Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Nor­maler­weise würde es eine regionale Pressemel­dung über einen Vor­trag zu Ort­sna­men nicht in unsere Press­eschau schaf­fen, aber dieses Zitat ist dann doch zu schön um es zu ignorieren:

Wie ver­quer Sprache und Begriffe manch­mal ver­wen­det, inter­pretiert und umgedeutet wer­den, wird Gün­ter Schüt­tler an markan­ten Beispie­len erläutern und, da es auch um Flur­na­men geht, eine fotografis­che Run­dum-Pro­jek­tion mit­brin­gen. So kön­nen die Zuhör­er vom „Hain­rich“ übers Rein­heimer Beck­en blick­en, Plätze und ihre Beze­ich­nun­gen zuord­nen. Dabei will Schüt­tler nicht als Sprach­wis­senschaftler auftreten, son­dern ver­ständlich und nachvol­lziehbar in die Welt der Namen und Beze­ich­nun­gen ein­tauchen und dar­legen, woher sie kom­men, wie Men­schen sie ver­wen­den und welchem Wan­del sie durch die Geschichte hin­durch unter­wor­fen waren.

Wir hof­fen, dass es uns hier im Bre­mer Sprach­blog auch weit­er­hin gelin­gen wird, als Sprach­wis­senschaftler und ver­ständlich und nachvol­lziehbar aufzutreten… Weit­er­lesen

T/V International

Von Anatol Stefanowitsch

Der Mel­bourn­er Über­set­zer Marc Hiatt betreibt ein ungewöhn­lich­es Weblog, Trans­lat­ed from the Ger­man. Wie der Name andeutet, veröf­fentlicht er dort eigene englis­che Über­set­zun­gen großer deutsch­er Denker wie Adorno, Goethe, Herder, Horkheimer, Leib­nitz und … ähm … Ste­fanow­itsch. Seit gestern kann man dort den Beitrag T/V Total in englis­ch­er Über­set­zung lesen: Total­ly T/V. Weit­er­lesen

Sprachliche Erziehungsprobleme

Von Anatol Stefanowitsch

Wer seinen Kindern vor dem Ein­schlafen vor­li­est, weiß, wie schw­er es ist, gute Kinder- und Jugend­büch­er zu find­en (vor allem, wenn man nicht noch eine Geschichte über ein Pferd lesen möchte, das vor dem Abdeck­er gerettet wer­den muss). Und wer irgen­deinen Beruf außer Loko­mo­tivführer oder Märchen­prinzessin (oder Abdeck­er) ausübt, weiß, wie schw­er es ist, seinen Kindern zu erk­lären, wom­it man eigentlich sein Geld verdient.

Als ich vor eini­gen Monat­en auf eine Rezen­sion von Elis­a­beth Zöll­ners Jugen­dro­man „Ich knall ihr eine! Emma wehrt sich“ (2001, Thiene­mann; Neuau­flage 2005, Omnibus) stieß, dachte ich, dass ich vielle­icht bei­de Prob­leme auf ein­mal lösen könnte.

Gut, eigentlich dachte ich das nicht — die Geschichte von Emma und Eva und Gewalt in der Schule kam mir gle­ich arg sch­ablo­nen­haft vor. Aber: Emmas Mut­ter ist Sprach­forscherin! Lin­guis­ten kom­men in Roma­nen ver­gle­ich­sweise sel­ten vor, und so wit­terte ich meine Chance, mit dem abendlichen Vor­lesen auch Ein­sicht­en über meinen Beruf zu ver­mit­teln. Weit­er­lesen

Kompositumspatriotismus

Von Anatol Stefanowitsch

Auf dem Heimweg am Don­ner­stag­mit­tag habe ich fol­gende Behaup­tung im Deutsch­land­funk gehört:

Die deutsche Sprache ver­fügt über eine Eigen­schaft, die sie nur mit weni­gen anderen Sprachen teilt: sie kann zusam­menge­set­zte Sub­stan­tive bilden. Ver­fas­sungspa­tri­o­tismus. (DLF, 2007-04-05 12:29)

Ich habe nicht genau mit­bekom­men, warum dieser Satz fiel, weil ich damit beschäftigt war, ihn für die dieswöchige Press­eschau festzuhal­ten. Das ist bei 140 km/h auf der A1 nicht ein­fach und nicht zur Nachah­mung emp­fohlen, aber für die werten Leserin­nen und Leser des Bre­mer Sprach­blogs ist mir kein Risiko zu hoch. Ich habe dann zuhause fest­gestellt, dass es sich um einen Ver­weis auf ein bere­its am 1. April aus­ges­trahltes Essay des Rechtswis­senschaftlers Dieter Simon zur europäis­chen Ver­fas­sung han­delte, das inzwis­chen auch auf der Web­seite des DLF zu find­en ist und das mit dem ersten Satz dieser Behaup­tung begin­nt. Weit­er­lesen

Zweihundert Wörter für „Pferd“?

Von Anatol Stefanowitsch

Kaum habe ich ver­sprochen, dass wir in Zukun­ft mehr über lexikalis­che Mythen bericht­en wollen, liefert uns Vio­la heute mor­gen fol­gen­den Kom­men­tar, der eigentlich für unsere Reis­geschichte sein sollte, den ich aber lieber hier poste, damit er nicht untergeht:

liest hier jemand mit, der ungarisch kann und sich mit pfer­den auskennt?

grad ent­deckt:

Le hon­grois […] dis­pose […] de plus de deux cents ter­mes pour définir la race et la couleur d’un cheval.”

- “Das Ungarische ver­fügt über mehr als 200 Wörter zur Beze­ich­nung der Rasse und der Farbe eines Pferdes.”

In: Moore, Christo­pher (2006): Les plus jolis mots du monde. Paris: Michel. S. 45. [Orig­i­nal ersch. 2004 u.d.T. “In oth­er words. A lan­guage lover’s guide to the most intrigu­ing words around the world”. Lon­don: Elwin Street.]

Der Voll­ständigkeit hal­ber hier noch das englis­che Orig­i­nalz­i­tat, dass ich in diesem Blo­gein­trag des Schrift­stellers Julius Lester gefun­den habe, der dort gle­ich auf einen ganzen Reis­sack voller sprach­lich­er Mythen here­in­fällt (aber nicht auf den von den Eski­mos): “Hun­gar­i­an has two hun­dred dif­fer­ent words describ­ing the breed and the col­or­ing of a horse.” Weit­er­lesen

Zehn Wochen Bremer Sprachblog

Von Anatol Stefanowitsch

Über unserem Aprilscherz und dem Sprachquiz für April habe ich es nicht geschafft, für diese Woche Beiträge vorzu­bere­it­en, deshalb feiere ich ein­fach mal den erfol­gre­ichen Start unseres Bre­mer Sprachblogs.

Achtung: am Ende dieses Beitrags werde ich unseren Aprilscherz vom Son­ntag auflösen. Wer noch nicht selb­st ger­at­en hat und das noch tun möchte, sollte schnell hier klick­en!

Also: mor­gen ist es genau zehn Wochen her, dass das Bre­mer Sprach­blog mit einem Beitrag über „kinder­le­icht­en“ Spracher­werb ges­tartet ist. Weit­er­lesen

April, April

Von Anatol Stefanowitsch

Das Prob­lem mit Aprilscherzen ist ja, dass wir alle auf sie vor­bere­it­et sind und vor­sicht­shal­ber erst ein­mal gar nichts glauben, was man uns am 1. April weis­machen will. Wir präsen­tieren deshalb vier ver­meintliche sprach­wis­senschaftliche Aprilscherze, von denen aber drei tat­säch­lich wahr sind. Find­en Sie den echt­en Aprilscherz? Halt, halt! Ich meine natür­lich, find­en Sie den echt­en Aprilscherz ohne zu googeln? Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

In Baden-Würt­tem­berg tobt ein ungewöhn­lich­er Sprachkrieg. Seit 2003 begin­nt der Fremd­sprache­nun­ter­richt dort schon in der Grund­schule. Ganz Baden-Würt­tem­berg hat dafür das Englis­che gewählt. Ganz Baden-Würt­tem­berg? Nein! Denn ein Gebi­et leis­tet dem Ein­drin­gling tapfer Wider­stand. Ent­lang der Rhein­schiene hat man sich aus ganz prak­tis­chen Grün­den für das Franzö­sis­che entsch­ieden. Frankre­ich ist nah, und wer Franzö­sisch spricht, dem ste­ht ein zusät­zlich­er Arbeits­markt zur Ver­fü­gung. Aber was den Eltern für die Grund­schule Recht war, ist ihnen für das Gym­na­si­um keineswegs bil­lig. Denn hier sollen, wenn es nach Kul­tus­min­is­ter Hel­mut Rau geht, die betr­e­f­fend­en Schüler gezwun­gen wer­den, Franzö­sisch als erste Fremd­sprache zu wählen. Weit­er­lesen

T/V Total

Von Anatol Stefanowitsch

Sprache dient uns nicht nur dazu, Infor­ma­tio­nen über die Welt auszu­tauschen, son­dern auch dazu, zwis­chen­men­schliche Beziehun­gen auszuhan­deln und zu signalisieren.

Wir tun das unter anderem durch soge­nan­nte Höflichkeits­for­men (oder Hon­ori­fi­ca). Das kön­nen im ein­fach­sten Fall spezielle Anre­de­for­men sein, wie etwa die im amerikanis­chen Englisch weit ver­bre­it­eten sir und ma’am oder das etwas ver­al­tete deutschen mein Herr oder gnädi­ge Frau.

Es kön­nen aber auch Flex­ion­sendun­gen sein, die fes­ter Bestandteil der Gram­matik ein­er Sprache sind, wie zum Beispiel im Kore­anis­chen. Weit­er­lesen

Amtssprache Deutsch

Von Anatol Stefanowitsch

Übers Woch­enende habe ich weit­er über das The­ma „Deutsch im Grundge­setz“ nachgedacht und mir dabei die derzeit­ige Geset­zes­lage noch ein­mal etwas genauer ange­se­hen. Das war für mich sehr lehrre­ich. Bevor ich fort­fahre aber ein ein­schränk­ender Kom­men­tar: ich habe zwar vor langer Zeit ein­mal zwei Semes­ter Wirtschaft­srecht studiert, aber ich bin natür­lich kein Recht­sex­perte. Als Sprach­wis­senschaftler denke ich bei „Gesetz“ nor­maler­weise an so etwas wie die Erste Lautver­schiebung, die einst dazu geführt hat, dass die ger­man­is­chen Sprachen sich laut­lich vom Rest der indoeu­ropäis­chen Sprach­fam­i­lie getren­nt haben. Ich kann also nicht garantieren, dass ich die weniger erhabenen Geset­ze und Ver­wal­tungsvorschriften, über die ich im Fol­gen­den spreche, richtig ver­standen habe. Weit­er­lesen