uMzantsi Afrika: Sprachen in Südafrika

Von Kristin Kopf

Ja, ne, Kristin ver­sucht krampfhaft, der WM lin­guis­tis­che Aspek­te abzugewin­nen. Weniger von der Fußball­seite (zu der es natür­lich auch – teil­weise weniger glob­ale – Unter­suchun­gen gibt) als vom Aus­tra­gung­sort her: Welche Sprachen wer­den in Südafri­ka eigentlich gesprochen?

Oh Gott, viel zu viele für einen Sch­plock­beitrag! (Eth­no­logue zählt 31.) Ich beschränke mich mal auf die elf offiziellen:

Afrikaans, Nde­bele (auf der Karte isiN­de­bele), Nord-Sotho (Sesotho sa Leboa), Süd-Sotho (Sesotho), Swati (siSwati), Tsonga (Xit­songa), Tswana (Setswana), Ven­da (Tshiv­en­da), Xhosa (isiX­hosa), Zulu (isiZu­lu) und Englisch.

Alle außer Afrikaans & Englisch gehören zu den soge­nan­nten Ban­tus­prachen (von denen ich Xhosa schon ein­mal wegen sein­er Klick­laute erwäh­nt habe!).

Offizielle Sprachen Südafrikas in ihren dom­i­nan­ten Regio­nen — Quelle: Wikipedia (Htonl),

Wahrschein­lich ist den meis­ten von euch gle­ich aufge­fall­en, dass die Ban­tus­prachen zwei sehr ähn­liche Beze­ich­nun­gen haben – je eine davon besitzt einen Zusatz am Anfang: isiNde­bele, Sesotho sa Leboa, Sesotho, siSwati, Xitsonga, Setswana, Tshiven­da, isiXhosa, isiZulu.

Das ist kein Zufall, son­dern liegt in ein­er gemein­samen gram­ma­tis­chen Beson­der­heit begrün­det. Weit­er­lesen

Public Viewing oder die Rückkehr der Leichenbeschauer

Von Anatol Stefanowitsch

Da selb­ster­nan­nte Sprach­be­wahrer im All­ge­meinen kein großes Inter­esse an sprach­lichen Tat­sachen haben, dafür aber umso lieber auf den immer gle­ichen, meis­tens dutzend­fach wider­legten Irrmei­n­un­gen herum­re­it­en, war es unver­mei­dlich, dass mit der Fußball­welt­meis­ter­schaft auch der Mythos von der öffentlichen Auf­bahrung von Leichen durch die Zeitungs­land­schaft getrieben würde. Das näm­lich, so erfahren wir dieser Tage zum Beispiel aus der Köl­nis­chen Rund­schau und der Frank­furter Rund­schau, sei die eigentliche Bedeu­tung des Wortes Pub­lic View­ing.

Ich habe bere­its vor zwei Jahren — zur Europameis­ter­schaft — im Bre­mer Sprach­blog darauf hingewiesen, dass das nicht stimmt, und dass pub­lic view­ing im Englis­chen im Prinzip genau das bedeutet, was man erwarten würde, wenn man die Wörter pub­lic und view­ing zu einem Kom­posi­tum zusam­menset­zt: das öffentliche Anguck­en von allem Möglichen.

Aber genutzt hat es eben nichts. Der Beitrag ist zwar inzwis­chen gut fün­fzehn­tausend Mal aufgerufen wor­den, aber Sprach­be­wahrer waren unter den Lesern offen­sichtlich schwach vertreten.

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Klassenlose Sprache

Von Anatol Stefanowitsch

Ich lese ger­ade Craig Rus­sels The Valkyrie Song (dt. „Walküre“), das seit zwei Jahren unge­le­sen in meinem Bücher­re­gal stand, und obwohl ich das Gefühl habe, dass der Autor ein wenig das Inter­esse an seinem Ham­burg­er Kom­mis­sar Jan Fabel ver­loren hat und der Roman atmo­sphärisch nicht ganz an seine vier Vorgänger Blood Eagle („Blu­tadler“), Broth­er Grimm („Wolfs­fährte“), Eter­nal („Brand­mal“) und The Car­ni­val Mas­ter („Carneval“) her­an­re­icht, macht es mir wieder großen Spaß, meine Heimat­stadt durch die Augen eines britis­chen Krim­i­nalschrift­stellers und für ein inter­na­tionales Pub­likum auf­bere­it­et zu erleben.

Rus­sel ken­nt nicht nur Ham­burg gut, auch bei sein­er Ver­wen­dung deutsch­er Wörter und Sprach­schnipsel unter­laufen ihm sel­ten die Fehler, die man son­st häu­fig sieht, wenn Schriftsteller/innen fremde Sprachen ver­wen­den, um ihrem Text Lokalkolorit zu verleihen.

Das ist auch in The Valkyrie Song nicht anders, wo er dieses Stilmit­tel allerd­ings auch weniger stark ein­set­zt als in den vorherge­hen­den Roma­nen. Dafür unter­läuft ihm auf ein­er abstrak­teren Ebene ein sprach­wis­senschaftlich­er Fehler, der zwar mein Lesev­ergnü­gen nicht geschmälert hat, der aber trotz­dem inter­es­sant ist. Im vierten Kapi­tel schreibt er an ein­er Stelle Fol­gen­des, wobei es mir um den her­vorge­hobe­nen Satz geht:

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Feiertag?

Von Susanne Flach

Ich bin nor­maler­weise kein Anglizis­men­jäger. Im Gegen­teil: meine Grund­mei­n­ung ist, dass die meis­ten der vielgescholte­nen Lehn­wörter unser Lexikon bere­ich­ern, weil sie in vie­len Fällen eben keine direk­ten Syn­onyme ihrer deutschen “Entsprechun­gen” sind. So ist ein Los­er nicht immer ein Ver­lier­er und shop­pen ist nicht gle­ich einkaufen. In anderen Fällen wirkt das “alte” deutsche Wort doch arg hol­prig oder antiquiert: Verabre­dung für Date (welche auch wiederum nicht kom­plett syn­onym sind, aber gut) oder E‑Post für E‑Mail. Das bedeutet nicht, dass mein Wortschatz mit “Fremd“wörtern durch­set­zt ist — ich nutze über­wiegend Rech­n­er statt Com­put­er, Lied statt Song oder Besprechung für Meet­ing. Das ist aber meine per­sön­liche Wort­wahl — und es muss schon viel passieren, bevor ich Anglizis­men für unerträglich halte.

Gestern war’s dann doch mal soweit. Weit­er­lesen

Wir sind Englisch

Von Anatol Stefanowitsch

Deutsch­land darf wieder mal harm­los und hys­ter­isch stolz auf sich sein. Wir sind nicht nur Papst, wir sind jet­zt auch Lena — dem Wun­der von Oslo sei Dank.

Eigentlich kön­nte mir das egal sein. Als ich das let­zte Mal den Euro­vi­sion Song Con­test gese­hen habe, hieß er noch Grand Prix d’Eu­ro­vi­sion, und Kat­ri­na and the Waves waren vorherse­hbare Sieger. Ich will gar nicht wis­sen, wann das war, ich merke dann nur wieder, dass ich alt werde. Und Lena Mey­er-Lan­drut geht mir mit ihrer pen­e­tran­ten Ich-bin-nur-ein-neun­zehn­jähriges-Schul­mäd­chen-aus-Han­nover-und-singe-son­st-nur-unter-der-Dusche-Num­mer etwas auf die Nerven.

Ander­er­seits ist sie natür­lich nur ein neun­zehn­jähriges Schul­mäd­chen aus Han­nover und singt son­st nur unter der Dusche, also kann man es ihr irgend­wie nach­se­hen. Und vor allem hat sie es nicht ver­di­ent, wegen ihres englis­chen Akzents so ange­fein­det zu wer­den, wie es der britis­che Jour­nal­ist Mark Espin­er auf Spiegel Online getan hat:

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Sprachstücke

Von Anatol Stefanowitsch

Erstens, Gespräch in der S‑Bahn:

SOHN (ca. 9 Jahre alt). „Papa, ist das hier überall?“

VATER. „Fre­und­chen, ein Satz beste­ht aus Sub­jekt, Prädikat und Objekt, und ‚Ist das hier über­all‘ ist kein voll­ständi­ger Satz.“

(Eigentlich klang es, rustikal nord­deutsch, eher so: „Froinchen, oin Sätz beste­jht aus Sub­jekt, Predikoot und Objekt, und ‚Is däs hiä übäooll‘ is koin voll­stän­niger Sätz“.).

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Le Sprachschützer, c’est moi

Von Anatol Stefanowitsch

In einem Artikel des Wis­senschaft­sjour­nal­is­ten Arndt Zick­graf auf Tele­po­lis spiele ich — teils gewollt, teils unge­wollt — aus­nahm­sweise mal die Rolle des Sprach­schützers. Gewollt, weil Zick­graf in seinem Artikel, in dem es ihm um die Zukun­ft des Deutschen als Wis­senschaftssprache geht, über meinen Ver­such berichtet, die deutsche Web­seite der Vierten Inter­na­tionalen Kon­fer­ez der Deutschen Gesellschaft für Kog­ni­tive Lin­guis­tik weit­ge­hend frei von englis­chem Lehngut zu hal­ten, und von diesem Ver­such habe ich ihm frei­willig erzählt.

Unge­wollt, weil ein paar der Zitate im Zusam­men­hang des Artikels, und ohne den Kon­text, in dem ich sie pro­duziert habe, den Ein­druck erweck­en kön­nten, ich hielte ich das Ver­schwinden des Deutschen als Wis­senschaftssprache für ein Prob­lem und meine Kon­feren­zweb­seite für einen entschei­den­den Beitrag zum Erhalt der bedro­ht­en deutschen Sprache. Das ist nicht Zick­grafs Schuld, wer sorgfältig liest, dürfte meine tat­säch­liche Mei­n­ung zu diesem The­ma erken­nen. Aber die kom­prim­ierte Form des Artikels, in dem lei­der kein Platz für aus­führliche Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen ist, ver­leit­et eventuell manche Leser/innen zu vor­eili­gen Schlüssen, vor allem, weil Sprach­nörgelei und Katas­tro­phen­szenar­ien die Mehrheitsmei­n­ung sind.

Deshalb möchte ich hier sowohl meinen sprach­pflegerischen Ver­such als auch meine Mei­n­ung zum The­ma Wis­senschaftssprache Deutsch noch ein­mal kurz klarstellen.

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Herrliche Etymologie, dämliche Aufgabe

Von Kristin Kopf

Auf der Suche nach Auf­gaben zur Wort­bil­dung bin ich vor eini­gen Wochen auf die fol­gende Frage gestoßen:

Quelle: Bach­e­lor­wis­sen Ger­man­is­tis­che Lin­guis­tik (Busch/Stenschke)

Beschreiben Sie aus­ge­hend von der zugrunde liegen­den Wort­bil­dung den Bedeu­tungswan­del bei den Adjek­tiv­en däm­lich und her­rlich.

Erst fand ich’s lustig, aber dann hat mich das Mitleid mit den armen Bach­e­lors gepackt. Das ist näm­lich eine ganz gemeine Falle. Weit­er­lesen

StuTS-Status & Top-100-Language-Blogs-Wahl

Von Kristin Kopf

Es ist tat­säch­lich StuTS. Irgend­wie nach einem Jahr Vor­bere­itung sehr unre­al, dass es jet­zt wirk­lich so weit ist.

Ich habe heute eine Menge Vorträge gehört und sie waren alle wirk­lich gut:

  • Robert Fuchs über also im Indis­chen Englisch – es kann an Stellen ste­hen, die das Britis­che Englisch nicht erlaubt, wahrschein­lich durch den Ein­fluss eines ähn­lichen Wortes in ver­schiede­nen indis­chen Sprachen,
  • Michael Sap­pir über Porte­man­teau­mor­pheme im Karuk – sie sind sehr wider­spen­stig und wollen sich nicht so recht beschreiben lassen, sodass man zur Vere­in­fachung kom­plizierte Regeln annehmen muss ;),
  • Ludger Paschen über ein Audioko­r­pus zu Vari­etäten des Rus­sis­chen – eine total span­nende Sisyphosar­beit, 1000 Stun­den Tonauf­nah­men sollen extrem detail­liert annotiert werden,
  • Sophie ter Schure über Exper­i­mente zum Spracher­werb und zur Wor­tarten­klas­si­fika­tion – beson­ders schön kam hier raus, dass man nicht immer sofort das per­fek­te Exper­i­ment­de­sign find­et und wie man schließlich doch zu aus­sagekräfti­gen Dat­en gelan­gen kann – und
  • Tan­ja Ack­er­mann zu “geschlechtsspez­i­fis­chen” Deon­a­men – lustiger­weise ver­hal­ten sich die Deon­a­men sehr ähn­lich wie die Ruf­na­men z.B. bezüglich der Wortlänge, der Beto­nungsstruk­tur und des Aus­lauts. Strate­gien, die man benutzt, um Frauen- und Män­ner­na­men zu dif­feren­zieren, benutzt man auch, um für sie gedachte Pro­duk­te zu benennen.

Außer­dem gab es natür­lich den Gastvor­trag von Mar­i­on Grein zu Kom­pli­menten in ver­schiede­nen Sprachen – muss man gehört haben, kann man nicht beschreiben. Enormer Unter­hal­tungswert plus fach­lich hochinteressant.

Schließlich gab es noch eine Stadt­führung, die eigentlich im Mainz­er Dialekt sein sollte – der Stadt­führer hat sich aber nicht so recht getraut. Gel­ernt habe ich trotz­dem was, z.B. dass der Schambes mal Jean Bap­tiste hieß.

Top 100 Language Blogs 2010

Und weil ich dafür keinen Extra­beitrag auf­machen will, noch schnell hier: Das Sch­plock wurde für eine Wahl nominiert, und zwar die Top 100 Lan­guage Blogs 2010, in der Kat­e­gorie Lan­guage Pro­fes­sion­als. Ich bin mir noch nicht so sich­er, wie ich mich dabei füh­le, denn ein­er­seits ist sind so tolle Seit­en wie John Wells phonetis­ches Blog nominiert, ander­er­seits aber auch der Zwiebelfisch.

Eine knapp kom­men­tierte Liste aller Kan­di­dat­en find­et ihr hier (und hier kann man bis 24. Mai abstim­men – für was auch immer man will, ich habe hier extra keinen dieser scham­losen Vote-for-this-Blog-But­tons hingesetzt).

Ich hab lei­der gar keine Zeit, mich durch die Kan­di­dat­en durchzuk­lick­en, aber wenn ihr irgendwelche Perlen in der Liste find­et, freue ich mich riesig auf Hin­weise in den Kom­mentaren. Genug Sprach(wissenschafts)bookmarks kann man nie haben 🙂