In Memoriam Douglas Adams

Von Anatol Stefanowitsch

Heute wäre der große Dou­glas Adams 61 Jahre alt gewor­den. Mir bleibt er natür­lich als großar­tiger Sci­ence-Fic­tion-Autor, aber vor allem als genialer Wort- bzw. Bedeu­tungss­chöpfer in Erin­nerung. In The Mean­ing of Liff recycelt er Ort­sna­men, um Bedeu­tun­gen ein Wort zu geben, die bis­lang keines haben. ((Es gibt auch eine deutsche Über­set­zung, Der Sinn des Labenz von Sven Böttch­er; außer­dem betreibt Kil­ian Evang vom „Textthe­ater“ eine Web­seite, auf der er soge­nan­nte „Laben­ze“ sammelt.))

Um sein­er zu gedenken, biete ich hier drei eigene Zweitver­w­er­tun­gen über­flüs­siger Ort­sna­men an. Ich würde mich natür­lich freuen, wenn Leser/innen des Sprachlogs zusät­zliche selb­st aus­gedachte Vorschläge beisteuern.
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Blogspektrogramm 10/2013

Von Sprachlog

Nach der Wahl ist vor dem All­t­ag… oder so ähn­lich. Am Mon­tag haben wir unter dem tosenden Applaus der deutschen Medi­en­land­schaft den Anglizis­mus des Jahres bekan­nt gegeben. Das geht natür­lich am Blogspek­tro­gramm nicht ganz spur­los vorüber.

  • Seit der ersten AdJ-Aus­gabe ist Bernd Matthies vom TAGESSPIEGEL treuer Wahl-Beobachter. Auch zu Crowd­fund­ing hat er eine sach­liche, boden­ständi­ge Kri­tik.
  • Die THÜRINGER ALLGEMEINE freut sich über die Wahl von Frack­ing auf Platz drei, was unser dort zitiertes Jury-Mit­glied Kil­ian zur Sti­likone der Anti-Frack­ing-Bewe­gung machen wird.
  • Zwei amerikanis­che Wissenschaftler/innen bericht­en in der NEW YORK TIMES von ihrer Studie darüber, wie boshafte Blogkom­mentare die Perzep­tion von Inhal­ten neg­a­tiv bee­in­flussen können.
  • Gedanken zum „Welt­frauen­tag“ (und warum 365 Tage im Jahr Anti-sex­is­tis­ch­er Kampf­tag sein sollte) macht sich Nadine Lantzsch unter „Sprachkri­tik ist Gesellschaft­skri­tik“ in NEUES DEUTSCHLAND.
  • In den USA war Mon­tag ‚Nation­al Gram­mar Day‘ — Gabe Doyle von MOTIVATED GRAMMAR hat aus ihrem Archiv Artikel zur Gram­matiknörgelei im Englis­chen zusammengestellt.
  • Zur Ent­deck­ung ein­er bish­er unbekan­nten Gebär­den­sprache (Blogspek­tro­gramm 9/2013): ein Pres­se­v­ideo der UNIVERSITY OF HAWAI’I mit Beispie­len aus der Hawaii Sign Language.
  • Warum Deutsche mit der Aussprache von squir­rel Prob­leme haben, erzählt Car­los Gussen­hoven in der HUFFINGTON POST. ((Tun Sie mir n Gefall­en: Ver­ste­hen Sie squir­rel als Illus­tra­tions­beispiel — und zwin­gen Sie englis­chsprachige Men­schen, die Ihnen was defin­i­tiveres vor­ma­chen, sich an Eich­hörnchen zu versuchen.))

Sprachbrocken 6–10/2013

Von Anatol Stefanowitsch

Der Latei­n­un­ter­richt verkommt an deutschen Schulen zwar langsam aber sich­er zu dem Anachro­nis­mus, der er im Herzen schon lange ist, aber er hat eine erstaunlich bis­sige Lob­by. Kaum eine Woche, in der ich bei der Suche nach Sprach­brock­barem nicht auf einen Artikel stoße, der die die Vorzüge der Sprache Cäsars predigt. Ein gutes Argu­ment habe ich dabei nie gese­hen — bis Joseph Ratzinger seine Rück­zugspläne ankündigte, und die fast unbe­merkt geblieben wären. Denn, wie unter anderem die TAZ berichtete, gab Ratzinger seine bevorste­hende Pen­sion­ierung in ein­er Rede bekan­nt, die er auf Latein hielt, und bescherte der einzi­gen Lateinkundi­gen unter den anwe­senden Journalist/innen, der ANSA-Kor­re­spon­dentin Gio­van­na Chirri, den Scoop ihres Lebens. Wenn das kein Grund für einen flächen­deck­enden Latei­n­un­ter­richt ist, dann fällt mir auch kein­er mehr ein.
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Des Donnerstagsrätsels Lösung (2)

Von Kristin Kopf

Das let­zte Don­ner­stagsrät­sel bedarf noch sein­er Auflö­sung! Es gab eine ganze Menge Lösungsvorschläge, aber einige Fra­gen waren wohl unge­wollt gemein — nie­mand hat alle sieben richtig. Am näch­sten lag nach mein­er Zäh­lung Fabi­an mit sechs Richti­gen (davon allerd­ings eines so halb gegoogelt). Gratuliere!

Hier jet­zt also die Antworten:

1

Welch­er der fol­gen­den Ter­mi­ni beze­ich­net keinen Kasus?

»Instru­men­tal« und »Erga­tiv« sind ein­deutig Kasus, auch wenn man sie aus dem Deutschen nicht ken­nt. Der Instru­men­tal drückt, wie der Name schon sagt, aus, dass das Sub­stan­tiv das Instru­ment der Hand­lung ist. So kon­nte man zum Beispiel im Althochdeutschen swert-u hauwan ‘mit dem Schw­ert schla­gen’. Mit dem Erga­tiv fange ich lieber gar nicht erst an — eine mein­er weniger geglück­ten sozialen Inter­ak­tio­nen bestand darin, ihn in einem Café anhand von Salz‑, Pfef­fer- und Zuck­er­streuer zu erk­lären. Ich glaube, es war in Mannheim. Damals hat­te ich noch kein Blog. ((Poten­zielle Erga­tivnovizIn­nen kön­nen vielle­icht hier anfan­gen.)) Der Ter­mi­nus Ela­tiv war gemein, er hat näm­lich, neben sein­er Bedeu­tung als Aus-etwas-her­aus­be­we­gen-Kasus noch einen Neben­job, der etwas mit Adjek­tivsteigerung zu tun hat. Gar nichts mit Sub­stan­tiv­mor­pholo­gie zu tun hat aber nur a), der Aktiv – er ist kein Kasus, son­dern eine Diathese.

2

Wie heißt die Sprach­fam­i­lie, die auf der Karte grün markiert ist?

Im grü­nen Gebi­et ver­bre­it­et sind die uralis­chen Sprachen. Dazu gehören z.B. die west­licheren Kleckse auf der Karte: Ungarisch, Finnisch und Est­nisch. Sie sind alle Teil der in den Ein­sendun­gen oft genan­nten finno-ugrischen Unter­fam­i­lie, ja, ohne <n>.

3

Welche dieser Satzstel­lun­gen ist in den Sprachen der Welt am seltensten?

Die sel­tenste Satzstel­lung in den Sprachen der Welt ist wohl die von b) Objekt — Sub­jekt — Verb, also Das Eis das Kind isst. In den WALS-Dat­en ist sie vier­mal belegt. Ähn­lich sel­ten (11 Sprachen) ist die Folge von Weit­er­lesen

Sprachschmuggler in der Wikipedia?

Von Anatol Stefanowitsch

In mein­er gestri­gen Lau­da­tio zum Anglizis­mus des Jahres 2012, Crowd­fund­ing, sprach ich meine Ver­mu­tung an, dass die vere­inzelt zu find­ende Ein­deutschung „Schwarm­fi­nanzierung“ eine Wortschöp­fung von Anglizis­muskri­tik­ern sei, die diese über den Wikipedia-Ein­trag zum Crowd­fund­ing zunächst in den jour­nal­is­tis­chen Sprachge­brauch eingeschleust hät­ten. Diese Ver­mu­tung stützt sich auf die Tat­sache, das die früh­este Ver­wen­dung, des Wortes, die ich find­en kann, eben aus diesem Wikipedia-Ein­trag, genauer, in der Artikelver­sion vom 23. März 2011 stammt. Einge­tra­gen wurde es von einem anony­men Nutzer, weshalb die Wikipedia-Soft­ware nur die IP-Adresse des Bear­beit­ers doku­men­tiert. Eine Über­prü­fung der Bear­beitun­gen, die unter dieser IP-Adresse im sel­ben Zeitraum vorgenom­men wur­den, zeigt, dass außer­dem das Schlag­wort „Schwarm­fi­nanzierung“ mit ein­er Weit­er­leitung auf den Artikel zu Crowd­fund­ing angelegt und das Wort Schwarm­fi­nanzierung in den Ein­trag zu ein­er bes­timmten Crowd­fund­ing­plat­tform hinein redigiert wur­den. Dass es sich bei dem anony­men Nutzer um einen Sprachkri­tik­er auf Sprach­säu­berungsmis­sion han­delte, schließe ich daraus, dass das Wort „Schwarm­fi­nanzierung“ im Anglizis­menin­dex des Vere­ins Deutsche Sprache ste­ht (dazu gle­ich mehr). Weit­er­lesen

And the Winner is: Crowdfunding!

Von Anatol Stefanowitsch

Zugegeben, der Anglizis­mus des Jahres 2012 scheint zunächst deut­lich weniger spek­takulär daherzukom­men als sein Vorgänger, der Shit­storm (es ist zum Beispiel unwahrschein­lich, dass sich in abse­hbar­er Zeit jemand für seine Mith­il­fe bei dessen Ver­bre­itung entschuldigen wird). Aber der beschei­dene Anschein täuscht, denn sowohl das Wort Crowd­fund­ing, als auch das, was es beze­ich­net, haben es in sich.

Zunächst zum Beze­ich­neten: Während der Shit­storm bei allem Pos­i­tiv­en, das er im Einzelfall bewirken kann, eher für die destruk­tiv­en Kräfte des World Wide Web ste­ht, zeigt das Crowd­fund­ing das pro­duk­tive Poten­zial der ver­net­zten Kul­tur des Net­zes: Wer eine gute Idee für ein Pro­dukt, ein Kun­st­pro­jekt oder einen guten Zweck hat, braucht sich dank der seit eini­gen Jahren entste­hen­den Crowd­fund­ing-Plat­tfor­men wed­er mit Banken oder Risikokap­i­tal­is­ten herumzuärg­ern, noch muss er oder sie sich mit der Sam­mel­büchse auf den Mark­t­platz stellen. Stattdessen wird das Pro­jekt mit­tels lieb gewonnen­er Prak­tiken wie Youtube-Videos und Blog­beiträ­gen möglichst eingängig vorgestellt, und alle, die es umge­set­zt sehen möcht­en, kön­nen sich mit Sum­men daran beteili­gen, die von einem Sam­mel­büch­seneu­ro bis zu mehreren tausend Risikokap­i­taleu­ros rang­ieren kön­nen. Abgewick­elt unbürokratisch mit ein paar Klicks auf ein­er Web­seite. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 9/2013

Von Sprachlog

Min­destens eben­so sehn­süchtig wie auf die nahende Bekan­nt­gabe des Anglizis­mus des Jahres 2012 haben Sie diese Woche sich­er auf das all­son­ntägliche Blogspek­tro­gramm gewartet. Und hier ist es:

  • Die Nationale Armut­skon­ferenz (nak) hat diese Woche eine Liste mit Begrif­f­en aus ein­er Umfrage veröf­fentlicht, die nak-Mit­glieder als „irreführend und abw­er­tend“ ein­stufen. Das hat unter anderem sog­ar die FAZ ver­an­lasst, reflexar­tig „Zen­sur!“ zu rufen. Alexan­der Lasch vom SPRACHPUNKT kom­men­tiert und nähert sich dem The­ma fundiert und etwas — äh — unaufgeregter.
  • Am Sam­stag wurde der erste „Bericht zur Lage der deutschen Sprache“ veröf­fentlicht — solange der Bericht, hm, nicht ein­se­hbar ist (wir wer­den dann bericht­en), hier eine kurze Besprechung im DEUTSCHLANDFUNK (ab 16:00, ca. 6 Minuten).
  • Jür­gen Her­mes bespricht auf TEXPERIMENTALES Ähn­lichkeit­en und Unter­schiede men­schlich­er und tierisch­er Kommunikation.
  • Auf JEZEBEL (Englisch) zer­reißt Tra­cy Egan Mor­ris­sey Weit­er­lesen

Donnerstagsrätsel (2)

Von Kristin Kopf

Don­ner­stag ist Rät­selt­ag! Eigentlich am drit­ten, dies­mal am vierten Don­ner­stag im Monat gibt es hier im Sprachlog ein kleines Rät­sel. Heute mit weltweit­em Fokus:

1. Welch­er der fol­gen­den Ter­mi­ni beze­ich­net keinen Kasus?

a) Aktiv, b) Instru­men­tal, c) Erga­tiv, d) Elativ

2. Wie heißt die Sprach­fam­i­lie, die auf der Karte grün markiert ist? ((Spoil­er: Karte mod­i­fiziert nach dieser von Lorn10, CC BY-SA 3.0))

3. Welche dieser Satzstel­lun­gen ist in den Sprachen der Welt am seltensten?

a) Sub­jekt — Objekt — Verb (Typ Das Kind das Eis isst)

b) Objekt — Sub­jekt — Verb (Typ Das Eis das Kind isst)

c) Objekt — Verb — Sub­jekt (Typ Das Eis isst das Kind)

d) Sub­jekt — Verb — Objekt (Typ Das Kind isst das Eis)

4. Welche der fol­gen­den Sprach­fam­i­lien ist in Afri­ka beheimatet?

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