Alle Welt redet heute über das „Jugendwort des Jahres“, das der Verlag von Mario Barths „Deutsch-Frau Frau–Deutsch“ gegen jede himmlische Gerechtigkeit jedes Jahr wählt. Lesen Sie exklusiv im Sprachlog die geheime Geschichte dieses Wörterwahl gewordenen Scheiterns lexikografischen Sachverstands. Weiterlesen
Blogspektrogramm 47/2013
Uff, da war aber viel los diese Woche! Während der Bericht zur Lage der deutschen Sprache uns diese Woche im Sprachlog auf Trab gehalten hat, wurde andernorts natürlich nicht inne gehalten: Wörterwahl in England, ein 50jähriges Jubiläum, (Not) Lost in Translation und viel Medienrummel um die Anglizismenwahl!
- Mit großem Medieninteresse wurde
der Anglizismus des Jahresthe Word of the Year (WOTY) in England bereits gekürt: selfie. Die Oxford Dictionaries berichten in ihrem Blog davon, der Linguist Ben Zimmer kommentiert (und mahnt zur Vorsicht bei der Unterscheidung zwischen Erstbeleg und Wortursprung). Aber nur unser Anatol hat sich angemessen inspirieren lassen. - Bei den Oxford Dictionaries hat man ein paar Wissenschaftler/innen gebeten, sich zu selfie zu äußern, auch den geschätzten David Crystal: „ein exzellentes Wort des Jahres“.
- Dem schließen wir uns an, obwohl wir ein bisschen hrmpfen, weil selfie auch beim AdJ nominiert ist: Juryvorsitz Anatol äußert sich bei detektor.fm zu selfie und anderen Anglizismen.
- Das RBB Info Radio macht sich auch ein paar Gedanken zur AdJ-Wahl.
- Diese Woche feierte ein Großereignis rundes Jubiläum, dem kaum einer entkommen konnte: Vor 50 Jahren hob die BBC „Doctor Who“ aus der Taufe — Ben Zimmer von VISUAL THESAURUS widmet sich der Geschichte hinter „Dalek“.
- Bei WORTBETRIEB schreibt Barbara Mürdter über uns.
- Der Germanist Karl-Heinz Göttert hat diese Woche zwei Interviews gegeben (SPIEGEL und TELEPOLIS), deren Inhalt für regelmäßige Sprachlogleser/innen nicht viel Neues bietet, aber im Sinne der Dokumentation von Linguist/innen in der Öffentlichkeit — eben. ((Wobei ich persönlich die Metapher der „Modernisierung“ zu emotional gewählt finde, weil sie impliziert, da müsste was modernisiert werden. Der „Nachholbedarf“ wurde auch bei einigen Kommentatoren mit dem falschen Hals aufgenommen. Sei’s drum.))
- Stimme aus der Steinzeit: Martin Worthington von der Universität in Cambridge kiest Lyrik des Akkadischen.
- Im LanguageLog ein Beleg für schief gelaufene Übersetzung von fag.
Zur Lage der deutschen Flexion, oder: Dativ, Genitiv, Tod?
Ein Spoiler vorweg: Sie liegt gut, die deutsche Flexion. Wie jedes lebendige Wesen bewegt sie sich natürlich ein wenig in ihrem Bett, weshalb es zu gegenwartssprachlichen Varianten wie den folgenden kommt:
am Rand des Sonnensystems – am Rande des Sonnensystems
der Wasserüberschuss des Tanganika – der Wasserüberschuss des Tanganikas
einen Bär fangen – einen Bären fangen
der Entschluss des Autors – der Entschluss des Autoren
dank des Zaubertranks – dank dem Zaubertrank
mit langem weißem Haar – mit langem weißen Haar
wenn sie dort stünde – wenn sie dort stände
Ja, genau, mit »Flexion« ist die Markierung grammatischer Informationen an z.B. Substantiven, Verben und Adjektiven gemeint und wir befinden uns hier in Teil 3 unserer Artikelserie zum »Bericht zur Lage der deutschen Sprache« (zu Teil 1 und 2).
Das Kapitel zur Entwicklung der Flexion im Deutschen von Ludwig Eichinger ((Eichinger, Ludwig M. (2013): Die Entwicklung der Flexion: Gebrauchsverschiebung, systematischer Wandel und Stabilität der Grammatik. In: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (Hg.): Reichtum und Armut der deutschen Sprache. Erster Bericht zur Lage der deutschen Sprache. Berlin, 121–170.)) nimmt das Phänomen aus zwei verschiedenen Perspektiven unter die Lupe: Zum einen betrachtet Eichinger einzelne Flexive (das sind die konkreten Endungen), zum anderen das dahinterstehende System.
Aus dem Beitrag möchte ich heute nur einen Punkt herausgreifen: Das Verhältnis von Genitiv und Dativ. Weiterlesen
Von der Struktur des Anglizismeninventars
Im zweiten Teil unserer Themenwoche zum „Bericht zur Lage der deutschen Sprache“ soll es mir heute um den Beitrag von Peter Eisenberg um Anglizismen gehen, ((Eisenberg, Peter. 2013. Anglizismen im Deutschen. In Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (Hg.), Reichtum und Armut der deutschen Sprache. Erster Bericht zur Lage der deutschen Sprache, 57–119. Berlin: De Gruyter.)) nachdem Anatol gestern mit allgemeinen Einschätzungen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes begonnen hat.
Eisenberg beginnt seine Diskussion mit der Abarbeitung an zwei notwendigen, aber notorisch schwierigen Punkten. Der erste liegt darin, dass es alles andere als trivial ist, eine aus Laiensicht scheinbar klare Definition eines „Anglizismus“ zu finden und diese dann auf tatsächliche Beobachtungen anzuwenden: was zählt eigentlich als Anglizismus? Deshalb ist der Untersuchungsgegenstand zweitens auch nahezu unmöglich zu quantifizieren: welchen Anteil haben Anglizismen am deutschen Wortschatz denn nun tatsächlich?
Um keinen Anglizismus „zu verlieren“, wählt Eisenberg in seiner Analyse eine konservative Betrachtung: im Zweifel werden Wörter, die entweder nur in Teilen aus Lehngut zusammengesetzt sind oder bereits so weit integriert sind, dass sie nicht mehr als Lehnwörter wahrgenommen werden, zu den Anglizismen hinzugezählt. Wenn also selbst partnerschaftlich, touristisch oder Park dort auftauchen, kann man abschätzen, dass das Projekt sich nicht dem Vorwurf seitens der Sprachkritik aussetzen müsste, die Bedeutung und den Einfluss von Anglizismen herunterzuspielen.
Zentrales Ergebnis ist, dass sich die Anzahl der Anglizismen in der deutschen Standardsprache zwischen den beiden untersuchten Perioden 1905–1914 und 1995–2004 sowohl auf der Ebene der Wörter, als auch auf der Ebene der Verwendungsfrequenz erhöht hat. Das sollte niemanden überraschen, selbst dann nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sich in den 90 Jahren unsere Lebensrealitäten marginal verschoben haben. Die Zahlen aus Eisenbergs Untersuchung und Studien anderer Wissenschaftler/innen, die in den letzten Jahren dazu unternommen wurden, sind methodisch nicht vergleichbar (obgleich sie sich prozentual in einem ähnlichen niedrigen Bereich um etwa 3–6% der Lexikoneinträge bewegen) — aber es spricht nichts dafür, dass die Pegel der Anglizismusflut bedrohliche(re) Ausmaße angenommen hätten.
Das zentrale qualitative Ergebnis der Studie ist deshalb weitaus interessanter. Denn, so Eisenberg, bildete die Gruppe der englischen Lehnwörter früher „so etwas wie einen Worthaufen mit wenig Struktur“ (Eisenberg 2013: 114), lassen sich heute Muster im Anglizismeninventar erkennen, die deutlich darauf hindeuten, dass Entlehnungen den Strukturen und Regularitäten des Deutschen unterworfen sind bzw. werden. Ein Beispiel: das Derivationssuffix -ing hat nicht etwa das deutsche -ung verdrängt, sondern steht nur für Bildungen mit fremden Basen zur Verfügung, native -ung-Nomina bleiben davon unberührt. Wir haben Styling, aber nicht *Störing statt Störung.
Weitgehend analog zur Variation das Lesen/die Lesung ist das Muster das Stylen/das Styling für unterschiedliche Perspektiven auf den Vorgang und Resultat bzw. das Event in Gänze. Ergo: englisches Material zerstört nicht die Kerngrammatik des Deutschen, sondern hat es um das eine oder andere klar abgrenzbare, aber gut integrierte Paradigma ergänzt. Diagnose: das Deutsche ist gesund und es bedeutet eben genau nicht, dass wahllos alles entlehnt werden kann (oder wird). Was den Regularitäten des Deutschen unter phonologischen, morphologischen und syntaktischen Mustern nicht entspricht, wird diesen entweder angepasst — oder wird eben deutlich seltener entlehnt. Natürlich ist das ein bedeutender Einfluss des Englischen (der ja offenbar Resultat der erhöhten Entlehnungsaktivität ist), aber eben keiner, der nachhaltig die Integrationskraft des Deutschen stört.
Damit geht einher, dass die Anglizismen im heutigen Deutsch seltener „reine Anglizismen“ sind, sondern vermehrt Hybridbildungen (Partyschreck, handyfrei), sie setzen sich also aus entlehntem und nativem Material zusammen. Das führt uns wieder zurück zur Schwierigkeit, was zu Anglizismen gezählt werden kann — und wie man diese quantitativ erfasst. Aber am wenigsten spricht es dafür, dass Entlehnung eine Gefahr für das Inventar unserer Sprache darstellt.
Ich finde ja Eisenbergs Liste der jeweils 20 häufigsten Substantiven, Verben und Adjektiven aus dem Englischen interessant, die im Korpus des Projekts gezählt wurden: sie enthält nahezu ausnahmslos Begriffe, die im Fieberthermometer der Sprachnörglei, dem Anglizismen-Index des Verein Deutsche Sprache (VDS), entweder überhaupt nicht auftauchen oder als unproblematisch klassifiziert sind: 26 von 60 (43%) tauchen im Index nicht auf, 16 (27%) sind nach VDS-Klassifikation „ergänzend“ (=kein Fieber), acht (13%) „differenzierend“ (=mittleres Fieber) und ebenfalls nur acht (13%) entsprechen der Kategorie „verdrängend“ (=hohes Fieber). Das lässt darauf schließen, dass die Forscher/innengruppe Anglizismen in der Tat sehr inklusiv definiert und analysiert hat.
Diese Erkenntnis ist aber umgekehrt bemerkenswert, weil der VDS mit einer „Statistik“ zu seinem Index suggeriert, dass Deutsch völlig hilflos gegen die Fluten kämpft: immerhin macht die Klasse der höchst fieberauslösenden Wörter im Index 80%, die der gesundheitlich unbedenklichen aber nur 3% aus. Aber weil man mit Statistik ganz gut lügen kann, kommt hier eine Erklärung: im Anglizismenindex sind in erdrückender Mehrheit Einträge verzeichnet, die so selten (und: so absurd) sind, dass man bei gesundem Menschenverstand nur als Gelegenheitsbildung ansehen kann.
Der Umkehrschluss klingt deshalb beinahe trivial: je frequenter ein Anglizismus ist, desto wahrscheinlicher ist er stärker im Deutschen integriert — und desto wahrscheinlicher wird er nie auf dem Index landen. Ergo: erneut ein Indiz dafür, dass die Vorgehensweise der Studie sogar sehr wohlwollend und sensibel mit den Befürchtungen der Anglizismenkritikern umgeht. Denn würde man die frequenten und gut integrierten Begriffe rausnehmen, die in die 3–6%-Rechnung der Studien einfließen, würde die Quelle der Panikmache deutlich schneller versiegen, als manchem lieb sein dürfte. Ich werde darauf noch mal zurückkommen.
Theoretisch ist noch hervorzuheben, dass Eisenberg den Begriff des „Pseudoanglizismus“ explizit anspricht — und aus guten Gründen ablehnt. Und das begründet er so: die Tatsache, dass wir keinen Anglizismus formal und semantisch so verwenden, wie Sprecher/innen der Gebersprache, macht die Klassifizierung von Begriffen als „Pseudoanglizismus“ entweder überflüssig — oder aber man müsste aus diesen Gründen alle Anglizismen als „Pseudoanglizismen“ bezeichnen (denn, so Eisenberg, wir sprechen ja auch nicht von „Pseudofremdwörtern“). Diese Beobachtung entspricht auch ziemlich gut unserer Motivation, in nächster Zeit ausgewählte „Pseudoanglizismen“ etwas genauer unter die Lupe zu nehmen (was derzeit aus den vielen aktuellen Anlässen etwas unterbrochen werden muss). Für den Moment bietet Eisenbergs Studie durchaus ein paar spannende Gedanken für Anglizismusbetrachtung und eine öffentliche Auseinandersetzung.
Statt PS: Das Pressebarometer zum Lagebericht (eher unveränderlich).
Gedeih und Verderb des deutschen Wortschatzes
In der öffentlichen Diskussion um den Zustand der deutschen Sprache lag die Hoheit lange Zeit völlig unangefochten bei den Sprachnörglern. Wohl wagte sich ab und zu eine einsame Stimme aus der Sprachwissenschaft ins Feuilleton, um an der einen oder anderen Stelle etwas Realität in die Debatte zu bringen, aber insgesamt schien es intellektuell wenig befriedigend, sich in die unweigerlich klamaukhafte Auseinandersetzung mit Anglizismenjägern und Sprachverarmungs-apokalyptikern zu begeben – und vielleicht war man sich auch einfach etwas zu schade dafür.
Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Bücher wie das unglücklich betitelte aber inhaltlich ordentlich gemachte Sick of Sick? Ein Streifzug durch die Sprache als Antwort auf den »Zwiebelfisch« von André Meinunger, Du Jane, ich Goethe von Guy Deutscher oder Kiezdeutsch: Ein neuer Dialekt entsteht von Heike Wiese nahmen zu Themen wie dem Verfall von Grammatik, der Entstehung von Sprache(n) u.a. Stellung, und seit 2007 bloggen Kristin (damals noch im Schplock) und ich (damals noch im Bremer Sprachlog) regelmäßig über Sprachwandel, Lehnwörter, Jugendsprache, Sprachpolitik und vieles mehr (später kamen andere junge Sprachbloggerinnen dazu – z.B. unsere Sprachlogkollegin Susanne, Michael Mann vom lexikografieblog).
Über die Jahre ist es uns, denke ich, gelungen, die öffentliche Diskussion zu beeinflussen – zwar haben die Sprachnörgler immer noch die Oberhand, aber vielen interessierten Menschen ist inzwischen klar, dass Sprachnörgelei nicht die einzige Sichtweise auf Sprache ist (und auch nicht die richtige).
Es freut uns, dass nun mit etwas Verspätung (oder, sagen wir, mit ruhiger Würde) auch die institutionalisierte Sprachwissenschaft die öffentliche Diskussion um Sprache sucht. Gestern Abend stellten die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften unter dem Titel „Reichtum und Armut der deutschen Sprache“ ihren „ersten Bericht zur Lage der deutschen Sprache“ vor. Die Presse berichtet bisher eher zögerlich, aber das kommt hoffentlich noch [→Google News].
Weiterlesen
Blogspektrogramm 46/2013
Wie das Jahr vergeht: Willkommen zum Blogspektrogramm Nr. 46, featuring Albrecht Dürer, vielleicht den Anglizismus des Jahres, eine Kuh namens Gießkanne, ein Wörterbuch und einen Comic. Viel Spaß beim Lesen!
- Im LEXIKOGRAPHIEBLOG schreibt Michael Mann über einen vermeintlichen »trvmmer hawffe̅« und zeigt dabei, dass Graphie auch ohne Ortho- geht.
- Auch die Jury nominiert diesmal Kandidaten für den ANGLIZISMUS DES JAHRES 2013 – von Big Data bis E‑Ink. Bessere Vorschläge? Her damit!
- Kürzlich haben wir ja an dieser Stelle schon einmal auf Berichterstattung über die Mainzer Tiernamentagung verwiesen – beim HR gibt es nun ein kurzes Video über Kuhnamen mit einem der Referenten.
- Lorien Kite schreibt in der FINANCIAL TIMES sehr ausführlich und stellenweise erstaunlich poetisch über das Oxford English Dictionary: »Once there, the rule is that [the words] never come out, with obsolescence marked, instead, by dagger symbols sprinkled like memento mori through its pages.«
- Bei XKCD wurde diese Woche die Infigierung im Englischen und eine ihrer Beschränkungen illustriert.
Sprachbrocken: Krieg der Wörter
Wir wenigen verbliebenen gebürtigen Berliner/innen leben ja seit Jahren mit der Schmach der schwäbischen Invasion. Nein, ich rede nicht von den Immobilieninvestoren der ersten Nachwendegeneration oder den Betreiberinnen von Waldorfkindergärten und Szenerestaurants – ich meine Schwäbisch, die Sprache. Ich meine die Invasion der Berliner Bäckereien durch Wörter wie Wecke und Pflaumendatschi, gegen die unser revolutionserprobtes Berliner Urgestein Wolfgang Thierse Anfang des Jahres einen Aufstand anführte. Der blieb damals scheinbar erfolglos – ihm fehlte ein knackiger Slogan wie „Wir sind das Brot“. Unvergessen der zynische Ausspruch der siegreichen schwäbischen Zwetschgenkönigin Antonia Marie, „Wenn sie keine Wecken wollen, sollen sie doch Mutscheln essen.“ Weiterlesen
Juchu, kein Fehler!
Vorletzte Woche verlieh ich meiner Freude über eine eher seltene Form der Sprachkritik mit einem jauchzenden „juchu!“ Ausdruck. Das rief Julian von Heyl auf den Plan, einen Lektor mit Orthografieportal, der noch am selben Tag seine Reihe „beliebte Fehler“ um den Eintrag juchu/juchhu erweiterte. Die Anklage: ich hatte in meiner Freude ein <h> verschluckt. Ich hätte <juchhu> schreiben müssen.
Nun nehmen selbst wir Sprachwissenschaftler/innen den Vorwurf der orthografischen Verfehlung ernst. Egal, was manchmal über uns an Vorurteilen im Umlauf ist — auch wir konsultieren in Zweifelsfällen äußerst gerne den Duden oder andere fundierte Orthografieratgeber, um schriftsprachlichen Normen zu entsprechen. Und ich mag von Heyls Portal, weil es sich jammerfrei der Sprachverwendung in normativen Situation nähert. Und manchmal sind es einfach Zweifelsfälle, die Variantenalternation zulassen. Ich widersprach also dem Vorwurf des Orthografievergehens und versprach Argumente. Weiterlesen
Halbzeit bei den Nominierungen zum Anglizismus 2013
Bei unserem Voting zum Anglzismus des Jahres 2013 haben wir einen Milestone erreicht: Halbzeit bei der Nominierungsphase. Zeit, also, für eine Executive Summary auch hier im Sprachlog. Bis gestern konnten wir auf unserer Nominierungsseite 41 Vorschläge unserer Target Group posten, und heute kamen noch einmal elf Wortkandidaten dazu, die die Jury in einer ersten eigenen Recherche identifiziert hat. Damit stehen wir in unserer Competition aktuell bei 52 Wörtern, die um den Sieg in unserer Winner-takes-all-Wörterwahl kämpfen müssen. Weiterlesen
Blogspektrogramm 45/2013
Der Post zum Sonntag kommt heute mit geballter Informations- und Unterhaltungsdichte auf dem Gebiet der Namen‑, Pergament- und Demenzforschung daher, garniert mit hübschen Videos, bunten Karten und tollen Zeichnungen. Voilà & viel Spaß:
- THE ATLANTIC kartografiert chinesische Nachnamen; GEOCURRENTS hier für europäische Nachnamen ist das hier faszinierend — Vorkommen von Nachnamen reflektieren immer noch jahrhunderte alte Siedlungstraditionen (Englisch).
- An der Universität Wien untersucht man mittelalterliches Pergament, welches damals wegen Ressourcenknappheit mehrfach überschrieben wurde — und heute faszinierende Erkenntnisse hervorbringt. Das berichtet die Wissenschaftsabteilung des ORF.
- Bilingualismus kann den Ausbruch von Demenz verzögern — zu diesem Ergebnis kommt diese Studie, die in der Zeitschrift NEUROLOGY veröffentlich wurde. Das sind aus Sicht der Bilingualismusforschung keine überraschend neuen Erkenntnisse, allerdings hat man die These zum ersten Mal in einer Gesellschaft untersucht, in der Bilingualismus nicht mit Migration korreliert (und deshalb durch den Faktor „Lebensgeschichte“ beeinflusst sein könnte), sondern in Indien, wo Mehrsprachigkeit der Normalfall ist, kommentiert Mark Liberman im LANGUAGE LOG (Englisch).
- Ist Hä? ein Wort? Und ist es universal? Diese Frage stellen sich drei Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen. Auf einer eigenen Seite fassen sie die Ergebnisse verständlich zusammen (mit Video!), die Originalstudie ist hier (Englisch, via LanguageLog).
- Hier ist eine interessante Datenbank online gegangen: im Atlas of Pidgin and Creole Language Structures (APiCS) kann man sich ein Bild von Merkmalen von Pidgin- und Kreolsprachen machen. Damit folgt APiCS der Tradition des World Atlas of Language Structures (WALS) oder dem Electronic World Atlas of Varieties of English (eWAVE).
- Videotipp der Woche: in einer neuen Reihe „Chalking Points“ werden sprachliche Phänomene mit Kreide illustriert. Heute empfehlen wir den Clip zur Entwicklung des Possessive-S-Apostrophs im Englischen (Englisch).