­ge­meinen Aus­gangs­be­deu­tung nen­nen frühe Texte das, was der App Store verkauft, auch meist Pro­gramm. In den Textbeispie­len der ersten gener­ischen Ver­wen­dun­gen (s.u.) find­en sich als Qua­si-Syn­onyme Pro­grämm­chen, Handy­er­weiterun­gen und kleines Pro­gramm. Hier ist also schon eine seman­tis­che Veren­gung einge­treten, es geht nicht um irgen­dein Pro­gramm, son­dern um ein kleines, das nicht zur Grund­funk­tion eines Handys oder Com­put­ers zählt (Erweiterung). Soweit ich das ein­schätzen kann, ist diese seman­tis­che Entwick­lung nichts eigen­ständig Deutsches, son­dern im Englis­chen passiert und dann mit dem Wort zusam­men entlehnt wor­den. Weit­er­lesen

Von r, Nasalstrichen und Häkchen

Von Kristin Kopf

Ich trage seit Urzeit­en die Kind­heit­serin­nerung mit mir herum, dass ich lange Zeit dachte, die Goten bei Aster­ix und die Goten hät­ten einen Sprach­fehler, weil sie immer f statt s sagten. Wer’s nicht ken­nt: Die Goten “sprechen” in Frak­turschrift. Das ist eine soge­nan­nte “gebroch­ene Schrift”, die neben dem run­den <s> auch das lange <ſ> besitzt. (Die Verteilung ist ganz grob: Sil­be­nan­fang und ‑mitte <ſ>, Sil­be­nende <s>.) Nun habe ich eben ein­mal nach einem Beispiel gegooglet und ent­deckt, dass die Erin­nerung wohl falsch ist: In den Comics wird immer das <s> benutzt. Hier z.B. müsste das <ſ> in <marschieren>, <ist> und <Lust> ste­hen und auch hier ist es nir­gends zu find­en. Eine vom heuti­gen Stand­punkt aus leser­fre­undliche Entscheidung.

Dass <ſ> und <f> sich in gebroch­enen Schriften sehr ähn­lich sehen, ist ja recht weit ver­bre­it­etes Wissen:

nit vstopf­fē lassē

r gegen r!

Aber wusstet Ihr, dass es zwei Schrei­bun­gen von <r> gab? Schaut mal:

…/deßhalben sol man sich daruor hüten/vnd sonderlich/vor grossem zoren/Vnmuot/Sorgfeltigkayt/vnnd forchte des todts

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Schplock ist kein Splog!

Von Kristin Kopf

Na wie gut, dass ich bei mein­er Blog­be­nen­nung nicht nach der Schrei­bung gegan­gen bin … son­st hieße ich heute Splog — und das heißt, wie ich eben gel­ernt habe, spam blog. (Siehe auch hier! Und hier, mit tollem Titel: Behind Splog­ging: Why Splog­gers Splog.)

Die Beze­ich­nung Blog anfür­sich ist ziem­lich span­nend — sie kommt ja bekan­nter­maßen von weblog. Dass so etwas abgekürzt wird, ist nicht ungewöhn­lich — aber dass dabei der let­zte Laut des ersten Wortes dem zweit­en zugeschla­gen wurde, stellt eine Extrav­a­ganz beson­deren Aus­maßes dar.
Tech­niken, mit denen man Wörter verkürzt, unterteilt man in der Sprach­wis­senschaft in mehrere Unter­grup­pen. Vier davon hier:

  1. Kon­t­a­m­i­na­tio­nen: zwei Wörter ver­schmelzen. Lokal beson­ders beliebt: Mainz+ einzi­gar­tig zu mainzi­gar­tig. Aber natür­lich gehört auch das oben erwäh­nte Splog dazu.
  2. Kürzun­gen: Ein Teil des Wortes wird wegge­lassen: (Omni)Bus, (Eisen)Bahn, …
  3. Abkürzun­gen: Einzelne Buch­staben, meist die Anfangs­buch­staben der entsprechen­den Wörter, wer­den aneinan­derg­erei­ht und als Buch­staben aus­ge­sprochen: dpa, SpVzK­mA, …
  4. Akro­nyme: Eigentlich wie bei den Abkürzun­gen, nur dass die Buch­staben nicht als solche aus­ge­sprochen wer­den, son­dern man sie hin­tere­inan­der­weg liest, wie ein nor­males Wort: Bafög, Egli1, …

Das blog gehört eigentlich der zweit­en Gruppe an — aber während die meis­ten Wörter dieser Gruppe in europäis­chen Sprachen an den Sil­ben­gren­zen abge­tren­nt wer­den (Omni|bus), oder gar an den Wort­gren­zen (Eisen|bahn), ver­stößt blog gegen bei­des: web und log bilden jew­eils eine Silbe und ein Wort. Von der ersten Silbe ein­fach einen Laut beizube­hal­ten, ist selt­sam. Wie kommt’s also? Ein Artikel des Econ­o­mist legt nahe, dass es sich um ein Wort­spiel han­delte (Wikipedia hat’s für mich gefunden):

The word “blog” appears to date back to 1997, when one of the few prac­ti­tion­ers at the time, Jorn Barg­er, called his site a “weblog”. In 1999, anoth­er user, Peter Mer­holz, play­ful­ly broke the word into “we blog”, and some­how the new term—blog—stuck as both a verb and a noun.”

Quelle

Hm, das The­ma ist noch lange nicht aus­geschöpft, aber ich will mor­gen eine Spar­ty feiern … Man sieht sich!

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Ich hab’n jpg in dem pdf und will’s auf DVD brennen …

Von Kristin Kopf

Viele com­put­er­be­zo­gene Abkürzun­gen sind ja noch recht bekan­nt (www, http, CD, …) — aber ger­ade bei eini­gen der For­mate, die ich täglich benutze, hat­te ich keine Ahnung, was sie eigentlich bedeuten.

Wer ein bißchen rät­seln will, dem sei meine Auswahl hier genan­nt: pdf, jpg, mp3, DVD, CD-ROM

Und wer Erleuch­tung sucht, möge nach unten scrollen!

dateiendungen

Jet­zt zur Auflösung:

  1. pdf - portable doc­u­ment for­mat: So weit, so nahe­liegend. Ich wün­schte, mehr Men­schen wür­den es benutzen, im ihre Doku­mente trans­portier­bar zu machen ...
  2. jpgJoint Pho­to­graph­ic Experts Group: Wahrschein­lich ein Depart­ment des CIA …
  3. mp3 - MPEG‑1 Audio Lay­er 3 (MPEGMov­ing Pic­ture Experts Group): Noch mehr Experten, hui.
  4. DVDDig­i­tal Ver­sa­tile Disc: Ein wahrhaft viel­seit­iges Medi­um und der Tod der
  5. CD-ROM - Com­pact Disc Read-Only Mem­o­ry: Der erste Teil war mir klar, aber woher das ROM kam … Ich meine, ich wusste, dass es nichts mit Rom zu tun hat, wie ein beliebtes Bren­npro­gramm sug­geriert (Gibt’s das noch? Ist es noch beliebt?), aber dass es so pro­fan sein würde …

Ich würde ja vorschla­gen, dass Ihr in die Kom­mentare schreibt, wie klar Euch das längst war, oder welche anderen bekan­nten Com­put­er­abkürzun­gen Ihr auflösen kön­nt — aber ich fürchte, dann wird klar, wie wenige Leute hier lesen. Also … vielle­icht lieber nicht 😉

Lieber noch ein paar Über­legun­gen zum Sta­tus dieser Abkürzun­gen. Sind es Wörter? So richtige?

DVD und CD-ROM sich­er: Schon ihre Lang­for­men waren Sub­stan­tive (disc), die ein­fach nur gekürzt wur­den, sie beze­ich­nen (in der Mehrzahl) sil­berne Scheiben, die man anfassen und rum­schlep­pen kann, Sätze wie “Ich habe meine CD-ROM zerkratzt, aber glück­licher­weise hat­te ich den Film noch auf DVD hört man alle nase­lang, sie bilden auch ganz nor­male Plu­ral­fomen (die DVDs, die CD-ROMs) — aber was ist mit den Dateiformaten?

Bei der Lang­form dieser Abkürzun­gen han­delt es sich auch um Sub­stan­tive — allerd­ings um welche, die etwas anderes beze­ich­neten: for­mat bezog sich auf das Spe­icher­for­mat, nicht auf das konkrete Doku­ment, das in diesem For­mat existiert, group bezog sich auf die Gruppe von Men­schen, die das For­mat erstellt hat, nicht auf die konkrete Bild­datei (JPEG), lay­er (mp3) auf … was weiß ich, irgend­was Tech­nis­ches halt. Bei let­zterem wurde sog­ar so krass abgekürzt, dass es von lay­er keinen Rest mehr in der Abkürzung gibt.

Die Abkürzun­gen wur­den kreiert um zu kennze­ich­nen, dass eine Datei einem bes­timmten For­mat ange­hört. Oder sog­ar einem von ein­er bes­timmten Gruppe erstell­ten For­mat. (So gese­hen fol­gt JPG ein­er ähn­lichen Benen­nungsmo­ti­va­tion wie Kolumbi­en, Cook­town oder Peter Moosleit­ners inter­es­santes Mag­a­zin. Allerd­ings hat aus­gerech­net JPG die Sache nicht sooo weit mit­gemacht wie PDF und mp3, wahrschein­lich, weil das For­mat meist nur eine geringe Rolle spielt, man spricht halt von einem Bild.)

Natür­lich waren sie extrem kurz, wie das bei Dateien­dun­gen immer ist. (Manche Betrieb­ssys­teme lassen nur drei Zeichen zu. *hach* Wikipedia bildet unglaublich …)
Als Com­put­er­nutzerIn wird man also tagtäglich mit den Endun­gen kon­fron­tiert, aber fast nie mit den Fein­heit­en des dahin­ter­ste­hen­den For­mats. So gese­hen war der Weg nicht weit von der Grundbe­deu­tung ‘Dateifor­mat’ zu ‘gehört einem bes­timmten For­mat an’ (in Kon­tex­ten, bei denen die Endung an einen Dateina­men ange­fügt wurde) zu ‘konkrete Datei in einem bes­timmten For­mat’ — wobei noch immer alle Bedeu­tun­gen existieren. (Finde ich.)

So war die Abkürzung anfangs ein Wort, dann eine Art tech­nis­ch­er Mark­er, bei dem ich mich schw­ertue, ihn als Wort zu beze­ich­nen (immer, wenn’s an einem Dateina­men hängt) und wurde schließlich wieder zu einem Wort mit ein­er anderen Bedeutung.

Diese Wörter in ihrer neuen Bedeu­tung haben noch mit eini­gen Schwierigkeit­en zu kämpfen, ganz beson­ders was die Schrei­bung anbetrifft.
Wie heißt es nun, .pdf, pdf, Pdf oder PDF?

(1) Ich habe ein .pdf gefun­den (lei­der auf Japanisch) es hiess: Main­Mem­o­ry Exten­sion Man­u­al — for End User.
Quelle

(2) ach du möcht­est ein pdf erstellen?
Quelle

(3) Ich habe ein Pdf, kön­nte es Ihnen bei Inter­esse per Mail schick­en, PN darf ich noch nicht. 
Quelle

(4) Ich habe ein PDF zur ein­er ach so tollen Inter­net­druck­erei geschickt und bekam ein Druck­ergeb­nis in der manche Texte richtig waren und manche halt nur aus ä bestanden. 
Quelle

Manche Leute schreiben PDF-For­mat, aber ein­fach das For­mat zu ver­dop­peln ist auch nicht so ele­gant. PDF-Doku­ment gibt’s auch.

Ich bin ges­pan­nt, was sich da durch­set­zen wird. Mein Wun­schtraum wäre ja Pedeäf (wie Ede­ka aus E.d.K., Einkauf­sgenossen­schaft der Kolo­nial­waren­händler im Halleschen Tor­bezirk zu Berlin).

Was bedeutet eigentlich … Schplock?

Von Kristin Kopf

Ich habe mich ja naiver­weise für die Wortschöpferin gehal­ten, aaaaaber Urban Dic­tio­nary ist mir zuvorgekommen:

Sch­plock: The noise a £2 coin in a con­dom makes when you hit some­one with it.

Wom­öglich ist das Wort in dieser Bedeu­tung auch noch fre­quenter als in meiner …

Bei­de Wörter, Sch­plock1 (meines) und Sch­plock2 (das andere) klin­gen zwar gle­ich (sind also homophon), sind aber durch ganz unter­schiedliche Prozesse ent­standen.
Sch­plock1 ist eine Abkürzung von Sprach­blog (diese Art der Abkürzung nen­nt man “Kon­t­a­m­i­na­tion” oder “Kof­fer­wort”) mit Ver­schrif­tung der Palatal­isierung von s vor Plo­siv und der Aus­lautver­här­tung, Sch­plock2 hinge­gen ein laut­ma­lerisches (ono­matopo­et­is­ches) Wort.