James D. McCawleys Dates in the Month of May that Are of Interest to Linguists sollte man in der Linguistik-Einführung lernen …
Guten Morgen, Guten Tag …
Ich lese grade in einer Kolumnensammlung der Japan Times namens Nihongo Notes (Osamu & Nobuko Mizutani) in mehreren Bänden (eher Bänd-chen) aus den 70ern/80ern. Es geht quasi darum, arme Ausländer im höflichkeitssensiblen Japan vor sozialer Ausgrenzung und Ächtung wegen Verwendung falscher Ausdrücke zu bewahren.
In Deutschland sind die Bücher wohl nur noch antiquarisch und zu horrenden Preisen zu bekommen (die phantasievollste Preisforderung will pro Seite einen Euro), großes Buh!
Was mich sehr fasziniert hat (Erkennen, Eigenes, Fremdes etc.):
お早う ohayou heißt ‘Guten Morgen!’ und 今日は konnichiwa ‘Guten Tag!’ Mit großer Mühe und viel Liebe wird den Japanischlernenden nun nahegebracht, dass es nicht nur an der Tageszeit liegt, welchen Gruß man benutzt, sondern auch an der Beziehung, in der man zu jemandem steht. Ohayou verwendet man generell morgens, sowohl der eigenen Gruppe (Familie, Freunde, Kolleginnen) als auch Fremden gegenüber. Sollte es sich aber einmal zutragen, dass man z.B. erst mittags zur Arbeit kommt, dann darf man niiiiiiiiemals konnichiwa sagen, denn das ist ein Gruß, den man Leuten gegenüber verwendet, die nicht zum engeren Umfeld gehören.
So weit, so gut, ominöse Japaner … aaaaaaber dann ist mir aufgefallen: Wir machen es auch nicht anders! (Guten) Tag! ist auch bei uns sehr an die Vertrautheit gekoppelt — man würde es nie zur eigenen Familie oder zu Freunden sagen, da klingt es viel zu formell.
今晩は konbanwa bzw. Guten Abend verhält sich wie konnichiwa/Guten Tag!
Und die Gute Nacht! finde ich leider nicht mehr, ich bin mir sicher, dass irgendwo etwas dazu stand, aber mein Lesezeichensystem weist ernsthafte konzeptionelle Fehler auf.
Dennoch wünsche ich sie hiermit: お休みなさい oyasuminasai!
[Bilderbuchtipp] Windows Vista = ‘Windaugensicht’
Oooh, oooh, ganz dringend lesen:
Wolfgang Viereck, Karin Viereck, Heinrich Ramisch (2002): dtv-Atlas Englische Sprache. München.
Da erfährt man zum Beispiel, dass window ein skandinavisches Lehnwort ist und ursprünglich ‘Windauge’ hieß. Oder dass die Pikten von den Römern so genannt wurden, weil sie picti ‘Bemalte’ waren. Oder dass Professor Slughorn eine Nacktschnecke beinhaltet, und keine mit Häuschen, denn die heißt ja snail (*summ* “I’d rather be a sparrow than a snail …”). – Und auch wenn man Englisch studiert oder so etwas aus anderen Gründen für Allgemeinwissen hält, wird man bestimmt seine Freude dran haben.
Außerdem hat es ein Text-Bild-Verhältnis von 50:50! Juhu!
Presseschau
Das Plattdeutsch ist, anders als das Deutsche, ja tatsächlich vom Aussterben bedroht. Die Bemühungen um eine plattdeutsche Version der Wikipedia, über die das Hamburger Abendblatt diese Woche schreibt, sind deshalb ein äußerst lobenswerter Beitrag zum Spracherhalt. Bei der Erstellung der mittlerweile über 10 000 Artikel müssen plattdeutsche Begriffe für viele Aspekte des modernen Lebens neu geschaffen werden („Ausbau“ nennt man das in der Sprachwissenschaft). Beim Abendblatt herrscht aber offensichtlich Verwirrung darüber, woher diese Begriffe kommen: Weiterlesen
Deutsch — eine bedrohte Sprache?
Glaubt man prominenten Mitgliedern des Vereins Deutsche Sprache, dann sieht es um die Zukunft des Deutschen finster aus:
„Kolonialstaaten pflegen im Lauf der Zeit die Sprache ihres Mutterlandes anzunehmen.“ Herbert Bonewitz (Held der Mainzer Fassenacht)
„Die deutsche Sprache verendet wie ein krankes Tier.“ Edda Moser (Opernsängerin)
„Man wird schwerlich in der Welt noch eine andere Gesellschaft finden, die ihre eigene Sprache so schamlos mißachtet und so hemmungslos aufgibt, wie die deutsche Gesellschaft.“ Prof. Dr. Hans Joachim Meyer (Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken)
Ist die deutsche Sprache tatsächlich in Gefahr? Wird sie in absehbarer Zeit verschwinden? Weiterlesen
Auf dem Gartenweg
“Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana.”
(Groucho Marx)
Garden-path sentences heißen auf Niederländisch intuinzin [ɪn tœyn zɪn] ‘im Garten Satz’ — ein Ausdruck, der für Deutsche wiederum ein Zungenbrecher (tongbreker) ist. Mein liebstes Niederländischwörterbuch kennt das Wort aber leider nicht. Dennoch sei es empfohlen: www.uitmuntend.de
Sprache vs. Dialekt
.אַ שפראַך איז אַ דיאַלעקט מיט אַן אַרמײ און פֿלאָט
A shprakh iz a dialekt mit an armey un flot.
(Max Weinreich, 1945)
Nun hat Jiddisch weder das eine, noch das andere.
Außerdem hat es (teilweise abgewandelte) hebräische Buchstaben, wie man oben sehen kann. Aber das heißt noch lange nicht, dass es so schwer zu lesen ist wie Hebräisch — man schreibt nämlich auch die Vokale.
Schon ziemlich lange übrigens: Dukus Horant — eine Art altjiddische Kudrun.
Aktion scheintotes Deutsch
Ich will eigentlich gar nicht über die „Aktion Lebendiges Deutsch“ schreiben, aber ich habe einen uninspirierten Tag, deshalb tu ich es doch. Und wieder einmal haben die Herren (ja, es sind wirklich nur Herren) bewiesen, dass sie als Erneuerer der deutschen Sprache gänzlich ungeeignet sind (einen Kommentar zu den Leservorschlägen für Factory Outlet erspare ich mir; die hat der Wortistiker bereits Anfang Juli relativ akkurat vorhergesehen und kommentiert). Weiterlesen
Schplock-Literaturverzeichnis
Alte Schplock-Beiträge (bis Ende 2010) wurden noch nicht mit individuellen Literaturverweisen versehen, sondern besaßen ein gemeinsames Literaturverzeichnis. Der Vollständigkeit halber ist es in diesem rückdatierten Beitrag zu finden:
Achilles, Ilse und Gerda Pighin (2008): Vernäht und zugeflixt! Von Versprechern, Flüchen, Dialekten & Co. Mannheim.
[27.3.09]
Bakker, Peter (1997): A Language of Our Own. The Genesis of Michif, the Mixed Cree-French Language of the Canadian Métis. New York, Oxford.
[22.8.07]
Bakker, Peter & Robert Papen (1997): Michif. A Mixed Language Based on French and Cree. In: Sarah Grey Thomason: Contact languages. A wider perspective. Amsterdam. 295–365.
[22.8.07, Update]
Bergmann, Rolf, Peter Pauly & Claudine Moulin-Fankhänel (2007): Alt- und Mittelhochdeutsch. Arbeitsbuch zur Grammatik der älteren deutschen Sprachstufen und zur deutschen Sprachgeschichte. 7. Aufl. Göttingen.
[28.7.09]
Besch, Werner & Heinrich Löffler (1977): Alemannisch. Dialekt/Hochsprache kontrastiv. Sprachhefte für den Unterricht. Düssendorf.
[23.4.09]
Christen, Helen (2001): Ein Dialektmarker auf Erfolgskurs: Die /l/-Vokalisierung in der deutschsprachigen Schweiz. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 1, 16–26.
[13.8.10]
Colapinto, John (2007): The Interpreter. Has a remote Amazonian tribe upended our understanding of language? In: The New Yorker, 16.4.2007.
[9.10.07]
Comrie, Bernard (2008): Numeral Bases. In: Haspelmath, Martin & Dryer, Matthew S. & Gil, David & Comrie, Bernard (Hgg.) The World Atlas of Language Structures Online. Kapitel 131. München.
[9.7.10]
Dudenredaktion (2005): Die Grammatik. Bd. 4. 7. Aufl. Mannheim u.a.
[16.1.09, 25.2.09]
Ernst, T. & E. Smith (1978): Lingua Pranca. An Anthology of Linguistic Humor. Bloomington.
[12.8.07]
Foljanty, Detlef (1984): Die japanische Schrift. In: Tohru Kaneko & Gerhard Stickel: Deutsch und Japanisch im Kontrast. Bd. 4. Japanische Schrift, Lautstrukturen, Wortbildung. Heidelberg. 30–63.
[9.7.09]
Foljanty, Detlef (1985): Japanisch intensiv. Ein Lernbuch mit Lösungen. 2. Aufl. Hamburg.
[9.7.09]
Frank, M. C. et al. (2008): Number as a cognitive technology: Evidence from Pirahã language and cognition. In: Cognition 108, 3.
[9.7.2010]
Gil, David (2008): Para-Linguistic Usages of Clicks. In: Haspelmath, Martin et al. (Hgg.): The World Atlas of Language Structures Online. Munich. Chapter 142.
[25.6.08]
Grimm, Jacob und Wilhelm (1854–1960): Deutsches Wörterbuch. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig.
[22.12.08, 20.2.09, 24.2.09, 25.2.09, 12.3.09, 23.3.09, 1.4.09, 9.4.09, 10.4.09, 13.5.09, 1.6.09]
Haas, Walter (1983): Vokalisierung in den deutschen Dialekten. In: Besch, Werner et al.: Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung, 2, 1111–1116. Berlin, New York.
[13.8.10]
Hall, Tracy Alan (2000): Phonologie. Eine Einführung. Berlin, New York.
[2.3.09]
Herrgen, Joachim (1986): Koronalisierung und Hyperkorrektion. Das palatale Allophon des /ch/-Phonems und seine Variation im Westmitteldeutschen. Stuttgart.
[4.3.09, 6.3.09]
Heuser, Rita (2008): Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten. Sammlung, Deutung, sprach- und motivgeschichtliche Auswertung. Stuttgart.
[7.10.09]
Hoppmann, Dorothea (2007): Einführung in die koreanische Sprache. Hamburg.
[17.9.09]
Jones, Steve & Borin Van Loon (1994): Introducing Genetics. Cambridge.
[6.8.07]
König, Werner (1989): Atlas zur Aussprache des Schriftdeutschen in der Bundesrepublik Deutschland. 2 Bde. Ismaning.
[4.3.09]
König, Werner (2005): dtv-Atlas Deutsche Sprache. 15. Aufl. München.
[21.7.09, 28.7.09]
Kürschner, Sebastian (2005): Verfugung-s-nutzung kontrastiv. Zur Funktion der Fugenelemente im Deutschen und Dänischen. In: TijdSchrift voor Skandinavistiek. 26, 2. 103–125.
[25.2.09]
Kunze, Konrad (2004): dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. 5. Aufl. München.
[13.8.09]
Kurz, Gebhard und Günter Wojaczek (2002): Studium Latinum. Latein für Universitätskurse. Teil 2: Übersetzungshilfen und Grammatik. 3. Aufl. Bamberg.
[9.4.09]
Lexer, Matthias (1992): Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Zugleich als Supplement und alphabetischer Index zum Mittelhochdeutschen Wörterbuche von Benecke-Müller-Zarncke. Nachdruck der Ausg. Leipzig 1872–1878 mit einer Einleitung von Kurt Gärtner. 3 Bde. Stuttgart.
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Martin, Ernst und Hans Lienhart (1899–1907): Wörterbuch der elsässischen Mundarten. 2 Bde. Straßburg. [Nachdruck Berlin/New York 1974].
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Meibauer, Jörg et al. (2002): Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart, Weimar.
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Meibauer, Jörg (2003): Phrasenkomposita zwischen Wortsyntax und Lexikon. In: Zeitschrift für Sprachwissenschaft 22, 153–188.
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Mizutani, Osamu & Nobuko (1977): Nihongo Notes 1. Speaking and Living in Japan. Tokyo.
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Müller, Ernst Erhard (1979): Großvater, Enkel, Schwiegersohn. Untersuchungen zur Geschichte der Verwandtschaftsbezeichnungen im Deutschen. Heidelberg.
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Nübling, Damaris et al. (2006): Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. Tübingen.
[20.3.09, 23.3.09, 1.5.09]
Ochs, Ernst (Bearb., 1925–1940): Badisches Wörterbuch. Bd. 1. Lahr.
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Olschansky, Heike (1999): Täuschende Wörter. Kleines Lexikon der Volksetymologien. Stuttgart.
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Paul, Hermann & Walther Mitzka (1960): Mittelhochdeutsche Grammatik. 18. Aufl. Tübingen.
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Reyzl, Marion (2000): Die Geschichte der deutschen Verwandtschaftsbezeichnungen vom Althochdeutschen bis ins 20. Jahrhundert. Blutsverwandtschaft und Heiratsverwandtschaft. Unveröffentlichte Magisterarbeit. Universität Eichstätt.
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Rymer, Russ (1994): Genie. A Scientific Tragedy. New York.
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Sanders, Willy (1982): Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch. Sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Göttingen.
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Schirmunski, Viktor M. (1962): Deutsche Mundartkunde. Vergleichende Laut- und Formenlehre der deutschen Mundarten. Berlin.
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Schoof, Wilhelm (1900): Die deutschen Verwandtschaftsnamen. In: Zeitschrift für hochdeutsche Mundarten 1. 193–298.
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Seebold, Elmar (2002): Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Aufl. Berlin.
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Stellmacher, Dieter (1990): Niederdeutsche Sprache. Eine Einführung. Bern u.a.
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Schweikle, Günther (2002): Germanisch-deutsche Sprachgeschichte. 5. Aufl. Stuttgart u.a.
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Thomason, Sarah Grey (2003): Contact as a Source of Language Change. In: Brian D. Joseph & Richard D. Janda (Hg.): The Handbook of Historical Linguistics. Malden. 687–712.
[22.8.07, Update]
Tomasello, Michael (2005): Commentary on D. Everett — The Grammar of the Piraha. In: Current Anthropology, 46,4. 640 — 641.
[9.10.07]
Tschenkéli, Kita (1958): Einführung in die georgische Sprache. Band I: Theoretischer Teil. Zürich.
[20.2.10]
Veith, Werner (1987): Kleiner deutscher Sprachatlas. Bd. 1.2: Konsonantismus. Frikative, Sonanten und Zusatzkonsonanten. Tübingen.
[4.3.09]
Viereck, Wolfgang, Karin Viereck & Heinrich Ramisch (2002): dtv-Atlas Englische Sprache. München.
[12.8.07, 2.6.09]
Weinrich, Harald, Maria Thurmair, Eva Breindl & Eva-Maria Willkop (2003): Textgrammatik der deutschen Sprache. 2. Aufl. Hildesheim u.a.
[13.5.09]
Windschuttle, Kevin (2004): A Disgraceful Career. In: The New Criterion 23,1.
[10.2.08]
Presseschau
Am 1. August ist nicht nur das Rauchverbot in Niedersachsen, Baden-Würtemberg und Mecklenburg-Vorpommern in Kraft getreten, sondern auch die vorläufig endgültig reformierte deutsche Rechtschreibung (zumindest in Deutschland — in der Schweiz und in Österreich gelten noch Übergangsfristen). Weiterlesen