Sacharbeit, zurückkehren zur

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn Thomas Opper­mann Dinge been­det, dann tut er das sprach­lich etwas raf­finiert­er als Ronald Pofal­la. Die Diskus­sion darum, ob nach dem Rück­tritt des CSU-Land­wirtschaftsmin­is­ters Hans-Peter Friedrich auch die SPD per­son­elle Kon­se­quen­zen ziehen müsse, beant­wortet er so:

Wir wer­den zur Sachar­beit zurück­kehren und nicht Dinge verknüpfen, die nichts miteinan­der zu tun haben. [NDR.de, 18.2.2014]

Damit bedi­ent er sich ein­er Redewen­dung, die so sprich­wörtlich ist, dass der Duden sie als Beispiel für die kor­rek­te Ver­wen­dung des Wortes Sachar­beit nen­nt: Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 7/2014

Von Susanne Flach

Immer wieder Son­ntags kom­men unsere Lese­be­fehle mit dem Prädikat „höchst wertvoll“. Dieses Mal im Karus­sell der sprach­lichen Höch­stleis­tun­gen: Meta­phern, Eigen­na­men, Eigen­na­men, Wikipedia und Perspektiven:

  • Das Mag­a­zin der Johannes Guten­berg-Uni­ver­sität Mainz spricht mit der Ger­man­istin Damaris Nübling zu das Merkel und anderen Degradierun­gen bei Eigen­na­men.
  • Auf LAUT & LUISE kom­men­tiert Luise Pusch das Mei­n­ungs­bild auf Wikipedia zum gener­ischen Maskulinum (SL berichtete).
  • Im SPRACHSTAND wid­men sich Juliana Goschler und Ana­tol den konzeptuellen Meta­phern hin­ter Sozial­touris­mus und anderen Begrif­f­en aus dem Migrationsdiskurs.
  • SCIENTIFIC AMERICAN resüm­miert Stu­di­en zum Erwerb der Abstrak­tions­fähigkeit bei Kindern — und was Sprache damit zu tun hat.
  • Valentin, o, Valentin: Das Namen­forschungsportal hat ein paar lexikonar­tige Ein­träge zu „Roman­tik in Fam­i­li­en­na­men“.
  • Die FAZ wid­met sich am Beispiel eines Kleinkinds unaufgeregt den prak­tis­chen, medi­zinis­chen und gesellschaftlichen Umstän­den von gehör­losen Men­schen in Deutschland.
  • Wegen der Schreib­weise von „Karus­sell“ gab’s neulich auf sonem Jahrmarkt total Haue. Jet­zt kann Michael Mann vom LEXIKOGRAPHIEBLOG bestäti­gen: „Unter diesen Umstän­den soll­ten wir froh sein, dass es bis­lang noch nicht zum drit­ten Weltkrieg um die richtige Schrei­bung dieses Wortes gekom­men ist.“ Warum? Darum.

Blogspektrogramm 6/2014

Von Kristin Kopf

Schon wieder Son­ntag! Heute im exzel­len­ten Blogspek­tro­gramm: Was zu Wikipedia, was zu neuen Wörtern im Englis­chen (zweimal), amerikanis­che Ruf­na­men und ein Com­ic. Viel Spaß beim Lesen!

Blogspektrogramm 5/2014

Von Susanne Flach

So, zum Früh­schop­pen am Son­ntag­mor­gen müssen Sie sehr, sehr tapfer sein: heute geht’s eigentlich nur um Anglizis­men, Anglizis­men und ein paar -gates. Ach so ja, ein biss­chen Orthografie haben wir auch noch.

  • Michael Mann hat im LEXIKOGRAPHIEBLOG jet­zt Phub­bing auch lexiko­grafisch für sich ent­deckt.
  • DIE PRESSE berichtet erfrischend reflek­tiert über (Hinter)gründe eines wie auch immer geart­eten „Orthografieprob­lems“ in Grundschulen.
  • Matthias Heine schreibt in der WELT neues über einen, öhöm, alten Hut: Sale, der Megan­erv­fak­tor der Sprachkri­tik… oder: ein nüt­zlich­er Pro­ll-Anglizis­mus eben.
  • Vielle­icht haben’s ja nicht alle mit­gekriegt, der Anglizis­mus das Jah Nicht nur wir haben über -gate und Kon­sorten geschrieben, auch die Medi­en haben inten­siv berichtet. Beim ANGLIZISMUS DES JAHRES gibt es jet­zt neben unser­er Pressemel­dung eine umfassende Auswahl von Pressereak­tio­nen. Einige unser­er per­sön­lichchen Lieblinge: 
    • Für die DPA hat Anja Sokolow eine tage­sak­tuelle Mel­dung geschrieben, und eine für den Tag danach, für die sie auch beim Duden, bei der GfdS und beim VDS Mei­n­un­gen zu Anglizis­men im Deutschen einge­holt hat.
    • In der WELT wirft Matthias Heine unter anderem einen Blick darauf, was unser Anglizis­mus 2013 in anderen Sprachen macht.
    • In der HANNOVERSCHEN ALLGEMEINEN ord­net Imre Grimm den Anglizis­mus des Jahres in den größeren Zusam­men­hang englis­ch­er Lehn­wörter ein.
    • Für die POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN nimmt Bernd Matthies, der die Wörter­wahl seit 2010 kon­struk­tiv-kri­tisch beobachtet, unseren diesjähri­gen Sieger unter die Lupe.
    • FURIOS, das Cam­pus­magazin der FU, hat ein Inter­view mit Susanne und Ana­tol geführt.
    • Für den englis­chen Sprachraum berichteten THE LOCAL und THE REGISTER über den AdJ 2013.

Wikipedia und die starken Männer

Von Anatol Stefanowitsch

Dass die Wikipedia ein Frauen­prob­lem hat (näm­lich: dass sie haupt­säch­lich, näm­lich zu etwa neun­zig Prozent von Män­nern edi­tiert wird), ist seit Jahren The­ma in den Medi­en. Für die Wiki­me­dia-Foun­da­tion ist es Anlass zur Sorge, die Lösung wird darin gese­hen, Frauen geziel­ter zu umwer­ben und Ange­bote zu schaf­fen, durch die sie sich sicher­er und willkommen­er fühlen.

Zwei deutsche Wikipedi­anutzer haben sich nun anscheinend Gedanken gemacht, wie sie ganz per­sön­lich bei der Lösung des Män­ner­prob­lems, und einem Vorschlag entwick­elt, über den ab heute Abend 18:00 Uhr ein Mei­n­ungs­bild einge­holt wer­den soll: Weit­er­lesen

Steine im Glashaus, oder: das #Gategate

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn wir den „Anglizis­mus des Jahres“ bekan­nt­geben, sind zwei Reak­tio­nen sich­er wie das Amen in der Kirche. Erstens: „Das Wort habe ich noch nie gehört“. Zweit­ens: „Das Wort ist doch uralt, was soll daran inter­es­sant sein.“ Das liegt ver­mut­lich daran, dass die „Sprachge­mein­schaft“ eher aus vie­len kleinen Sprach­cliquen beste­ht, die einan­der sprach­lich nur am Rande wahrnehmen: Was für die einen ein alt­bekan­ntes Lehn­wort ist, haben andere noch nie gehört.

In diesen Reigen rei­ht sich dieses Jahr zum ersten Mal ein Major Play­er ein: Die Gesellschaft für deutsche Sprache, die unsere Wörter­wahl bis­lang geflissentlich ignori­ert hat. In ein­er Pressemit­teilung lassen sie wis­sen, dass ihnen unsere Wahl so über­haupt nicht zusagt. Zwar spreche aus ihrer Sicht „nichts dage­gen, den Anglizis­men eine eigene „Wort des Jahres“-Aktion zu wid­men“ – vie­len Dank, das beruhigt uns unge­mein – aber gegen unseren diesjähriger Sieger -gate spreche dafür umso mehr:

Her­aus­gekom­men ist in diesem Jahr mit dem Suf­fixoid ‑gate allerd­ings ein Wort (bess­er gesagt: Wortbe­standteil), das es im Deutschen bere­its seit 1972 gibt, entlehnt im Zusam­men­hang mit dem Water­gate-Skan­dal. Im Anglizis­men­wörter­buch von Broder Carstensen aus dem Jahr 1993 wird ‑gate mit der all­ge­meinen Bedeu­tung „Skan­dal“ auch bere­its als im Deutschen pro­duk­tiv und rei­hen­bildend beschrieben. […]

Unklar an der Wahl von -gate zum Anglizis­mus des Jahres bleibt jedoch, warum die zunehmende Ver­wen­dung aus­gerech­net für das Jahr 2013 so beson­ders charak­ter­is­tisch sein soll. […] -gate ist im deutschen Sprachge­brauch wohl spätestens mit der Ver­wen­dung im CDU-Spenden­skan­dal im Jahr 2000 angekom­men und insofern eben kein aktuelles Beispiel für einen neu ins Deutsche inte­gri­erten Anglizis­mus, son­dern ein alter Hut.

Der Fokus hat die Mel­dung aufge­grif­f­en und zu einem „Zoff zwis­chen Sprach-Wis­senschaftlern“ hochstil­isiert. Ihr wollt Zoff? Ihr bekommt Zoff.
Weit­er­lesen

And the Winner is: ‑gate

Von Anatol Stefanowitsch

Als das Wort Water­gate 1972 ins Deutsche entlehnt wurde, war es nur der Name ein­er bes­timmten poli­tis­chen Affäre: Der repub­likanis­che US-Präsi­dent Richard Nixon hat­te das im Water­gate Build­ing behei­matete Haup­tquarti­er der geg­ner­ischen Demokrat­en abhören lassen. Dass er dafür 1974 zurück­treten musste, kön­nen wir uns angesichts der poli­tis­chen Kon­se­quen­zlosigkeit des aktuellen Dauer-Abhörskan­dals kaum noch vorstellen – so wie sich damals nie­mand hätte vorstellen kön­nen, dass die let­zte Silbe des Eigen­na­mens Water­gate vierzig Jahre später zum deutschen Anglizis­mus des Jahres gekürt wer­den würde.

Und um ein Haar wäre es dazu auch nie gekom­men, denn zunächst schien es für die deutsche Sprachge­mein­schaft keinen Grund zu geben, den Wortbe­standteil -gate her­auszulösen. Stattdessen sah es eher so aus, als kön­nte sich das Wort Water­gate im Ganzen als all­ge­meine Beze­ich­nung für poli­tis­che Skan­dale durch­set­zen. Frühe Tre­f­fer im Deutschen Ref­eren­zko­r­pus beziehen sich zum Beispiel auf ein franzö­sis­ches, philip­pinis­ches oder englis­ches Water­gate, ein Ham­burg­er oder Bon­ner Water­gate, und (wohl in Anlehnung an das zum all­ge­meinen Wort für eine Nieder­lage gewor­de­nen Water­loo) sog­ar davon, dass jemand vor seinem Water­gate ste­he. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 4/2014

Von Kristin Kopf

Alle warten ungeduldig auf die Bekan­nt­gabe des Anglizis­mus des Jahres 2013 – am Dien­stag ist es so weit! Die Zeit bis dahin rumzubrin­gen ist natür­lich ner­ve­naufreibend, deshalb gibt’s zur Ablenkung unser Blogspek­tro­gramm in Überlänge:

  • Über ras­sis­tis­che Pro­duk­te und Pro­duk­t­na­men berichtet die RP ONLINE angenehm unaufgeregt und mit Befra­gung von Experten.
  • »This is the weird thing the Inter­net has done to lan­guage: Stan­dard Writ­ten Eng­lish — or, at least, its most fun­da­men­tal­ist form, Clin­i­cal Stan­dard Writ­ten Eng­lish — has actu­al­ly become incor­rect in most online con­texts« schreibt Jon Evans auf TECHCRUNCH und ver­tritt auf unter­halt­same Weise die These, dass das Inter­net die Sprache befre­it hat.
  • Die Herkun­ft des mit­tler­weile schon fast wieder aus­gestor­be­nen Wortes Man­nequin klärt diese Woche Stephan Bopp auf FRAGEN SIE DR. BOPP. Spoil­er: Es sind mehr als zwei Sprachen beteiligt.
  • Auch PETA hat ein Unwort des Jahres gewählt, die Pelz­ernte. Die genaue Begrün­dung hat Michael Mann im LEXIKOGRAPHIEBLOG zitiert.
  • Auf WELT ONLINE stellt Matthias Heine ein Kapi­tel aus dem Ersten Bericht zur Lage der deutschen Sprache vor: Es geht um den gestiege­nen Wortschatz des Deutschen. (Wir berichteten.)
  • Mit Dat­en des Deutschen Fam­i­li­en­na­me­nat­lass­es erstellt gibt es auf ZEIT ONLINE eine Karte, die zeigt, wo in Deutsch­land Men­schen mit Fam­i­li­en­na­men wie Bre­mer, Biele­feld oder Frank­furter leben. Spoil­er: Nicht in Bre­men, Biele­feld oder Frank­furt. Dieses Phänomen habe ich übri­gens auch schon ein­mal hier im Sprachlog erwäh­nt.
  • Und zum Schluss noch ein Car­toon von Scott Hilburn. (Englisch)

Anglizismus 2013: Publikumsabstimmung

Von Anatol Stefanowitsch

Fast drei Monate lang hat die Jury Nominierun­gen gesichtet und die aus­sicht­sre­ich­sten Wortkan­di­dat­en aus­führlich auf ihre Tauglichkeit geprüft, Anglizis­mus des Jahres 2013 zu wer­den. Aus fast hun­dert Bewer­bun­gen wur­den zunächst die sechzehn Wörter aus­gewählt, die den Kri­te­rien am besten entsprachen, die also a) ganz oder teil­weise aus englis­chem Wort­ma­te­r­i­al beste­hen, b) im Jahr 2013 in den Sprachge­brauch ein­er bre­it­eren Öffentlichkeit gelangt sind, und c) auf inter­es­sante Weise eine Lücke im deutschen Wortschatz füllen. Nach ein­er aus­führlichen Diskus­sion dieser sechzehn Wörter schickt die Jury nun elf Kan­di­dat­en in die Endrunde. Während sie hin­ter ver­schlosse­nen Türen hitzig debat­tiert, um pünk­tlich am 28. Jan­u­ar 2014 das Ergeb­nis verkün­den zu kön­nen, läuft bis Don­ner­stag auch die Pub­likumsab­stim­mung, bei der Sie Ihren per­sön­lichen Liebling wählen können.

Hier noch ein­mal die elf Wortkan­di­dat­en im Überblick, mit Links zu den entsprechen­den Blog­beiträ­gen im Sprachlog und lexiko­grafieblog und dem Faz­it der Jurymit­glieder, die sich das jew­eilige Wort näher ange­se­hen haben. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 3/2014

Von Susanne Flach

In der Kürze liegt die Würze: während sich die Jury aus Sprachlog und Lexiko­gra­phieblog zur Beratung über den Anglizis­mus zurück­ge­zo­gen hat, brin­gen wir eine kleine Press­eschau zum Unwort des Jahres, Vor­na­men und Leitideen in der Sprachwissenschaft: