Blogspektrogramm 34/2013

Von Kristin Kopf

Na, schon gefrüh­stückt? Wir nicht, denn wir haben in mühevoller Kle­in­star­beit das Son­ntagsspek­tro­gramm zusam­mengez­im­mert. Dies­mal gibts vor allem viele Skur­ril­itäten, unter anderem Rät­sel, Comics und Spiele.

  • Wer auf Quizentzug ist, die kann Michael Mann vom LEXIKOGRAPHIEBLOG glück­lich machen: Er kartiert die Herkun­ft typ­is­ch­er Ort­sna­menbe­standteile und lässt rat­en, welche das sind.
  • Auf TEXPERIMENTALES erzählt Jür­gen Her­mes was über Plansprachen und eine »Plan­schrift«, und warum let­ztere schnell zu kom­mu­nika­tiv­en Prob­le­men führen könnte.
  • Manche Men­schen entwick­eln Plansprachen mit hehren Zie­len — andere zum Trollen. Auf VELAR TRILL gibt’s Anleitun­gen für let­zteres: »The art of offen­sive con­lang­ing is one that has received scan­dalous­ly lit­tle atten­tion. It’s a field that com­bines the sci­ence of lin­guis­tics with the art of trolling, pro­duc­ing a vast expanse of cre­ative pos­si­bil­i­ties for the tru­ly cun­ning lin­guist.« (Via linguisten.de)
  • Wer ein bißchen Englisch kann, weiß vielle­icht, dass whom zunehmend außer Gebrauch gerät. Für Men­schen, die es trotz­dem noch benutzen wollen, hat THE OATMEAL eine Erk­lärung geze­ich­net, die unter anderem Spin­nen und May­on­naise bein­hal­tet (Englisch).
  • Aus der Rei­he »Spaß mit Bäum­chen« empfehlen wir heute das Karten­spiel LTAG!: »Every Lex­i­cal Card in is designed to suc­cess­ful­ly gen­er­ate hilar­i­ous, deplorable, gram­mat­i­cal sen­tences by way of sub­sti­tu­tion, con­junc­tion, adjunc­tion, and more!« (Via @v_i_o_l_a)

Blogspektrogramm 33/2013

Von Sprachlog

Wir haben in dieser Woche im Sprachlog das Som­mer­loch für gestopft erk­lärt (hier für alle, die ihre Hausauf­gaben noch nach­holen müssen). Zeit für den Blick in die Blo­gosphäre — in dieser Woche mit Parteipro­gram­men, Big Data und Gram­matik­fehlern in Hausarbeiten.

Lustig ist das Rassistenleben, faria, faria, ho

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn man sich die fast wöchentlich hochkochen­den Diskus­sio­nen um poli­tisch kor­rek­te Sprache betra­chtet, bekommt man schnell das Gefühl, der Deutschen heilig­ste Kul­turgüter seien Schnitzel mit Papri­ka-Zwiebel-Soße, aufgeschäumter Zuck­er mit Schoko­ladenüberzug und schwedis­che Kinder­büch­er aus den vierziger Jahren in ihrer deutschen Über­set­zung aus den fün­fziger Jahren. Die ersten zwei dieser Dinge dür­fen keines­falls ihre „altherge­bracht­en“ Namen ändern, das dritte darf keines­falls sprach­lich über­ar­beit­et wer­den, denn das würde ja den Orig­inal­text… äh, die Orig­i­nalüber­set­zung… ach, egal, wir haben über Pip­pi Langstrumpf im Sprachlog so ziem­lich alles gesagt, was zu sagen ist. Heute soll es um das Schnitzel gehen.

[Hin­weis: Der fol­gende Text enthält Beispiele ras­sis­tis­ch­er Sprache.] Weit­er­lesen

Keine Kreativität bitte, wir sind Muttersprachler

Von Anatol Stefanowitsch

Vor ein paar Wochen habe ich an einem Son­ntag­mor­gen aus ein­er all­ge­meinen Unzufrieden­heit mit dem Zus­tand unser­er Gesellschaft (und aus etwas Langeweile) den fol­gen­den Satz getwittert:

  1. La rev­olu­ción es enfer­ma.

Das ist eine Abwand­lung des vor allem in Lateinameri­ka häu­fig zitierten rev­o­lu­tionären Sinnspruchs La rev­olu­ción es eter­na – etwa „Die Rev­o­lu­tion ist ewig (d.h. geht immer weit­er)“ –, ((Es stammt möglicher­weise ursprünglich vom mexikanis­chen Poli­tik­er Rodol­fo Sánchez Tabo­da [siehe hier], es find­et sich aber häu­fig, z.B. bei Raúl Cas­tro (im Futur) oder bei Hugo Chávez.)) nur, dass ich eben eter­na („ewig“) durch enfer­ma („krank“) erset­zt habe. Zwei mein­er Follower/innen waren nicht nur wach, son­dern auch spanis­che Muttersprachler/innen, und bei­de wiesen darauf hin, dass ich statt es hätte está schreiben müssen:

  1. La rev­olu­ción está enfer­ma. Weit­er­lesen

Die Pflicht in der Sprache

Von Susanne Flach

Am Mon­tag berichteten wir eher grundle­gende Schwächen der Green­field-Studie („Das Ego in der Sprache“), heute kom­men wir in Lek­tion 2 kurz zu Bedeu­tungs- und Funk­tion­swan­del. Das wollte ich in etwas ander­er Form eigentlich lexikalisch an Kindern illus­tri­eren, ich fand die syn­tak­tis­che Pflicht aber erhel­len­der. Weit­er­lesen

Auf Kriegsfuß: Die Zeit und die Linguistik

Von Kristin Kopf

Es ist eigentlich müßig, sich über die »Studi­um Generale«-Rätselreihe der ZEIT aufzure­gen, aber ich kann nicht anders. Diese Woche: »Ein­führung in die Sprach­wis­senschaften«. ((Das Fach selb­st heißt an den meis­ten Unis Sprach­wis­senschaft, oder auch Lin­guis­tik, manch­mal noch mit mod­i­fizieren­den Adjek­tiv­en wie all­ge­meine, the­o­retis­che, kog­ni­tive etc. Der Inhalt des Tests deckt aber primär Einzel­philolo­gien (beson­ders die let­ztes Mal ja zu kurz gekommene Ger­man­is­tik) ab, von daher passt der Plur­al vielle­icht wieder.))

Die ZEITlichen Vorstel­lun­gen davon, was man so an sprach­wis­senschaftlichem Grundw­erkzeug braucht, sind äußerst simpel:

  1. Nor­mgemäße deutsche Rechtschrei­bung (Groß- und Klein­schrei­bung, Fremdwortschreibung)
  2. Nor­mgemäße deutsche Gram­matik (Gen­i­tiv­bil­dung)
  3. Wis­sen über Sprach­fam­i­lien und Amtssprachen (natür­lich nur europäische)
  4. Lateinken­nt­nisse (oh my!)

Hinzu kommt das Auflösen ein­er Chat-Abkürzung (waru­u­u­um?) und, bess­er passend, ter­mi­nol­o­gis­ches Wis­sen (Welthil­f­ssprache, Deter­mi­na­tivkom­posi­tum).

Aus 1., 2. und 4. trieft die Ahnungslosigkeit nur so her­aus. Natür­lich muss man, wenn man studiert, Rechtschreib- und Gram­mati­knor­men der Unterrichtssprache(n) beherrschen. Das lernt man aber nicht in ein­er sprach­wis­senschaftlichen Ein­führung, das lernt man in der Schule, und was dann noch nicht sitzt, kann man ler­nen, wenn man in seine kor­rigierten Hausar­beit­en reinschaut.

Den Unter­schied zwis­chen dem, was die ZEIT denkt, und dem, was im Studi­um wirk­lich vorkommt, will ich an Frage 9 etwas verdeut­lichen. Hier wird in typ­is­ch­er Sick­manier gefragt:

The Quest – Der Fluch des Judaskelch” heißt ein US-amerikanis­ch­er Spielfilm. Wie hätte er kor­rek­ter­weise heißen müssen?

Ooooh! Es fehlt ein -s! Oder ein -es? Zu Hülf! Unter­gang des Abend­land ((es))! Nun lernt man in ein­er Ein­führungsvor­lesung in die ger­man­is­tis­che Lin­guis­tik aber nicht, wie man die Gen­i­tiven­dung mit Rot­s­tift dazuschreibt oder geifer­nde, intel­li­gen­z­ab­sprechende Kom­mentare in Inter­net­foren verfasst.

Was man vielle­icht, vielle­icht ler­nen kön­nte, meist in einem höheren Semes­ter, ist, dass der Filmti­tel ein aktuelles Sprach­wan­delphänomen illus­tri­ert, an dem auch die ZEIT selb­st fleißig mitwirkt.
Weit­er­lesen

Das Ego in der Sprache

Von Susanne Flach

Let­zte Woche wurde in PSYCHOLOGICAL SCIENCE eine Studie veröf­fentlicht, die die These bestätigt sieht, dass sich der Wan­del kul­tureller Werte von „gemein­schaftlich“ zu „individuell/materialistisch“ in der Sprache wider­spiegelt (Green­field 2013). Über die Studie berichtete bish­er Psy­ch­Cen­tral, einige Wis­senschafts­blogs, Nachricht­en­seit­en wie CBS oder der TELEGRAPH und im deutschsprachi­gen Raum ORF und WISSENSCHAFT AKTUELL. Das Ergeb­nis der Studie: die Urban­isierung unser­er Gesellschaft kor­re­liert mit der Abnahme von „gemein­schaftlichen“ Wörtern (oblig­ed, give, act, obe­di­ence, author­i­ty, belong, pray) und der Zunahme von Begrif­f­en, die „Mate­ri­al­is­mus“ verkör­pern (choose, get, feel, indi­vid­ual, self, unique, child) und so spiegelt Sprache direkt den Wan­del gesellschaftlich­er Werte wider. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 32/2013

Von Sprachlog

Im heuti­gen Blogspek­tro­gramm gibt es Wörter, Wörter, Wörter: Vom Bar­be­cue über den Schlipf bis zu YOLBE. Dazu ein Inter­view, Land­karten, eine Über­set­zungs­seite und ein Bericht über leichte Sprache, und fer­tig ist der Sonntag!

  • Stephan Bopp erkun­det auf FRAGEN SIE DR. BOPP die Herkun­ft von Bar­be­cue — einem Anglizis­mus — und Grill — einem …
  • Schöne Ter­mi­ni aus der Geolo­gie hat Michael Mann im LEXIKOGRAPHIEBLOG aus­ge­graben, unter anderem Schluff und Schlipf.
  • Eben­falls dort gibt er einen kleinen Überblick über die Kan­di­dat­en des Jugend­worts 2013, bei dem sich kramp­fige Jour­nal­is­ten­bil­dun­gen mit realen, aber mitunter nicht ger­ade jun­gen Wörtern (z.B. gediegen) abwech­seln
  • Auf SÜDDEUTSCHE.DE inter­viewt Kath­leen Hilde­brand den Twit­ter­er @neinquaterly, der im Neben­beruf amerikanis­ch­er Ger­man­is­tikpro­fes­sor ist.
  • Welche Wörter und Ereignisse verbinden unsere Medi­en mit welchen Län­dern? Noah Buben­hofer stellt auf SPRECHTAKEL »Geokol­loka­tio­nen« vor.
  • Moritz Kohl berichtet in der ZEIT über »Leichte Sprache«, den Ver­such, ein so ein­fach­es Schrift­deutsch zu entwick­eln, dass auch Men­schen mit geringer Leseer­fahrung oder ‑kom­pe­tenz es ver­ste­hen kön­nen. Auch Alexan­der Lasch kommt zu Wort.
  • Wer dieses Spek­tro­gramm übri­gens lieber auf, sagen wir mal, Schwäbisch lesen will, kann dazu BURBLE benutzen, eine Über­set­zungsweb­site für Dialek­te. Per­fekt ist sie aber noch lange nicht (falls sie das jemals wer­den kann), weshalb auch Frei­willige gesucht wer­den. (via Pos­til­lon)

Motivierte Präpositionen

Von Susanne Flach

Auch die taz hat so eine Art Sprach­glosse, auch wenn sie nicht so heißt und irgend­wie auch etwas ver­steckt daher kommt. Aber Peter Köh­ler schreibt in DIE WAHRHEIT ab und zu über Sprach­lich­es. Let­zte Woche nahm er sich die Prä­po­si­tio­nen vor und deren sich „bre­it machende“ falsche Ver­wen­dung. Aus meinen Abozeit­en der taz-Print­aus­gabe meine ich mich zu erin­nern, dass DIE WAHRHEIT in Wahrheit so eine Satire- und Kom­men­tar­seite ist, aber das ist lange her. Satire dür­fen wir in diesem Fall ver­mut­lich auss­chließen, nehmen wir die Sache also erst­mal ernst.

Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 31/2013

Von Sprachlog

Wir feiern heute ein Novum im Blogspek­tro­gramm, denn in dieser Aus­gabe kom­men alle Links von deutschsprachi­gen Seit­en (naja, fast). Heute: Spracher­werb, sprach­liche Präzi­sion, Vor­boten der Wort­wahlen 2013 und das Super­grun­drecht:

  • Dierk Haa­sis schreibt auf CON TEXT über das Ver­hält­nis zwis­chen Sprachkri­tik und Präzi­sion: „Sprache dient der Kom­mu­nika­tion. So albern und schwäch­lich diese Fest­stel­lung ist, so oft wird sie uns vorge­set­zt. Die Cur­ry­wurst unter den Totschlagargumenten.“
  • Juliana Goschler und WG-Mit­be­wohn­er Ana­tol haben seit zwei Beiträ­gen die Kolumne „Sprach­stand“ im MIGAZIN, in der sie regelmäßig sprach­liche Fra­gen im Kon­text der Migra­tions­de­bat­te kom­men­tieren. In dieser Aus­gabe räu­men sie mit Missver­ständ­nis­sen über „Schulis­che Seg­re­ga­tion und Spracher­werb“ auf.
  • Im NEUSPRECHBLOG diese Woche: Super­grun­drecht.
  • Eine Wort­wahl, der wir mehrheitlich so gar keine sprachge­brauch­liche Rel­e­vanz beimessen kön­nen, hat die diesjähri­gen Kan­di­dat­en vorgestellt: Jugend­wort des Jahres. Michael Mann find­et im LEXIKOGRAPHIIEBLOG, dass nicht alle Kan­di­dat­en unin­ter­es­sant sind.
  • Hier eine Visu­al­isierung lin­guis­tisch „megadi­vers­er“ Regio­nen (via @linguisten).