Mensch-Maschine-Kommunikation

Von Anatol Stefanowitsch

Einige mein­er Kol­le­gen hier in Bre­men unter­suchen im Rah­men eines Son­der­forschungs­bere­ichs zum The­ma „Raumkog­ni­tion“ auch Aspek­te der Men­sch-Mas­chine-Kom­mu­nika­tion. Wenn ich das höre, muss ich immer an das hier denken:

Ich hoffe, keine der automatischen Türen, die ich kenne, liest dies. Das wäre mir sehr peinlich.

Ich hoffe, keine der automa­tis­chen Türen, die ich kenne, liest dies. Das wäre mir sehr peinlich.

[© by xkcd. Sowohl das Orig­i­nal als auch unsere Über­set­zung des Car­toons ste­hen unter ein­er Creative-Commons-BY-NC‑2.5‑Lizenz]

Sprache im Blut

Von Anatol Stefanowitsch

In der Sprach­wis­senschaft ist es eine Bin­sen­weisheit, dass es keinen Zusam­men­hang zwis­chen der Abstam­mung eines Men­schen und seinem Tal­ent für das Erler­nen ein­er bes­timmten Sprache gibt. Wenn zum Beispiel ein Kind zweier deutsch­er Eltern unter Chi­ne­sen aufwächst, wird es genau­so leicht, schnell und gut Chi­ne­sisch ler­nen, wie ein Kind zweier Chi­ne­sen. Das ist so eigentlich offen­sichtlich, dass man es kaum erwäh­nen müsste.

Wenn sich die Ergeb­nisse bestäti­gen, über die die bei­den Edin­burgher Sprach­wis­senschaftler Dan Dediu und Robert Ladd in ihrem ger­ade erschiene­nen Auf­satz Lin­guis­tic tone is relat­ed to the pop­u­la­tion fre­quen­cy of the adap­tive hap­logroups of two brain size genes, ASPM and Micro­cephalin bericht­en, kön­nten die Tage dieser Bin­sen­weisheit allerd­ings gezählt sein. Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Es ist sich­er immer schw­er, der Öffentlichkeit die Notwendigkeit von Grund­la­gen­forschung ver­ständlich zu machen. Aber man stelle sich vor, eine Gruppe von Physik­ern hätte von der Regierung 670.000 Euro erhal­ten, um die Anzahl und die Eigen­schaften von Ele­men­tarteilchen zu erforschen (nicht, dass sie damit weit kämen — man kön­nte mit dieser Summe einen Teilchenbeschle­u­niger keine 10 Tage lang mit Strom ver­sor­gen). Müssten sie fürcht­en, dass der Bund der Steuerzahler sich darüber mit der Begrün­dung beschw­ert, man wisse doch bere­its, dass es unter­schiedliche Ele­men­tarteilchen gebe? Wahrschein­lich nicht. Weit­er­lesen

Satz und Sieg

Von Anatol Stefanowitsch

Seit ein paar Wochen sucht die Ini­tia­tive deutsche Sprache gemein­sam mit der Stiftung Lesen den „Schön­sten ersten Satz“ eines deutschsprachi­gen Romans. Noch bis zu 21. Sep­tem­ber 2007 kann man seinen Vorschlag online ein­re­ichen. Ins­ge­samt gefällt mir diese Aktion. Der erste Satz eines Romans entschei­det ja oft darüber, ob man über­haupt weit­er­li­est (zumin­d­est, wenn man, wie ich, eine kurze lit­er­arische Aufmerk­samkeitss­panne hat). Und wenn es einen schön­sten solchen Satz gibt, dann ist der Ver­such, ihn in einem deutschsprachi­gen Roman zu find­en, eine schöne Art, sich für die deutsche Sprache zu begeis­tern ohne dabei auf anderen Sprachen herumzuhacken.

Aber ganz ohne Nörgeln geht es trotz­dem nicht. Erstens: was hat ein Hand­ball­train­er in der Jury zu suchen? Ich bin dur­chaus sport­begeis­tert (für die Bun­desli­ga kann ich sehr viel mehr Aus­dauer auf­brin­gen als für die Klas­sik­er der amerikanis­chen Gegen­wart­slit­er­atur, und obwohl ich kein großer Hand­ball­fan bin, bin ich auf „unseren“ Welt­meis­ter­ti­tel natür­lich stolz). Aber warum Sport und Kul­tur ständig in einem Atemzug gedacht und genan­nt wer­den ist mir trotz­dem ein Rät­sel. Zweit­ens: es wird der schön­ste erste Satz eines deutschen Romans gesucht, und der erste Preis ist dann aus­gerech­net eine Reise nach New York?

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch
Suche nach der <em>Grafikkarte</em> im Apple Store

Suche nach der Grafikkarte im Apple Store

Sprach­blogleser NvonX hat mich auf diese schöne Geschichte hingewiesen: Wer beim deutschen Apple Store nach ein­er „Grafikkarte“ sucht, wird streng­stens zur Ord­nung gerufen: „Die Suche nach unangemesse­nen Wörtern wird nicht unter­stützt“, teilt einem die Such­mas­chine mit, bevor sie mit­teilt, dass keine Ergeb­nisse gefun­den wur­den und dass man doch bitte die Schreib­weise der Such­wörter über­prüfen solle. Weit­er­lesen

Anatol Columbus

Von Anatol Stefanowitsch

Mein Beruf bietet sich nicht unmit­tel­bar dazu an, seinen Kindern davon zu erzählen, was man eigentlich den lieben lan­gen Tag so macht. Am ehesten kann man ihnen wohl den Aspekt der Lehre ver­mit­teln („Ich bin ein Lehrer für Erwach­sene“). Irgend­wie hat sich meine Tochter trotz­dem einen Ein­druck davon gebildet, dass da noch mehr dazu gehört. Weit­er­lesen

Paint It, Pink

Von Anatol Stefanowitsch

In vie­len asi­atis­chen Län­dern dient die englis­che Sprache rein deko­ra­tiv­en Zweck­en. Das lateinis­che Alpha­bet und die englis­che Orthografie scheinen dort ein ähn­lich­es ästhetis­ches Empfind­en anzus­prechen, wie es chi­ne­sis­che Schriftze­ichen bei uns tun. Der Inhalt spielt dabei keine Rolle. Die Mach­er von T‑Shirts, Taschen und Postern wer­fen oft mit völ­lig beliebige Wörter und Pseudowörter um sich, oder sie klauen Absätze aus ver­schiede­nen Quellen und kom­binieren sie zu inkon­gru­enten Textcol­la­gen. Weit­er­lesen

Zerstörerische Briten

Von Anatol Stefanowitsch

Son­ntags räume ich immer meinen Spamord­ner auf und dabei ist mir heute dieser schöne Satz aufgefallen:

Du bist als ein­er von zwei Siegern des BRITISCHEN NATIONALEN LOT­TERIE-Com­put­er­stim­mzet­tels zeichnest vorgewählt wor­den und fol­glich bist du eine priv­i­legierte Empfänger des großar­ti­gen Betrag­preiss von £650,412.00 (sechs hun­dert und fün­fzig tausend vier­hun­dert und zwölf Briten zer­stoßen Ster­ling), im Bargeld. 

Warum tun die das?“ habe ich mich natür­lich sofort gefragt. Wozu brauchen die zer­stoßenes Geld oder zer­stoßene Autos oder zer­stoßene Maschi­nengewehre oder zer­stoßene Katzen oder zer­stoßene — gut, ich hör’ ja schon auf. Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Die taz berichtet über neue Entwick­lun­gen im Fem­i­nis­mus, der schein­bar mit gesellschaftlichen Verän­derun­gen nicht mithal­ten kon­nte und „irgend­wie daneben herum­ste­ht“. Das will der Sam­mel­band Das F‑Wort. Fem­i­nis­mus ist sexy (Hg. Mir­ja Stöck­er, König­stein, 2007) ändern, indem die Autor/innen ver­suchen, „den Frei­heits­be­griff des alten Fem­i­nis­mus aus seinen iden­tität­spoli­tis­chen Fän­gen zu befreien, ohne ihn deshalb aufzugeben“. Weit­er­lesen

Schadenfreude

Von Anatol Stefanowitsch

Let­zte Woche habe ich über Don DeLil­lo und ungewöhn­liche Kom­bi­na­tio­nen von Gefühlen geschrieben und dabei das deutsche Lehn­wort schaden­freude im Englis­chen erwähnt.

Zur Erin­nerung, das Cam­bridge Advanced Learn­ers Dic­tio­nary definiert dieses Lehn­wort wie folgt:

schaden­freude

noun [U]

a feel­ing of plea­sure or sat­is­fac­tion when some­thing bad hap­pens to some­one else

Ein Gefühl von Freude oder Befriedi­gung also, wenn jemand anderem etwas Schlecht­es zustößt. Weit­er­lesen