Online-Durchsuchung (Nachtrag)

Von Anatol Stefanowitsch

Ger­ade im ZDF gehört:

Es kann nicht sein, dass der Com­put­er und die darin liegende Fest­plat­te ein Raum sind, wo der deutsche Rechtsstaat sagt, da greifen wir nicht zu (Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin).

Nein, natür­lich nicht, Frau Bun­deskan­z­lerin. Wenn die da schon so ver­lock­end rum­liegen, dann muss man auch zugreifen.

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Sie wussten es vielle­icht nicht, aber der Deutsche Bun­destag hat eine Enquete-Kom­mis­sion „Kul­tur in Deutsch­land“. Die hat sich im Jan­u­ar mit der Arbeit der Ver­w­er­tungs­ge­sellschaften beschäftigt (gebracht hat das, angesichts der ger­ade ver­ab­schiede­ten Nov­el­le des Urhe­ber­rechts ja schein­bar nichts) und im März mit der Stärkung der „Kul­tur- und Kreativwirtschaft“ (was auch immer das ist). Mehr find­et sich nicht auf der Web­seite der Kom­mis­sion.

Aber laut Ham­burg­er Abend­blatt will die Kom­mis­sion jet­zt die deutsche Sprache ret­ten — natür­lich auf höch­stem Niveau: Weit­er­lesen

Schreibtische und schmutzige Bomben

Von Anatol Stefanowitsch

Ein­er der vie­len Vorteile ein­er plu­ral­is­tis­chen, demokratis­chen Gesellschaft wie unser­er ist es, dass ein öffentlich­er Min­i­malkon­sens über poli­tis­che Entschei­dun­gen auch dann hergestellt wer­den muss, wenn ger­ade keine Wahlen anste­hen. Poli­tis­che Entschei­dungsträger wis­sen, dass bei der näch­sten Gele­gen­heit abgewählt wer­den, wenn sie gegen die öffentliche Mei­n­ung han­deln ohne sich aus­re­ichend zu erklären.

Wer an den Schalt­stellen der Macht sitzt muss also ver­suchen, die Öffentlichkeit auf seine Seite zu brin­gen. In ein­er besseren Welt als der unseren würde das duch aus­führliche ratio­nale Debat­ten geschehen, bei denen das Für und Wider ein­er Entschei­dung unter Ein­beziehung ein­er wohlin­formierten und inter­essierten Öffentlichkeit sorgsam abge­wogen und aus­disku­tiert wird (Kapi­tel 4 in Post­mans Amus­ing Our­selves to Death ist da nach wie vor eine lohnende Lek­türe). In der Welt, in der wir nun ein­mal tat­säch­lich leben, zählen stattdessen kurze, grif­fige Aus­sagen, in denen für Argu­mente nicht viel Platz ist. Weit­er­lesen

Unwissenheit ist Stärke

Von Anatol Stefanowitsch

Fran­co Frat­ti­ni ist der Vizepräsi­dent der Europäis­chen Union. „Ich bin ver­ant­wortlich für Frei­heit, Sicher­heit und Recht“, teilt er den Besuch­ern sein­er Web­seite mit. Allerd­ings scheint er es mit seinem jüng­sten Vorschlag wed­er mit der Frei­heit noch mit dem Recht beson­ders ernst zu meinen — und mit der Sicher­heit eigentlich auch nicht. Weit­er­lesen

Jugend ohne Syntax?

Von Anatol Stefanowitsch

Die „Jugend­sprache“ muss in den Medi­en oft her­hal­ten, wenn son­st nicht viel los ist. Am Woch­enende hat das St. Galler Tag­blatt sich mit dem The­ma beschäftigt. Der Artikel ist eigentlich nett gemeint und erken­nt dur­chaus das kreative Poten­zial und die kom­mu­nika­tiv­en Bedürfnisse an, die in beson­deren Sprach­for­men steck­en kön­nten. Trotz­dem ist er voll von Unge­nauigkeit­en und falschen Behaup­tun­gen, zum Beispiel der hier:

Syn­tax spielt im Sprachge­brauch der Jugendlichen keine Rolle, Anglizis­men wer­den gar nicht mehr als solche wahrgenom­men, die Ori­en­tierung an der Mündlichkeit („Par­lan­do“) hat enorm zugenommen.

Wir wollen uns hier mit der ersten Behaup­tung befassen — dass „Jugend­sprache“ keine Syn­tax habe. Falls das näm­lich so sein sollte, liefert der Artikel dafür keine Evi­denz. Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Eine inter­es­sante Geschichte find­et sich diese Woche in der Online-Aus­gabe des Reut­linger Gen­er­al-Anzeigers. Im Prozess gegen den Spedi­teur Thomas Betz kön­nte das Geständ­nis eines wichti­gen Zeu­gen der Anklage möglicher­weise für ungültig erk­lärt wer­den, weil ein lin­guis­tis­ch­er Sachver­ständi­ger Zweifel an dessen Echtheit geäußert hat: Weit­er­lesen

Ach, und: Ha!

Von Anatol Stefanowitsch

Die „Aktion Lebendi­ges Deutsch“ hat im let­zten Monat einen deutschen Ersatz für das Wort Block­buster gesucht.

Vor einem Monat haben wir hier geschrieben:

Wenn man das Wort den­noch ver­mei­den möchte, emp­fiehlt sich ein Blick ins Wörter­buch: dort find­en wir die schö­nen deutschen Begriffe Kassen­schlager, Knüller und Straßen­feger — die klin­gen zwar alle leicht anges­taubt nach den fün­fziger Jahren, aber das ist ja eine Zeit, in die die Her­ren wohl ohne­hin gerne zurück­kehren würden.

Und heute veröf­fentlicht die „Aktion Lebendi­ges Deutsch“ das Ergeb­nis des Wettbewerbs:

1. Ein „Block­buster“ ist ein „Straßen­feger“. Unter den 655 Vorschlä­gen für das Such­wort des Monats August wurde dieser am häu­fig­sten genan­nt. Gut gefie­len der Jury auch „Kassen­schlager“ und „Knüller“.

Warum passiert mir das nie beim Lotto?

Unbelehrbar

Von Anatol Stefanowitsch

Über Hart­mut Mehdorns Fähigkeit­en als Großkapitän der Deutschen Bahn kann man sich sich­er stre­it­en. Allein für die Entschei­dung, den Bahn­hof Zoo vom ICE-Netz abzuhän­gen, ver­di­ent er den vorzeit­i­gen Ruh­e­s­tand (vom Ver­such, der Bahn ein fluglin­ien­ar­tiges Preis- und Buchungssys­tem aufzustülpen, ganz zu schweigen). Auch die Ver­schlossene Auster, die er im let­zten Jahr für Män­gel in der Infor­ma­tion­spoli­tik der Bahn ver­liehen bekom­men hat, war sich­er verdient.

Aber Sprach­pan­sch­er der Jahres? Weit­er­lesen