Wie man Männer zu Affen macht

Von Anatol Stefanowitsch

Die Rheinis­che Post hat gestern mit der Behaup­tung „Män­ner ähneln Affen mehr als Frauen“ die schlecht­este Schlagzeile eines pop­ulär­wis­senschaftlichen Artikels geliefert, die mir in diesem Jahr untergekom­men ist. Sie ist nicht nur falsch (was selb­st biol­o­gisch nur schwach gebilde­ten Men­schen intu­itiv klar sein dürfte), sie beruht außer­dem auf einem tief ver­wurzel­ten sex­is­tis­chen Denkmuster.

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Musikalische Männergefühle

Von Anatol Stefanowitsch

Vor ein paar Tagen gab es einige Aufre­gung um eine Wer­bekam­pagne des Musikver­sands Thomann, genauer gesagt, um ein Motiv daraus, das sich akku­rat mit dem Fach­be­griff „sex­is­tis­che Kackscheiße“ beschreiben lässt. Die Wer­bekam­pagne präsen­tiert eine Rei­he von Motiv­en, bei denen jew­eils zwei unter­schiedliche Bilder so zusam­menge­fügt wer­den, dass das untere Bild eine Fort­set­zung des oberen darstellt. Das obere Bild stellt dabei jew­eils eine/n Musiker/in beim Musizieren (haupt­säch­lich Musiker, darauf komme ich dann auch gle­ich) dar, und ist mit dem Claim „PLAY IT.“ verse­hen. Das untere Bild zeigt ganz unter­schiedliche Szenen, die das Gefühl hin­ter der Musik aus­drück­en soll und die mit dem Claim „FEEL IT.“ verse­hen ist. Wer sich ein besseres Bild machen will, find­et die Motive hier (dass min­destens eins davon sex­is­tisch ist, habe ich erwähnt).

Das Motiv, das Stein des Anstoßes war, zeigt in der oberen Hälfte einen Pianis­ten, der auf ein­er Klavier­tas­tatur spielt. Sein Kör­p­er wird auf der unteren Bild­hälfte durch den eines Mannes mit herun­terge­zo­ge­nen Hosen fort­ge­führt, der in seinem Auto sitzt. Auf seinem Schoß sitzt eine weit­ge­hend nack­te Frau, von der man nur den Unterkör­p­er sieht, der die Tas­tatur der oberen Bild­hälfte fort­führt. Der Blog­ger „Sofakissen“, der die Kam­pagne erst auf Twit­ter aus­führlich kri­tisiert und dann auch in seinem Blog aufge­grif­f­en hat, sieht darin (abso­lut kor­rekt) eine sex­uelle Objek­ti­fizierung der (zur Hälfte) dargestell­ten Frau:

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Sprachbrocken 23/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Die Lübeck­er Nachricht­en waren diese Woche ein solch­er Quell sprach­lich­er Freuden, dass ich für die Sprach­brock­en woan­ders gar nicht mehr suchen musste. Da schreibt ein Peter Intel­mann zum Beispiel begeis­tert, aber anlass- und auch etwas ziel­los über die pol­nis­che Sprache. Und die ver­wirrt ihn sehr, denn sie benutzt zwar das lateinis­che Alpha­bet, „aber es sind eben lateinis­che Buch­staben mit pol­nis­chem Migra­tionsh­in­ter­grund“: Weit­er­lesen

Sind Piratinnen Piraten?

Von Anatol Stefanowitsch

In einem Text, in dem ständig über eine oder mehrere gemis­cht­geschlechtliche Per­so­n­en­grup­pen gere­det wird, muss man eine Lösung dafür find­en, wie diese zu beze­ich­nen sind. Vor diesem Prob­lem ste­ht im Moment die Piraten­partei mit ihrer Satzung, in der durchgängig von Pirat­en die Rede ist, obwohl natür­lich auch Piratin­nen gemeint sind. Eine Rei­he von Liq­uid-Feed­back-Ini­ti­ta­tiv­en befasst sich aktuell mit der Frage, wie dieses Prob­lem zu lösen ist, und Miri­am Seyf­far­th hat mich über Twit­ter gefragt, wie ich diese Ini­ti­ta­tiv­en bew­erte und ob ich bessere Vorschläge habe.

Natür­lich nutze ich die Gele­gen­heit gerne, dieses all­ge­meine Prob­lem anhand der Satzung der Piraten­partei und der erwäh­n­ten Ini­ti­ta­tiv­en zu diskutieren.

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[Spieltipp] Hör mal, wo der spricht

Von Kristin Kopf

Eben bin ich über ein kleines Spiel gestolpert, das ich schon ein­mal kan­nte, aber irgend­wie wieder vergessen habe. Weiß der Teufel warum, es ist näm­lich sehr cool! Bei Hör mal, wo der spricht (IdS) kann man sich stan­dard­deutsche Sprachauf­nah­men (die meis­ten von Ober­stufen­schü­lerIn­nen) anhören und dann ver­suchen, sie aus­gewählten Orten in Deutsch­land, Öster­re­ich und der Schweiz zuzuord­nen. Das ist teil­weise ganz schön knif­flig, vor allem, wenn man sich in einem Gebi­et kaum ausken­nt – ich hat­te zum Beispiel keine Ahnung, ob ich jeman­den, der nord­deutsch klang, nach Old­en­burg oder lieber nach Leer steck­en sollte.

Achtung: Man muss ein bißchen Zeit mit­brin­gen, in jed­er der sieben Run­den erhöht sich die Zahl der Beispiele. Wenn man zu viel Zeit hat, kann man gle­ich noch ein­mal spie­len, mit anderen Beispielen.

Mein Ergeb­nis: 107/119. Und ihr so?

Sprachbrocken 21.2/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Die Bibel ist nicht nur eins der am meis­ten verkauften und am wenig­sten gele­se­nen, son­dern auch eins der am häu­fig­sten über­set­zten Büch­er. In über 400 Sprachen ist sie über­tra­gen wor­den, und seit kurzem, so meldet die Süd­deutsche Zeitung, zählt zu diesen Sprachen auch die Sprache der kanadis­chen Inu­it. Ein­fach war es wohl nicht, diese Über­set­zung anzufer­ti­gen, denn das Inuk­ti­tut hat keine Wörter für zen­trale bib­lis­che Konzepte wie den „Esel“ auf dem Jesus reit­et, die „Schäfchen“ (wie die Fol­low­er des „guten Hirten“ ja gerne beze­ich­net wer­den), das „Kamel“ oder die „Palme“. Man kön­nte sich nun fra­gen, was diese Konzepte eigentlich zur Botschaft des guten Buch­es beitra­gen und ob es nicht ark­tis­che Äquiv­a­lente gibt, die den Zweck eben­sogut erfüllen. Aber stattdessen entsch­ied man sich für Para­phrasen: Der Esel wurde zum „Tier, das lange Ohren hat“, der gute Hirte (ange­blich) zum „Babysit­ter für Schlit­ten­hunde“ und das Schaf zum „Tier mit gekräusel­tem Haar“. Das Kamel und die Palme blieben unüber­set­zt, wobei unklar bleibt, was gegen das „Tier mit den zwei Fet­tk­lopsen auf dem Rück­en“ oder den „Baum, der wie ein umge­drehter Wis­chmop aussieht“ sprach.

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Sprachbrocken 21.1/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Manch­mal quäle ich mich ja etwas, um für diese Kolumne inter­es­sante oder kuriose Mel­dun­gen über Sprache und Sprachen zusam­men­zuk­lauben, aber diese Woche war die Aus­beute so reich­haltig, dass sie für zwei Mal Sprach­brock­en reicht. Und da ich zur Zeit son­st nicht viel schreibe, bekom­men die geschätzen Leser/innen des Sprachlogs deshalb heute und mor­gen eine Por­tion. Der erste Gang ste­ht dabei ganz im Zeichen unser­er Fre­unde vom Vere­in Deutsche Sprache, die ihr fehlen­des Wis­sen über Sprache ja stets sehr lobenswert durch lin­guis­tis­che Igno­ranz wettmachen.

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