Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Wir haben es ja vor ein paar Wochen hier ange­sprochen — Ein­sprachigkeit und Nervösität sind keine gute Mis­chung, vor allem in amerikanis­chen Flugzeu­gen. Das mussten auch die Mitar­beit­er ein­er irakischen Sicher­heits­fir­ma erfahren:

Angst vor Ter­ror­is­ten führt in den USA zu absur­den Sit­u­a­tio­nen: Erst mit etwa 24-stündi­ger Ver­spä­tung kon­nte Flug 590 der Amer­i­can Air­lines gestern von San Diego in Rich­tung Chica­go abheben. Der Grund: Nach­dem eine Gruppe von sechs irakischen Män­nern sich auf Ara­bisch unter­hal­ten hat­te, schlu­gen Mitreisende vor dem Abflug Alarm.

Die Män­ner waren wenig begeis­tert: Weit­er­lesen

Managerweisheiten

Von Anatol Stefanowitsch

Heute will ich mich aus­nahm­sweise auch mal über die über­flüs­sige Ver­wen­dung des Englis­chen aus­lassen, denn alles kann man nun auch nicht durchge­hen lassen. Vor allem nicht Man­agern, die ihre Weisheit­en mit uns teilen wollen. In einem Gastkom­men­tar auf der Web­seite medianet.at schreibt Wil­fried Han­re­ich, Mar­ket­ingdi­rek­tor Raif­feisen­lan­des­bank, fol­gen­des: Weit­er­lesen

Another one writes about dust

Von Anatol Stefanowitsch

Ich bin kein Riesen­fan von Queen (der Band), aber Bri­an May ist ein Gitar­ren­gott, daran führt kein Weg vor­bei. Außer­dem ist er seit vorgestern pro­moviert­er Astro­physik­er und das finde ich so cool, dass ich es hier loswer­den wollte. Der Titel sein­er Dis­ser­ta­tion ist Radi­al Veloc­i­ties in the Zodi­a­cal Dust Cloud; er hat die Arbeit daran 1974 begonnen und dann eine län­gere berufs­be­d­ingte Pause ein­gelegt. Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

In der Press­eschau von ver­gan­gener Woche haben wir berichtet, dass der schweiz­er Kan­ton Bern Lehrern und Schülern ab diesem Schul­jahr vorschreibt, im Unter­richt statt ihres mut­ter­sprach­lichen Bern­deutschen nur noch Hochdeutsch zu sprechen. Wir haben den Bern­er Lehrer Klaus Bart­lome zitiert, der diese Entschei­dung mit der merk­würdi­gen Begrün­dung begrüßt, die Bern­er zeigten damit, dass sie „zum europäis­chen Kul­tur­raum gehören“. Als ob das Hochdeutsche europäis­ch­er wäre, als das Berndeutsche.

Der Lan­desmusikrat Nor­drhein-West­falen hat am let­zten Woch­enende eine sehr viel weniger prov­inzielle Ein­stel­lung zum The­ma Dialek­te demon­stri­ert: Weit­er­lesen

Mischievous Michif

Von Kristin Kopf

Ich lese span­nende Büch­er und muss drin­gend erzählen, was drin ste­ht!
Aber erst die Quelle:

Peter Bakker (1997): A Lan­guage of Our Own. The Gen­e­sis of Michif, the Mixed Cree-French Lan­guage of the Cana­di­an Métis. New York, Oxford.

Michif ist eine Sprache, die aus zwei Sprachen beste­ht, die sich auf sehr ungewöhn­liche Weise miteinan­der ver­bun­den haben — näm­lich fein säuberlich.

Lexik

Die eine Hälfte (Ver­ben, Demon­stra­ti­va) ist Plains Cree, die andere (Nomen, Adpo­si­tio­nen, Per­son­al­pronomen, Numer­alien) ist Franzö­sisch. Adjek­tive, Adver­bi­en, Quan­tifika­toren und andere Funk­tion­swörter kön­nen aus bei­den Sprachen stammen.

Phonolo­gie

Es gibt zwei ver­schiedene Phonem­sys­teme in Michif — selb­st wenn ein Phonem in bei­den Teilen vorkommt, hat es immer noch ver­schiedene Allo­phone. Nur im frz. Teil hat sich eine Art Vokalhar­monie entwick­elt (die es natür­lich im “richti­gen” Franzö­sisch nicht gibt, aber vielle­icht in dem frz. Dialekt der als Basis für Michif diente, das ist noch nicht erforscht). Die bei­den Sys­teme bee­in­flussen sich also nicht gegen­seit­ig — mit ein­er klitzek­leinen Aus­nahme, näm­lich der Cree-Beto­nung, die den frz. Teil in eini­gen Fällen (drei- oder mehrsil­bige Wörter) beeinflusst.

Syn­tax

Die Wort­stel­lung ist wie im Cree, näm­lich sehr frei. Inner­halb der Nom­i­nalphrase ist sie wie im Französischen.

Die Kon­gruen­zsys­teme der bei­den Sprachen verbinden sich — im frz. Teil maskulin/feminin in der NP, im Cree belebt/unbelebt — die frz. Nomen wer­den also als belebt oder unbelebt klas­si­fiziert und entsprechend kon­gruiert dann das Cree-Verb.

Mor­pholo­gie

Manch­mal kön­nen frz. Wörter Cree-Affixe haben, aber das kommt eher sel­ten vor.

Und wer macht sowas?

Gesprochen wird Michif von den Métis in Kana­da und Nor­dameri­ka, ein Volk, das sich eben­so fein säu­ber­lich ver­bun­den hat: Die Män­ner waren europäis­che Pelzhändler, die Frauen Cree-Indi­aner­in­nen. Heute gibt es weniger als 1000 Sprecherin­nen und Sprech­er, zu Spitzen­zeit­en waren es aber auch nur max­i­mal 3000. Die meis­ten von ihnen sprechen wed­er Franzö­sisch noch Cree.

Das Buch von Bakker hat sich zum Ziel geset­zt, her­auszubekom­men, wie es zu dieser ungewöhn­lichen Mis­chung kam. Bish­er hat er allerd­ings nur Hypothe­sen ver­wor­fen, die eh nicht ern­stzunehmen waren, ich warte noch auf die magis­che Lösung … wenn die kommt, sage ich natür­lich Bescheid, und ich suche auch noch ein paar schöne Beispiel­sätze aus!

Update:

Ich habe natür­lich schon lange her­aus­ge­fun­den, was Bakker denkt, auch wenn ich das Buch lei­der nicht zu Ende lesen kon­nte. Uuu­u­u­und zwar:
Es han­delt sich um ein absichtlich geschaf­fenes Phänomen, um die neue kul­turelle Iden­tität der Métis zu stärken. Das denkt auch Sarah Grey Thoma­son, ich bin mir aber noch nicht so sich­er, ob ich es so plau­si­bel finde. Sollte ich mal wieder in die Nähe des Bakker-Buch­es kom­men, lasse ich mich aber gerne eines Besseren belehren.

Oh, und der ver­sproch­ene Beispiel­satz:
æ be:bi la præses ki:-aja:w‑e:w
ART:Sg. Baby ART:Sg. Prinzessin PRÄT-haben-TRANS.ANIM.3.>3.Sg.
‘Die Prinzessin hat­te ein Kind.’
(Bakker/Papen 1997:336)

Nachträge

Von Anatol Stefanowitsch

Hier nur schnell ein paar nachträgliche Gedan­gen zu drei Beiträ­gen der let­zten Wochen.

Block­buster

Eine inter­es­sante Bedeu­tungss­chat­tierung des Wortes Block­buster, das uns im Beitrag Aktion schein­totes Deutsch beschäftigt hat, dürfte uns Deutschen ent­ge­hen, da sie wed­er mit Spreng­bomben noch mit Kassen­schlagern zu tun hat: Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Der schweiz­er Kan­ton Bern hat ver­fügt, dass Lehrer und Schüler ab diesem Schul­jahr im Unter­richt statt ihres mut­ter­sprach­lichen Bern­deutschen nur noch Schweiz­er Stan­dard­deutsch (die schweiz­er Vari­ante des Hochdeutschen) sprechen dür­fen. Auch über ein Ver­bot des Bern­deutschen auf den Pausen­höfen wird disku­tiert. Der Kan­ton will damit allerd­ings nicht schulis­che Gewalt bekämpfen, son­dern sie erhof­fen sich eine Verbesserung der schriftlichen Kom­pe­tenz der Bern­er Schüler (die Schweiz­er haben in der Pisas­tudie bei der Lesekom­pe­tenz fast so schlecht abgeschnit­ten, wie die Deutschen). Weit­er­lesen

Fair dinkum

Von Anatol Stefanowitsch

Die Vere­inigten Staat­en von Ameri­ka haben zwar keine geset­zlich ver­ankerte Amtssprache, sind aber trotz­dem eine der am radikalsten ein­sprachi­gen Regio­nen der Welt — wer sich in der Öffentlichkeit bewe­gen will, der muss Englisch sprechen.

Wenn sich diese Ein­sprachigkeit mit der all­ge­meinen Ner­vosität mis­cht, die die Bush-Regierung und die Massen­me­di­en seit dem 11. Sep­tem­ber 2001 gezielt ermuti­gen, kann es schnell zu kri­tis­chen Sit­u­a­tio­nen kom­men. Inzwis­chen ist man mancherorts in den USA so empfind­lich, dass sog­ar Mut­ter­sprach­ler des Englis­chen mit ern­sthaften Kon­se­quen­zen rech­nen müssen — wenn sie kein amerikanis­ches Englisch sprechen. Weit­er­lesen

Anmachsprüche

Von Anatol Stefanowitsch

Im Geiste der all­ge­meinen Urlaubsstimmung…

Die Bluse steht dir echt gut, aber noch besser würde sie sich brennend im Hals einer Wodkaflasche machen, die durch das Fenster unseres Bürohauses fliegt. Lass es uns verdammt noch mal tun und nie zurückblicken.

Die Bluse ste­ht dir echt gut, aber noch bess­er würde sie sich bren­nend im Hals ein­er Wod­kaflasche machen, die durch das Fen­ster unseres Büro­haus­es fliegt. Lass es uns ver­dammt noch mal tun und nie zurückblicken.

[© by xkcd (Bear­beitung © by Ana­tol Ste­fanow­itsch). Sowohl das Orig­i­nal als auch unsere Bear­beitung ste­hen unter der Creative-Commons-BY-NC‑2.5‑Lizenz]