Die Philosophie, Königin der Wikipedia

Von Anatol Stefanowitsch

Zum zweit­en Mal in diesem Monat ein Car­toon von XKCD, dies­mal nicht mit
einem sprach­lichen Bezug, dafür aber als Aufhänger für einen
tat­säch­lichen Blogeintrag:

Wissenswertes zur Wikipedia: Wenn du irgendeinen Eintrag nimmst, auf den ersten Link im Text klickst, der nicht in Klammern steht oder Kursiv ist, und das ganze immer wieder wiederholst, kommst du irgendwann zu dem Eintrag über Philosophie.

Wis­senswertes zur Wikipedia: Wenn du irgen­deinen Ein­trag nimmst, auf den ersten Link im Text klickst, der nicht in Klam­mern ste­ht oder Kur­siv ist, und das ganze immer wieder wieder­holst, kommst du irgend­wann zu dem Ein­trag über Philosophie.

XKCD ist immer bloggenswert, und das hier illus­tri­erte Prob­lem kenne ich nur allzu gut. Aber was mich an diesem Car­toon heute inter­essiert, ist der Mouseover-Text, den ich her nochmal zitiere:

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Quantensprung in der Platte*

Von Anatol Stefanowitsch

Beat­rice Lug­ger, ehe­mals Com­mu­ni­ty Man­ag­er bei unseren Erzfein­den von den ScienceBlogs.de, blog­gt seit heute bei uns (bzw. bei unseren Tod­fein­den von den Brainslugs Brain­Logs). Das freut mich natür­lich, und ich heiße sie her­zlich willkom­men, aber das war’s dann auch erst­mal mit den Net­tigkeit­en. Denn für ihren ersten Beitrag hat sie sich aus irgen­deinem Grund dafür entsch­ieden, ein biss­chen Sprach­nörgelei zu betreiben.

Stein ihres Anstoßes ist die all­t­agssprach­liche Ver­wen­dung des Wortes Quan­ten­sprung:

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Die Emanzipation der Schmetterlinge

Von Anatol Stefanowitsch

Vorhin im Schreib­waren­laden: Ein Vater und sein ca. 5‑jähriger Sohn suchen ein Aufk­le­ber­mo­tiv, mit dem ein Geburt­stags­geschenk für einen Fre­und des Sohnes deko­ri­ert wer­den soll. Sie haben bere­its über Blu­men und Sterne disku­tiert, dann schlägt der Sohn Herzen vor.

Vater: Lieber keine Herzen. Und Schmetter­linge gehen für Jungs auch nicht. 

Sohn: Doch, Schmetter­linge gehen auch für Jungs. 

Vater: Schmetter­linge für Jungs? 

Sohn: Ja, die gehen auch für Jungs. Ich mag Schmetterlinge. 

Vater: Na gut. 

Sohn: Schmetter­linge sind so hübsch! 

Vater: Ja, gut, das stimmt. 

Sohn: Hüb­sch und cool. Schmetter­linge sind wirk­lich hüb­sch und cool. 

Vater: Gut, dann nehmen wir die Schmetterlinge.

Ich will keine Kla­gen mehr hören, über die Kinder heutzu­tage und so.

[Lesetipp] Fugen‑s auf dem Vormarsch

Von Kristin Kopf

Heute mal ein Lesetipp in eigen­er Sache: Die Press­es­telle der Uni Mainz hat eine, wie ich finde ganz gelun­gene, Pressemit­teilung zu meinem Pro­mo­tion­spro­jekt veröf­fentlicht. Wer sich also dafür inter­essiert, woran ich so arbeite, kann es hier nach­le­sen gehen.

Pfarrer Assmann und Pfarrer Nolte

Von Anatol Stefanowitsch

Leser Lukas Ruge hat sich dieser Tage mit fol­gen­der Frage an das Sprachlog gewandt:

Wenn es ihr gän­zlich egal war, meinte meine Oma immer, ich solle das doch ein­fach machen wie der Pfar­rer Ass­mann. Fragte ich nach, wie der es gemacht habe, bekam ich zu hören, er habe es gehal­ten wie der Pfar­rer Nolte. „Und der?“ „Der machte es wie er wollte.“

Ich sage das noch heute und freue mich, wie meine Groß­mut­ter, jedes Mal, wenn jemand nach­fragt. Nun musste ich mit Entset­zen fest­stellen, dass viele mein­er Fre­unde denken, die Autoren der Serie Stromberg hät­ten diese Red­wen­dung erfun­den. Nun ist meine Groß­mut­ter vor der Erstausstrahlung der Serie Stromberg ver­stor­ben, das kann also so nicht sein. Ich dachte natür­lich sofort, dass das Inter­net mir weit­er­helfen kön­nte, doch bish­er ohne Erfolg. Zwar find­et sich in Google oft die Frage nach der Herkun­ft, aber keine Antwort.

Hier ein Beleg für die Ver­wen­dung der Redewen­dung in der Serie „Stromberg“: Weit­er­lesen

Analogiefalle

Von Anatol Stefanowitsch

Die Ver­wen­dung von Meta­phern und Analo­gien im Fachunter­richt ist seit vie­len Jahren ein beliebtes Staat­sex­a­m­en­sthe­ma bei meinen Studieren­den und es ist ein inter­es­santes und lohnen­des Forschungs­ge­bi­et. Das Kern­prob­lem lässt sich aber ein­fach zusammenfassen:

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Kurzer Diskussionshinweis

Von Kristin Kopf

Kein richtiger Artikel, nur ein schneller Hin­weis: In den Kom­mentaren zu Wir gedenken an den Tod von Jesus hat sich eine Diskus­sion darüber entspon­nen, ob man sprach­liche Phänomene, und beson­ders Sprach­wan­del, langfristig als gut oder schlecht beurteilen kann und sollte. Ich finde es span­nend zu lesen, auch wenn ich das Gefühl habe, dass wir uns nicht so recht aneinan­der annähern.

Übri­gens habe ich dieses gedenken an jet­zt hier so oft gele­sen, dass ich jedes Mal beim Aufrufen des Beitrags stutze und über­lege, was daran noch mal so selt­sam war. (A pro­pos stutzen: Die 49. StuTS nähert sich und wird zweifel­sohne großartig!)

Handwerkliche Fehler

Von Anatol Stefanowitsch

Dem Jour­nal­is­ten René Pfis­ter ist der Hen­ri-Nan­nen-Preis aberkan­nt wor­den — wenn ich es richtig ver­standen habe, deshalb, weil er nicht mit See­hofers Mod­elleisen­bahn gespielt hat (wie weise es über­haupt ist, einen Preis nach Hen­ri Nan­nen zu benen­nen, sei dahingestellt).

Der Jury war aber wichtig, dass man Pfis­ter lediglich „handw­erk­liche Fehler“ vor­w­erfe. Was das heißen soll, bleibt unklar — vielle­icht, dass er nur aus verse­hen nicht mit besagter Mod­elleisen­bahn gespielt habe. Vielle­icht wollte die Jury des Hen­ri-Nan­nen-Preis­es auf diese Weise aber auch den Preis qua­si zu ein­er Art Pro­mo­tion­säquiv­a­lent erheben. Weit­er­lesen

Lexikografischer Herdentrieb

Von Anatol Stefanowitsch

Wie das Sprachlog — damals noch aus Bre­men und mit b — sein­erzeit man­gels inter­es­san­ter­er The­men berichtete, rief der Radiosender 1LIVE im Juni 2008 anlässlich der Fußballeu­ropameis­ter­schaft dazu auf, eine Alter­na­tive für den englis­chen Aus­druck Pub­lic View­ing zu find­en, weil der ja das Auf­bahren eines Toten, bla, bla, bla. Aus der Aktion ging das Wort Rudel­guck­en als Sieger her­vor (dicht gefol­gt von Grup­pen­glotzen und — mit deut­licherem Abstand — Tum­mel-TV, Pil­lenk­i­no und Meutekino).

Schon mit der Verkün­dung des Ergeb­niss­es gab man bei 1LIVE den Plan bekan­nt, das Wort in den Duden zu bekom­men, und for­mulierte sicher­heit­shal­ber auch gle­ich den dazuge­höri­gen Eintrag:

Ru|del|gu|cken, das: gemein­schaftlich­es, meist öffentlich­es, Mitver­fol­gen viel­er Zuschauer von Fußball­turnieren wie die Welt- und Europameis­ter­schaft auf Groß­bild­wän­den an öffen­lichen Plätzen. Der Begriff Rudel­guck­en wird seit der Europameis­ter­schaft 2008 anstelle des im Jahre 2006 einge­bürg­erten Scheinan­glizis­mus „Pub­lic View­ing“ ver­wen­det. Der Aus­druck wurde von 1LIVE, einem Hör­funksender des West­deutschen Rund­funks, im Juni 2008 mit­tels ein­er Abstim­mung der Hör­er, als deutschsprachiger Begriff etabliert. [1LIVE 2008a]

Dass man das ernst meinte, bekräftigte 1LIVE-Redak­teur Math­ias Schnei­der in einem Inter­view auf der sendereige­nen Webseite: 

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Die andere Sprachvielfalt der Schweiz

Von Anatol Stefanowitsch

Es ist ein weitver­bre­it­eter Irrglaube, dass Gebär­den­sprachen eine Art impro­visiertes Scha­rade­spiel sind, oder dass es sich irgend­wie um eine mit Gesten buch­sta­bierte Ver­sion von gesproch­enen Sprachen han­delt (selb­st unter den Fam­i­lien­ange­höri­gen viel­er Gehör­los­er, und sog­ar unter meinen sprach­wis­senschaftlichen Kolleg/innen begeg­net mir diese Idee immer wieder ein­mal). Jahrhun­derte­lang wur­den diese Sprachen deshalb ignori­ert oder sog­ar gezielt unter­drückt, und mancherorts wer­den sie es noch immer.

Tat­säch­lich aber han­delt es sich um natür­liche men­schliche Sprachen, die — vom Kom­mu­nika­tion­skanal mit den ihm eige­nen Beson­der­heit­en abge­se­hen — densel­ben Grund­prinzip­i­en fol­gen, wie jede gesproch­ene Sprache auch. Gebär­den­sprachen entste­hen unab­hängig von gesproch­enen Sprachen und entwick­eln sich nach eige­nen Geset­zmäßigkeit­en (auch, wenn sie natür­lich von den um sie herum gesproch­enen Sprachen der Mehrheit bee­in­flusst werden).

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