Donnerstagsrätsel (1)

Von Kristin Kopf

Don­ner­stag ist Rät­selt­ag! Ab sofort gibt es hier im Sprachlog immer am drit­ten Don­ner­stag im Monat ein kleines Sprachrät­sel. Los geht’s mit einem ety­mol­o­gis­chen Domino:

Die Domi­nos­teine sind Kom­posi­ta, die aus zwei Sub­stan­tiv­en beste­hen, z.B. Log+Buch, Abschlags+Zahlung, Teil+Stück, Bau+Klotz, …

Nun gibt es in diesem Rät­sel immer ein Kom­posi­tum, bei dem der zweite Teil mit dem ersten Teil eines anderen Kom­posi­tums zusam­men­hängt: Das eine ist (oder war ein­mal) eine (Teil-)Bedeutung des anderen.

So gehört z.B. Bauklotz zu Logbuch, weil Log die Ursprungs­be­deu­tung ‘Holzklotz’ hat­te. Das Wort wurde aus dem Englis­chen entlehnt, Weit­er­lesen

Das Wortwahl-Abo

Von Susanne Flach

Das „Unwort des Jahres 2012“ ist Opfer-Abo. Gestern hat die Jury um die Sprach­wis­senschaft­lerin Nina Janich von der Tech­nis­chen Uni­ver­sität Darm­stadt bekan­nt gegeben, dass man heute auf ein­er Pressekon­ferenz das Gewin­ner­wort bekan­nt geben wird. Dementsprechend hoch war dann heute mor­gen die Quote der EIL-Mel­dun­gen. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 2/2013

Von Sprachlog

Jet­zt, da sich die Sprachlog-Jury in aus­gedehnte kon­spir­a­tive Sitzun­gen zur „Anglizis­mus des Jahres“-Wahl zurück­ge­zo­gen hat, über­brück­en wir für unser Pub­likum die Wartezeit mit ein­er erlese­nen Auswahl an span­nen­den Artikeln aus den ver­gan­genen Wochen:

  • Die NEW YORK TIMES (Englisch) stellt eine Studie vor, wonach Neuge­borene bere­its in den ersten Lebensstun­den auf Laute der Mut­ter­sprache anders reagieren, als auf Laute ein­er ihnen unbekan­nten Sprache (hier: Englisch & Schwedisch). Daraus wird geschlossen, dass der mut­ter­sprach­liche Lauter­werb bere­its vor der Geburt begin­nt. Die Studie selb­st gibt‘s hier.
  • Peter Gilles stellt auf INFOLUX (Englisch) eine neue Kartierungssoft­ware für Fam­i­li­en­na­men in Lux­em­burg und seinen Nach­bar­län­dern vor. Bish­er gibt es nur wenige Karten, aber man sieht wun­der­bar, wie sich län­derüber­greifende Namen­land­schaften abze­ich­nen, zum Beispiel für die Namen Schmitz und Smits. (Nicht ganz so klare Karten­bilder, aber dafür sehr viele Namen, gibt es hier.)
  • Der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaftler Mar­tin Lind­ner macht sich Gedanken über „sekundären Anti­semitismus“, den er als eine Art Sprach­spiel analysiert, und nimmt den entsprechen­den Diskurs unter die Lupe. Achtung: lang. (via @texttheater)
  • ERBLOGGTES hat gute Vorsätze fürs neue Jahr, unter anderem Sprachen zu ler­nen. Joshua Foer hat das schon getan (GUARDIAN, Englisch), und seine neuen Sprachken­nt­nisse direkt im Kon­go getestet.
  • Im Lexiko­gra­phieblog über­legt Michael Mann, angeregt von ein­er Suchan­frage, was die Mehrzahl von Bauschutt sein könnte.
  • Dick Wis­dom disku­tiert auf BUZZFEED (Englisch) die Wichtigkeit von Twit­ter­dat­en für die Forschung — auch für die Sprach­wis­senschaft — und zeigt sich besorgt über zunehmende Zugangs­beschränkun­gen zu den Daten.

Wissenschafts(unterrichts)sprache Deutsch

Von Susanne Flach

Anfang Dezem­ber machte wieder mal die Panikmache vor dem Aus des Deutschen als Wis­senschaftssprache die Runde (z.B. hier in einem Beitrag auf DRa­dio). Darin wird in einem Neben­satz des Argu­ments „fehlen­der Mehrsprachigkeit“ mal wieder gemault, dass beim Ausster­ben des Deutschen in der Wis­senschaft gle­ich auch die Hochschu­lun­ter­richtssprache Deutsch bedro­ht ist.

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Blogspektrogramm 1/2013

Von Sprachlog

Das erste Blogspek­tro­gramm des Jahres ist immer das schön­ste! Auch in dieser Woche haben wir natür­lich die besten, inter­es­san­testen und kurios­es­ten Sprach­links der Woche für Sie gesammelt:

  • Zum Glück ste­ht in näch­ster Zeit kein Wel­tun­ter­gang an, denn den zu feiern, kön­nte teuer wer­den: Ein Münch­n­er Gast­wirt hat sich das Wort Wel­tun­ter­gang schützen lassen. Auf INTERNET-LAW erk­lärt Thomas Stadler, was das bedeutet.
  • Wolf­gang Thierse meint, eine Ver­drän­gung der berliner­ischen durch die schwäbis­che Mundart zu beobacht­en. Für Bernd Matthies im TAGESSPIEGEL Anlass, darüber nachzu­denken, was das Berliner­ische eigentlich ist.
  • Sara Ciesiel­s­ki, Dok­torandin an der Uni­ver­si­ty of Mel­bourne, erzählt in einem illus­tri­erten Video für die „2 Minute The­sis Com­pe­ti­tion“ von PHD COMICS von ihrer Arbeit mit Kindern im Himalaya — und von Beson­der­heit­en in deren Sprach- und Kul­tur­erwerb. (via @linguisten).
  • Alexan­der Lasch kri­tisiert auf SPRACHPUNKT die hämis­che Kri­tik an den LEICHTEN NACHRICHTEN, einem Pro­jekt des Deutsch­land­funks und der Fach­hochschule Köln.
  • Ben Zim­mer berichtet auf WORDROUTES (Englisch) von den Wörter­wahlen der Amer­i­can Dialect Soci­ety: Das Wort des Jahres 2012 stammt mit hash­tag aus der Twit­ter-Welt. Andere Kan­di­dat­en, wie das in Deutsch­land zum Jugend­wort 2012 gekürte YOLO, waren weniger erfolgreich.

Sprachbrocken 1/2013

Von Anatol Stefanowitsch

Ich bin ein wenig ent­täuscht: Da beugt sich ein Ver­lag dem Mei­n­ung­ster­ror der Gut­men­schen und zer­stört unwider­bringich einen bis dato sakrosank­ten Text, ein unverzicht­bares Zeitzeug­nis der deutschen Mytholo­gie, und das deutsche Feuil­leton schweigt. Kein weißer Rit­ter, der zum End­kampf um die Mei­n­ung­shoheit — entschuldigung, Mei­n­ungs­frei­heit (Freud­sche Fehlleis­tung, ist mir so durchgerutscht) bläst, nie­mand, der, wenn er das Abend­land schon nicht vor dem Unter­gang bewahren kann, wenig­stens mit fliegen­den Druck­fah­nen mit ihm untergeht.

[Hin­weis: Der fol­gende Text enthält Beispiele ras­sis­tis­ch­er Sprache.] Weit­er­lesen

Saure Pflaumen

Von Anatol Stefanowitsch

Wolf­gang Thierse hat sich ja in den let­zten Tagen etwas unbe­liebt gemacht. Auf die Nach­frage eines Inter­view­ers der Berlin­er Mor­gen­post, ob er dem „Nach­barschaftsmix mit den vie­len Schwaben und Lat­te-Mac­chi­a­to-Mut­tis“ etwas abgewin­nen könne, vertei­digte er zunächst net­ter­weise die Mut­tis (bzw. die Eltern all­ge­mein), was aber in der Folge nie­man­den inter­essierte, und „kri­tisierte“ dann die Schwaben dafür, dass sie erst nach Berlin zögen, „weil alles so bunt und so aben­teuer­lich und so quirlig“ sei, dann aber nach ein­er gewis­sen Zeit ver­suchen wür­den, Berlin in die „Kle­in­stadt mit Kehrwoche“ zu ver­wan­deln, aus der sie eigentlich ent­fliehen wollten.

Schwaben-Bash­ing wirft man ihm dafür vor und stellt seine Bemerkung auf eine Ebene mit Aus­län­der­feindlichkeit. Den Kon­text ignori­ert man dabei eben­so, wie die Tat­sache, dass die „Schwaben“ nicht lange zögerten, Thiers­es Worte nachträglich zu recht­fer­ti­gen, in dem sie für sich in Anspruch nah­men, den Berliner/innen über den Län­der­fi­nan­zaus­gle­ich über­haupt erst eine men­schen­würdi­ge Leben­squal­ität zu ermöglichen (Oet­tinger), und „Dankbarkeit“ einzu­fordern (Özdemir). Weit­er­lesen

Jetzt vermehrt und verbessert: Der Ngram-Viewer

Von Kristin Kopf

Das zugrun­deliegende Kor­pus des Ngram-View­ers von Google ist vor kurzem verbessert wor­den. Damit eröff­nen sich faszinierende neue Such­möglichkeit­en, von denen ich drei ganz kurz vorstellen möchte – in der Hoff­nung, dass sich meine Studieren­den nicht herverir­ren, die sollen das näm­lich alles in ein­er Wei­h­nachts­fe­rien­hausauf­gabe selb­st rausfinden:

Der Aufstieg des Computers: Sprachübergreifende Vergleiche

Nen­n­form für ‘Com­put­er’ im Englis­chen, Deutschen und Franzö­sis­chen. Such­abfrage: computer:eng_2012,Computer:ger_2012,ordinateur:fre_2012

Während man in der 2009er-Ver­sion nur inner­halb ein­er Sprache suchen kon­nte, lassen sich jet­zt auch sprachüber­greifende Ver­gle­iche anstellen. Hier musste ich also noch drei Grafiken hin­tere­inan­der erstellen, jet­zt kann die Fre­quenz des Wortes für ‘Com­put­er’ im Englis­chen, Deutschen und Franzö­sis­chen (und eini­gen weit­eren Sprachen) auf ein­mal angezeigt wer­den. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 52/2012

Von Sprachlog

Nach­dem jet­zt die Keks­dosen leer und die Seelchen gut gefüllt sind, präsen­tieren wir zum let­zten Mal in diesem Jahrn die lin­guis­tisch lesenswerten Links der Woche. Wir wün­schen allen Leserin­nen und Lesern einen guten Start ins neue Jahr!

  • Als Ana­tol den Vor­sitzen­den des Rechtschreibrates, Hans Zehet­mair, für seine Aus­sagen zum iPad-bed­ingten Sprachver­fall kri­tisiert hat, war er nicht der einzige Sprach­wis­senschaftler, wie COMPUTER BASE berichtet.
  • Kristi­na Schröder hat ja diese Woche viel Lob von ungewöhn­lich­er Seite erhal­ten: Auch die Mut­ter der deutschen fem­i­nis­tis­chen Lin­guis­tik, Luise Pusch, hat auf FEMBIO ein paar fre­undliche Worte gefun­den und ihre Kolumne „Das liebe Gott“ von 1982 neu veröf­fentlicht.
  • Wolf­gang Lünen­bürg­er-Rei­den­bach hat sich Anfang des Jahres vorgenom­men, statt des gener­ischen Maskulinums nur noch das gener­ische Fem­i­ninum zu ver­wen­den. In seinem Blog HALTUNGSTURNEN zieht er Bilanz.
  • Auch im neuge­grün­de­ten KNEIPENLOG geht es um das (gener­ische) Maskulinum – kann man es auch ver­wen­den, um Kri­tik an beste­hen­den Gesellschaftsstruk­turen zu üben?
  • 2012 war auch geprägt von Diskus­sio­nen über den soge­nan­nten Ehren­sold (wie z.B. hier an Such­sta­tis­tiken deut­lich erkennbar). Kai Bier­mann von NEUSPRECH legt knapp dar, warum der Begriff eine eher, äh, irreführende Beze­ich­nung ist.
  • Das Online-Infor­ma­tion­sportal NIEDERLANDENET der Uni­ver­sität Mün­ster meldet, dass project X‑feest (‚aus dem Rud­er (ge)laufen(d)e Par­ty‘, z.B. über Face­book) bei unseren Nachbar/innen zum Wort des Jahres 2012 gewählt wurde. Was unser Herz höher schla­gen lässt: die Niederländer/innen stim­men darüber selb­st ab.

Hin­weise für das näch­ste Blogspek­tro­gramm nehmen wir gerne unter kontakt@sprachlog.de ent­ge­gen. Wegen des Leis­tungss­chutzrechts ver­linken wir derzeit in den Sprach­brock­en und im Blogspek­tro­gramm nicht auf Presseerzeug­nisse aus Deutschland.

Sprachbrocken 52/2012

Von Anatol Stefanowitsch

Die CDU ist ohne Frage die deutschtümel­nd­ste Partei im deutschen Bun­destag, wie sich unter anderem am Wun­sch erken­nen lässt, Deutsch not­falls auch gegen die eigene Kan­z­lerin im Grundge­setz zu ver­ankern (das Sprachlog berichtete). Aber ab und zu wagt sich jemand aus ihren Rei­hen her­vor, um eine Lanze für die englis­che Sprache zu brechen, und dann kann man abso­lut sich­er sein, dass das aus den falschen Grün­den geschieht. Vor eini­gen Jahren wollte Gün­ther Oet­tinger Englisch zur Sprache des Beruf­slebens machen und das Deutsche in die Sphäre des traut­en Heims ver­ban­nen, und jet­zt hat Wolf­gang Schäu­ble ein Plä­doy­er für das Englis­che gehal­ten: Die „Sprache der europäis­chen Eini­gung“ sei es. Und warum? Wie vor ihm Oet­tinger beruft er sich auf die Bedarfe der Wirtschaft — „in glob­al agieren­den Unternehmen“ werde eben „nur noch Englisch gesprochen“. Sein eigenes Englisch schätzt er übri­gens real­is­tisch ein: Er bedauert diejeni­gen, die es ertra­gen müssen (und zwar zu recht). Weit­er­lesen