Die Bescherung ist vorbei:
Heute Abend will ich noch schnell eine Frage klären, und zwar warum es Weihnachten heißt. Das ist eine alte Pluralform, aber der Plural müsste ja eigentlich *Weihnächte lauten.
Das Wort Nacht war ursprünglich (im Althochdeutschen) ein sogenanntes “Wurzelnomen” und hatte überhaupt keine Pluralendung. Es hieß also in Ein- und Mehrzahl diu naht. Das war natürlich äußerst unpraktisch, weil man weder am Substantiv selbst, noch an umgebenden Adjektiven o.ä. erkennen konnte, um welchen Numerus es sich handelte.
Im Mittelhochdeutschen guckte das Wort sich daher ein anderes Verfahren bei einer anderen Gruppe von Substantiven ab: Die Kombination von Umlaut und -e, die z.B. bei Macht – Mächte existierte. Viel praktischer. Nacht – Nächte.
Das war aber nicht das einzige Vorbild: In einigen Gegenden schaute sich Nacht bei Wörtern wie Gaben die Endung -en ab. Die gab es damals aber noch nicht im kompletten Plural, sondern nur im Genitiv und Dativ: Später veränderte sich diese Gruppe weiter, sodass es zur Endung -en im ganzen Plural kam, aber da war die Nacht schon nicht mehr mit von der Partie, sie hatte sich in Nächte verwandelt.
Jetzt stellt sich nur noch die Frage, warum es Weihnachten heißt, wenn das -en doch nur im Genitiv und Dativ auftauchte. Die Antwort? Weihnachten war einmal eine Konstruktion, und zwar ze den wîhen nachten ‘zu/an den geweihten/heiligen Nächten’. Man feierte nicht nur eine Nacht lang! Die Präposition ze forderte, wie zu heute, den Dativ, und der besaß die Endung.
Diese Konstruktion wurde so intensiv gebraucht, dass die Wörter wîhen nachten zusammenwuchsen und Weihnachten bildeten (das nennt man “Univerbierung”). Dabei bewahrten sie den alten Dativ Plural.