Blogspektrogramm 49/2014

Von Kristin Kopf

Kürzere Tage, kürz­eres Spek­tro­gramm. Heute über Anglizis­men, Medi­en, alte und dialek­tale Wörter und sprach­liche Vorurteile.

 

  • Welche Wörter wur­den denn mit­tler­weile noch für den ANGLIZISMUS DES JAHRES 2014 ins Spiel gebracht? Auf zu den Nominierungsneuigkeit­en, und vielle­icht haben Sie ja auch selb­st noch Vorschläge? » … erstaunlich schwach vertreten sind neue Tech­nolo­gien – tra­di­tionell ein­er der beson­ders lehn­wortre­ichen Bedeu­tungs­bere­iche – hier wur­den der Flatscreen und seine Neme­sis, der Curved-Bild­schirm nominiert.«
  • Michael Mann vom LEXIKOGRAPHIEBLOG beobachtet, wie in der Berichter­stat­tung über CSU-Pläne aus einem dazu anhal­ten ein fordern und dann ein dik­tieren wird: »Am späten gestri­gen Nach­mit­tag bin ich auf einen Artikel auf sueddeutsche.de gestoßen, betitelt mit “CSU fordert Deutsch-Pflicht für zu Hause“. […] Im Artikel stand dann allerd­ings nichts mehr von ein­er Deutsch-Pflicht. Dem Anschein nach will man in der CSU auf dem kom­menden Parteitag einen Antrag zur Abstim­mung stellen, in dem der Satz steht: …«
  • Ein Adventskalen­der mit Wörtern? Das WÖRTERBUCHNETZ liefert aus­ge­sucht­es Wei­h­nachts­vok­ab­u­lar und lädt dazu ein, in seinen Ein­trä­gen zu stöbern. (Via Lexikographieblog)
  • Im STANFORD REPORT kommt ein Lin­guis­tikpro­fes­sor zur Sprache, die Gerichtsver­hand­lung zum Tod von Trayvon Mar­tin sprach­lich betra­chtet – und zum Schluss kommt, dass eine wichtige Zeu­g­in auf­grund ihrer Sprache nicht ern­stgenom­men wurde: »Rick­ford said recent research shows that non-native or ver­nac­u­lar speak­ers are less believed even when utter­ing innocu­ous state­ments. “It’s like­ly this stems from social prej­u­dice rather than mere lack of com­pre­hen­sion on the part of the lis­ten­er,” he said.«

Geschenk zu gewinnen!

Von Kristin Kopf

Weil ja bald Wei­h­nacht­en ist, und weil wir noch ein paar Gra­ti­sex­em­plare vom Ver­lag haben, gibt’s heute mal wieder was zu gewinnen:

Wem wür­den Sie zum Fest gerne Das kleine Ety­mo­log­icum schenken — und warum?

Schreiben Sie einen Kom­men­tar: Der beste, lustig­ste, unter­halt­sam­ste oder sonst­wie beson­ders her­vorstechende Grund gewin­nt, nach streng sub­jek­tiv­en Kri­te­rien, ein Exem­plar zum Weit­er­ver­schenken. Entsch­ieden wird Ende der Woche, es find­en also alle Antworten bis Son­ntagabend, 18 Uhr Berücksichtigung.

Blogspektrogramm 48/2014

Von Susanne Flach

Während es draußen kalt und fin­ster wird, zün­det man die ersten Kerzen an und lässt die gediegene Gemütlichkeit in deutsche Wohnz­im­mer— halt! Sie sind im Sprachlog, hier iss­es vor­bei mit der Fes­tlichkeit! An die Arbeit:

Am Jungwortbrunnen

Von Anatol Stefanowitsch

Das Jugend­wort des Jahres 2014 wurde gestern bekan­nt gegeben. Auch in diesem Jahr sind dem Sprachlog die Aufze­ich­nun­gen der Beratun­gen aus den Redak­tion­sräu­men des Wörter­buchver­lags Schlangenei­dt zuge­spielt wor­den, die wir im Fol­gen­den ungekürzt veröffentlichen.

In den Redak­tion­sräu­men des Wörter­buchver­lags Schlangenei­dt in München.

Anwe­send sind OBERLEXIKOGRAF DR. WILLHELM WORTWISPERER und ASSISTENZOBERLEXIKOGRAF SIEGFRIED SILBENSÄUSLER.

SILBENSÄUSLER. Wortwisper­er, Wortwisperer!

(STILLE)

SILBENSÄUSLER. Aufgewacht, Wortwisperer.

WORTWISPERER. Mor­bleu, Sil­ben­säusler, wie oft habe ich Ihnen gesagt, Sie sollen mich nicht beim Nach­denken stören! Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 47/2014

Von Kristin Kopf

Bess­er spät als nie: Unsere Son­ntagslinks für einen gemütlichen Herbstabend!

 

  • Für die FAZ hat Anto­nia Baum mit Lann Horn­schei­dt, Pro­fessx für Gen­der Stud­ies und Sprach­analyse, gesprochen. Es geht um Sprache, es geht um Geschlechter und es geht darum, wie Men­schen sich so im Inter­net ver­hal­ten (Spoil­er: ten­den­ziell furcht­bar). Und es lohnt sich, bis zum Ende zu lesen! »Im Gespräch betont Horn­schei­dt immer wieder, dass es sich bei der x‑Form doch nur um einen Vorschlag han­dele. „Ich hänge aber nicht an der x‑Form. Wenn andere Leute andere Vorschläge haben, freue ich mich darüber. Ich teile auch viele Kri­tikpunk­te, zum Beispiel, dass diese Form nicht schön ist.“ Es müsse jedoch möglich sein, dass Men­schen, die sich nicht als Män­ner oder Frauen fühlen, dies sprach­lich aus­drück­en kön­nen. Horn­schei­dt betont außer­dem, dass es über­haupt nicht darum gehe, Geschlechter abzuschaf­fen. „Ich halte das wed­er für sin­nvoll, noch ste­ht es in mein­er Macht […]«
  • Beim RBB-Hör­erstre­it ist Ana­tol — zwis­chen vie­len anderen Leuten — als Stimme der Ver­nun­ft zum The­ma »Diskri­m­inieren wir mit Sprache?« zu hören.
  • Und Ana­tol taucht gle­ich noch ein­mal in den Medi­en auf: Anni­ka von Taube schreibt für die ZEIT über Anglizis­men und den Anglizis­mus des Jahres: »Wer auf eine andere Sprache als die eigene zurück­greifen muss, um sich auszu­drück­en, ist schlampig, faul oder beschränkt. So lautet zumin­d­est die gängige Leserkri­tik. Es gibt nichts, was sich in der deutschen Sprache nicht aus­drück­en ließe, das mag stim­men. Aber englis­che Begriffe sind oft so schön catchy, so on point. Und sie wer­den ger­ade in dig­i­tal­en Umfeldern gern genutzt, wie die User unser­er Com­mu­ni­ty natür­lich wissen.«
  • Wie es um den ANGLIZISMUS DES JAHRES 2014 genau ste­ht, erfahren Sie dann hier im Nominierungsupdate.
  • Über die Kri­tik am Wort Tol­er­anz macht sich Michael Mann im LEXIKOGRAPHIEBLOG Gedanken: »Wenn Tol­er­anz also nur im Sinne von “Duld­samkeit, Nach­sicht” ver­standen wird, ist das eine sehr kleine und pes­simistis­che Auswahl aus dem Bedeu­tungsspek­trum. Dies mag bei eini­gen Betrof­fe­nen durch per­sön­liche sprach­lich-weltliche Erfahrun­gen begrün­det sein […]. Wenn ich davon aus­ge­he, dass die Duden-Syn­onyme gründlich und auf empirisch­er Grund­lage sys­tem­a­tisch ermit­telt wur­den, kann ich die Forderung nach Auf­gabe des Aus­drucks Tol­er­anz nur sehr bed­ingt nachvollziehen.«
  • Über eine Unter­suchung zu Jugend­sprache in Öster­re­ich berichtet Doris Griess­er im STANDARD: »In das bekan­nte Lamen­to, wonach unser schönes Deutsch im jugendlichen Mund ver­stüm­melt werde, möcht­en die Graz­er Forsch­er dezi­diert nicht ein­stim­men. “Wir wollen empirisch abgesicherte Erken­nt­nisse gewin­nen, die kün­ftig auch in den Spra­chunter­richt für Deutschler­nende ein­fließen sollen”, ver­weist Arne Ziegler auf das didak­tis­che Ziel des Pro­jek­ts. “Immer­hin sind die ver­schiede­nen Jugend­sprachen Teil der öster­re­ichis­chen Sprachre­al­ität, die es zu entschlüs­seln gilt.”« (Dank an @Vilinthril)

So lügt man mit Statistik

Von Susanne Flach

Der VDS set­zt sich neben wenig erfol­gre­ichen Ver­suchen, Deutsch als Amtssprache im Grundge­setz zu ver­ankern, seit Jahren auch für eine Quote ein, die den Anteil an deutschsprachiger Musik im Radio erhöhen soll. Der neuste Vorstoß kommt jet­zt mit einem offe­nen Brief an die Mit­glieder des Rund­funkrats, der auf Grund­lage ein­er VDS-Erhe­bung die Ein­führung ein­er solchen Radio-Quote fordert. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 46/2014

Von Susanne Flach

Eieieieiei. Heute ist hier High­life in Dosen: Mehrsprachigkeit, Gerüche, Mor­pholo­gie, Buchren­zen­sio­nen & Schreibkul­tur. Aber begin­nen wir doch mit ein­er dur­chaus frag­würdi­gen Arbeit, für die Linguist/innen offen­bar auch herange­zo­gen werden:

  • Anwen­dungs­bere­iche der Lin­guis­tik? Bitteschön, hier ein beson­ders fragw–, selt­sa–, hm, prob­lema­tis­ches Beispiel, sorgsam beleuchtet von There­sia Enzens­berg­er von KRAUTREPORTER (danke an viele aufmerk­same Leser/innen für den Hinweis!).
  • Skip the sudoku, try learn­ing French“ — dieser etwas sehr plaka­tive Titel ste­ht über einem Artikel zu den kog­ni­tiv­en Vorteilen von Mehrsprachigkeit in TIME (man achte vielle­icht auch auf die URL.)
  • Und Büch­er — Büch­er! — sind in den let­zten Wochen auch erschienen, dazu gibt es Rezen­sio­nen: TIMES HIGHER EDUCATION hat sich Vyvyan Evans „Lan­guage Myth“ ange­se­hen.
  • Steven Pinker hat ein Stil­buch geschr– wait, ein Lin­guist gibt Tipps zu „guter Sprache“? Ja, denn nor­male Stil­büch­er geben „Tipps“ an völ­lig falsch­er Stelle, näm­lich dort, wo ihre Schreiber/innen Sprache mit Geschmack ver­wech­seln. Die WASHINGTON POST rezen­siert „The Sense of Style“.
  • Place­bo-Effekt? Ein Design­er hat eine Schrif­tart für Men­schen mit Dyslex­ie entwick­elt — unab­hängige Stu­di­en kon­nten aber keinen bzw. nur einen gerin­gen Effekt nach­weisen. (Ich wäre auch skeptisch.)
  • WIRED zu Gerüchen & Sprache.
  • Liebe Erstis: bald machen wir Mor­pholo­gie, ver­sprochen.

Die Moschee des Kolumbus

Von Anatol Stefanowitsch

Haben mus­lim­is­che Seefahrer Ameri­ka ent­deckt, wie es der türkische Min­is­ter­präsi­dent Erdoğan behauptet? Nein, natür­lich nicht. Die Ure­in­wohn­er Amerikas haben Ameri­ka ent­deckt, und zwar vor über fün­fzehn­tausend Jahren, als es noch keine Mus­lime gab. Aber, und das meint Erdoğan ja, haben mus­lim­is­che Seefahrer Ameri­ka vor Christoph Kolum­bus besucht? Erdoğans Beleg für seine Behaup­tung ist eine Moschee, die Kolum­bus ange­blich auf einem Hügel an der kuban­is­chen Küste gese­hen habe und die er in seinem Schiff­stage­buch erwähnt.

Die AFP-Pressemel­dung, die bish­er alle deutschen Medi­en ein­hel­lig über­nom­men haben (z.B. ntv), führt diese Behaup­tung auf einen „umstrit­te­nen Artikel“ des His­torik­ers Youssef Mroueh von 1996 zurück und berichtet, dass der mit sein­er Inter­pre­ta­tion von Kolum­bus’ Tage­buchein­trag nicht auf bre­ite Zus­tim­mung stößt: Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 45/2014

Von Kristin Kopf

Heute gibts: Was zum Mit­machen, was zu hören und viel zu lesen. Einen geruh­samen Son­ntag allerseits!

 

  • Die Nominierungsphase für den ANGLIZISMUS DES JAHRES 2014 hat begonnen — wir sind ges­pan­nt auf Ihre Vorschläge!
  • Kristin war mit dem Kleinen Ety­mo­log­icum im Radio: Auf Bay­ern 2 hat sie in SOZUSAGEN mit Thomas Mey­er­höfer über Sprach­wan­del und Sprachgeschichte gesprochen und sich dabei zu seinem Erstaunen als »lib­er­al« herausgestellt.
  • Matthias Hün­ing (schon let­zte Woche im Spek­tro­gramm zu Gast!) und Philipp Krämer fordern im TAGESSPIEGEL eine real­is­tis­che Sprach­poli­tik für die EU: »Sprachkom­pe­tenz wird unterteilt in Kul­tur­mis­sion und Wirtschafts­förderung. Dabei hätte Europa eine kohärente, ziel­gerichtete und vor allem real­is­tis­che Sprach­poli­tik sehr nötig. Der Europäis­chen Union sollte dabei ihre Kern­rolle zukom­men, näm­lich Rah­menbe­din­gun­gen zu schaf­fen und dafür zu sor­gen, dass Mehrsprachigkeit gestal­tet wird.« 
  • Auf SLATE (Englisch) nimmt Leah Velle­man einen Ghost­busters-Dia­log auseinan­der, u.a. um zu zeigen, was Infor­ma­tion­sstruk­tur ist.
  • What are you sink­ing about? Auf SPEECH TALK schaut sich Geoff Lind­sey die englis­chen <th>-Laute ganz genau an, mit denen ja auch viele von uns ihre liebe Not haben: »They’re rel­a­tive­ly unnat­ur­al sounds, in a tech­ni­cal sense: they’re acquired late by chil­dren, and they’re rel­a­tive­ly rare in the world’s lan­guages. When Eng­lish is spo­ken by non-natives whose moth­er tongue lacks θ or ð, th-words are often pro­nounced with oth­er, more nat­ur­al sounds.«

Siegerehrung mit obskuren Hosen

Von Kristin Kopf

Wow, beim Ety­molo­gierät­sel herrschte Reko­rd­beteili­gung! Und fast alle haben auch die richtige Lösung gefun­den, Hut ab! Sie brauchen also gar kein Kleines Ety­mo­log­icum meh… doch? Nagut. Fan­gen wir mit der Siegerehrung an, dann fol­gen unsere glück­lichen Wort­paare mit kurzen Anmerkungen.

Von 66 Ein­sendun­gen waren 55 richtig — es gab also einen großen Lostopf! Ich habe zunächst ein­mal unter den richti­gen Antworten gelost und dann — abzüglich der Gewin­ner­in — noch ein­mal unter allen. Behil­flich war der Ran­dom Num­ber Gen­er­a­tor, und der ver­half zum Sieg: Weit­er­lesen