In einem meiner ersten Beiträge hier im Sprachlog ging es um die Frage, ob das Deutsche als Wissenschaftssprache an Bedeutung verliert, und wenn ja, ob das schlimm wäre. Meine Antwort auf die erste Frage, das wird niemanden überraschen, war ein klares „Ja“. Meine Antwort auf die zweite Frage ist differenzierter. Für die Wissenskultur in Deutschland, Österreich und der Deutschschweiz wäre es ein Verlust, wenn das Deutsche völlig aus der Wissenschaft verschwände. Gesellschaftliche und kulturelle Prozesse werden in diesen Ländern in deutscher Sprache verhandelt, und eine Wissenschaft, die an diesen Prozessen beteiligt sein will, kann auf die deutsche Sprache nicht verzichten.
Zumindest in der Kommunikation nach außen muss Wissenschaft also in der jeweiligen Landessprache vermittelbar bleiben, und dafür ist es sicher von Vorteil, wenn auch ein Teil der Kommunikation unter Wissenschaftler/innen in dieser Landessprache stattfindet. Der große Teil der internen Wissenschaftskommunikation muss aber in einer Sprache stattfinden, die von anderen Wissenschaftlern weltweit verstanden und verwendet wird. Der einzige Kandidat für eine solche Sprache ist derzeit Englisch, und deshalb findet die Kommunikation unter Wissenschaftlern (der Ideenaustausch in Fachpublikationen, auf Kongressen und natürlich auch in den häufig international zusammengesetzten Arbeitsgruppen einzelner Lehrstühle und Institute in englischer Sprache statt. Das ist gut so, und es ist für die deutschsprachige Wissenschaft und die deutschsprachigen Sprachgemeinschaften völlig unproblematisch.