Wortwahlplaner 2014

Von Susanne Flach

Auch in diesem Jahr sind die großen Schritte Rich­tung Jahre­sende auch Schritte in die Wort­wahlzeit. Zwar hat sich im Grunde seit dem let­zten Jahr an den grundle­gen­den Eck­dat­en der Wort­wahlen nicht sehr viel geän­dert. Aber wir lis­ten hier gewohnt scharf beobachtet auf, worauf wir wir uns in den näch­sten Wochen gefasst machen müssen, damit Sie im Dic­kicht des Wort­wahlkampfs den Überblick behalten:

Oxford Dic­tio­nar­ies Word of the Year (UK). Sehr bald. Hat uns let­ztes Jahr Self­ie weggeschnappt.

Schlagzeile des Jahres (DE). Let­ztes Jahr Ende Novem­berVerunglückt vom Vere­in Deutsche Sprache e.V.

Jugend­wort des Jahres (DE). Anfang Dezem­ber. Tra­di­tionell ohne Jugend­sprache (dafür mit Web­seite für 120″-Bildschirme).

Wort des Jahres (AT). 4. Dezem­ber, zeit­gle­iche Verkün­dung mit Un-Wort des Jahres (AT), Jugend-Wort des Jahres (AT, und wichtig: nur teil­nehmen, wenn Sie unter 25 sind!), Spruch/Satz des Jahres (AT), Un-Spruch/Satz des Jahres (AT). Zeit­gle­ich mit: Wort des Jahres (CH), hier wiederum auch zeit­gle­iche Verkün­dung mit Unwort des Jahres (CH), Satz des Jahres (CH). Man hat dort offen­bar keine Jugend.

Wort des Jahres (DE). 8. Dezem­ber (Voraus­sage), raus­ge­sucht von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), wo man hüb­sche Ban­ner hat.

Word Of The Year (USA). 8.–11. Jan­u­ar, durchge­führt von der Amer­i­can Dialect Soci­ety, tra­di­tionell verkün­det auf der Jahresta­gung der Lin­guis­tics Soci­ety of Amer­i­ca (LSA), gewählt von anwe­senden Linguist/innen. Let­ztes Jahr cool, because.

Unwort des Jahres (DE). Mitte Jan­u­ar. Solide Sprachkri­tik­wort­wahl.

Anglizis­mus des Jahres (DE). Die Beste zum Schluss. Geht aber jet­zt schon los! Nominieren Sie hier, bis die Tas­taturen rauchen.

Helikopterschwärme

Von Susanne Flach

In der WELT schreibt Matthias Heine davon, dass ein gutes deutsches Wort die Fliege mache: der Hub­schrauber (und vom Helikopter erset­zt wird). Daran hegte Leserin Vio­la Zweifel und fragte Ana­tol, ob er sich der Frage in ein­er ruhi­gen Minute annehmen kön­nte. Ruhige Minuten sind momen­tan lei­der rar gesät, aber da ich heute keine Vor­lesung habe (wie Ana­tol) und auch keine Buchreise (wie Kristin), hier die Ergeb­nisse mein­er kleinen Fin­gerübung. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 44/2014

Von Susanne Flach

Man soll ja auch dann nicht mit ein­er Tra­di­tion brechen, wenn man merkt, dass man Zeit und Spek­tro­gramm vergessen hat. Also gibt’s das Spek­tro­gramm heute als Train­ingsmeth­ode für wirk­lich­es Mul­ti­task­ing beim Tatort-Polizeiruf-Guck­en, dafür natür­lich auch mit ein paar Hal­loween-Links & son­sti­gen Köstlichkeiten:

  • Unser Kol­lege Matthias Hün­ing von der Freien Uni­ver­sität Berlin schreibt im Wis­sens­magazin FUndiert „Vom Ende der Stan­dard­sprache“.
  • Ken­nt ihr das? Diese Diskus­sio­nen, wie der Tag vor (oder nach) Kar­fre­itag heißt? Bei SLATE beschäftigt sich Gretchen McCul­lough mit der augen­schein­lich sehr amerikanis­chen Frage, wie man den Abend vor Hal­loween nen­nt.
  • Bis zur öffentlichen Zugänglich­machung von Zeitrei­seve­hikeln müssen his­torische Sprachwissenschaftler/innen anders vorge­hen. Dazu Britt Petersen im BOSTON GLOBE über den lin­guis­tis­chen Wert der Hex­en­prozesse von Salem.
  • Seli­na Schmidt von der Uni­ver­sität des Saar­lan­des hat mit SR ONLINE über ein Forschung­spro­jekt über die „Sprache im Qual­itäts­fernse­hen“ (gemeint sind Serien) gesprochen. (Ich per­sön­lich hätte mir vielle­icht etwas mehr sprach­struk­turelle Erken­nt­nisse gewün­scht, aber vielle­icht kommt da ja bald was Veröf­fentlich­bares.)
  • Da Kristin diese Woche über Face­book nach dem Link gefragt hat, gehe ich davon aus, dass sie ihn noch nicht im Spek­tro­gramm präsen­tiert hat: voilà, ein hüb­sch­er Sprach­fam­i­lien­baum.

Etymologierätsel mit Buchverlosung

Von Kristin Kopf

Lange ist es her, dass wir hier im Sprachlog ein Ety­molo­gierät­sel hat­ten — heute gibt es endlich wieder eines, und dann auch gle­ich noch etwas zu gewinnen!

Wir schreiben zwei Exem­plare ((Danke an den Ver­lag für die Freiex­em­plare!)) vom bis oben­hin mit Ety­molo­gien gefüll­ten Kleinen Ety­mo­log­icum, dem Sach­buch mit Sprachlogver­gan­gen­heit (hier mehr drüber) als Gewinn aus — und ver­losen eines unter allen richti­gen Ein­sendun­gen und eines unter allen, die mit­gemacht haben. Mit­machen lohnt sich also auf jeden Fall! Inklu­sive ist natür­lich ein Auto­gramm der Autorin und auf Wun­sch auch eine Widmung.

Und was gilt es dafür zu tun? Es läuft so ab, wie bere­its frühere Sprachlog-Etymologierätsel:

Im fol­gen­den Wor­dle habe ich sprach­liche Ver­wandte durcheinan­derge­wor­fen – immer zwei Wörter besitzen eine gemein­same Wurzel. Welche gehören zusammen?

Die Ver­wandtschaft kann ziem­lich weit zurück­ge­hen, weshalb der Bezug bei den wenig­sten offen­sichtlich ist. So wür­den, wären sie drin, Etat und Dis­tanz zusam­menge­hören, denn Etat kommt über frz. état aus lat. sta­tus ‘Zus­tand’, was zu stāre ‘ste­hen’ gebildet wurde und Dis­tanz kommt von lat. dis­tan­tia, ein­er Abstrak­t­bil­dung zu dis­tāre ‘voneinan­der weg­ste­hen’, das sich aus dis- und stāre ‘ste­hen’ zusam­menset­zt. []

Und hier sind die 24 Wörter, die zwölf Paare bilden: ((Wer’s lieber com­put­er­les­bar hat: Albert, Bauw­erk, Benedikt, Chan­son, Chaos, Edel­stein, Edikt, ergonomisch, Fatzke, Gas, Gast, hart, Hose, Hos­piz, Kar­men, Klaue, klauen, Klaus, Kol­chose, Nikotin, obskur, Sakri­leg, Stan­dard, Wen­zel))

2014-10-30Zeit ist übers ganze Woch­enende — bis ein­schließlich Mon­tag, 3.11. Posten Sie Lösungsvorschläge ein­fach als Kom­mentare, sie wer­den erst nach Ein­sende­schluss freigeschal­tet. ((Achtung: Wir kön­nen nur Antworten mit ein­er funk­tion­ieren­den E‑Mail-Adresse für die Ver­losung berücksichtigen.))

Viel Spaß beim Grü­beln und viel Glück!

Blogspektrogramm 43/2014

Von Kristin Kopf

Passend zur Zei­tum­stel­lung liefert das heutige Spek­tro­gramm Über­legun­gen zu Zeit­for­men bei Zeitreisen. Außer­dem mit dabei: Das Trema, eine Diskus­sion zu Pro­gram­mier­sprachen, die Frage, was es mit social freez­ing sprach­lich auf sich hat und die Herkun­ft bekan­nter Firmennamen.

  • Woher hat der Cit­roën eigentlich seine bei­den Punk­te? Auf FRAGEN SIE DR. BOPP hat Stephan Bopp eine span­nende Antwort parat: »[Das Trema] wurde schon im Alt­griechis­chen ver­wen­det, um die getren­nte Aussprache zweier nebeneinan­der­ste­hen­der Vokale zu kennze­ich­nen. Das kam damals rel­a­tiv häu­fig vor, weil man sich der scrip­tio con­tin­ua bedi­ente: In den antiken Tex­ten tren­nte man die einzel­nen Wörter nicht durch Zwis­chen­räume voneinan­der, was­dasle­sen­nicht­ger­adee­in­facher­ma­chte. Die Wortzwis­chen­räume, die das Lesen stark vere­in­fachen, wur­den im 7. Jahrhun­dert zuerst von irischen Mönchen ver­wen­det und ver­bre­it­ete sich in den fol­gen­den Jahrhun­derten in ganz Europa.«
  • Sind Pro­gram­mier­sprachen Sprachen? Darüber disku­tieren Jür­gen Her­mes und Joachim Schulz im KNEIPENLOG: »Es geht um eine Idee von Sig­mar Gabriel oder einem sein­er Berater, Pro­gram­mier­sprachen als zweite Fremd­sprache an den Schulen zuzu­lassen. Ich halte das für eine Schnap­sidee, denn Pro­gram­mier­sprachen sind etwas anderes. Aber bevor ich das aus­führe, wäre es vielle­icht hil­fre­ich zu erfahren, was Com­put­er­sprachen für dich, aus Sicht eines Lin­guis­ten zu Sprachen macht.«
  • Luise Pusch betra­chtet auf LAUT & LUISE das social freez­ing — als Prax­is und als Wort: »Es war weniger die öffentliche Debat­te als vielmehr der selt­same Aus­druck „social freez­ing“, der mich stutzig machte. Er wirkt wie ein Oxy­moron, ein Wider­spruch in sich, denn „sozial“ assozi­ieren wir mit „warm, für­sor­glich“ und „gefrieren“ mit „kalt, abweisend“. […] Dieser merk­würdi­ge Aus­druck find­et sich nur in den deutschen Medi­en, und zwar völ­lig unhin­ter­fragt.«
  • Ein wenig Namene­t­y­molo­gie gibt es auf TNW — woher kom­men Unternehmen­sna­men wie Nokia, Nike und Apple? »The expres­sion ‘what’s in a name’ – or the slight­ly more poet­ic ‘a rose by any oth­er name’ – means, essen­tial­ly, that a name doesn’t mat­ter. It sug­gests that it’s the attrib­ut­es of a per­son or object that will dic­tate what it tru­ly is and how it is seen by the world. How­ev­er, in the world of brands and big busi­ness, this isn’t nec­es­sar­i­ly the case. Com­pa­ny names need to encap­su­late some­thing per­son­al but trust­wor­thy.« Wer sich speziell für japanis­che Fir­men inter­essiert, sei außer­dem auf diesen alten Sprachlog­beitrag ver­wiesen.
  • Erin­nern Sie sich noch an das Futur III? Über weit­ere kreative Tem­pus­for­men schreibt Neal Whit­man für SLATE — was tut man bei Zeitreisen? »A recent episode of The Big Bang The­o­ry shows Shel­don, Leonard, Raj, and Howard watch­ing Back to the Future, Part II and dis­cussing the appro­pri­ate tense to use when talk­ing about some­thing that hap­pened in an alter­nate past time­line. […] My ques­tion was whether Shel­don and Leonard’s new syn­tac­tic rules for these tens­es were seman­ti­cal­ly con­sis­tent with each oth­er. In short, they’re not.«

Eine Sprache ohne Schimpfwörter

Von Anatol Stefanowitsch

Der TAGESSPIEGEL hat ein neues Jugend­magazin namens „Schreiber­ling“, und inhaltlich entspricht das, was ich bish­er davon gese­hen habe, exakt dem, was der Name ver­muten lässt.

Heute mor­gen erfahre ich etwa zu mein­er Über­raschung, dass das Let­tis­che eine „Sprache ohne Schimpfwörter“ sei – eine 15-Jährige Schü­lerin, die ger­ade ein Aus­land­s­jahr in Let­t­land ver­bringt, gibt als Grund für die Wahl des Gast­landes unter anderem an: „ Let­t­land, weil sich keine Schimpfwörter im let­tis­chen Wortschatz find­en lassen, weil es eigentlich doch ziem­lich nah dran ist und wir trotz­dem kaum etwas drüber wissen“.

Ich will hier nicht auf 15-jähri­gen Schü­lerin­nen herumhack­en, vor allem nicht, wenn sie so mutig sind, ein Aus­land­s­jahr eben mal nicht in Eng­land, Aus­tralien oder den USA zu ver­brin­gen. Es würde mich tat­säch­lich inter­essieren, wie sie auf die Idee kommt, es könne tat­säch­lich eine solche schimpf­wort­freie Sprache geben.

Aber beim Tagesspiegel arbeit­en – das weiß ich aus per­sön­lich­er Erfahrung – Men­schen, die sich ganz her­vor­ra­gend mit Sprachen ausken­nen und denen klar sein dürfte, dass nur ein muļķis so eine Behaup­tung ungeprüft veröf­fentlichen würde, so ein richtiger stul­be­nis.

Viel Spaß bei der Suche nach weit­eren let­tis­chen Schimpfwörtern.

Blogspektrogramm 42/2014

Von Susanne Flach

Zur Über­brück­ung der Zeit zwis­chen Früh­stück­stisch und Abend­brot servieren wir Ihnen heute ein reich­haltiges Pro­gramm mit Forschungsergeb­nis­sen zur Mehrsprachigkeit, Affix­en und Vari­etäten­lin­guis­tik, gewürzt mit ein biss­chen Inter­netlin­guis­tik und etwas Kun­st. Gar­niert ist das alles mit einem Radio-Tipp für heute Nachmittag:

  • Radio-Tipp: Kristin wird heute ab 16 Uhr mit dem ORF über das Ety­mo­log­icum sprechen (Update: Link führt zur Aufze­ich­nung, dort ab ca. 11:50min). Das kön­nen Sie hören. Lesen kön­nen Sie bei KÖLNER LESELUST und AVIVA, wie andere das Ety­mo­log­icum finden.
  • Aktuelle Forschung, Teil I: Um die Vor- und Nachteile ein­er mehrsprachi­gen Erziehung ranken sich viele Mythen und noch mehr Mei­n­un­gen — let­zte Woche (BS41/2014) hat­ten wir dazu einen Link, diese Woche gibt es einen weit­eren: Bilin­guale Kinder haben Ver­ständ­nisvorteile in laut­en Umge­bun­gen (bzw. Unter­brechun­gen), berichtet die BBC.
  • Aktuelle Forschung, Teil II: Niko­laus P. Him­mel­mann von der Uni­ver­sität zu Köln hat den Preis für den besten Artikel in der Fachzeitschrift Lan­guage bekom­men. Mit einem Erk­lärungsansatz, warum Suf­fixe häu­figer sind, als Prä­fixe.
  • Ein eben­falls beliebter Mythos — häu­fig impliz­it — ist die Ansicht, die jew­eilige Sprach­va­ri­etät habe etwas mit Intel­li­genz zu tun. Dazu und zur „lin­guis­tis­chen Unsicher­heit“ bei Kindern: Anne H. Char­i­ty Hud­ley in SLATE.
  • Und noch was zu Inter­net­sprache & Sprach­wan­del.
  • Ein Tipp von @vilinthril für Freund/innen der Semi­otik. Man wird sich ein­le­sen müssen — aber da ich das The­ma diese Woche meinen Erstse­mes­tern zumute, kön­nen Sie sich ja auch vor­bere­it­en.

Blogspektrogramm 41/2014

Von Kristin Kopf

Was gibts heute? Einen Elcht­est für die lin­guis­tis­che Nutzung von Google, eine Sprache, die ihre Schimpfwörter für ein­ma­lig hält, Her­aus­forderun­gen bei der Kaf­feebestel­lung und eine span­nende Frage zum The­ma Bilingualität!

  • Wie oft kommt eine ungewöhn­liche Wen­dung oder ein neues Wort so vor? Schnell mal googeln! Und schon stößt man auf enorme method­is­che Prob­leme. Eines davon hat Michael Mann im LEXIKOGRAPHIEBLOG analysiert: »… die Tre­f­fer­zahlen ändern [sich], und zwar nicht, wie mit gesun­dem Men­schen­ver­stand zu erwarten, langsam ansteigend, son­dern teil­weise sehr sprung­haft nach oben und auch nach unten. Dieses Phänomen wollte ich etwas genauer unter die Lupe nehmen. Ich habe deshalb für ver­schiedene Suchaus­drücke über 18 Monate hin­weg (vom 18. März 2013 bis zum 18. Sep­tem­ber 2014) zweimal täglich (je um 0:30 Uhr und um 12:30 Uhr) die Tre­f­fer­zahlen ermit­telt, um anschließend deren Ver­lauf zu betrachten.«
  • Wie obszön kann das Rus­sis­che sein? DASTANDARD hat ein Inter­view mit der Trans­la­tion­swis­senschaft­lerin Manuela Kovalev geführt: »Das Beson­dere an der rus­sis­chen obszö­nen Sprache ist eigentlich dieser Anspruch darauf, etwas Beson­deres zu sein. Auch die rus­sis­che Sprache wird von Schrift­stellern gerne als einzi­gar­tig und reich dargestellt, und ana­log dazu heißt es auch, die obszöne Sprache sei beson­ders schlimm.« (Dank an @Vilinthril)
  • Wie nen­nt man sich am besten, wenn man Kaf­fee bei Star­bucks bestellt? Greg Uenyo hat sich für SCHWA FIRE auf die Suche nach dem per­fek­ten »Kaf­feenym« gemacht: »I typ­i­cal­ly man­age to place my order smooth­ly enough, but cashiers always ask me to repeat my name. After I half-shout “Greg!”, enun­ci­at­ing as well as I can, they respond with a bored shrug and scrawl their best guess onto the cup. I’ve retrieved many drinks from the counter with “Craig” or “Rick” or “Grey” writ­ten on them, but they are all prefer­able to some of the pecu­liar non-names that I’ve been giv­en, like “Rank.”«
  • Für SLATE hat sich die Lin­guistin Claire Bow­ern der Frage gewid­met, ob man Kindern eine Sprache beib­rin­gen sollte, die man selb­st nicht fließend — oder zumin­d­est weniger gut als die Erst­sprache — spricht: »What most peo­ple don’t know is that not only are kids real­ly good at learn­ing lan­guages, but they also have skills that help them learn from non-native speak­ers. For one thing, they learn very quick­ly who are good lan­guage role mod­els: They can tell whether you’re a reli­able speak­er or whether your input should be tak­en with a grain of salt.«

Wie Medien Wörter machen

Von Anatol Stefanowitsch

Sprache verän­dert sich nicht von alleine, son­dern sie wird von den Mit­gliedern der Sprachge­mein­schaft verän­dert. In jedem Gespräch kann es passieren, dass die vorhan­de­nen Ressourcen der Sprache nicht aus­re­ichen, um unsere Gedanken wiederzugeben. Oder, dass uns die vorhan­de­nen Ressourcen nicht gefall­en, z.B. weil wir Sprach­nör­gler sind und keine englis­chen Lehn­wörter mögen, oder weil wir anständi­ge Men­schen sind und diskri­m­inierende Sprache ver­mei­den wollen. In solchen Fällen kön­nen wir alle kreativ wer­den und dem Wortschatz eigene Erfind­un­gen hinzufü­gen oder eine gram­ma­tis­che Regel ein kleines biss­chen erweit­ern. Und es kann immer passieren, dass solche Neuerun­gen sich aus­bre­it­en und Teil des all­ge­meinen Sprachge­brauchs werden.

Das ist natür­lich vor allem dann der Fall, wenn wir mit ein­er einzi­gen Sprech­hand­lung möglichst viele Men­schen erre­ichen: Ein­er der Helden der deutschen Sprach­nör­g­lerge­meinde ist der Sprach­purist Philipp von Zesen (1619–1689), der für eine große Zahl erfol­gre­ich­er Ein­deutschun­gen von (meist franzö­sis­chen, griechis­chen und lateinis­chen) Lehn­wörtern ver­ant­wortlich ist – ihm zugeschrieben wer­den zum Beispiel die Wörter Abstand (statt Dis­tanz), Bücherei (statt Bib­lio­thek), Mundart (statt Dialekt) und Weltall (statt Uni­ver­sum). Dass er bei der Ver­bre­itung dieser Wörter – anders als die heuti­gen Sprach­puris­ten vom Vere­in Deutsche Sprache – so erfol­gre­ich war, lag daran, dass er wenig Zeit damit ver­brachte, diese Ein­deutschun­gen in Form eines Fremd­wör­terindex oder ein­er Sprach­pan­sch­er-des-Jahres-Wahl zu propagieren, und rel­a­tiv viel Zeit damit, sie ein­fach zu ver­wen­den – und da er ein sehr pro­duk­tiv­er Schrift­steller und Über­set­zer war, erre­ichte er mit jed­er Ver­wen­dung ein großes Publikum.

Heute sind mit den Massen­me­di­en Play­er an der Sprachen­twick­lung beteiligt, gegen die Philip von Zesen wie ein Ama­teur wirkt. Eine große Presseagen­tur oder ein großer Ver­lag, wie, sagen wir mal, der Axel-Springer-Ver­lag, kön­nen Wörter erfind­en und inner­halb weniger Tage für eine Ver­bre­itung sor­gen, die eine Über­nahme in den all­ge­meinen Sprachge­brauch sehr viel wahrschein­lich­er macht als alles, was wir Kleinkom­mu­nizieren­den tun kön­nten um die Sprache mitzuen­twick­eln. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 40/2014

Von Kristin Kopf

Gerechte Sprache, Dialek­te, Laute, Akzente und noch ein­mal gerechte Sprache: Viel Spaß mit dem son­ntäglichen Spektrogramm!

  • Luise Pusch hat Das kleine Ety­mo­log­icum gele­sen und zwei Aspek­te — meinen Umgang mit Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen und das ehe­mals asym­metrische Anre­desys­tem des Deutschen — auf LAUT & LUISE aus fem­i­nis­tis­ch­er Sicht kom­men­tiert. (Generellere inhaltliche Ein­blicke hier.)
  • Im LEXICON VALLEY auf SLATE hat sich in den let­zten Tagen eine Menge getan! Was so beden­klich an der Idee ist, Amerikas »hässlich­sten« Dialekt zu wählen, führt Josef Frue­hwald aus: »Maybe it’s not always about class, but it’s nev­er real­ly about lan­guage. It’s about the kind of peo­ple who speak it. Pre­dictably, the kinds of accents and lan­guages which get dumped on the most, and get brand­ed the “ugli­est,” always wind up being spo­ken by social­ly dis­ad­van­taged peo­ple. What exact­ly did this woman in par­tic­u­lar do to deserve hav­ing a can­did video of her slapped up on Gawk­er as an exam­ple of just how “ugly” the Chica­go accent is? She works in a ware­house super­mar­ket, that’s what.«
  • Eben­falls dort gibt es ein wenig Phonetik mit Gretchen McCul­loch – sie stellt fünf ver­schiedene t-Laute im Englis­chen vor und erk­lärt, wie sie zus­tandekom­men: »Speak­ing-wise, it’s just eas­i­er to pro­duce a t that’s more like its neigh­bors, regard­less of whether those neigh­bors are vow­els on either side or silence, as at the end of a word. Hear­ing-wise, it’s use­ful to have cues like that puff of air that tell us when we’re like­ly at the begin­ning or end of a word, since words don’t come into your ears with con­ve­nient white spaces around them.«
  • Bleiben wir noch kurz bei Laut­en: Warum wird man einen Akzent eigentlich so schw­er los? Nick Stock­ton erk­lärt es auf WIRED: »“You start learn­ing lan­guage by pick­ing up sounds, try­ing to imi­tate your par­ents,” explained Eric Baković, a lin­guist who stud­ies sound pat­terns in lan­guage at UC San Diego, but was unaf­fil­i­at­ed with either study. “Then, your brain gets busy doing oth­er things and assumes you have learned all the sounds you need to learn to com­mu­ni­cate with the peo­ple around you.”«
  • Und schließlich haben wir noch ein Video von MINUS18 aus­ge­graben, in dem es um den Gebrauch von Pronomen geht (via Super­lin­guo). Das The­ma gab es auch im Sprachlog schon.