Vor einigen Wochen hat mir Kathrin Passig die folgende, mit der Betreffzeile „Ich hab nen Haus, nen Äffchen und nen Pferd“ versehene sprachwissenschaftliche Frage gestellt:
Etwa einmal imJahr versuche ich zu ergoogeln, ob inzwischen jemand eine Erklärungfür den Vormarsch des „nen“ gefunden hat, das an die Stelle von„n“ tritt. Ich weiß nicht einmal, ob es sich um ein regionalesPhänomen handelt; in Berlin ist es jedenfalls häufig zu hören.Leider bleiben meine Googleversuche ergebnislos bis auf das üblicheGenörgel, das den Sprechern unterstellt, sie seien schlicht zu blödzur korrekten Geschlechtsbestimmung.
Das ist es abersicher nicht, erstens, weil das sowieso nie die Erklärung ist,zweitens, weil ausschließlich das Neutrum zum Maskulinum wird undandere Vertauschungen nie vorkommen und drittens, weil es nur indiesem einen Zusammenhang passiert. Ich hege die vage Vermutung, dasses sich eher um einen Versuch handelt, für mehr Ordnung undDeutlichkeit zu sorgen, und dass man sich als deutscher Sprecher (undSchreiber, denn das Netz ist voller schriftlicher Belege) mit einemso unklaren Einbuchstabenwort wie „n“ und dem damiteinhergehenden Apostrophenverdacht leicht unwohl fühlt. Vielleichthaben Sie ja Lust, eines Tages Licht in die Angelegenheit zu bringen?
Als Beispiel des üblichen Genörgels nennt sie unter anderem eine von Bastian Sicks Zwiebelfisch-Kolumnen, auf die ich gleich zurückkomme.
Wie der Zufall es wollte, hatte ich das Thema schon seit Längerem im Hinterkopf und so nahm ich die Anfrage zum Anlass, einige Kolleg/innen zu kontaktieren, die sich mit der Syntax des gesprochenen Deutsch beschäftigen. Das Phänomen war natürlich allen bekannt, aber eine Forschungsarbeit zu dem Themakonnte mir niemand nennen.
Einmal hervorgeholt konnte ich das Thema aber nicht wieder in meinen Hinterkopf verbannen. Hier deshalb mein Versuch, selbst Licht in die Angelegenheit zu bringen. Eine Warnung vorweg: Der Beitrag ist lang, und ich tue letzten Endes nicht viel mehr, als Kathrin Passigs vage Vermutung zu bestätigen (dafür schreibe ich aber bald wieder etwas über Eskimos und Schnee!).