[Call for Papers] Speculative Grammarian

Von Kristin Kopf

Trey Jones vom Spec­u­la­tive Gram­mar­i­an hat mir eine char­mante, per­son­al­isierte Massen­mail geschickt und mich drum gebeten, ein bißchen für den Spec­u­la­tive Gram­mar­i­an zu wer­ben. Das mache ich natür­lich gerne, ver­danke ich ihm doch einen Mag­neten und indi­rekt auch einen der ersten (sehr min­i­mal­is­tis­chen – in der All­t­ags­be­deu­tung natür­lich!) Schplock-Beiträge.

Der Spec­Gram ist eine erstk­las­sige Zeitschrift für satirische Lin­guis­tik, ein, wie Jones sagt, bedauer­licher­weise sehr ver­nach­läs­sigtes Gebi­et. Das bedeutet aber auch, dass man hier sehr leicht an eine Pub­lika­tion kom­men kann – gesucht wer­den nämlich

… satir­i­cal and humor­ous arti­cles, poems, car­toons, ads, and all sorts of oth­er material—and no field with­in or relat­ed to lin­guis­tics is off limits.

Und hier etwas elaborierter:

Spec­Gram is seek­ing wit­ty, eru­dite papers in satir­i­cal lin­guis­tics that demon­strate a com­pre­hen­sive knowl­edge of the field of lin­guis­tics as a whole, a sub­tle wit, and a refined sense of writ­ten lan­guage. Pref­er­ence is giv­en to mate­r­i­al that rous­es the pas­sions (not that kind, you hussy) and evokes the intel­lec­tu­al delight of the edi­tors and publishers.

How­ev­er, as those kinds of papers are pret­ty hard to come by, Spec­Gram is accept­ing papers that are mod­er­ate­ly clever, can be edit­ed into some pass­able form, and don’t rely too heav­i­ly on bod­i­ly func­tion humor.

[…]

Mate­r­i­al writ­ten in a lan­guage with a pass­ing sim­i­lar­i­ty to Eng­lish is, for prac­ti­cal rea­sons, han­dled more quick­ly, but is in no way preferred.

Vielle­icht hat ja jemand von Euch was in ein­er Schublade liegen? Oder Lust, was zu schreiben?

Hier ein paar mein­er Lieblingsar­tikel aus dem Spec­Gram:

Wenn Ihr auch Spec­Gram-Lieblingsar­tikel habt, postet die Links dazu in den Kom­mentaren und nehmt damit die ein­ma­li­gen Chance wahr, eine auf der Rück­seite hand­sig­nierte Vis­itenkarte des Spec­Gram-Her­aus­ge­bers aus mein­er hochkaräti­gen Samm­lung von Mem­o­ra­bil­ia zu gewin­nen (verklein­erte Darstel­lung rechts, Mag­nete nicht enthalten).

Zuerst“ bedeutet nicht „wenige Tage danach“

Von Anatol Stefanowitsch

Nach­dem ich Vorgestern auf die im Net­za­uftritt des VDS nachzule­sende, frei erfun­dene Behaup­tung hingewiesen habe, die amerikanis­che Unab­hängigkeit­serk­lärung sei zuerst auf Deutsch veröf­fentlicht wor­den, ist diese Behaup­tung gestern still und leise kor­rigiert worden.

Gut zu wis­sen, dass man beim VDS das Sprachlog liest und manch­mal sogar
ver­ste­ht, was ich hier schreibe. Vielle­icht dringt auf diese Weise etwas Ver­nun­ft in die irra­tionale Phan­tasiewelt der Anglizis­men­jäger ein.

Etwas ver­störend, allerd­ings, dass man Fehler kor­rigiert ohne sie einzugestehen.

So sah die Seite Vorgestern aus, als ich meinen Beitrag schrieb:

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Chomsky-SEO

Von Kristin Kopf

In let­zter Zeit kom­men super­viele Leute zum Sch­plock, nach­dem sie Chom­sky Mainz gesucht haben – fasziniert habe ich fest­gestellt, dass das Sch­plock bei Google­suchen danach zur Zeit an erster Stelle steht.

Das liegt nun aber, ver­mute ich, weniger an der großen Berühmtheit des Sch­plocks, als an meinem kreativ­en Titel: Chom­sky in Mainz.

Wenn man sowas – im Gegen­satz zu mir – absichtlich macht, wird es SEO genan­nt, Search Engine Opti­miza­tion. Das bedeutet, dass eine Inter­net­seite für Such­maschi­nen opti­miert wird, indem man ihr alle rel­e­van­ten Infor­ma­tio­nen schnell und unver­schnörkelt liefert.

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Freigieb- oder ‑gebig?

Von Kristin Kopf

Das, worüber das ich heute schreiben will, habe ich in mein­er Schulzeit für eine reine Reclam-Eigen­heit gehal­ten. In den Reclamheften stand näm­lich immer freige­big, wo ich freigiebig erwartet hätte. Komis­ch­er Verlag.

Sei­ther ist mir freige­big aber auch in anderen Kon­tex­ten begeg­net, zulet­zt im Wartez­im­mer in Geo (in der Jan­u­a­raus­gabe war übri­gens auch ein Artikel über Piraha/Dan Everett drin):

Wis­senschaftler glauben, dass die Men­schen freige­biger werden. …

Was hat es damit auf sich? Habe ich mein ganzes Leben lang eine Form benutzt, die son­st kein­er kennt?
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Erfolgte die amerikanische Unabhängigkeitserklärung auf Deutsch?

Von Anatol Stefanowitsch

Ist ger­ade Voll­mond, oder was lockt die VDS’ler in Scharen unter den Steinen her­vor, unter denen sie nor­maler­weise leben? Nach dem reizen­den Kom­men­tar, den Region­alleit­er Lietz mir am Woch­enende hier hin­ter­lassen hat, finde ich heute mor­gen diese deut­lich höflich­er und orthografisch kor­rek­tere E‑Mail in meinem Postfach:

Sehr ungeehrter Junior­pro­fes­sor! Als Englis­ch­pro­fes­sor ist Ihnen die deutsche Sprache natür­lich nichts wert, mit ihr kön­nen Sie sich nicht brüsten. Wer befan­gen ist, sollte ein­fach schweigen! Für einen Pro­fes­sor sind Sie außer­dem ziem­lich unge­bildet. Sie müssten wis­sen, daß Deutsch fast Amtssprache der USA gewor­den wäre und daß sog­ar die amerikanis­che Unab­hängigkeit­serk­lärung zuerst auf Deutsch veröf­fentlicht wurde. http://vds-ev.de/verein/aha/aha.php Mit unfre­undlichen Grüßen, Hol­ger (Mit­glied beim VDS)

Ehrlicher­weise muss ich dazu sagen, dass ich nicht beurteilen kann, ob es sich beim Autor wirk­lich um ein VDS-Mit­glied han­delt. Die E‑Mail ist über einen anony­men E‑Mail-Dienst ver­schickt wor­den und „Hol­gers“ ange­bliche E‑Mail-Adresse scheint nicht zu existieren. Die Anrede „Junior­pro­fes­sor“ deutet allerd­ings auf ein VDS-Mit­glied hin, da man im Forum des VDS der irri­gen Mei­n­ung ist, ich sei Junior­pro­fes­sor und da mich schon des öfteren nachvol­lziehbar authen­tis­che VDS-Mit­glieder so angeschrieben haben.

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[Lesetipp] Interview mit dem Wortwart

Von Kristin Kopf

Matthias Heine hat für die FAS ein Inter­view mit Lothar Lem­nitzer, dem Betreiber der Wort­warte, geführt. Ins­ge­samt recht angenehme Fra­gen und meist sehr gründliche Antworten – ich finde es dur­chaus lesenswert.

Das zu Beginn erwäh­nte Buch “Hirndieb­stahl im Sparadies” habe ich mir übri­gens let­ztes Jahr gekauft, ich war aber nicht beson­ders ange­tan – das eigentlich Coole, näm­lich die Wörter, wer­den durch die sehr bemüht­en Texte mein­er Mei­n­ung nach ver­dor­ben. Ganz zu schweigen von den Illus­tra­tio­nen. Gesam­turteil? Bahn­hofs­buch­hand­lungs­buch. Hat vielle­icht jemand Inter­esse dran?

Die deutsche Bahn als Bewahrerin

Von Kristin Kopf

Dass Ana­tol Ste­fanow­itsch im Sch­plock Blog­fut­ter gefun­den hat, ehrt mich enorm. Wie schön, dass sein Beitrag wiederum Anlass für einen Sch­plock-Beitrag gibt.

Der Beitrag im Sprachlog heißt “Die Deutsche Bahn, Bewahrerin der englis­chen Sprache” – und darin ver­birgt sich ein witziges Phänomen, zu dem ich in meinen HiWi-Zeit­en mal umfan­gre­iche Kor­pus­recherchen angestellt habe. (Die hier ver­wen­de­ten Beispiele entstam­men nicht den dama­li­gen Recherchen.)

Es geht um die Bewahrerin.

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Die Deutsche Bahn, Bewahrerin der englischen Sprache

Von Anatol Stefanowitsch

Ich bin ja zurzeit viel mit der Deutschen Bahn unter­wegs und nutze, um die Reisezeit opti­mal zu ver­w­erten, die Durch­sagen als Forschung­sob­jekt. Deshalb habe ich mich natür­lich beson­ders über den aktuellen Beitrag in Kristin Kopfs „Sch­plock“ gefreut, in dem sie sich mit ein­er Beson­der­heit des Bah­nenglisch befasst, die deut­lich inter­es­san­ter ist als die Frage, ob „Call-a-Bike“ bess­er „Ruf-ein-Rad“ heißen sollte:

Fast jedes Mal, wenn ich mit dem Zug unter­wegs bin, fällt mir eine kleine Eigen­heit im Bah­nenglisch auf:
“Ladies and Gen­tle­men, we arrive Berlin-Spandau …“
Die Wen­dung scheint fest zu sein, äußerst sel­ten höre ich Vara­tio­nen mit ein­er Prä­po­si­tion, die to arrive ja eigentlich fordert: Man kann nur at (oder in) arriv­en, nackt ist das Verb nicht brauch­bar. Ganz abge­se­hen davon, dass die Verb­form eine andere sein müsste (we will be arriv­ing …).

Die Frage der Verb­form würde ich etwas dif­feren­ziert­er sehen. Der gram­ma­tis­che Kon­text ist ja nor­maler­weise In a few min­utes, we arrive… oder We arrive … at 19:47, und da wäre es vorstell­bar, dass die intendierte Aus­sage eine habituelle sein soll, also etwa „Zum Zeit­punkt X erre­ichen wir immer/jeden Tag …“. In diesem Fall wäre die Form we arrive annehm­bar. Wenn das spez­i­fis­che Ereig­nis des Ankom­mens an diesem einen Tag um diese eine Zeit gemeint ist, dann wäre ein Futur nötig, entwed­er in der Ver­laufs­form, wie Kristin vorschlägt, oder in der ein­fachen Form, also we will arrive…. Tat­säch­lich kön­nte das we arrive ein­fach ein undeut­lich aus­ge­sproch­enes ein­fach­es Futur sein: we’ll arrive.

Aber um die Zeit­form geht es ja auch gar nicht, es geht um die Frage, ob arrive ein direk­tes Objekt erlaubt (We arrive [Objekt Berlin-Span­dau]), oder ob das Ziel als adver­biale Ergänzung in Form ein­er Prä­po­si­tion­alphrase benan­nt wer­den muss (We arrive [Adver­bial at/in Berlin-Span­dau]). Kristin geht davon aus, dass ein direk­tes Objekt nicht möglich ist, und erk­lärt den Fehler als Inter­ferenz aus dem Deutschen:

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