Auf der Zielgeraden: Keine Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz

Von Anatol Stefanowitsch

Der Vere­in Deutsche Sprache ist ein sprach­puris­tis­ch­er und kul­tur­pro­tek­tion­is­tis­ch­er Vere­in, dessen Haup­tan­liegen darin beste­ht, englis­che Fremd­wörter und den Ein­fluss des Englis­chen generell zu bekämpfen. Daneben ver­fol­gt er aber seit vie­len Jahren auch das Ziel, den Artikel 22 des Grundge­set­zes, der die Haupt­stadt und die Far­ben der Staats­flagge regelt, um den Satz „Die Sprache der Bun­desre­pub­lik ist Deutsch“ zu ergänzen. In den let­zten Jahren hat der VDS sich mit ein­er Rei­he promi­nen­ter Poli­tik­er zusam­menge­tan, sie diese Forderung unter­stützen, darunter wichtige Mei­n­ungs­mach­er wie Bun­destagspräsi­dent Nor­bert Lam­mert und Bun­destagsvizepräsi­dent Wolf­gang Thierse. Im Jahr 2008 fasste sog­ar der CDU-Parteitag einen entsprechen­den Beschluss. Es ist also dur­chaus denkbar, dass der VDS sein Anliegen mit­tel­fristig durch­set­zen wird.

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Projekt Guttenberg

Von Susanne Flach

Da ich in meinem Tex­ter­leben unter anderem ger­ade knapp 40.000 Wörter — also im textlichen Umfang ein­er Mag­is­ter­ar­beit — über Lifestylepro­duk­te schreiben muss, ist es hier in den let­zten Tagen und Wochen so ruhig gewor­den, dass ich darüber fast mein Pass­wort für den Login vergessen hätte. In Ghost- und Copy­writer-Kreisen nen­nt man Pro­jek­te wie das (meinige) übri­gens das Ver­fassen von Unique Content.*

Eigentlich hätte ich einen guten Berg an The­men abzuar­beit­en. Für das Aktuelle kon­nte ich mich aber nicht zwis­chen Zynis­mus, Satire und  ehren­wörtlich­er Entrüs­tung entschei­den. Außer­dem wäre jegliche Stel­lung­nahme nach dem Gagfeuer­w­erk, das in den let­zten Tagen aus allen Rohren auf das frei­her­rliche Pla­giat­sex­a­m­en abge­feuert wurde, das dreiste Schmück­en mit frem­den Fed­ern. Nach der gestri­gen Hohlmeierei bei Anne Will, als das Straußenei als Ablenkungs­man­över vom ‘Ablenkungs­man­över’ meinte, ‘Fehler’ wie diese machen ihn ‘men­schlich’, war ich der Mei­n­ung, die Spitze der bewussten Täuschung sei erre­icht. Heute weiß ich (“Hier ste­ht das Orig­i­nal, kein Pla­giat”), warum ich froh bin, dass bei uns kein­er den Überblick über Atom­waf­fen ver­lieren kann.

Es wird hier im Blog vor­erst lei­der weit­er ruhig bleiben, zumin­d­est bis zum Woch­enende. Ich gelobe Besserung. Bis Fre­itag bin ich auf ein­er Kon­ferenz in Göt­tin­gen. Vielle­icht hat Dr. Xerox bis dahin seinen Helm genom­men (für die Fußnote in der Geschichte) und ich kann mich wieder den wichti­gen The­men wid­men, von denen alle reden.

The­ma der Tagung ist übri­gens… Text: Struk­turen und Verarbeitung.

P.S.: “Flädle­supp” ist die Satire‑, Müll- und Kom­men­tarkat­e­gorie bei */ˈdɪːkæf/.

*Dis­claimer: Ich arbeite als (Werbe-)Texterin, der englis­che Fachaus­druck dafür ist Copy­writer. An sum­ma cum fraude bin ich nicht beteiligt.

**Ich melde Gagschutz für Hohlmeierei und Straußenei an.

Tag der Muttersprache 2011

Von Anatol Stefanowitsch

Heute ist der Inter­na­tionale Tag der Mut­ter­sprache, den die UNESCO im Jahr 2000 ins Leben gerufen hat, um „ein Bewusst­sein für die Wichtigkeit kul­tureller und sprach­lich­er Vielfalt zu weck­en“. Beson­ders die  weltweit etwa 2 500 bis 3 000 bedro­ht­en Sprachen sollen dabei im Mit­telpunkt stehen.

Wer sich mit diesen bedro­ht­en Sprachen näher beschäfti­gen möchte, dem sei als Ein­stieg der von der UNESCO her­aus­gegebene inter­ak­tive Atlas der bedro­ht­en Sprachen empfohlen.

Bedro­hte Sprachen gibt es nicht nur ander­swo, son­dern auch direkt vor unser­er Tür. Nicht die deutsche Sprache ist es, um deren Über­leben wir uns sor­gen müssen, son­dern sechs Min­der­heit­en­sprachen, die die UNESCO als „gefährdet“ (def­i­nite­ly endan­gered) oder sog­ar „schw­er gefährdet“ (severe­ly endan­gered) einstuft.

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[Lesetipp] Mobile Gesellschaft? Ach was!

Von Kristin Kopf

Nach­dem meine Beiträge zur Fam­i­li­en­na­men­geografie recht inter­essiert aufgenom­men wur­den, find­en vielle­icht einige von euch auch diesen Artikel aus der FAZ lesenswert (gedruckt erschienen let­zten Son­ntag in der FAS). Es geht um das Pro­jekt Deutsch­er Fam­i­li­en­na­me­nat­las, das ich schon erwäh­nt habe, mit vie­len bun­ten Karten (die in der Druck­aus­gabe größer sind als im Atlas selb­st!) und eini­gen span­nen­den Details im Text.

[Videotipp] The linguistic genius of babies

Von Kristin Kopf

Ich bin dieser Tage ganz furcht­bar beschäftigt und komme lei­der kaum zum Sch­plock – wird aber wieder bess­er. Spätestens übernäch­ste Woche. (Näch­ste Woche ist DGfS-Jahresta­gung, sieht man da jeman­den von euch?)

Inzwis­chen ein schneller Videotipp: Patri­cia Kuhl spricht über Spracher­werb. Sehr kurz, aber span­nend. (Momen­tan nur auf Englisch, aber vielle­icht kom­men ja dem­nächst noch deutsche Unter­ti­tel dazu.)
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=qRRiWg6wYXw]

Warum die Idee einer Staatssprache Deutsch nicht harmlos ist

Von Anatol Stefanowitsch

In der Diskus­sion um die Peti­tion „Keine Auf­nahme der deutschen Sprache ins Grundge­setz“ kommt häu­fig das Argu­ment, dass die Peti­tion zu aufgeregt und schwarz­ma­lerisch oder auch ganz ein­fach zu unwichtig sei, um sich ern­sthaft damit zu befassen.

Die ein­fache Form dieses Argu­ments lautet „Es gibt wichtigere Dinge, über die wir uns Sor­gen machen soll­ten“. Das ist zwar richtig, es ist aber kein Grund, sich an der Peti­tion nicht zu beteili­gen. Es gibt immer wichtigere Dinge — Atom­müll, Bürg­erver­sicherug, Cas­tor­trans­porte, Demogra­phiewan­del, Erd­beben, Finanzkrise, Gen­er­a­tio­nenkon­flik­te, HIV, Irak, Jugen­dar­beit­slosigkeit, Kli­mawan­del, Län­der­fi­nan­zaus­gle­ich, Mil­itärdik­taturen, Net­zneu­tral­ität, Oder­hochwass­er, Pri­vatin­sol­ven­zen, Quack­sal­berei, Rohstoff­man­gel, Sozial­re­for­men, Tibetkon­flikt, Umweltver­schmutzung, Verteilungskriege, Whistle­blow­er­schutz, Xeno­pho­bie, Yup­pisierung und Zeitar­beit­star­ife. Aber es ist ja nicht so, als ob die zwei Minuten, die nötig sind, um sich auf der Web­seite des Peti­tion­sauss­chuss­es zu reg­istri­eren und die Peti­tion zu zeich­nen, jeman­den davon abhal­ten wür­den, sich an der Lösung dieser Prob­leme zu beteiligen.

Die dif­feren­ziert­ere Form des Argu­ments lautet „Die Ver­ankerung der deutschen Sprache im Grundge­setz hätte keine rechtlichen Kon­se­quen­zen. Es geht nur darum, die deutsche Sprache zu würdi­gen.“ Und das ist nicht richtig. Es stimmt zwar, dass die Auf­nahme ein­er Lan­dessprache allein keine Kon­se­quen­zen hätte, aber die Befür­worter ein­er solchen Auf­nahme lassen keinen Zweifel daran, dass sie eine grundge­set­zliche Ver­ankerung der deutschen Sprache als Grund­lage für eine Rei­he geset­zlich­er Regelun­gen betrachten. 

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Ein Jahr Sprachlog

Von Anatol Stefanowitsch

Vor ein paar Wochen (am 24. Jan­u­ar) hat­te das Sprachlog seinen ersten Geburt­stag. In der kurzen Atem­pause zwis­chen dem Anlaufen der Peti­tion „Keine Auf­nahme der deutschen Sprache ins Grundge­setz“ und der Verkün­dung des ersten „Anglizis­mus des Jahres“ hat­te ich nicht die Ruhe , das zum Anlass zu nehmen, um über das ver­gan­gene Jahr nachzu­denken, deshalb hole ich es heute nach.

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Lobet den Herrn!

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn auch Ihr in den Klauen ein­er Sek­te seid, in der englis­ches Lehngut ange­betet wird: Es beste­ht Hoff­nung. Entsagt dem angel­säch­sis­chen Teufel­szeug und kehrt in den Schoß der einen wahren Kirche zurück.

Vomanglizismuskonvertiert

Oder ihr lernt den Unter­schied zwis­chen „Anglizis­mus“ und „Anglikanis­mus“ und genießt ein­fach euer Leben. Und feiert den Anglizis­mus des Jahres.

Deutschlernen leicht gemacht

Von Anatol Stefanowitsch

Die Befür­worter ein­er Festschrei­bung des Deutschen als Staatssprache im Grundge­setz argu­men­tieren häu­fig mit ein­er inte­gra­tions­fördern­den Wirkung. Ein paar Beispiele:

Ich will keine Zuwan­der­erfam­i­lien, die sich bis in die dritte Gen­er­a­tion weigern, die Sprache des Lan­des kor­rekt zu ler­nen, in dem sie leben! [Unter­schriften­samm­lung der Bild-Zeitung, zitiert z.B. hier]

Wir steuern auch sprach­lich auf Par­al­lelge­sellschaften zu. Berlin-Kreuzberg und Neukölln sind fast schon autarke Gebi­ete. Vom Gemüse­händler bis zum Zah­narzt spricht dort alles türkisch. Ich sehe deshalb die Fes­tle­gung auf Deutsch als Lan­dessprache als einen wichti­gen Schritt zur Inte­gra­tion. Wer auf diese Fes­tle­gung verzichtet, kriegt Par­al­lelge­sellschaften […] Zuwan­der­er sollen auch qua Ver­fas­sung merken, was dieser Staat und dieses Gemein­we­sen erwarten. [Josef Kraus, Präsi­dent des Deutschen Lehrerverbandes] 

Der Schutz der deutschen Sprache gehört im Grundge­setz ver­ankert. Respekt vor unser­er deutschen Sprache ist Respekt vor unser­er Kul­tur und unserem Land, den wir von allen ein­fordern, die bei uns leben. Ohne gemein­same Sprache gibt es keine wirk­same Inte­gra­tion. Wer sich der deutschen Sprache ver­weigert, ver­weigert sich der Inte­gra­tion in Deutsch­land. [Alexan­der Dobrindt, Gen­er­alsekretär der CSU

Auch in den Kom­mentaren hier im Sprachlog, im Forum des Peti­tion­sauss­chuss­es und an anderen Stellen, an denen über die Peti­tion berichtet wird, find­en sich solche Aussagen. 

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