Ich jammere ja nun schon seit einiger Zeit darüber, dass ich kaum mehr Zeit fürs Schplock habe. Das liegt vor allem daran, dass ich so viel unterrichte. Schon letztes Semester habe ich aber immer wieder überlegt, ob einzelne Seminarthemen nicht auch schplockfähig wären, und dieses Sommersemester will ich die Verbloggung von Unterrichtsinhalten nun ernsthaft angehen.
Versuchsobjekt wird mein Seminar zum Rheinfränkischen. Das geht nächste Woche los, und dann will ich jede Woche einen kurzen Artikel über das Phänomen schreiben, das wir besprochen haben. Schlau wie ich bin, kündige ich euch das jetzt an, damit ich keinen Rückzieher mehr machen kann. Los geht es dann übernächste Woche, denn das, was ich nächste Woche machen will, erledige ich größtenteils in diesem Post schon.
Das Seminar gebe ich nicht, weil ich unglaublich viel über den rheinfränkischen Dialektraum weiß, sondern weil ich gerne unglaublich viel darüber wissen würde. Wird also auch für mich spannend. Ich denke, ich habe jetzt einen ganz guten Überblick für den Anfang. Was ich auch habe, ist eine viel zu lange Liste mit möglichen Themen, deshalb werde ich die Studierenden darüber abstimmen lassen, was sie besonders interessiert. Heute will ich euch diese Liste ganz kurz vorstellen. Weitere Ideen sind natürlich herzlich willkommen!
Rheinfränkisch; CC-BY-SA 3.0 Hans Erren (Wikipedia)
Zunächst einmal aber: Wo befinden wir uns eigentlich? Das Rheinfränkische ist ein Dialektgebiet des Westmitteldeutschen, Mainz liegt drin, allerdings ist man sich sonst nicht ganz einig, was alles dazugehört. Die klassische Einteilung (Beispiele bei der Wikipedia, im dtv-Atlas Deutsche Sprache) setzt einen breiten Streifen von Saarbrücken bis Kassel an, die Unterteilung von Wiesinger nimmt hingegen das Hessische (d.h. das dunkellila Gebiet auf der Karte rechts) weitgehend aus. Was wir uns im Seminar dann letztlich anschauen werden, hängt von den einzelnen Phänomenen ab.
Die Einteilung der westmitteldeutschen Dialekte erfolgt meistens anhand des Durchführungsgrads der 2. Lautverschiebung. Unter der Überschrift Rheinischer Fächer findet ihr hier etwas dazu. Im Rheinfränkischen sagt man also, abweichend von der hochdeutschen (und süddeutschen) Lautung, Abl ‘Apfel’ und Pund ‘Pfund’, aber übereinstimmend damit das, Dorf und machen (statt der nördlicheren Varianten dat, Dorp, maken). Das ist ein Thema, das definitiv im Seminar drankommen wird. Ebenfalls schon sicher ist die Koronalisierung (ch wird zu sch), ein generell mitteldeutsches Phänomen, das ich im Schplock mal am Beispiel von Kirsche ‘Kirche’ besprochen habe und seither innig liebe. Hier gibt es auch ein paar Beispielkarten aus dem Atlas der deutschen Alltagssprache.
Die weiteren möglichen Themen liste ich euch jetzt auf, immer mit einem Beispielsatz, einer kurzen Erklärung und eventuell Links. Die Beispielsätze stammen, sofern nicht anders angegeben, aus “Kuddelmuddel ums Kupperdibbe”, dem Mainzerischen Asterixband: Weiterlesen →