Eigentlich ist die ganze Geschichte Schnee von gestern: lange Zeit glaubte man, die Eskimos verfügten über eine große Zahl von Wörtern für Schnee und verwies gerne und häufig auf diese vermeintliche Tatsache. Dann setzte sich langsam die Erkenntnis durch, dass dies nicht der Fall ist. Eigentlich ist das schon alles und vielen Menschen ist nicht klar, warum uns das überhaupt interessieren sollte. Ich hätte das Thema auch lieber vermieden, aber ein aktueller Anlass in der Blogosphäre (und das unverhoffte Winterwetter) zwingen mich nun, die Geschichte hier aufzugreifen. Weiterlesen
Unwort des Jahres 2007
Die Medienpräsenz der Sprachwissenschaft war diese Woche hauptsächlich durch die selbsternannte „Unwort des Jahres“-Jury bestimmt, die in diesem Jahr die freiwillige Ausreise zum Unwort erkoren hat. Als Sprachwissenschaftler kann man dazu eigentlich nicht viel sagen, denn die Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit Unwörtern genausowenig, wie die Zoologie mit Untieren oder die Mathematik mit Unsummen. Die Begründung der Jury hat dann mit Sprache auch nur wenig zu tun:
Freiwillige Ausreise meint in Abgrenzung zum amtlichen Begriff Abschiebung, der Zwangsmaßnahmen beinhaltet, die Konsequenz aus der „intensiven Beratung“ abgelehnter Asylbewerber in den sog. Ausreisezentren, die Bundesrepublik doch lieber von selbst wieder zu verlassen. Die Freiwilligkeit einer solchen Ausreise darf in vielen Fällen bezweifelt werden.
Das macht den Begriff freiwillige Ausreise allerding nicht zu einem Unwort, sondern zu einer Lüge. Und „Lügen haben kurze Beine“, das wusste schon meine Großmutter. Dafür braucht es keine Sprachwissenschaftler.
Kinderleichter Spracherwerb
In den letzten Tagen ging eine interessante Meldung zum frühkindlichen Fremdsprachenunterricht durch die Presse: unter dem Eindruck des „Pisa-Schocks“ schicken immer mehr Eltern ihre Kinder — vom Säugling bis zum Vorschulkind — in Englischkurse. Die Kleinen sollen dort für das Überleben in einer globalisierten Welt fit gemacht werden.
(In Amerika haben ähnlich besorgte Eltern übrigens eine andere Vorstellung davon, wer diese globalisierte Welt dominieren wird und lassen ihre Kinder deshalb von chinesischen Kindermädchen in deren Muttersprache betreuen oder schicken sie in zweisprachige englisch-chinesische Vorschulen.)
Aus der Politik, die sich über so viel elterliches Engagement doch eigentlich freuen sollte, kommen nun warnende Stimmen: Weiterlesen